Leben in einer besonderen Zeit
Ich finde, wir leben heute in einer spannenden und auch durchaus schönen Zeit. Natürlich kann man das nicht direkt vergleichen – weder ihr noch ich – mit den Menschen vor zweihundert, dreihundert oder fünfhundert Jahren oder noch weiter zurück. Aber bei einigen Dingen kann man sich das zumindest vorstellen.
Kaum eine Zeit in der Weltgeschichte hat es so leicht gemacht, zu reisen wie heute. Vorausgesetzt, man hat das nötige Geld. Gleichzeitig gibt es heute mehr Menschen mit Geld als jemals zuvor – zumindest in unseren westlichen Ländern, in denen wir leben. Deshalb werden wahrscheinlich einige von euch Auslandserfahrung haben, sei es durch Urlaube oder durch das Helfen und Mitarbeiten irgendwo im Ausland.
Zu keiner anderen Zeit war es so einfach, sich Wissen zugänglich zu machen, wenn man das wirklich will. Gerade findet in Deutschland eine Messe für eLearning statt. Dort wurde heute jemand interviewt, der berichtete, dass eine amerikanische Universität für alle ihre Studenten iPhones gekauft hat. Das wäre doch ein Grund, dorthin zu gehen. Natürlich nicht der einzige, denn die Studiengebühren sind dort auch ziemlich hoch.
Warum haben sie das gemacht? Damit ein Student jederzeit und an jedem Ort auf dem Campus sich einloggen kann – in die Bibliothek zum Lernen, um mit dem Professor zu sprechen und sozusagen überall lernen kann. Egal, ob du auf der Toilette sitzt, draußen im Garten oder im Unterricht bist, du kannst immer lernen.
Natürlich stellt sich die Frage, ob alle das iPhone nur zum Lernen nutzen. Das ist eine andere Frage. Aber theoretisch ist es heute leicht, Wissen zugänglich zu bekommen.
Es ist heute auch einfach, Kontakt mit Menschen zu haben, die weit entfernt sind. Sprecht mal mit euren Eltern: Als sie jung waren, musste man Briefe schreiben. Je nachdem, wohin der Brief ging, konnte das ein paar Tage bis Wochen dauern. Wenn ein Missionar zum Beispiel in Australien war, dauerte es Wochen, bis der Brief ankam und eine Antwort zurückkam.
Heute tippst du eine SMS ein, egal wo du gerade bist, und im nächsten Moment hat der andere die Nachricht und kann antworten. Das ist eigentlich toll.
Chancen und Herausforderungen des Glaubens im digitalen Zeitalter
Es gibt tolle Möglichkeiten, auch was den christlichen Glauben angeht. Du kannst dir Tag ein, Tag aus so viele Predigten anhören, wie du willst. Du hast einen MP3-Player bei dir, und na ja, ich hoffe, ihr tut es auch ab und zu neben der Musik mal irgendwo, um gute Predigten zu hören und so im Alltag von Gott geprägt zu werden.
Natürlich muss man immer ein bisschen darauf achten, was man sich anhört. Weil es so viele Informationen gibt, gibt es natürlich auch viel Schund, viel Quatsch und viele Sekten, die auch ihre Predigten ins Internet stellen. Da muss man natürlich immer ein bisschen vorsichtig sein. Aber generell gibt es viele ziemlich gute Sachen.
Noch nie war die Lebenserwartung von jungen Menschen so groß wie heute. Irgendwo hatte ich vor ein paar Wochen gelesen, dass Frauen, die heute geboren werden – na ja, nehmen wir mal ein paar Tage dazu, dann seid ihr ja noch mit dabei – so eine Aussicht haben, fast neunzig Jahre alt zu werden. Ich weiß nicht, ob ihr euch das wirklich wünscht. Wenn ihr dann jemanden mit 90 Jahren seht, mit Rollator und so etwas, denkt ihr vielleicht: „Oh, eigentlich wollte ich lieber schon vorher weg hier.“ Wobei es ja auch fitte 90-Jährige gibt, und 80 ist ja auch nicht schlecht.
Männer sind statistisch gesehen ein paar Jahre jünger. Entweder führen sie ein risikoreicheres Leben, oder sie sind genetisch darauf ausgelegt, ein paar Jahre früher zu sterben. Eigentlich ist das ungerecht. Das ist ungerecht. Da müsste man mal sagen: Frauen müssen dafür auch drei Jahre länger arbeiten. Wäre das nicht was? Ich merke, ich habe ja schon ein paar, die mir zustimmen. Also da ist wieder ein bisschen Gerechtigkeit drin: Wenn Frauen länger leben, müssen sie auch länger arbeiten.
Generell leben wir durchaus in einer spannenden und schönen Zeit. Es gibt, wie ich gesagt habe, manche Sachen, die allein in der Welt, in der wir leben, herausfordernd sind. Aber auch, was den Glauben betrifft, gibt es einige Dinge, die echt herausfordernd sind und toll, an denen wir uns freuen können.
Die Gefahr eines einseitigen Gottesbildes
Es gibt allerdings manchmal Situationen, in denen man sich wundert: Wie kommt so etwas eigentlich zustande? Solche Situationen betreffen zum Beispiel Veränderungen innerhalb christlicher Selbstdefinitionen, Gemeinden oder Veranstaltungen. Ich weiß nicht, ob euch das bekannt ist.
Mir ist das in den letzten Jahren aufgefallen: Es gibt auffällig viele Veranstaltungen, Bücher, Vorträge und Ähnliches, die man unter dem Titel „Du bist wertvoll“ zusammenfassen könnte. Kennt ihr das nicht auch? Aussagen wie: „Du bist schön, du bist wertvoll, Gott liebt dich.“ Das stimmt ja auch alles.
Allerdings muss man sagen, dass dabei oft ein Gottesbild entsteht, das nicht die ganze Bandbreite der Bibel berücksichtigt. Natürlich gibt es auch Bücher, vielleicht habt ihr solche schon einmal gesehen, zum Beispiel ein Handbuch der biblischen Verheißungen. Und was steht dort für Verheißungen drin? Zum Beispiel: „Du wirst in den Himmel kommen“, „Du bist ein Kind Gottes“, „Jesus liebt dich“ und so weiter. Das Buch ist natürlich voll von solchen Aussagen.
Was ich bisher jedoch vergeblich gesucht habe, ist ein Buch der christlichen Drohungen. Das wäre vielleicht auch interessant für die anderen Seiten. Es müsste ja nicht unbedingt so direkt heißen, aber etwas, das die weniger angenehmen Seiten nicht unter den Tisch fallen lässt.
Denn in der Bibel steht nicht nur „Du bist toll“. Dort steht auch manchmal „Du bist der letzte Dreck“. Das kann man leicht überhören, wenn man nur das aus der Bibel heraussucht, was man gerne hören und lesen möchte. Nach dem Motto: „Ach, wo ist etwas Schönes drin, das ich gerade brauche, um mich seelisch ein bisschen aufzubauen? Mir geht es schlecht, ich brauche ein paar Kuscheleinheiten, und wenn mir kein anderer sie gibt, finde ich sie zumindest in der Bibel.“
Tatsächlich stehen in der Bibel auch ganz viele positive Dinge. Aber das ist eben nur ein Teil der gesamten Angelegenheit.
Die Herausforderung, das Alte und Neue Testament im Einklang zu sehen
Manche Menschen haben heute Schwierigkeiten, das Alte Testament Gottes richtig zu verstehen. Dann diskutiert jemand und sagt: Wie kann das sein, dass im Alten Testament Gott befiehlt, dass alle umgebracht werden? Zum Beispiel bei der Erstgeburt der Ägypter, als sie ausziehen sollen – im zweiten Buch Mose – werden alle getötet. Das kann doch nicht derselbe Gott sein!
Im Neuen Testament haben wir doch den Gott der Liebe. Er will, dass es allen gut geht und sorgt dafür, dass alle genug haben. Deshalb haben manche Leute plötzlich Probleme mit ihrem geistlichen Leben, weil sie das Alte Testament nicht richtig einordnen können. So entsteht der Eindruck, der Gott des Alten Testaments sei ein ganz anderer als der des Neuen Testaments.
Wenn wir aber genauer hinschauen, ist das in Wirklichkeit gar nicht der Fall. Im Alten Testament finden wir auch Aussagen über die Liebe Gottes. Warum hat Gott zum Beispiel Noah gerettet? Warum hat Gott Abraham ein Land verheißen? Warum hat Gott Ninive vor dem Untergang bewahrt? Doch nicht, weil er ein grausamer und brutaler Gott ist, sondern weil er Liebe zu den Menschen hat.
Die Aussage „Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst“ stammt aus welchem Evangelium? Aus welchem Testament? Ich weiß es nicht. Altes oder Neues? Neues. Aha, das hätte ich fast geahnt. Das stimmt natürlich auch, denn bei Jesus kommt das tatsächlich vor. Aber das ist bei Jesus ein Zitat aus dem Alten Testament. Das heißt, wir lesen genau das auch im Alten Testament. Dort steht: „Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst.“
Die Liebe ist auch im Alten Testament der Maßstab dafür, dass Gott liebevoll ist, den Menschen nachgeht und vergibt. Das lesen wir genauso schon im Alten Testament. Und im Neuen Testament ist Gott eben auch nicht nur derjenige, der lieb und nett ist und allen nur das Beste, also nach ihren Vorstellungen, im Sinn hat.
Lest mal manche Predigten Jesu! Wenn er sagt: „Ihr Heuchler, ihr Lügner, ihr Schlangenbrut und Otterngezücht“ – das sind keine Schmeichelworte. Damit meint er: Hey, ihr seid die Allerletzten, erkennt erst mal, wer ihr seid!
In Matthäus 25 sagt Jesus schweres Leiden voraus. Er spricht von einem Leiden, das schlimmer sein wird, als die Menschen bisher je erlebt haben. Und in der Offenbarung steht sogar, dass dieses Leiden von Gott kommt. Es ist Gott, der es verursacht.
Der Gott des Neuen Testaments ist jemand, der Ananias und Saphira wegen einer Lüge tot umfallen lässt. Der Gott des Neuen Testaments lässt Menschen sterben, die das Abendmahl nicht richtig unterscheiden, und andere werden krank. Das ist ebenfalls der Gott des Neuen Testaments.
Die Notwendigkeit eines ausgewogenen Gottesbildes
Ich glaube, was wir manchmal brauchen, ist eine Ausgewogenheit in unserem Gottesbild. Gott ist lieb und nett, er ist unser Vater – ja, das stimmt. Aber das ist nur eine Seite der Medaille.
Die andere Seite ist, dass wir oft vergessen, dass Gott auch ein absolut heiliger und gerechter Gott ist. Ein Gott, der auch heute noch Menschen Leiden zufügt. Dieses Leiden geschieht nicht, weil Gott sich daran erfreut oder neugierig beobachten will, wie Menschen leiden. So ist es nicht.
Wenn Gott im Alten oder Neuen Testament Leiden zufügt, dann geschieht das entweder, weil Menschen vor ihm schuldig geworden sind. Dann ist es ihre gerechte Strafe – und das gilt heute noch genauso. Oder Gott gibt uns Leiden, damit wir zum Nachdenken kommen.
Manche Menschen, egal ob jung oder alt, leben einfach in den Tag hinein – auch was ihr geistliches Leben betrifft. Wirklich zum Nachdenken kommen sie erst, wenn ein Problem auftaucht. Wenn zum Beispiel eine Krankheit kommt, die Schule nicht mehr klappt oder die Freunde einen alleine lassen. Dann stellen sie plötzlich Fragen wie: „Wo ist Gott? Steh mir bei, lass mich nicht allein.“
Solange es gut läuft, kann Gott sehr schnell zum Konsumartikel werden. Man hat ihn irgendwo, damit das eigene Gefühl noch ein bisschen mehr stimuliert wird.
Die Gefahr eines selbstgemachten Gottesbildes
Es gibt auch heute viele Christen, die sich ihr eigenes Gottesbild zusammenbauen. Dieses Bild entspricht jedoch nicht dem biblischen Gottesbild. Vielmehr vermischt es sich immer stärker mit esoterischen Vorstellungen unserer Zeitgenossen.
Ein Beispiel dafür ist das Gottesbild, das in manchen Büchern wie zum Beispiel dem Buch der Hütte dargestellt wird. Dieses Gottesbild ist kein biblisches Gottesbild. Dort wird Gott als eine androgyn wirkende Figur beschrieben, also eine Mischung aus männlich und weiblich. Zudem ist dieser Gott politisch korrekt und erscheint in allen Nationen auf die gleiche Weise.
Es handelt sich um einen Gott, der nur Verständnis, Liebe und Mitleid zeigt. Manchmal macht er auch Fehler und wirkt sehr menschlich. Ein solcher Gott begegnet dir nicht mehr in der Gemeinde oder in der Bibel, sondern in der Natur oder beim Kaffeetrinken.
Vielleicht kennt ihr auch solche Bücher, die vermitteln wollen, dass man Gott findet, wenn man einfach in sich hineinhorcht, draußen in der Natur spazieren geht oder einen Tee, Kaffee oder Cappuccino trinkt. Dort soll dir Gott begegnen.
Aus biblischer Sicht ist das jedoch ein vollkommener Irrtum. Denn in den meisten Fällen begegnest du dabei nicht Gott, sondern dir selbst. Du hörst auf deine eigenen Bauchgefühle, Herzgefühle oder sonstige Empfindungen.
Starke Begegnungen mit Gott entstehen nicht unbedingt dadurch, dass man nur auf sich selbst hört. Manche verwechseln das Reden Gottes mit ihrem eigenen Bauchgefühl oder dem eigenen Unterbewusstsein.
Das bedeutet zum Beispiel, dass jemand eine Frage stellt wie: "Was will Gott für meine Zukunft?" Dann setzt er sich hin, ist ruhig, trinkt vielleicht Kaffee oder geht spazieren. Plötzlich hat er innerlich das Gefühl: "Ja, diese Person soll ich heiraten, und diesen Beruf soll ich wählen." Dann sagt er, das sei Gottes Stimme.
Wo liest man aber in der Bibel, dass Gott so wirkt? Man könnte sagen: Das machen viele Heiden auch, also Menschen, die Gott eigentlich kennen, aber genauso verfahren. Sie setzen sich hin, überlegen, was ihr Bauchgefühl ihnen sagt, und entscheiden dann: "Die liebe ich zumindest heute, morgen vielleicht nicht mehr. Also gehe ich heute mit der einen Person aus und morgen mit der anderen."
Das ist genau dasselbe Vorgehen. Gerade Christen sollten sich hier unterscheiden. Eine wichtige Unterscheidung ist, dass wir richtig begreifen, wer wir im Vergleich zu Gott sind.
Die Größe Gottes und die Kleinheit des Menschen
In Psalm 90 wird zum Beispiel veranschaulicht, wie vergänglich der Mensch ist. Der Mensch wird mit Gras verglichen, das morgens wächst, in Israel aber oft schon am Abend wieder verdorrt ist und im Ofen verbrannt wird. Manchmal heißt es auch, der Mensch sei wie Staub.
Wenn man sich heute mit Physik beschäftigt – falls man das nicht zu langweilig findet, denn Physik kann durchaus spannend sein – oder mit Astronomie, dann erkennt man die enorme Weite des Weltalls. Ich würde fragen, ob jemand sagen kann, wie weit das Weltall ist. Wahrscheinlich ahnt ihr schon, dass diese Frage nicht wirklich beantwortet werden kann, weil niemand weiß, wie weit das Weltall tatsächlich ist.
Schon wenn man sagt, ein Stern sei ein Lichtjahr entfernt, ist das schwer vorstellbar. Ein Lichtjahr ist die Entfernung, die das Licht in einem Jahr zurücklegt. Rechnet man das in Kilometern aus, wird die Vorstellung noch schwieriger. Versuche dir vorzustellen, wie lange du laufen müsstest, um diese Entfernung zurückzulegen. Schon eine Lichtsekunde ist enorm weit: Das Licht legt in einer Sekunde rund 300.000 Kilometer zurück.
Für diejenigen, die schnell im Kopfrechnen oder Tippen sind: Eine Lichtminute entspricht sechzig mal 300.000 Kilometern, also etwa 18 Millionen Kilometern. Und eine Lichtstunde ist sechzig Lichtminuten, ein Lichttag vierundzwanzig Lichtstunden, ein Lichtjahr dann 365 Lichttage. Das Universum ist tausende von Lichtjahren groß.
Aus dieser Perspektive, dieser riesigen Weite, die kaum vorstellbar ist, sieht man sich selbst als winzig klein. Genau das will die Bibel uns sagen: Der Mensch ist wie ein Staubkorn. Niemand kann sich vorstellen, wie groß diese Entfernungen sind. Keiner von uns wird jemals auch nur einen Bruchteil eines Lichtjahres zurücklegen.
Das Universum ist so unermesslich groß, dass man die Erde von den entferntesten Punkten des Universums aus nicht sehen könnte. Wenn man die ganze Erde betrachtet, was ist dann mit einem selbst? Nichts. Und wenn man die Weltgeschichte betrachtet, wie viele Menschen seit Jahrtausenden gelebt haben – große, bekannte, wichtige Persönlichkeiten – was wird von einem selbst in zweihundert Jahren übrig bleiben?
Nach zweihundert Jahren wird von dir nichts mehr übrig sein. Vielleicht findet ein Archäologe noch ein paar Zähne oder Haarfasern, weiß aber nicht mehr, von wem sie stammen. Das ist den meisten Menschen auch ziemlich egal. Überlege mal, wen du von deinen Vorfahren kennst, die vor zweihundert Jahren gelebt haben. Manche wissen vielleicht noch Namen aus alten Stammbäumen, aber was sie gerne gegessen haben, wie sie sich gekleidet haben, wovor sie Angst hatten oder wie sie in der Familie lebten – das wissen wir nicht mehr.
Diese Erkenntnisse sollen uns nicht depressiv machen, sondern uns helfen, realistisch zu sehen, wer wir im Vergleich zu Gott sind. Das soll uns vielmehr die Größe Gottes vor Augen führen – Gott, der ewig und allgegenwärtig ist.
Plötzlich bekommt das Wort Allgegenwart eine ganz neue Bedeutung. Vielleicht versteht man dann auch besser, warum Menschen, wenn sie nur ein wenig von der Gegenwart Gottes gespürt haben, nicht einfach jubeln, sondern oft auf den Boden fallen, wie Petrus, der sagte: „Geh von mir aus, ich bin ein sündiger Mensch.“ Manche begannen zu weinen oder zu zittern, wenn ein Engel erschien.
Bald ist Weihnachten, und die Hirten auf dem Feld hatten Angst, als die Engel kamen. Warum? Weil in der Gegenwart Gottes plötzlich klar wird, wer man wirklich ist. Gott deckt alle Sünde und Unvollkommenheit auf, wenn wir ihm begegnen. Das ist die echte Begegnung mit Gott.
Die Gefahr eines konsumorientierten Glaubens
Manche hingegen machen Gott für sich zu einer Art Konsumgut. Gott ist dann dafür da, mir auf die Schulter zu klopfen. Er soll mir sagen, was für ein toller Kerl ich bin. Gott ist da, um bei Problemen an meiner Seite zu stehen und sie zu lösen. Das wird als selbstverständlich angesehen, als sein Job.
Doch das ist nicht der biblische Gott, den wir haben. Es ist ein selbstkonstruierter Gott, ein Gott, wie ich ihn gerade brauche. Dieser Gott hat, wie gesagt, keine Eigenschaften wie Strenge, Heiligkeit oder Gerechtigkeit mehr, sondern ist nur noch sentimental. Einen solchen Gott gibt es nicht.
An diesen Gott kann man zwar glauben, aber er entspricht nicht der Realität. Er führt dazu, dass Gott in deinem Leben immer nur eine Randrolle spielt. Das zeigt sich darin, wie wir unseren Alltag gestalten, wie wir von Gott singen und sprechen.
Wenn mir bewusst wird, dass es einen Gott gibt, der ewig und absolut ist, verändert das auch mein alltägliches Verhalten. Ich überdenke, wofür ich meine Zeit einsetze und wie ich mit anderen spreche.
Die Herausforderung der sozialen Medien für den Glauben
Das ist heutzutage so eine Sache. Ich habe vorhin gesagt, dass solche Dinge wie Facebook und Ähnliches gut und toll sind. Aber wenn ihr bei Facebook eingeloggt seid, werdet ihr selbst feststellen – oder vielleicht seid ihr sogar selbst daran beteiligt –, dass dort wahrscheinlich nie so viel gelogen und betrogen wird wie auf Facebook. Das liegt daran, dass es dort so leicht ist.
Der eine macht einen Fake-Account und hat Spaß daran, anderen etwas vorzumachen. Es ist so leicht zu sagen: „Ich finde dich süß“ oder „Ich finde dich toll.“ Derjenige ist ja weit entfernt. Im direkten Gespräch von Angesicht zu Angesicht würde man sich das vielleicht nicht trauen. Aber es einzutippen ist ja leicht. Und hinterher kann man immer sagen, es war doch nur ein Scherz, es war doch nicht so gemeint.
Es ist so leicht zu lügen und zu betrügen.
Vielleicht habt ihr das auch gelesen: Letzte Woche gab es eine Pressemeldung, dass ein amerikanischer Pastor einer großen Gemeinde mit mehreren tausend Mitgliedern gefordert hat, dass jeder, der weiterhin Gemeindemitglied sein will, seinen Facebook-Account löschen muss.
Warum hat er das gemacht? Hat das jemand von euch gelesen? Ja, du kennst dich ja bei allen Sachen gut aus. Er sagte, die meisten Betrugsfälle in Ehen und Ähnlichem passieren über Facebook. Er bot in seiner Gemeinde auch Eheberatung an. Und in sechs von zehn Ehen war Facebook der Grund, weshalb Menschen fremdgegangen sind.
Die Versuchung ist dort größer, weil man Ex-Partner wiederfindet und so weiter.
Ganz genau, das stand in der Pressemeldung. Er meinte, im letzten Jahr seien allein in seiner Gemeinde 50 Ehen wegen Facebook kaputtgegangen.
Na ja, das läuft einfach so in der Ehe: Man liebt sich zwar, aber es gibt auch mal Knatsch und Reibereien. Man versteht sich nicht mehr ganz so gut. Gerade in solchen Momenten geht man abends zu Facebook, schaut sich seine Liste von Hunderten Freunden an. Und irgendeiner ist schon da, der zuhört.
Dem erzählt man dann, wie böse der Ehemann oder die Ehefrau ist, was die alles gemacht haben. Und dann findet man irgendwo ein offenes Ohr, eine Schulter, die einen aufnimmt und sagt: „Na ja, die sind alle so böse, aber siehst du, ich verstehe dich. Ich weiß genau, wer du bist. Du bist ja überhaupt so hübsch und so nett.“ Und dann spricht man über das letzte Foto, das man von dir gesehen hat, über deine Augenbrauen, deine Augenfarbe, deine Haarfarbe – und wie toll das alles war.
Irgendwann denkt man sich: „Hey, den bräuchte ich doch eigentlich als Frau. Den bräuchte ich eigentlich als Mann. Wenn der immer bei mir wäre, der würde mich immer verstehen. Dann würde immer alles gut klappen.“
Und dann kommt der Gedanke: „Ach, ich probiere es doch noch mal. Ach, ich gehe doch mal ganz schnell woanders hin.“
Das ist nur so ein Randbereich. Aber ein Randbereich, in dem man merkt, dass man ganz schnell von dem wegkommen kann, was man eigentlich als Christ tun will.
Zum Teil liegt es vielleicht auch daran, dass das Bild von der Ernsthaftigkeit des Glaubens oder auch der Ernsthaftigkeit Gottes verloren geht oder in Gefahr ist, verloren zu gehen. Wenn ich Gott immer nur von einer Seite aus betrachte – als Gott, der mir alles gönnt, der mir jeden Spaß gönnt – dann ist das nicht ganz biblisch.
Denn wenn Gott von manchen Dingen sagt: „Tu das nicht“, dann ist das nicht in erster Linie, weil er uns den Spaß wegnehmen will, sondern weil er uns auf lange Sicht ein glückliches Leben schenken will.
Manchmal begreifen wir selbst nicht, was gerade dran ist oder wo wir im Moment Dinge tun, die sich auf Dauer negativ auswirken. Im Moment haben wir aber den Eindruck und das Gefühl: „Das ist doch in Ordnung, das ist doch gut.“ Und danach handeln wir.
Oft haben wir mehr den Eindruck, dass Gott im Bauch ist, als dass er im Kopf oder vielleicht auch in der Bibel ist.
Die Bedeutung der Heiligkeit Gottes für das Leben
Übrigens wird meine Haltung zu Gott immer auch Auswirkungen darauf haben, wie ich mit der Bibel umgehe. Wenn ich davon ausgehe, dass Gott heilig und gerecht ist und sich den Menschen offenbart hat, werde ich seine Antworten suchen.
In der Bibel lesen wir in den Sprüchen: „Der Weisheit Anfang ist die Furcht Gottes.“ Furcht Gottes bedeutet hier, etwas von der Heiligkeit Gottes zu begreifen – nämlich, dass er sich nicht zum Spielball machen lässt. Ich habe bereits das Beispiel von Ananias und Saphira erwähnt, die einfach tot umfallen. Das ist auch Gott, der das tut. Es ist der heilige Gott, der keine Sünde in seiner Gegenwart dulden will und kann.
Ein halbes Christsein oder ein laues Christsein wird von ihm nicht akzeptiert. In der Offenbarung wird die Gemeinde beschrieben, die lauwarm ist: „Ihr seid lau, und ihr werdet ausgespien“ – also hinausgespuckt. Das will Gott nicht. Er will Menschen, die ganz für ihn da sind und ihm ganz nachfolgen wollen. Er will nichts dazwischen.
Wer versucht, es sich anders einzurichten, wird auf Dauer kein erfülltes Christsein erleben. Es gibt auch heute viele Christen, für die Gott eher ein Randbereich im Leben ist. Der Schwerpunkt ihres Lebens liegt darauf, wohin der nächste Urlaub geht, was sie bei eBay ersteigern können, wie sie sich ein schönes Haus anschaffen oder einen gut bezahlten Job finden. Diese Dinge sind an sich nicht schlecht, aber sie sind nicht das Wesentliche im Leben.
Jesus hat dich nicht befreit und dir nicht die Sünden vergeben, damit du ein Leben führst wie jeder andere Ungläubige auch – mit zwei, drei Gemeindeveranstaltungen nebenher, die letztendlich nicht ausreichen. Jesus will, dass wir ganz anders sind, dass wir so geprägt sind, wie Gott geprägt ist. Wir sollen anders reagieren als andere Menschen.
Unsere Zeit soll eingeteilt sein, unser Denken soll von Gott ausgehen. Wir sollen mit ihm leben und mit ihm denken. Das ist eine immense Herausforderung. Entscheidend ist, ob ich begreife und verstehe, wer Gott eigentlich ist – oder ob ich ihn in erster Linie als jemanden sehe, der für mich da sein muss, der sich nach mir richten muss und meine Vorstellungen erfüllen soll.
Die Aufforderung zur Lebenshingabe und Erneuerung
Deshalb glaube ich, es ist wirklich an der Zeit, mal ein Buch zu schreiben oder auch im Internet – egal wo – sich Gedanken darüber zu machen, wie sich die Heiligkeit Gottes, die Gerechtigkeit, die Allmacht und die Allwissenheit Gottes in meinem Leben und in deinem Leben ausdrücken. Wo zeigt sich das im Leben? Oder bist du letztendlich, wie viele andere Ungläubige, nur ein kleines bisschen frömmer? Und das ist eigentlich nicht das, was Jesus möchte. Jesus will das Leben vollkommen verändern.
Wenn ihr das in Römer 12,1-2 lest – das kann ich auch gerade vorlesen – dann sind das Verse, die uns deutlich machen, dass jeder Bereich des Lebens eigentlich von Gott bestimmt werden soll. Also Römer 12,1-2: Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, angesichts der Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber darbringt als ein lebendiges, heiliges, gottwohlgefälliges Opfer. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.
Hier gebraucht Paulus auch relativ krasse Begriffe. Man könnte jetzt sagen: „Ach, das ist alles nur bildlich gemeint.“ Nein, so bildlich ist das gar nicht gemeint. Wenn du weiterliest, erkennst du genau das, was Paulus gemacht hat. Das heißt, wir sollen nicht dafür leben, dass es uns möglichst gut geht und Gott nur dazu da ist, dass es uns ein bisschen besser geht als den Ungläubigen.
Sondern hier steht: Das Leben als Christ – und dazu ermahnt Paulus die Brüder und Schwestern – bring dein Leben, bring deinen Leib, deinen Körper dar als ein gottwohlgefälliges Opfer. Das heißt jetzt nicht, dass du Selbstmord begehen musst oder dich irgendwo auf einen Grill legen sollst, so wie man Opfer im Alten Testament gemacht hat. Hier ist mit „Opfer“ vielmehr gemeint: Setz dein ganzes Leben für Jesus ein. Das ist das Opfer, das hier gemeint ist.
Denk nicht in deinem Leben zuerst an dich und Gott, der als Dienstleister da noch ein bisschen zu dir beiträgt, sondern setz dein ganzes Leben für ihn ein. Und dann steht da: „Und passt euch nicht diesem Weltlauf an, sondern lasst euch in eurem Wesen verändern durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“
Also, was wir noch machen sollen: Warnung – sei nicht so wie alle anderen Menschen. Das kommt ja ganz schnell in einer Argumentation vor. Du redest vielleicht in der Jugend miteinander, und irgendjemand sagt dir mal: „Hey, das kannst du doch nicht machen!“ Und die Antwort darauf ist oft: „Das machen doch alle.“
Aber was steht hier? Wenn du Christ sein willst, pass dich nicht dem Weltlauf an, wie es alle machen. Klar, das können alle vielleicht so machen, aber es ist die Frage: Will Gott das für dein Leben? Tut dir das wirklich gut in den Augen Gottes? Nicht was du im Moment meinst, sondern was Gott meint, was für dich wirklich dran ist. Und wie kannst du das am ehesten tun?
Da steht ja, wenn du jetzt immer nur Gebote aufzählst, dass du das nicht darfst, das nicht darfst oder das musst, geht es ja nicht nur in der Bibel darum, was man nicht darf. Es geht auch um viele Sachen, die hier gut sind und die man tun soll. Aber hier steht in erster Linie: Verändere deinen Sinn. Denn „Sinn“ meint so viel – verändere dein Denken, verändere das, was in dir ist.
Und das ist auch der entscheidende Faktor. Im Alltag werdet ihr merken, die meisten Entscheidungen trefft ihr eben nicht nach langen Überlegungen, sondern nach Gewohnheit, weil es alle so tun oder aus dem Bauch heraus – das meiste. Was kannst du tun? Du kannst deinen Sinn, dein Denken verändern. Und umso mehr dein Denken vom Denken Gottes geprägt wird, umso mehr wirst du im Alltag auch so entscheiden, so reden, so denken und so leben, wie Gott es will und wie Gott es tut.
Da musst du dir gar keine großen Gedanken mehr machen. Du findest bestimmte Sachen einfach blöd, weil Gott sie blöd findet. Da muss dich gar keiner mehr davon überzeugen. Du siehst gar nicht ein, warum man so einen Quatsch machen sollte, weil dein Denken sich verändert hat.
Es ist die Frage, wie kann sich dein Denken verändern? Nun, einerseits sicherlich, indem du Gott darum bittest und immer regelmäßig sagst: „Gott, mach das, verändere mein Denken.“ Also nicht nur einmal, nicht nur in einem Lied, sondern ernsthaft. Natürlich auch bereit, das dann zu tun, vielleicht mal anders zu sein als andere, selbst als andere Leute in der Gemeinde. Denn auch in der Gemeinde sind ja nicht alle dabei, die wirklich intensiv Jesus nachfolgen wollen.
Und dann tust du das auch noch, indem du dich von dem Denken Gottes prägen lässt. Wo findest du das? Ziemlich eindeutig in der Bibel. Nur wenn die Bibel dich prägt durch das, was darin steht, wirst du nach dem Denken Gottes bestimmt sein. Dann wirst du so denken und handeln können, wie Gott es eigentlich will.
Und dann steht am Ende: „Damit ihr prüfen könnt, was der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist.“ Denn danach soll es gehen im Leben. Nicht nur, dass Gott meinen Plänen zustimmt, auch nicht der Gott, der jetzt gesetzlich vertreten wird, wo es bloß noch Verbote gibt. Darum geht es ja auch nicht.
Der Ansatz hier ist ja nicht, dass du erkennst, was falsch ist. Das sagt Paulus hier gar nicht. Du erkennst, was das Gute, Vollkommene, Perfekte ist, das, was Gott eigentlich will. Was ist das erfüllte Leben?
Und plötzlich merkst du: Das erfüllte Leben muss nicht sein, dass ich ein Haus habe, das noch ein bisschen prächtiger ist, wo das Waschbecken aus Marmor ist und der Wasserhahn aus Messing. Das ist ja alles toll, aber das wird dein Leben nicht erfüllen.
Sondern das, was Gott eigentlich will, ist, dass du ein echt erfülltes Leben hast. Aber wie bekommst du das? Eben nicht, indem du dein Leben alleine planst, sondern indem du darauf schaust, wer Gott ist und dass du Gott ähnlich sein willst. Dass du dich prägen lässt von dem Denken Gottes.
Das wird echte Veränderungen bewirken.
Die Bedeutung der Bibel im Glaubensleben
Übrigens: Diese intensive Auseinandersetzung mit der Bibel – wirklich zu wissen, was darin steht – ist auch der einzige Weg, wie du als Christ heute überhaupt bestehen kannst. Es gibt so viele Stimmen, die dir alles Mögliche einflüstern, gerade weil wir heute so viele Möglichkeiten haben, mitzureden. Manche dieser Stimmen wirken sogar relativ fromm.
In Matthäus 24 warnt Jesus an drei Stellen und sagt, dass am Ende der Zeiten viele falsche Propheten kommen werden. Sie werden fromm reden, Zeichen und Wunder tun, aber man soll ihnen nicht folgen. Das bedeutet, selbst manche frommen Dinge müssen nicht unbedingt das sein, was Gott will. Was Gott will, findest du in erster Linie in der Bibel, und daran musst du alles überprüfen.
Vor ein paar Wochen war ich beim CVJM in Lemgo eingeladen. Dort erzählte mir ein junger Mann, etwa in der zehnten oder elften Klasse, dass sich gerade jemand in seiner Schule zum Islam bekehrt hat. Solche Fälle gibt es immer häufiger. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist, dass viele Leute die Bibel nicht kennen.
In der Klasse versuchte der junge Mann, seinem Schulkollegen zu erklären, warum der Gott der Bibel besser sei. Doch dabei merkte er, dass ihm die Argumente fehlten. Er kannte die Bibel kaum und wusste nicht genau, was dort über Gott steht. Der Muslim hingegen kannte seinen Koran sehr gut. Er konnte erzählen, wie Allah ist, und stellte ihn als großartig dar.
Schließlich ließ sich der deutsche Schüler überzeugen und wurde Muslim. Er hatte mit dem Christen gesprochen, aber auch der Muslim lebte scheinbar relativ ordentlich, zumindest hatte er diesen Eindruck. Das ist schade, denn ich glaube, das müsste nicht so sein. Wir haben wirklich gute Gründe, an den Gott zu glauben, wie er in der Bibel beschrieben wird.
Das Christsein beginnt nicht nur damit, dass wir in einer netten Gemeinschaft sind oder weil vielleicht deine Eltern gläubig sind und du sagst: „Na ja, dann mache ich das halt auch so“. Ein paar Gebetserhörungen sind gut, aber das ist nur die Anfangsphase des Christseins.
Im weiteren Verlauf des Christseins kommst du nicht in erster Linie weiter, indem du schöne Lieder singst – das ist zwar nett, aber nicht der entscheidende Punkt. Auch beim Liedersingen muss man aufpassen. Viele Lieder heute sind super toll, und ich singe sie sehr gerne. Aber manchmal habe ich die Vermutung, dass viele einfach singen, weil sie sich dabei wohlfühlen, weil es ein gutes Gefühl ist – und nicht unbedingt, weil sie Gott wirklich sagen wollen, wie toll er ist.
Das zeigt sich auch bei Streitpunkten in der Gemeinde, oft zwischen Jungen und Älteren. Die einen wollen die neueren Lieder, die anderen die älteren. Dabei muss man sich fragen: Ist es wirklich wichtig, ob es alte oder neue Lieder sind, wenn es darum geht, Gott zu preisen? Kann man das nicht mit einem alten Lied genauso gut?
Natürlich, wenn ich die älteren Geschwister vor mir hätte, würde ich sagen: Kannst du das nicht auch mit einem neuen Lied genauso gut? Aber wenn ich das sage, führt das oft in die falsche Richtung. Denn meistens willst du in erster Linie neue Lieder singen. Die Frage ist: Warum? Weil du Gott damit besser preisen kannst oder weil dir die Melodie, der Text und die Musik gefallen?
Wenn Letzteres der Fall ist, kannst du diese Anbetungslieder vergessen. Dann ist es so, wie Jesus sagen würde: Das macht ja jeder Ungläubige auch. Der hat seinen Musikstil und seine Lieder, die er gerne singt. Das ist letztendlich egal.
Wichtig ist, ob du wirklich Jesus etwas sagen willst. Dann wirst du viel mehr darauf achten, was genau du singst. Vielleicht singst du dann auch alte Lieder mit Begeisterung.
Ein Beispiel: „Ein feste Burg ist unser Gott“ – das ist ein super Lied. Vielleicht kennst du es sogar aus dem Internet oder aus Computerspielen mit Burgen und Verteidigungsanlagen. Es ist ein Bibelvers in Liedform. Du kannst dir vorstellen, dass eine Burg wirklich schützt. Gott schützt uns vor dem, was uns kaputtmachen will. Das ist eigentlich schön.
Ich will nicht unbedingt dafür werben, dass wir zum Abschluss noch „Ein feste Burg ist unser Gott“ singen. Aber grundsätzlich müssen wir uns immer wieder selbst hinterfragen: Ist es unser Gefühl, ist es unser Geschmack, der entscheidend ist? Oder ist es wirklich unsere Bereitschaft, Jesus nachzufolgen?
Manchmal besteht die Gefahr, dass wir uns selbst etwas vormachen. Im Grunde geht es auch beim Singen oft mehr darum, dass wir sagen: „Hey, ich finde es toll, ich finde es cool, ich habe meine Freunde dabei.“ Freunde zu haben ist nicht schlecht, und ein schönes Gefühl beim Singen ist auch nicht schlecht. Aber das ist nicht der eigentliche Sinn und Zweck davon.
Und all das wird zusammenbrechen, wenn du einmal in eine richtige Lebenskrise kommst.
Die Bewährungsprobe des Glaubens in Krisenzeiten
Ich weiß nicht, ob ich euch das schon einmal erzählt habe, aber vor etwa zehn Jahren hatte ich Krebs und war über ein Dreivierteljahr im Krankenhaus in Detmold.
Wenn man im Krankenhaus ist und zu Beginn nicht weiß, ob man die Krankheit überlebt oder daran stirbt, dann helfen einem nicht einfach nur ein paar nette, schöne Lieder, die zu Herzen gehen und Trost spenden. Es kommt wirklich darauf an, ob man eine Beziehung zu Jesus hat oder nicht, wenn das Leben plötzlich zu Ende sein kann und man das direkt vor Augen hat.
Ich wünsche euch, dass das Christentum für euch eine tiefere Basis hat. Denn wenn von außen Druck und Schwierigkeiten kommen, sei es durch Krankheit, Christenverfolgung, Verführung der Christenheit oder andere Herausforderungen, dann wirst du nicht standhalten können, wenn dein Glaube nicht wirklich in dem Gott der Bibel verankert ist. Wenn du dir einen Kunstgott aufgebaut hast, der nur händchenhaltend da ist, um gute Gefühle zu geben oder um auf das zu antworten, wo es dir schlecht geht, dann reicht das nicht aus.
Das soll nicht falsch verstanden werden: Diese Seite Gottes ist in der Bibel vorhanden, aber sie wird bei vielen Christen zu stark betont. Dadurch gerät ein großer Teil der Ernsthaftigkeit des Gottesbildes unter den Tisch. Das führt auch dazu, dass manche Aspekte der Ernsthaftigkeit unseres Lebens und unserer Gesprächsführung verloren gehen. Stell dir nur einmal vor, du stehst vor Gott und musst für jedes Wort, das du gesagt hast, Rechenschaft ablegen – das lesen wir eindeutig im Neuen Testament.
Was würdest du dann noch sagen oder schreiben bei Facebook, per SMS, am Handy oder auf dem Schulhof? Wäre da nicht manches peinlich, wenn du wüsstest, dass Gott danebensteht? Müsste Gott nicht manchmal weinen, wenn er sieht, wie wir reden oder unseren Alltag verbringen? Für diesen heiligen Gott, der absolut rein ist und keine Sünde kennt, müsste das doch manchmal traurig sein, wenn er uns sieht: unsere Gedanken, unsere Lebensplanung, unsere Worte und wie wir mit anderen Menschen umgehen.
Das ist keine Kleinigkeit. Es geht nicht darum, dass Gott sentimental ist, sondern dass Gott wirklich begreift, worum es geht – nur wir manchmal nicht. Dieses Bild von Gott brauchen wir auch: einen Gott, der bei uns ist und Rechenschaft von uns fordert. Ein Gott, der will, dass dein Leben wirklich verändert wird, wie es in Römer 12,1-2 steht. Er will dein Denken verändern, damit du nicht fühlst und denkst wie alle anderen.
Wenn du zu Gott kommst, sollst du ehrlich Sünde bekennen und umkehren. Leider gibt es in allen Gemeinden, auch in freien Gemeinden, Menschen, die sich taufen lassen, aber Jesus nicht ernst nehmen. Manchmal merkt man, dass Leute schon zwei Wochen später in eine Krise kommen, weil sie sich vorher nie richtig Gedanken darüber gemacht haben, was Nachfolge von Jesus bedeutet.
Nachfolge von Jesus ist toll, aber sie heißt nicht, dass du zuerst dem nachläufst, was du für super hältst. Gott lässt dir die Freiheit. Er droht dir nicht einmal besonders mit einer Hölle, in der du ewig verloren bist. Das Schlimmste in der Bibel ist nicht das Brennen in Feuerflammen, sondern die absolute Trennung von Gott.
Das ist der Grund, warum Jesus im Garten Gethsemane Blutstropfen geschwitzt hat und gesagt hat: „Lass den Kelch an mir vorübergehen.“ Diese absolute Trennung von Gott ist das Schlimmste. Genau das erwartet die Menschen, die auf der Erde nicht mit Gott leben und ihn nicht als den erkennen, der er ist.
Sie werden nicht ewig mit Feuerflammen gequält, sondern diese ewige Trennung von Gott erleben. Diese wird aber nicht so sein, wie man sich das hier auf der Erde vorstellt. Manche Menschen sagen auf der Erde: „Ich lebe doch gottlos, ich mache, was ich will.“ Ja, du lebst meist ohne Gott zu leben, aber Gott ist derjenige, der dir nachgeht.
Gott lässt die Sonne über Gerechte und Ungerechte, über Sündige und Nicht-Sündige scheinen. Er geht uns nach. Diese totale Abwesenheit von Gott wird das schlimmste Leiden sein, das Menschen in der Ewigkeit erfahren werden. Deshalb ist die Frage: Habe ich das deutlich vor Augen? Oder will ich mein Leben wischiwaschi, halbherzig führen, aber doch nicht ewig von Gott getrennt sein?
Das gibt es in der Bibel nicht. Es gibt keine Sündenvergebung, ohne dass Jesus der Herr in deinem Leben sein will. Herr sein heißt nicht nur, als Berater Ja zu sagen zu dem, was du planst. Es bedeutet, dass du auf das hörst, was er für dein Leben will – auch im Alltag, wie du redest, wie du dein Leben planst, was in der Zukunft ansteht, was du tust oder nicht tust.
Das wird dann ein wirklich erfüllendes geistliches Leben sein. Sonst gibt es viele Christen, die immer irgendwie unzufrieden sind mit ihrem geistlichen Leben – mal hoch, mal tief – weil sie Gott nicht in seiner umfassenden Art und Weise und seiner ganzen Persönlichkeit begriffen haben. Sie wissen nicht genau, wer er ist, haben seine Heiligkeit weder gespürt noch erfahren oder in ihrem Leben umgesetzt.
Dann wird das geistliche Leben unbefriedigend sein, weil du merkst, dass du halb bei dir bist, halb bei dem, was alle anderen machen, und ein bisschen bei Gott – irgendwie alles miteinander, aber ohne echte Erfüllung.
Derjenige, der wirklich erfüllt mit Gott lebt, macht sich über viele andere Dinge gar keine Gedanken mehr. Wenn man das Leben des Paulus betrachtet, stellt er sich nie die Frage: „Darf ich jetzt zu der Prostituierten gehen, um mit ihr zu schlafen?“ Das kommt ihm nicht einmal in den Sinn. Warum? Weil Gott ihn so erfüllt hat, dass diese Sehnsucht nicht mehr da ist.
Das ist es, was Gott bei uns erreichen will. Er will uns nicht durch Verbote das Leben schwer machen oder einschränken. Er will uns echte Erfüllung geben – nicht die Scheinerfüllung, die Menschen uns anbieten wollen.
Das ist der ganze Gott, der wahre Gott. Er, der uns ganz will, der gerecht und heilig ist, der eingreift, der unendlich ist. Er ist nicht einer von uns, nicht der Kumpel, der neben mir sitzt, sondern der Herrscher des Universums, der da war, als noch nichts da war.
Geh diesen Gedanken für dich einmal nach und überprüfe dich selbst: Wie ist dein Gottesbild? Wie gehst du mit Gott um? Welche Auswirkungen hat das für dein Leben, deinen Umgang mit anderen, deinen Umgang mit der Bibel, deinen Lebensplan und wie du redest?
Denk daran: Gott ist da, und der Gott, der da ist, ist der Gott der Bibel – nicht der Gott, den sich manche Menschen selbst zurechtschneiden. Das ist ein ganz anderer Gott.
Schlusswort und Gebet
An dieser Stelle möchte ich einfach Schluss machen, weil ich hoffe, dass ich euch genügend zum Nachdenken mitgegeben habe. Ich hoffe das sehr. Wenn nicht, könnt ihr gerne später zu mir kommen. Dann können wir gemeinsam nachlegen, beten, Bibel lesen oder noch etwas anderes machen.
Denkt für euch selbst darüber nach. Letztendlich kommt es nicht auf mich an, auch nicht auf deinen Nachbarn, sondern auf deine Beziehung zu Gott.
Was ich jetzt tun möchte, ist einfach noch zu beten. Dazu dürft ihr gerne aufstehen.
Vater im Himmel, vielen Dank, dass wir dich Vater nennen dürfen. Danke auch, dass wir überhaupt etwas von dir wissen. Danke, dass du dich uns mitgeteilt hast, dass du dich uns gezeigt hast als Schöpfer der Welt, als der, der immer war und immer sein wird, als der, der allmächtig, heilig, gerecht und auch Liebe, Freude und Friede ist.
Danke, dass wir dich in beidem erfahren können: nicht nur als den, der gerecht ist und uns einmal richten wird, sondern auch als den, der uns vergibt. Du bist derjenige, der unser Denken vollkommen verändern will, der uns eine ganz andere Perspektive auf uns selbst und auf die Welt geben möchte.
Du bist derjenige, der jede Sünde verurteilt und der Strafe ausüben wird. Du bist derjenige, der in der Zukunft, die uns noch bevorsteht, in dieser Welt eine Katastrophe auslösen wird, weil wir als Menschen so wenig nach dir gefragt und auf dich gehört haben.
Du bist derjenige, der uns immer wieder zurückruft, manchmal auch durch Leiden, weil du uns so liebst.
Danke, Vater im Himmel, dass du da bist. Danke, dass du auch uns kennst, dass du jeden Gedanken und jedes Gefühl unseres Herzens kennst. Du weißt von jedem Einzelnen, wo er steht.
Du kennst diejenigen unter uns, die eigentlich nur halb mit dir leben, die nur dabei sind, weil Freunde oder Freundinnen da sind. Du möchtest auch diese verändern. Du möchtest keinen halben oder einen oberflächlichen Glauben.
Ich möchte dich bitten, dass du diesen Menschen nachgehst und dass sie merken, dass sie ein Leben so nicht zufriedenstellt – und dass du es auch nicht tust.
Du siehst diejenigen, die mit dir relativ gar nichts zu tun haben, nur ganz äußerlich. Bei diesen möchte ich dich bitten, dass du ihnen deutlich machst, dass du Realität bist – nicht nur ein Gedankenkonstrukt, nicht nur eine Erziehung der Eltern, Verwandten oder Bekannten, sondern dass du da bist.
Dass wir alle einmal vor dir stehen werden, um Rechenschaft abzulegen. Du bist derjenige, der den einzigen Überblick im Leben hat, egal was andere sagen und tun.
Ich möchte dich auch bitten für diejenigen unter uns, die dir ernsthaft nachfolgen wollen, die sich nach dir sehnen, deine Nähe suchen und gerne mit dir leben wollen.
Diese Menschen merken, dass vieles andere nur schal, hohl und oberflächlich ist. Ich möchte dich bitten, dass du ihnen nachgehst und ihnen die Wege zeigst, wie sie dich noch mehr kennenlernen und erfahren können.
Dass sie erkennen, wie dein Denken und Wollen ist, wie du wirklich von Person aus bist. Dass du sie noch mehr prägst in deinem Wesen.
Dass Menschen auf sie aufmerksam werden und dass sie diese Erfüllung erleben in deiner Nähe. Dass sie merken, ihr Leben ist erfüllt, ganz gleich, was passiert.
Dass sie jeden Tag, nicht nur in der Jugendstunde, deine Nähe greifbar spüren und erfahren können. Dass du ihnen dein Wort öffnest, es ihnen vertraut wird und ihnen nahekommt.
Auch darum möchte ich dich bitten.
Danke, dass wir in all diesen Dingen nicht alleine dastehen und nicht nur auf unsere Kraft angewiesen sind. Danke, dass du uns den Heiligen Geist gegeben hast, der uns dein Wesen eröffnet.
Lieber Vater im Himmel, der uns zeigt, wer du wirklich bist, wenn wir es wollen. Danke, dass du diesen Schritt auf uns schon lange gemacht hast.
Amen.