
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Heute geht es um das Johannesevangelium. Dort finden wir Berichte über sieben Wunder, die Jesus vollbracht hat. Diese sieben Wunder zeigen uns, wer Jesus ist. Manchmal stellen sie auch das Bild, das ich von Gott in meinem Kopf habe, auf den Kopf.
Wenn wir über die Wunder im Johannesevangelium nachdenken, fordern sie uns außerdem dazu auf, Gott so zu glauben, wie die Menschen die Gotteswunder damals erlebt haben.
In diesem Podcast betrachten wir die Wunder aus der Vogelperspektive. Gleichzeitig ist es uns wichtig, herauszufinden, wie wir die grundlegenden Aussagen, um die es dabei geht, auch in unseren persönlichen Gesprächen mit Nichtchristen über den Glauben verwenden können.
Die Evangelien berichten über viele Wunder, die Jesus getan hat. Im Johannesevangelium werden jedoch nur sieben Wunder erwähnt. Jörg, warum beschränkt sich Johannes auf diese sieben Wunder? Es gab doch viel mehr!
Johannes hat eine bewusste Auswahl getroffen und das auch deutlich gemacht. In Johannes 20,30-31 heißt es: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, das Leben habt in seinem Namen.“
Er sagt also ganz klar, dass es noch viele andere Wunder gab. Diese sind auch in den anderen Evangelien berichtet, und darüber hinaus gab es, glaube ich, noch einige mehr. Johannes trifft hier eine Auswahl, und diese Auswahl verfolgt bestimmte Ziele.
Erstens: Damit wir glauben, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes – also Gott der Sohn – und ihn als Gott erkennen.
Zweitens: Die Wunder sollen uns etwas über den Glauben sagen.
Drittens: Damit wir durch den Glauben Leben haben.
Das sind seine drei Ziele: Jesus als Gott erkennen, die Wunder als Zeichen des Glaubens verstehen und daraus die Bedeutung für unser Leben ableiten.
Ich möchte jetzt gerne einen Überblick geben. Natürlich können wir bei den Wundern nicht ins Detail gehen, sondern nur eine Vogelperspektive einnehmen. Das heißt, wir verstehen, dass Johannes auswählt, weil er diese Schwerpunkte hat, die du erwähnt hast. Aber wir gehen jetzt nicht in die Tiefe und legen die einzelnen Texte im Detail aus.
Das ist wie bei einer Wanderung: Manchmal geht man auf eine Anhöhe und schaut sich die Gegend an. Von dort sieht man viele Gipfel. Das hat seinen Vorteil. Es ist schön, wenn man im Tal ist und jedes Detail sieht, aber von oben sieht man manche Zusammenhänge oft klarer.
Deshalb beschränken wir uns bei jedem Wunder auf diese drei Ziele, die Johannes genannt hat. Wir nennen sie kurz und geben dann eine Gesamtschau.
Ich fand diese Gesamtschau, als ich sie vor einigen Jahren zum ersten Mal gehört habe, recht interessant. Der Vorteil ist, dass man, wenn man nicht auf alle Details eingeht, den Überblick behält und in den verschiedenen Wundern eher das Verbindende sieht.
Das war und ist der Zweck heute.
Ja, okay. Also du hast jetzt auch häufiger von Wundern gesprochen. Wenn ich in das Johannes-Evangelium hineinschaue, dann redet Johannes selbst ja von Zeichen. Ist das jetzt zufällig, oder warum nennt Johannes die Wunder Zeichen und nicht einfach Wunder, wie es die anderen auch machen?
Ja, weil es für ihn drei Ausdrücke gibt, um es zu sagen, für Wunder im Neuen Testament. Einmal Wunder, das zeigt das Übernatürliche. Also etwas ist passiert, was normalerweise nicht zu den Naturgesetzen passt und nicht dem normalen Ablauf der Welt entspricht. Das ist ein Wunder. Das ist dieselbe Definition damals wie wir heute haben; sie unterscheidet sich da nicht.
Dann gibt es einen zweiten Begriff: Machttaten oder Kräfte. Das lesen wir manchmal in den anderen Evangelien. Das zeigt natürlich die Kraft oder das Göttliche hinter den Wundern.
Der dritte Begriff, den Johannes, glaube ich, fast ausschließlich benutzt, ist Zeichen. Wie ein Verkehrsschild weist es auf etwas anderes hin. Er hat ja auch gesagt, diese Wunder weisen darauf hin, dass Jesus Gott ist, und deswegen nennt er sie eben immer Zeichen.
Ich habe halt Wunder gesagt, weil das so das Übliche ist, was man dazu immer sagt.
Übrigens müssen wir vielleicht ein Vorurteil zum Wunderbegriff ausräumen, bevor wir zu diesem Überblick kommen: Die Leute damals waren nicht oberflächlicher oder wundergläubiger als wir. Sie waren genauso skeptisch wie wir.
Das wird ihnen ja gern unterstellt: „Ach, die Leichtgläubigen glauben ja alles.“ Nein. Zum Beispiel Zacharias, als der Engel ihm im Tempel erschien und sagte, er werde einen Sohn bekommen, hat er gesagt: „Das wird nicht sein. Ich bin viel zu alt, und meine Frau ist über das Klimakterium hinaus. Das geht nicht.“ Zur Strafe wurde ihm dann die Sprache weggenommen. Er war also skeptisch.
Genauso bei dem Blindgeborenen, den Jesus geheilt hat – da kommen wir später noch drauf zurück. Die Pharisäer haben ihn erst mal befragt: „Was ist denn wirklich Tatsache?“ Sie haben die Eltern befragt und andere. Also sie wussten schon, dass das außergewöhnlich ist, und sie waren nicht so leichtgläubig.
Nicht nach dem Motto: Früher hat man ja Mythen und Legenden gehabt und hat alles Mögliche geglaubt, man konnte ihnen was vom Pferd erzählen. Sie waren genauso skeptisch wie heute. Das ist ein Vorurteil, das wir über die Menschen damals haben.
Aber die Zeichen, die wir jetzt sehen, oder die Wunder, sie sind wirklich geschehen. Wenn wir von der Anhöhe hinunterschauen, was sehen wir dann?
Schauen wir ins Johannes-Evangelium. Gehen wir zum ersten Wunder, das auch nummeriert wurde. Die ersten beiden Wunder wurden als erstes und zweites Wunder bezeichnet.
Das ist also das erste Wunder, das überhaupt getan wurde, und ich finde das sehr interessant. Jesus kommt mit seinen Jüngern zu einer Hochzeit – eine Feier mit gutem Essen und gutem Wein. Doch der Wein geht aus, was natürlich ein Problem für die Gastgeber ist.
Jesus hilft ihnen, indem er Wasser in Wein verwandelt. Das ist zwar übernatürlich, aber nicht unnatürlich. Denn jede Weinrebe verwandelt Wasser in Wein, nur eben nicht in diesem Tempo. Es ist also übernatürlich, aber nicht unnatürlich.
Was sehen wir hier? Wir lernen etwas über Jesus: Er hat Macht über die Natur. Welches Bedürfnis erfüllt er damit? Das finde ich ganz interessant. Oft denken wir – oder es wird über das Christentum gesagt –, dass Gott uns die Freude nimmt. Doch das allererste Wunder, das Jesus vollbringt, schenkt uns Freude: die Freude des Festes.
Im Leben ist es oft so, dass früher oder später der Wein ausgeht. Wenn ich das bildlich meine, will Jesus uns diese tiefe Freude geben, auch wenn der Wein ausgeht.
Ein dritter wichtiger Punkt ist der Glaube, der Johannes besonders am Herzen lag. Was lesen wir hier? „Die Jünger sahen es und sie glaubten.“ Sehen ist Glauben.
Das ist das erste Wunder, und es beinhaltet drei Punkte: Wer ist Jesus? Er hat Macht über die Natur. Was sagt uns das über unser Leben? Gott gibt uns Freude, auch wenn der Wein ausgeht. Und: Sehen ist Glauben.
Das war der Überblick. Das erste Wunder eben.
Du findest es spannend, dass Wasser zu Wein gemacht wird – man hätte sich ja auch etwas anderes ausdenken können. Aber es ist wichtig, das zu sehen. Du sagst, die Wunder werden nummeriert, und es gibt ein zweites Wunder. Was ist das zweite Wunder?
Wunder Nummer zwei war die Heilung des Sohnes eines Beamten, der todkrank war. Der Beamte kam zu Jesus in einen anderen Ort. Interessant ist hier, dass Jesus ihn über die Entfernung heilte. Wenn man an Gott glaubt, ist das nichts Besonderes, denn wenn er Gott ist und heilen kann, dann kann er auch über Entfernung heilen.
Wer jedoch kritisch ist, sieht einen deutlichen Unterschied. Es ist etwas anderes, ob man zu einer Veranstaltung geht, wo eine Massensuggestion stattfindet, jemand einen berührt und man dann heil wird oder etwas fühlt, oder ob über Kilometer hinweg ein Kind geheilt wird, das schon kein Bewusstsein mehr hat. Das ist eine andere Qualität.
Johannes zeigt uns hier, dass Jesus durch die Entfernung nicht begrenzt ist. Nichts kann ihn begrenzen. Wir sehen, wie er eine Familie wiederherstellt, denn sonst wäre der Sohn gestorben. Die Wiederherstellung der Familie ist ihm wichtig.
Was wir hier über den Glauben lernen, ist ebenfalls interessant: Es ist besser, ohne Sehen zu glauben. Der Beamte glaubte aufgrund von Jesu Wort, er hatte nichts gesehen.
Wie man das für die Evangelisation verwenden kann, zeigt sich bei den Bedürfnissen der Menschen. Zum Beispiel redet man mit jemandem, dem es in der Familie schlecht geht. Was würde man nicht alles für sein krankes Kind tun? Dann kann man erzählen, dass in der Bibel jemand für sein krankes Kind extra viele Kilometer gelaufen ist, um Jesus zu begegnen, und das reichte für die Heilung.
Oder man spricht mit jemandem, dem die Zufriedenheit im Leben fehlt. Man kann sagen, dass Gott keiner ist, der uns die Zufriedenheit nehmen will. Das erste Wunder, das er tat, war, einem Hochzeitspaar aus der Patsche zu helfen und ihnen Freude auf dem Fest durch den Wein zu schenken.
Man fragt sich vielleicht, ob Wein oder Alkohol als Christ überhaupt erlaubt sind. Solche Anknüpfungspunkte bieten die Wunder, denn sie sagen immer etwas über Gott, über uns als Menschen und über den Glauben aus. So kann man auch evangelistisch darüber sprechen.
Ich habe das einmal als evangelistisches Konzept kennengelernt: Diese Dinge sind wirklich passiert. Das ist wichtig. Und man fragt sich: Was lerne ich aus diesem Wunder?
Ich fand es sehr gut, dass du zuerst das Ziel des Johannisevangeliums vorgelesen hast, um deutlich zu machen, dass Johannes bewusst eine Verkündigungsbotschaft eingebaut hat. Es geht also nicht nur darum, ein Wunder wahrzunehmen. Wenn man das Johannisevangelium liest, sieht man, dass es oft mit geistlichen Wahrheiten verknüpft ist.
Dieses Wunder bringt uns im Grunde genommen geistliche Wahrheiten noch einmal richtig vor Augen.
Jetzt haben wir die ersten zwei Wunder betrachtet. Das dritte Wunder, das wir bisher zeigen, ist die Heilung des Lahmen am Teich Bethesda, beschrieben in Johannes 5.
Der Mann war bereits 38 Jahre lang lahm. Er konnte sich nicht bewegen, war möglicherweise querschnittsgelähmt oder hatte eine andere schwere Beeinträchtigung. Auf jeden Fall konnte er seine Beine nicht bewegen.
Hier sehen wir, dass Jesu Macht nicht durch die Zeit begrenzt ist. Er kann auch dann noch Hoffnung geben, wenn man hoffnungslos ist. Nach 38 Jahren hatte der Mann seine Hoffnung aufgegeben. Jesus fragt ihn sogar: „Willst du gesund werden?“ Das war für ihn nicht mehr selbstverständlich. Er musste sich erst vergewissern, ob er innerlich wirklich noch daran glaubte. Obwohl er an diesem Teich lag, um geheilt zu werden, war er innerlich wohl schon sehr hoffnungslos.
Gott kommt in unsere Hoffnungslosigkeit hinein. Er ist nicht durch die Zeit begrenzt und kann auch in solchen Situationen heilen. Das ist wieder eine Heilung, die zeigt, wie Jesus wirkt.
Interessant ist auch, dass die Juden Gott trotzdem ablehnen, weil er anders ist, als sie es sich vorstellen. Man kann etwas sehen und trotzdem nicht glauben, weil bestimmte Vorstellungen dagegenstehen. Das lernen wir hier wieder über den Glauben.
Vor allem ist es ein Wunder für die Hoffnungslosen. Es zeigt, dass es wirklich Hoffnung gibt, auch wenn man 38 Jahre lang krank ist. Jesus kann in jede Situation eingreifen. Für ihn ist das keine Begrenzung.
Und als Nächstes wird dies auch mit den geistlichen Dimensionen verknüpft, die du eben genannt hast. Es geht um Johannes 6, die Speisung der Fünftausend. Jesus hat gepredigt, und das sehr lange. Sie befanden sich in einer sehr abgelegenen Gegend, wo kaum jemand lebte. Der Ort war gut geeignet für die vielen Leute, doch sie brauchten etwas zu essen.
Jesus fragte die Jünger oder sagte ihnen, sie sollten den Menschen zu essen geben. Einer der Jünger kam auf die Idee, nachzusehen, welche Ressourcen sie hatten. Es waren fünf Brote und zwei Fische, die etwas größer waren – also fünf Fischbrötchen.
Jesus nahm dieses Brot, dankte, brach es und vermehrte es – eine übernatürliche Vermehrung. Am Ende hatten alle Menschen genug zu essen. Sogar zwölf Körbe mit Resten blieben übrig. Das bedeutet, Jesus machte mehr, als überhaupt benötigt wurde. Er ist nicht begrenzt durch unsere Ressourcen. Egal wie wenig wir haben, Gott kann daraus etwas machen, denn er ist Gott.
Welches Bedürfnis steckt dahinter, an dem man im Gespräch anknüpfen könnte? Es geht um eine echte und andauernde Befriedigung. Denn es geht nicht nur ums Brot, wie wir später sehen werden, sondern auch um tiefere Zufriedenheit.
Interessant ist, dass die Menschen Jesus zum König machen wollten. Es steht eindeutig da, dass sie das taten, um mehr Brot zu bekommen. Man kann also auch aus selbstsüchtigen Gründen glauben, und das ist kein echter Glaube. Das lernen wir hier auch über den Glauben.
Wunder sind eine zweischneidige Sache. Es ist beeindruckend, was Gott alles tun kann. Aber wenn man Gott nur für sich selbst benutzen will, ist Gott nicht verfügbar. Das ist die Botschaft, die Johannes vermitteln möchte. Bei den Zeichen, die er beschreibt, geht es immer um eine Botschaft im Blick auf den Glauben. Deshalb nennt Johannes sie Zeichen und nicht Wunder.
Gerade die Speisung der Fünftausend ist in allen Evangelien vertreten. Die Evangelisten waren vom Heiligen Geist geleitet, dass jeder dieses Ereignis dokumentierte, weil es so einzigartig war.
Was aber auch einzigartig ist, ist natürlich das nächste Wunder: dass Jesus auf dem Wasser geht. Das schließt ja gleich an Johannes 6 wieder an. Jesus bleibt noch eine Weile zurück, während die Jünger schon vorgerudert sind.
In der Nacht geht Jesus dann auf dem See und will vorbeigehen. Dieses Detail irritiert mich immer wieder etwas. Er will vorbeigehen, und es herrscht ein Sturm. Dabei geht es natürlich um Sicherheit und Schutz. Die Jünger haben Angst, im Sturm unterzugehen.
Jesus aber hat die Macht über die Elemente. Er gebietet dem Sturm, und es wird sofort still. Egal, welche Stürme es in unserem Leben gibt – wenn ich das jetzt mal auf unser Leben übertrage – Gott kann sie still machen. Er ist über den Elementen und über allem.
Wir sehen hier auch den Glauben. Die Jünger waren ja schon gläubig und sind ihm nachgefolgt, zumindest in gewissem Sinn. Das befreit einen aber nicht von Problemen. Das ist auch eine wichtige Lektion. Es geht nicht darum, dass man alles bekommt oder Brot ohne Ende hat. Gleich danach kamen die Probleme.
Davon sind wir nicht befreit, aber wir haben Sicherheit und Schutz. Jesus ist in den Stürmen unseres Lebens anwesend.
Und da folgt gleich die Botschaft danach, als er in der Synagoge in Kapernaum war. Er ist nicht nur das Brot der Vermehrung vorher, also das Physische, das man essen kann. Er ist das Brot des Lebens. Damit meint er, dass unsere geistigen Bedürfnisse, unsere Schuld und unsere seelischen Bedürfnisse befriedigt werden.
Genau damit vergleicht Jesus sich direkt nach dem Wunder. Das ist ein Zeichen auf ihn als die Quelle des Lebens, kann man sagen.
Wenn ich die Verkündigungsabsicht der Wunder noch einmal kurz zusammenfasse, dann zeigt sich zunächst, dass Jesus den Bedürfnissen nach Freude, Hoffnung, Zufriedenheit, Sicherheit und Schutz begegnet.
Dann wird deutlich, dass er Macht über die Natur besitzt. Ebenso hat er Macht über die Entfernung und über die Zeit – ganz gleich, wie gering unsere Ressourcen auch sein mögen. Oder um es mit einem Gleichnis zu sagen: Es spielt keine Rolle, wie stark der Gegenwind ist.
Aus dieser Vogelperspektive wird das besonders sichtbar. Das ist der Vorteil, wenn man diese Perspektive einnimmt. Wenn man die Wunder einfach nur durchgeht, übersieht man das leicht. Aber wenn man sie zusammenfasst, erkennt man, dass sich ein klares Bild entwickelt.
Man sieht praktisch in allen Bereichen, dass Jesus Gott ist. Er kann in all diesen Bereichen in unser Leben hineinsprechen und auch über den Glauben.
Wir haben gesehen: Bei den Jüngern gilt „Sehen ist Glauben“. Bei den Beamten ist es besser, ohne Sehen zu glauben. Bei den Pharisäern hingegen, die Jesus begegnen, ist es möglich, zu sehen und dennoch nicht zu glauben. Man kann auch aus eigennützigen Gründen glauben – das ist dann kein richtiger Glaube.
Außerdem befreit Glaube einen nicht von Problemen.
Diese Auswahl der Wunder wurde ganz bewusst getroffen, denn andere Wunder wurden bereits erzählt. Der Evangelist ist der Letzte, der schreibt, um uns noch mehr über Christus zu zeigen und über das Geheimnis des Glaubens. Genau diese Wunder werden noch einmal über die Zeichen betont, um zu sagen: Das will ich euch über den Glauben sagen, das will ich euch über Jesus sagen.
Dann kommen wir jetzt zu dem Wunder, über das viel diskutiert wird. Das wundert mich immer wieder. Die Pharisäer diskutieren darüber, holen noch jemanden hinzu, dann noch jemanden – vielleicht kannst du uns auch etwas dazu sagen?
In Johannes 9 geht es um die Heilung des Blindgeborenen. Er war schon vorgeburtlich blind, und Jesus hat ihn geheilt. Das ist übrigens ein Zeichen des Messias. Einen Blindgeborenen zu heilen, konnte sonst niemand. Bei anderen Heilungen gab es zwar auch Blinde, die ihr Augenlicht wiedererlangten, aber ein Blindgeborener zu heilen, galt im Judentum als eines der Zeichen, dass nur der Messias dazu in der Lage ist. Deshalb versuchen die Pharisäer, das wegzuerklären.
Genauso war es auch bei der Heilung von Aussatz – das war ebenfalls ein Zeichen. Bei der Auferweckung der Toten bin ich mir nicht ganz sicher; da müsste ich in der jüdischen Literatur nachlesen, wie das damals gesehen wurde.
Jesus hat den Blinden geheilt – er ist praktisch das Licht der Welt. Doch bei ihm war die Frage schwierig, warum er diese Behinderung hatte. Das war auch eine geistliche Sache, die dahinterstand. Dieses „Warum passiert mir das?“ – die großen Fragen des Lebens – begegnet Jesus hier und gibt dem Blinden geistliches Verständnis.
So könnte man im Gespräch mit jemandem, der sagt: „Ich weiß nicht, warum mein Leben so ist“, darauf eingehen. Man könnte sagen: „Da kenne ich jemanden, der hatte auch seine Fragen und es war ziemlich schwierig für ihn. Er war blind und ich kann dir erklären, wie sehr die Blindheit sein Leben beeinträchtigt hat. Aber Gott ist da hineingekommen.“ So lässt sich das evangelistisch nutzen.
Jesus hat die Macht über jede menschliche Begrenzung. Weil er selbst das Licht der Welt ist, kann er natürlich auch Blinde heilen. Das ist das, was wir über Gott lernen und was der Glaube uns hier zeigt – eine ganze Batterie von Erkenntnissen.
Die Pharisäer haben das nicht gesehen, weil sie selbst blind sind, hat Jesus ihnen gesagt. Die Eltern des Blindgeborenen wollten ihre Stellung nicht verlieren und haben deshalb auch nicht geglaubt.
Glauben kostet etwas, wie wir hier sehen. Er ist oft nicht umsonst zu haben. Der Blinde aber betet Jesus an – wer glaubt, betet an. Das lernen wir über den Glauben.
So haben wir drei Gruppen, und jede der drei Gruppen zeigt uns etwas darüber, was Glauben bedeutet.
Eines der beeindruckendsten Zeichen im Johannesevangelium ist die Auferweckung des Lazarus, bei der jemand wirklich von den Toten zurückkehrt (Johannes 11). Jesus zeigt hier seine Macht über den Tod. Denn was nützen alle Wunder, wenn er uns nicht ewiges Leben geben kann? Dann wäre irgendwann alles zu Ende, und alles wäre nur vorübergehend.
Da Jesus selbst Gott ist, ist das Leben in ihm. Das wirft die Frage auf, warum er überhaupt am Kreuz sterben kann. Das ist eigentlich das eigentliche Wunder. Weil er Gott ist, hat er die Macht und die Autorität über den Tod. Das ist unser tiefstes Bedürfnis als Menschen: Was geschieht nach diesem Leben? Was erwartet uns in der Ewigkeit?
Interessant ist, dass sich die Menschen durch diese Zeichen wirklich spalten. Viele glaubten an Jesus, andere aber lehnten ihn ab und meldeten ihn sogar den Behörden, die ihn dann töten wollten. Wir sehen also, dass es auch eine Entscheidung ist, wie man zu Jesus steht. Glaube ist eine bewusste Entscheidung, was wir an diesen Zeichen erkennen können.
Außerdem gibt es im Johannesevangelium noch den wunderbaren Fischzug. Manche sehen ihn als Wunder, andere sagen, Jesus habe das nur vorhergesehen, und die Fische seien ohnehin schon da gewesen. Das wäre dann eher Allwissenheit als ein Wunder. Hier kann man etwas hin und her überlegen.
Insgesamt beschränkt sich Johannes auf einige wenige Wunder. Zwei davon betreffen Essen und Trinken: Jesus verwandelte Wasser zu Wein bei einer Hochzeit und vermehrte Brot. Diese Zeichen zeigen, wie sehr Gott uns auch Feste ermöglichen will und uns Freude im täglichen Leben schenken möchte.
Dann gibt es drei Heilungen, und schließlich die Auferweckung des Lazarus als krönenden Abschluss. Dieses sichtbare Zeichen zeigt: Hier ist Gott, der über das Leben herrscht und uns ewiges Leben geben kann.
Alle diese Wunder sollen auf Jesus hinweisen – nicht nur als Zeichen seiner übernatürlichen Fähigkeiten, sondern um zum Glauben zu führen. Das zeigt sich auch darin, wie Menschen auf ihn reagieren. Der Blinde betete ihn an, und viele andere fanden durch die Wunder ihren Glauben zu Jesus. Sie erkannten, dass er kein gewöhnlicher Mensch sein kann, sondern mehr ist.
Und abschließend noch einmal die Verse vom Anfang aus Johannes 20: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“
Vielen Dank, Jörg. Ich glaube, die Zeichen im Johannesevangelium haben uns die Botschaft dahinter wirklich wieder nähergebracht. Und genau das ist ja das Entscheidende.
Ja, das war wieder der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr könnt die sieben Zeichen des Herrn Jesus jetzt besser einordnen. Außerdem wünschen wir euch, dass ihr die Grundaussagen auch in Gesprächen mit Menschen verwenden könnt, die noch nicht mit Jesus unterwegs sind.
Wenn ihr weitere Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, dann schreibt uns bitte unter podcast@efa-stuttgart.de.
Wir wünschen euch Gottes Segen und hoffen, dass ihr in dem einen oder anderen Gespräch die Wunder oder Zeichen als Einstieg zur Erklärung des Evangeliums nutzen könnt.