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Vom Vergeben – Teil 1

Jesu Leben und Lehre, Teil 420/653
01.05.2024Matthäus 18,21-30
SERIE - Teil 420 / 653Jesu Leben und Lehre

Einführung in das Thema Sünde und Gemeinschaft

Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 419 vom Vergeben Teil I.

Wir beschäftigen uns mit dem Thema Sünde und dem Umgang mit Sünde in der Gemeinde. Am Anfang ging es um die Gefahr, die ich selbst für die Kleinen im Glauben darstelle. Ich soll sie nicht durch mein Verhalten zum Sündigen verleiten.

Dann kam das Thema Korrektur. Ich sehe einen Bruder sündigen und gehe zu ihm, weil ich ihm helfen will. Korrektur ist ein Ausdruck von Liebe, von Autorität und gelebter Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus.

Wo Jesus unter uns wohnt, da ist kein Platz für Sünde. Wenn wir die Gegenwart Christi erwarten, selbst in kleinsten Gebetstreffen von zwei oder drei Geschwistern, dann ist diese Nähe immer auch Ausdruck unserer Heiligkeit. So bringt es Jakobus auf den Punkt:

 Jakobus 4,8: „Naht euch Gott, und er wird sich euch nahen. Säubert die Hände, ihr Sünder, und reinigt die Herzen, ihr Wankelmütigen.“

Es gibt keine Nähe zu Gott ohne ein geheiligtes Leben und Denken. Dieses Prinzip gilt natürlich ganz stark auch für Gebetsgemeinschaften. An dieser Stelle waren wir stehen geblieben.

Vergebung als zentraler Aspekt im Umgang mit Sünde

Ein wichtiger Aspekt im Umgang mit Sünde fehlt noch. Wir hatten bereits den Ausschluss besprochen. Nun bleibt die Frage: Wie ist das mit der Vergebung?

In Matthäus 18,21 steht: Dann trat Petrus zu ihm und sprach: „Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben? Bis siebenmal?“ Ich denke, Petrus fühlte sich an dieser Stelle schon ziemlich großzügig. Siebenmal derselben Person vergeben – das klingt doch gar nicht übel, oder?

Doch Jesus sieht das natürlich anders. In Matthäus 18,22 antwortet er: „Ich sage dir nicht bis siebenmal, sondern bis siebzigmal siebenmal.“ Und zwar immer wieder.

Die Zahl „siebzigmal siebenmal“ beschreibt dabei keine konkrete Anzahl, sondern eine Haltung. Um diese Haltung zu verdeutlichen – die Einstellung dessen, der zum Reich Gottes gehört – erzählt Jesus ein Gleichnis.

Das Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht – Einführung

 Matthäus 18,23-25: Deswegen ist das Reich der Himmel wie ein König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. Als er anfing abzurechnen, wurde einer zu ihm gebracht, der zehntausend Talente schuldete. Da er nicht zahlen konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder sowie alles, was er hatte, zu verkaufen und damit zu bezahlen.

Das Reich der Himmel beschreibt die Prinzipien der Herrschaft Jesu als König über sein Volk, die Gemeinde. Das Gleichnis beginnt recht einfach. Ein Mann hat zehntausend Talente Schulden. Ein Talent entspricht etwa dreißig bis vierzig Kilogramm Silber. Zehntausend Talente bedeuten, dass der Knecht etwa vierhundert Tonnen Silberschulden hat. Das ist natürlich völlig unbezahlbar.

Genau das soll hier zum Ausdruck gebracht werden. Deshalb wird die größte Geldeinheit, das Talent, mit der höchsten Zahleinheit, zehntausend, im Griechischen „myria“ genannt, verbunden. Hier ist jemand so hoffnungslos hoch verschuldet, dass es für ihn keine Chance gibt, seine Schulden jemals zu begleichen. Er ist völlig verloren.

In seiner Verlorenheit ist er ein Bild für jeden Sünder vor Gott. Wir alle stehen bei Gott, bildlich gesprochen, mit vierhundert Tonnen Silber in der Kreide. Niemand kann diese Schulden begleichen.

Die Bitte um Geduld und Gottes Gnade

Wenn Gott kommt, um mit uns abzurechnen und unsere Sünden-Schulden einzufordern, geschieht Folgendes:

In Matthäus 18,26 heißt es: „Der Knecht nun fiel nieder, bat ihn kniefällig und sprach: Herr, habe Geduld mit mir, und ich will dir alles bezahlen.“ Das klingt zunächst wie ein frommer Versuch, doch in Wirklichkeit ist das unmöglich. Das weiß auch der König.

In Matthäus 18,27 steht: „Der Herr jenes Knechtes aber wurde innerlich bewegt, gab ihn los und erließ ihm das Darlehen.“

Dieser Vers gewährt uns einen tiefen Einblick in Gottes Vaterherz. Gott sieht unsere Hilflosigkeit – auch die derjenigen, die sich hinter hohlen Phrasen verstecken. Phrasen wie „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, „Geht nicht, gibt’s nicht“ oder „Lebe deinen Traum!“ sind allesamt Quatsch. Gott sieht unsere Hilflosigkeit und vergibt.

Das Gleichnis legt hier nicht den Schwerpunkt auf den Glaubensaspekt, sondern ausschließlich auf die Gnade. Dies sollte man immer im Blick behalten, wenn man Gleichnisse liest. Gleichnisse sind so erzählt, dass der Vergleichspunkt klar herausgearbeitet wird. In diesem Fall geht es nur um die unerhörte Gnade, die dem Knecht zuteilwird.

Noch einmal Matthäus 18,27: „Der Herr jenes Knechtes aber wurde innerlich bewegt, gab ihn los und erließ ihm das Darlehen.“ So ist Gott – er ist unverschämt gnädig. Der Knecht hat das niemals verdient.

Die fehlende Barmherzigkeit des Knechts

Und deshalb ist das, was er jetzt tut, auch so furchtbar.

 Matthäus 18,28: Jener Knecht aber ging hinaus und fand einen seiner Mitknechte, der ihm hundert Denare schuldig war. Er ergriff ihn, würgte ihn und sprach: „Bezahle, wenn du etwas schuldig bist!“

Hier wird einem Schuldner Hunderte Millionen Euro Schulden einfach so erlassen. Doch als er auf einen trifft, der ihm hundert Denare schuldet – das sind vielleicht zweitausend Euro, also absolut nichts im Vergleich zu seinen eigenen Schulden – wie geht er mit seinem Schuldner um? Er ergreift und würgt ihn und fordert: „Bezahle, wenn du etwas schuldig bist!“

Wie kann das sein? Hat er völlig vergessen, wie der König mit ihm umgegangen ist? Woher kommt seine Wildheit, warum die Handgreiflichkeiten, das Würgen, der aggressive Ton?

Und es wird noch schlimmer.

 Matthäus 18,29: Sein Mitknecht nun fiel nieder, bat ihn und sprach: „Habe Geduld mit mir, und ich will dir bezahlen.“

Der Schuldner tut also genau das, was der über die Maßen verschuldete Knecht des Königs selbst getan hat: auf die Knie fallen, um Aufschub bitten. Er benutzt sogar fast dieselben Worte.

Und die Summe, die er schuldet, ist absolut überschaubar. Es stehen keine vierhundert Tonnen Silber im Raum, sondern eben zweitausend Euro – darum geht es.

Die Konsequenz fehlender Vergebung

Und was tut der Knecht? In Matthäus 18,30 heißt es: „Er aber wollte nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis er die Schuld bezahlt habe.“

Derjenige, der Gnade erfahren hat, ist nicht bereit, selbst Gnade zu gewähren. Der, dem vierhundert Tonnen Silber erlassen wurden, ist nicht bereit, auf die Rückzahlung von zweitausend Euro zu warten.

Was Jesus hier beschreibt, ist das Konzept von Vergebung, wie sie im Reich Gottes gelebt werden soll. Das dürfen wir nicht vergessen.

Es geht nicht mehr nur um die Frage des Petrus: „Herr, wie oft soll ich meinem Bruder, der gegen mich sündigt, vergeben?“ Vielmehr geht es um die Haltung, die wir als Teil der Ekklesia des Messias im Blick auf das Thema Vergebung einnehmen müssen.

Oder anders formuliert: Wie beeinflusst die Erfahrung, dass mir Gott unendlich viel Schuld vergeben hat, meinen Umgang mit den Menschen, die sich an mir versündigen?

Lasst uns diesen Gedanken bitte festhalten, denn wir werden das Gleichnis in der nächsten Episode fortsetzen.

Abschluss und Ermutigung zur Reflexion

Was könntest du jetzt tun? Du könntest das Gleichnis noch einmal in Ruhe durchlesen und ein wenig darüber nachdenken.

Das war es für heute. Ich möchte eine Warnung aussprechen: Höre nicht zu viele Predigten an. Wenn du dir Input gibst, besonders über soziale Medien, plane Zeit ein, um das Gehörte zu durchdenken und nachzuarbeiten.

Der Herr segne dich, lass dich von seiner Gnade erfassen und lebe in seinem Frieden! Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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