Einführung: Die Bedeutung der Auferstehung und ihre Erkenntnis
Wir Christen erkennen an, dass Jesus Christus stellvertretend für unsere Sünden sterben und am dritten Tag auferstehen musste, genau wie es das Alte Testament bereits verheißen hatte. Diese Erkenntnis haben wir nicht, weil wir irgendwie klüger sind als andere Menschen, sondern weil Gott sie uns in seiner souveränen Gnade erbarmte – uns diese Erkenntnis eher geschenkt hat.
Aber warum eigentlich? Was sollen wir jetzt mit dieser Erkenntnis tun? Darüber möchte ich heute mit uns nachdenken.
In unserer Predigtserie durch das Lukasevangelium sind wir fast am Ende angekommen. Wir befinden uns immer noch in Kapitel 24, dem letzten Kapitel, heute zum dritten Mal.
An Ostern, vor zwei Wochen, haben wir betrachtet, wie einige Frauen am Ostermorgen zum leeren Grab kamen. Sie waren zunächst verängstigt, verwirrt und traurig, fanden dann aber durch das Zeugnis einiger Engel zu einem frohen Glauben an die Auferstehung.
Letzten Sonntag hat Lukas uns die Begegnung von Jesus mit den Emmaus-Jüngern geschildert. Im nächsten Abschnitt, der Bericht spielt immer noch am Ostertag, haben wir gesehen, wie Jesus diesen Emmaus-Jüngern erklärte, was die Schrift über ihn sagt. Dann durften sie ihn erkennen, als er mit ihnen das Brot brach.
Plötzlich verschwand er, und die Jünger machten sich eilend auf den Weg zurück nach Jerusalem, um den Aposteln davon zu erzählen. Diese hatten auch schon von Simon Petrus gehört, dass der Herr Jesus tatsächlich auferstanden war.
Die Erscheinung Jesu vor den Jüngern am Ostertag
Und genau hier setzt unser heutiger Predigttext an. Das heißt, wir befinden uns wahrscheinlich immer noch am Ostertag, vermutlich am Abend desselben Tages. Die Emmaus-Jünger sind inzwischen zurückgekehrt und treffen nun auf die anderen Jünger. Sie unterhalten sich miteinander.
An dieser Stelle geht es weiter, und wir kommen zu Lukas 24, den Versen 36 bis 49. Die letzten vier Verse, die die Himmelfahrt Christi beschreiben, werden wir an Christi Himmelfahrt betrachten. Diese heben wir uns also heute noch auf; sie kommen dann in etwa drei Wochen dran.
Unser heutiger Predigttext lautet: Lukas 24, Verse 36 bis 49.
Als sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach zu ihnen: „Friede sei mit euch!“ Sie erschraken jedoch und fürchteten sich, denn sie meinten, sie sähen einen Geist.
Da sprach er zu ihnen: „Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? Seht meine Hände und meine Füße, ich bin es selbst. Fasst mich an und seht! Denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe.“
Nachdem er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Doch sie glaubten noch nicht vor Freude und waren verwundert. Da fragte er sie: „Habt ihr hier etwas zu essen?“
Sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor, und er nahm es und aß es vor ihren Augen.
Dann sprach er zu ihnen: „Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.“
Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden. Er sagte zu ihnen: „So steht es geschrieben, dass Christus leiden wird und am dritten Tag von den Toten auferstehen wird. Und dass in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern gepredigt wird.
Fangt in Jerusalem damit an und seid dafür Zeugen! Und siehe, ich werde auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr mit Kraft aus der Höhe ausgerüstet werdet.“
Gebet zur Eröffnung
Ich bete mit uns. Himmlischer Vater, danke, dass du durch dein Heiliges, irrtumsloses, lebendiges und kräftiges Wort sprichst.
Nun wollen wir dich bitten, dass du uns durch deinen Heiligen Geist hilfst, Jesus zu sehen, wenn er uns verkündigt wird. Wir bitten dich, dass du uns durch deinen Geist die Herzen öffnest, damit wir verstehen, was es mit seinem Sterben und seiner Auferstehung auf sich hat.
Herr, wir beten, dass du uns die Bereitschaft gibst, das, was wir gehört haben, auch zu tun. Hilf uns, zu gehen und deine Zeugen zu sein.
So gebrauche dein Wort zur Erbauung deiner Gemeinde und zum Wohl der Völker. Amen.
Übersicht der Predigt: Drei Schritte zum Zeugnis
Die Predigt heute hat eine ganz einfache Struktur – einfacher war es nie. Es gibt drei Punkte, drei Worte: sehen, verstehen, gehen. Das können wir uns leicht merken: sehen, verstehen, gehen.
Der dritte Punkt hat dann noch drei Unterpunkte. Diese lauten: Was, Wem und Wie. Das sollte man sich leicht notieren und vielleicht sogar merken können.
Meine Hoffnung mit all dem ist, dass wir zunächst in den Versen 36 bis 43 sehen, dass Jesus wirklich der auferstandene Herr ist. Wir werden betrachten, dass seine Jünger das nun sehen.
In den Versen 44 bis 46 dürfen die Jünger das dann auch wirklich verstehen. Sie verstehen, was es mit all dem auf sich hat. Sie erkennen, was Jesus ihnen einst gesagt hatte. Sie verstehen jetzt das Alte Testament und warum es notwendig war, dass Jesus wirklich sterben und auferstehen musste.
Dann schließen wir in den Versen 47 bis 49. Dort hören wir, dass Jesus seinen Jüngern einen Auftrag gibt. Er sendet sie aus und sagt, sie sollen nun gehen, um das Evangelium zu verkünden und Menschen in seinem Namen zur Buße und zur Vergebung der Sünden zu rufen.
Meine Hoffnung ist, dass uns dieser großartige Text hilft, Jesus noch klarer vor dem inneren Auge zu sehen – als den lebendigen Herrn, den Auferstandenen. So können wir verstehen, was es damit alles auf sich hat, und mit dem, was wir erkennen durften, Zeugnis für andere ablegen.
Das bringt mich zum ersten Punkt.
Jesus erscheint den Jüngern: Der erste Schritt – Sehen (Verse 36–43)
In den Versen 36 bis 43, dem längsten Teil dieses Predigttextes, sehen wir, wie Jesus als der Auferstandene seinen Jüngern erscheint. Sie sehen ihn, aber noch erkennen sie ihn nicht.
Wir hatten schon in der letzten Woche in Vers 31 betrachtet, dass Jesus bei den Emmaus-Jüngern war, mit ihnen zu Tisch saß und auf einmal einfach verschwunden war. So plötzlich, wie er verschwunden war, taucht er hier jetzt wieder auf. In Vers 36, als die Jünger darüber sprachen, trat er selbst mitten unter sie.
Es wird hier nicht weiter beschrieben, wie genau das geschah. Doch es scheint, als sei Jesus nicht einfach als Überraschungsgast durch die Tür gekommen. Vielmehr wirkt es so, als sei er plötzlich hinter verschlossenen Türen aufgetaucht – er war einfach da. Das weckt die Vermutung, es könnte sich um einen Geist handeln. Es ist ein Wunder.
Die Jünger sind erschrocken, sicher zum einen, weil Jesus plötzlich da ist, und zum anderen, weil das letzte Mal, als sie ihn gesehen hatten, nicht gut gelaufen war. Uns muss klar sein: Sie hatten ihn zuletzt am Gründonnerstagabend vielleicht aus der Ferne gesehen, außer Johannes, der bei der Kreuzigung am Freitag näher dran war. Und jetzt steht Jesus plötzlich mitten unter ihnen.
Kann man sich vorstellen, was für Gedanken und Gefühle bei den Jüngern hochgekommen sein müssen? Was würde Jesus jetzt sagen? Sie hatten ihn ja alle im Stich gelassen, waren einfach alle abgehauen. Würde Jesus sie jetzt anklagen? Würde er sagen: „Na, ihr seid mir ja schöne Freunde!“?
Aber Jesus erweist sich als ein gnädiger und barmherziger Freund. Die ersten Worte, die sie von ihm hören, nachdem sie ihn im Stich gelassen hatten, sind: „Friede sei mit euch.“
Dieser Gruß ist zwar gängig, aber hier bedeutet er viel, viel mehr. Tatsächlich ist der Friede, den Jesus hier den Jüngern zuspricht, zum ersten Mal seit dem Sündenfall mehr als nur ein frommer Wunsch. Er ist eine großartige Realität.
Dieser Friede war verloren gegangen. Die Menschen lebten einst im Frieden mit Gott. Als Gott die Menschen geschaffen hatte, herrschte völlige Harmonie. Mensch und Gott lebten versöhnt, friedlich und harmonisch miteinander.
Doch dann kam der Sündenfall, der Unglückstag, an dem die Menschen Gott misstrauten und sich von ihm abwandten. Es kam etwas zwischen Gott und die Menschen. Auf einmal war der Friede verloren, es herrschte Konflikt.
Konflikt zwischen den Menschen und Gott. Die Menschen hatten sich gegen ihn gestellt, und Gott verkündete: „Jetzt bin ich auch gegen euch, ihr könnt hier nicht mehr sein.“ Gottes Zorn entbrannte über die Sünde der Menschen.
Auch der Friede zwischen den Menschen ging verloren. Wir sehen das unmittelbar nach dem Sündenfall, als Adam und Eva sich gegenseitig die Schuld geben und sogar die Schlange beschuldigen. Keine Harmonie mehr, sondern Konflikt.
Wir wissen, dass von da an alles seinen Lauf nahm. Wir erleben Streit, Konflikt und Krieg tagtäglich – kein Friede. Doch nun, nach Jesu Tod und Auferstehung, kommt Jesus zu seinen Jüngern und sagt: „Friede sei mit euch.“
Ich hoffe, du kennst diesen Frieden. Ich hoffe, du kennst einen Frieden, den wir nur durch den Glauben an Jesus empfangen können – daran, dass er gestorben und auferstanden ist.
Einen Frieden, den wir schon hier und jetzt haben können, der unsere Herzen erfüllt. Und einen Frieden, der zu allen, die Jesus als ihren Retter und Herrn kennen, eines Tages vollkommener Frieden sein wird, wenn wir zu ihm kommen.
Das erwartet dich und mich, wenn wir Kinder Gottes sind. Die Jünger hören diese Worte, aber sie haben diesen Frieden noch nicht, denn sie haben noch nicht verstanden, dass es wirklich der auferstandene Jesus ist, der hier zu ihnen spricht.
Das lesen wir in Vers 37: Sie erschraken und fürchteten sich und meinten, sie sehen einen Geist. Dabei hatten sie schon von Jesu Auferstehung gehört. Die Emmaus-Jünger waren zu ihm gekommen, die Frauen hatten es ihnen vorher verkündet, Simon Petrus hatte eine Begegnung mit Jesus gehabt, die Jünger hatten davon gehört.
Aber richtig glauben konnten sie es noch nicht. So geht es heute vielen Menschen auch. Die Auferstehung Jesu wird seit zweitausend Jahren verkündet, viele Menschen haben davon gehört, aber die allermeisten glauben nicht daran.
Die Jünger sehen Jesus hier mit eigenen Augen, aber selbst das reicht nicht. Sie denken, es muss ein Geist sein. Tote auferstehen? Das gibt es nicht.
Jesus weiß das, und er spricht sie an. Er spricht direkt in ihre Gedanken: „Was seid ihr so erschrocken?“ heißt es in Vers 38. „Und warum kommen euch solche Gedanken in euer Herz? Seht meine Hände und meine Füße, ich bin es selbst. Fasst mich an und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe.“
Als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Immer wieder sagt er: „Seht, seht, seht.“ Sie sehen es, aber es fällt ihnen noch schwer zu glauben, dass Jesus wirklich leibhaftig auferstanden ist.
Ich glaube, es war schwer zu verstehen. Wie soll man das begreifen? Wie kann das sein? Er kommt und geht, sein Leib ist real, man kann ihn sehen und anfassen. Aber andererseits verschwindet er plötzlich und taucht wieder auf. Das ist der Auferstehungsleib, der außerhalb dessen liegt, was wir kennen.
Die Jünger sind offensichtlich verwirrt, doch zugleich schlagen ihre Herzen höher. Irgendwie ist das fast zu gut, um wahr zu sein.
Wir sehen im weiteren Verlauf, dass sie erschraken, aber letztlich doch erkennen: „Hier stimmt etwas nicht. Das muss Jesus sein, aber es kann nicht sein.“
Vielleicht kennst du solche Situationen, in denen du das, was du siehst und hörst und was wirklich toll wäre, wenn es so wäre, nicht fassen kannst.
Die Älteren unter uns können sich vielleicht in mein Beispiel hineinversetzen, den Jüngeren müsste ich ein anderes geben. Ich erinnere mich gut an den 9. November 1989, als ich zu einem achtzehnten Geburtstag eingeladen war. Damals gab es noch keine Handys oder soziale Medien.
Ich war bis spät in die Nacht auf der Feier, musste morgens nicht so früh raus, kam nach Hause und sah, dass meine Eltern schon im Bett waren. Im Elternhaus stand eine Flasche Sekt oder Wein auf dem Tisch – an Wochentagen etwas völlig Ungewöhnliches. Das verwirrte mich, aber ich konnte es nicht begreifen.
Am nächsten Morgen sagte mein Vater: „Die Mauer ist gefallen, die Mauer ist weg.“ Ich schaltete den Fernseher ein, sah die Berichte, sah es mit eigenen Augen, konnte es aber kaum fassen.
Vielleicht ging es dir auch schon so mit einer Sache, die zu gut war, um wahr zu sein, etwas, das außerhalb dessen lag, was du dir vorstellen konntest.
So war es bei Jesus. Die Jünger sehen ihn, aber in Vers 41 heißt es, dass sie noch nicht glaubten, sondern vor Freude verwundert waren.
Jesus ist unheimlich geduldig und gibt seinen Jüngern einen weiteren Anschauungsunterricht: Er zeigt, dass er tatsächlich leiblich da ist, kein Geist, dass er wahrhaftig auferstanden ist.
Ich denke, er ist nicht primär hungrig, sondern sagt es zu ihrem Besten, als er fragt: „Habt ihr etwas zu essen?“ Sie legen ihm ein Stück gebratenen Fisch vor, und er nimmt es und isst vor ihnen.
Die Jünger können den auferstandenen Jesus sehen, aber sie brauchen immer noch Hilfe, um zu verstehen, was das zu bedeuten hat.
So ist das bis heute. Viele Menschen sagen: „Wenn ich Jesus sehen könnte, würde ich glauben.“ Aber tatsächlich wissen wir, dass viele, die Jesus gesehen haben, nicht an ihn geglaubt haben.
Dazu muss etwas anderes geschehen.
Vom Sehen zum Verstehen: Die Öffnung des Verständnisses (Verse 44–46)
Und das bringt uns zum zweiten Punkt dieser Predigt: Vom Sehen kommen wir zum Verstehen.
In den Versen 44 bis 46 hilft Jesus seinen Jüngern nun wirklich zu verstehen, was es mit all dem auf sich hat. Er erinnert sie an das, was er ihnen einst gesagt hat, und öffnet ihnen dann die ganze Schrift, das gesamte Alte Testament.
Ähnlich wie die Engel am Grab den Frauen gegenüber gesagt hatten: „Denkt daran, was Jesus euch gesagt hatte, als er noch in Galiläa war“, so spricht Jesus jetzt selbst zu seinen Jüngern und erinnert sie an das, was er einst gesagt hatte. Nicht so, heißt es hier in Vers 44, „er sprach aber zu ihnen“, sondern: „Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war.“ Damit meint er die Zeit, bevor er gekreuzigt wurde.
Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Dabei hatte Jesus also offensichtlich schon vorher immer wieder erklärt, wie das Alte Testament von ihm zeugt.
Hier beschreibt das Alte Testament – wir haben letzte Woche schon darüber nachgedacht – in seinen drei Teilen des jüdischen Kanons, das jüdische Buch, das Alte Testament, wie wir es nennen, nennt man Tanach. Es besteht aus drei Teilen: dem Gesetz, den Propheten und den Psalmen. Genau das ist es, wovon er hier spricht.
Jesus macht deutlich: Das Alte Testament hilft euch zu verstehen, was es mit mir auf sich hat. Für uns heute bedeutet das: Das Alte Testament hilft uns, noch mehr zu verstehen, was Jesus wirklich für uns tun musste. Denn es zeigt uns das Problem, es zeigt uns die Not und es gibt uns Verheißungen.
Das heißt, das Alte Testament gibt uns den Hintergrund, damit wir das Neue besser verstehen können. Und das Neue Testament – hier konkret Jesus, als derjenige, der uns im Neuen Testament verkündigt wird – hilft, das Alte Testament richtig auszulegen. Ohne Jesus macht das Alte Testament keinen vollständigen Sinn. Wenn wir es ohne ihn auslegen, haben wir es noch nicht richtig verstanden.
Jesus öffnet hier das Verständnis. Er macht eine weitere Bibelarbeit mit ihnen, ähnlich der faszinierenden Bibelarbeit, die er mit den Emmaus-Jüngern auf dem Weg gemacht haben muss. Ich möchte hier nicht weiter darauf eingehen, weil Lukas letzte Woche relativ ausführlich zu diesem Punkt gesprochen hat. Ich möchte euch wirklich ermutigen: Wenn ihr letzte Woche nicht dabei wart, hört euch diese Predigt an. Sie ist im Predigtarchiv zu finden.
Wer mehr verstehen will, wie Altes und Neues Testament zusammenhängen und wie das Alte Testament schon vom Evangelium zeugt, dem kann ich auch ein kleines Büchlein empfehlen, das ich vor einigen Jahren geschrieben habe: „Das Evangelium in jeder Predigt“. Eigentlich hätte es besser heißen sollen „Das Evangelium im Alten Testament“. Das könnt ihr euch kostenlos von der Evangelium 21-Webseite herunterladen oder mir eine E-Mail schreiben, dann schicke ich es euch zu.
Ich hoffe, es ist klar, was Jesus hier tut: Er hilft seinen Jüngern nicht nur zu sehen, dass er jetzt wirklich lebt, sondern auch zu verstehen, warum er sterben musste. Warum er leiden musste – wie er hier sagt: leiden, sterben und auferstehen am dritten Tage. Das musste er zum einen, weil es im Alten Testament so angekündigt war, in Erfüllung der Dinge, die angekündigt wurden. Aber er musste es noch aus einem viel größeren Grund tun.
Was Jesus hier sagt, lesen wir in Vers 45: „Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden.“ Er sprach zu ihnen: „So steht es geschrieben, dass Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tag.“
Mein Gebet für jeden von uns, für jeden, der meine Worte hört, ist, dass wir verstehen, warum Jesus leiden musste. Warum das notwendig war, warum er sterben musste und warum er am dritten Tage auferstanden ist.
Jesus musste leiden und sterben – nicht einfach nur zur Erfüllung des Alten Testaments. Nein, er musste es tun, damit wir Frieden mit Gott haben können. Durch sein Leiden und Sterben nahm Jesus all das auf sich, was uns von Gott trennt. All das, was den Frieden zerstört: alle Rebellion, die wir in unseren sündigen Herzen gegen Gott haben, jede böse Tat, die wir je begangen haben, jedes böse Wort, das wir je gesprochen haben, jeder böse Gedanke, dem wir Raum gegeben haben.
All das trennt uns von Gott, der heilig und vollkommen gut ist. Unser Gott ist – Gott sei Dank – ein gerechter Gott. Er kann diese Rebellion, diese Sünde nicht ungestraft lassen. Aber Jesus nahm diese Strafe auf sich, damit wir Frieden haben können mit Gott.
Hast du das erkannt? Hast du Frieden, wahren Frieden mit Gott? Verstehst du, warum Jesus leiden und sterben musste?
Die Jünger dürfen es jetzt verstehen, weil Jesus ihnen die Erkenntnis schenkt. Er öffnet ihnen die Augen des Herzens, sodass nun für sie alles klar ist: Das musste geschehen – zu ihrem Besten, damit sie Frieden haben können mit Gott.
Auch wir müssen das verstehen: Sein Sterben war kein Unglück, sein Sterben war keine Katastrophe. Sein Sterben war notwendig – im wahrsten Sinne des Wortes notwendig.
Mein Gebet ist, dass wir Jesus sehen, wenn er uns vor Augen gemalt wird in seinem Wort, und noch viel mehr, dass wir verstehen, was es mit all dem auf sich hat.
Der Auftrag Jesu: Gehen und Zeugnis geben (Verse 47–49)
Dann sind wir bereit, zu hören, was Jesus uns zu sagen hat. Wir sehen, dass er, nachdem er seinen Jüngern erschienen ist, so dass sie ihn mit eigenen Augen sehen konnten, ihnen Verständnis schenkte. Dadurch konnten sie begreifen, worum es bei all dem ging. Nun sendet er sie aus, damit sie die frohe Botschaft allen Völkern verkünden.
Das bringt uns zum dritten Punkt dieser Predigt. In den Versen 47 bis 49 lesen wir vom Auftrag, den Jesus seinen Jüngern gibt. Ich lese die letzten drei Verse unseres heutigen Predigttextes:
„Und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Fangt an in Jerusalem und seid dafür Zeugen. Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.“
Bisher hatte Jesus seinen Jüngern geholfen zu erkennen, dass er wahrhaftig auferstanden ist. Er half ihnen zu verstehen und schenkte ihnen Erkenntnis darüber, warum all das notwendig war. Jetzt sendet er sie aus. Sie sollen gehen, damit auch andere das weitergeben, was sie jetzt sehen und verstehen durften.
Ihr sollt Zeugen von all dem sein. Dabei nennt Jesus drei Aspekte des Gehens, also des Zeugenseins: das Was, das Wem und das Wie des Zeugenseins.
Was sollen die Jünger bezeugen?
Was sollen die Jünger bezeugen? In Vers 46 haben wir bereits gelesen, dass sie bezeugen sollen, dass Jesus leiden und auferstehen musste. Das heißt, sie sollen seinen Tod und seine Auferstehung bezeugen.
Das, was als das Wichtigste überhaupt in 1. Korinther 15,1-4 genannt wird, ist, dass Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift, dass er begraben wurde und dass er am dritten Tag nach der Schrift auferstanden ist. Das sollen sie verkünden: Sein Leiden, Sterben und seine Auferstehung.
Zum anderen soll Teil ihres Zeugnisses auch sein, dass sie Menschen zur Buße rufen. Das heißt, sie müssen anderen Menschen helfen, zu erkennen, dass sie auf falschen Wegen unterwegs sind. Sie sollen die Buße verkündigen. Buße bedeutet, umzudenken.
Buße ist also, wie ich eben schon sagte, im wahrsten Sinne des Wortes notwendig. Wir wenden uns um, wir denken um und richten unser Leben neu aus. Wir sollen den Menschen sagen: Du musst umkehren.
Das heißt, Menschen muss gesagt werden: Du bist nicht einfach okay, du hast nicht einfach Frieden mit Gott. Nein, das, was du tief in deinem Herzen schon weißt, ist Realität, ist die Wahrheit – kein Frieden.
Von Natur aus sind wir nicht okay. Wir sind alle Sünder und ermangeln des Ruhmes, den wir bei Gott haben sollten. Deswegen brauchen wir Vergebung. Diese Vergebung hat Jesus ermöglicht durch seinen stellvertretenden Sühnetod am Kreuz.
Diese Vergebung kommt zu uns in dem Moment, in dem wir uns im Glauben ihm zuwenden, uns abwenden von unseren falschen Wegen und ihn anerkennen als den Herrn, den lebendigen Herrn, den auferstandenen und lebendigen Herrn über unser Leben.
Das ist das Was, das wir verkündigen sollen.
Wem sollen die Jünger das verkündigen?
Wer das erkannt hat, ist jetzt auch berufen, diese gute Nachricht, die wir verstehen durften, weiterzusagen. Das ist das Was.
Wir verkündigen den Menschen, was Jesus für uns getan hat und was die Menschen tun müssen. Das führt zum Wem? Wem sollen die Jünger das verkündigen?
Jesus macht zwei Teile deutlich. Er sagt erst einmal, es soll unter allen Völkern verkündigt werden. Dann sagt er, wo sie anfangen sollen: „Fangt an in Jerusalem.“ Und da sind sie gerade in Jerusalem.
Das heißt, fangt vor der eigenen Haustür an. Es gibt also zwei Aspekte: Fang an da, wo du bist, und dann geh zu allen Völkern – wem allen, ohne Ausnahme.
Wie sollen die Jünger das tun?
Und drittens: Wie sollen sie das tun? Nur Jesus macht deutlich, dass es nicht aus eigener Kraft geschehen kann. Das wird nicht funktionieren, das kann nicht funktionieren. Dass Menschen das Evangelium wirklich verstehen, ist ein Werk, das Gott tun muss.
Deswegen sollen sie warten, bis sie mit Kraft aus der Höhe zugerüstet werden. Diese Kraft aus der Höhe, die Jesus schon versprochen hatte, ist der Heilige Geist. Die Jünger gehen also noch nicht, sondern sie warten noch in Jerusalem.
Wir sehen das ganz am Ende des Evangeliums. Sie erleben Jesu Himmelfahrt, preisen und loben ihn, bleiben aber zunächst vor Ort. Sie fangen noch nicht an, ihn zu bezeugen.
Die Apostelgeschichte beginnt genau dort, wo Lukas aufhört. Lukas schreibt ja ein zweites Buch: Neben dem Evangelium verfasst er die Apostelgeschichte. Beide Bücher hängen zusammen. Das Ende des Lukas-Evangeliums und der Anfang der Apostelgeschichte überlappen sich ein wenig.
Wir hören noch einmal die gleiche Verheißung für die Jünger und sehen erneut die Himmelfahrt. Das ist das Ende von Lukas. Dann folgt Apostelgeschichte Kapitel eins, und wir sehen, wie genau das geschieht: Der Heilige Geist wird ausgegossen (Apostelgeschichte 2), und die Jünger gehen los.
Sie beginnen in Jerusalem. Danach gehen sie weiter nach Judäa – das ist das Gebiet, zu dem Jerusalem als Hauptstadt gehört. Anschließend ziehen sie zu den Samaritanern, einem Mischvolk. Schließlich gehen sie weiter zu den Heiden, zu den Völkern.
Interessant ist in der Apostelgeschichte zu beobachten, wer alles diesen Auftrag annimmt und für sich als zutreffend versteht. Es ist nicht nur die kleine Gruppe der Elf. Es tauchen auch andere auf wie Paulus, Barnabas, Titus und Timotheus. Sie alle verstehen, was Jesus gesagt hat.
Dieser Auftrag gilt nicht nur den Elf, sondern allen Jüngern. Nachdem wir Jesus gesehen und verstanden haben, sollen wir alle gehen. Alle sollen gehen. Das ist auch notwendig, denn elf Leute können nicht zu allen Völkern gehen. Es ist ein Auftrag an alle Jünger.
Der Auftrag zu gehen ist auch ein Auftrag an jeden Christen. Er gilt allen, denen der Herr in seiner großen Gnade die Erkenntnis des Evangeliums geschenkt hat. Nun sind wir dran.
So wie Jesus hier zu seinen Jüngern spricht, so sollen wir als Christen nun Christus verkündigen – in der Kraft seines Heiligen Geistes.
Konkrete Anwendung: Was, Wem und Wie im Alltag
Damit möchte ich noch einmal auf das Was, Wem und Wie schauen und uns jetzt etwas konkreter damit beschäftigen.
Noch einmal zum Was: Wir müssen Menschen wirklich sagen, was Sache ist. Einem Menschen zu sagen, „Ich persönlich finde Jesus irgendwie ganz toll“, ist nicht das, was die Menschen hören müssen. Sie müssen mehr hören, viel mehr als das.
Wir müssen den Menschen sagen, dass Jesus nur das Beste für sie will – das stimmt. Aber das allein reicht nicht. Wir müssen den Menschen sagen, dass sie auf falschen Wegen unterwegs sind. Wir müssen sie zur Buße rufen.
Es kann gut sein, dass die Menschen, denen du das sagst, das nicht hören wollen. Menschen wollen nicht darauf hingewiesen werden, dass sie nicht okay sind. Sie suchen Bestätigung. Aber wenn wir ihnen nur sagen, was ihre juckenden Ohren hören wollen, dann werden sie das Evangelium nie wirklich verstehen.
Es wird niemals Sinn machen, dass jemand sterben musste, obwohl sie eigentlich sowieso okay sind. Das Evangelium macht nur dann Sinn, wenn wir verstehen, dass wir den Tod verdient gehabt hätten.
Wir müssen den Menschen deutlich sagen: Jesus musste sterben, weil du und ich Sünder sind, Rebellen und ein Problem mit Gott haben. Wenn Menschen das erkennen, wird auf einmal der Umstand, dass Jesus wirklich bereit war, für unsere Sünden zu sterben, zu einer befreienden Nachricht.
Wir müssen Menschen das Evangelium verkündigen und sie zur Umkehr rufen. Wir sollen zu allen Völkern gehen.
Wo fangen wir an?
Was heißt das konkret für uns? Nun, auch wir sind berufen, dort anzufangen, wo wir gerade sind.
Ab und zu treffe ich Leute, auch aus der Gemeinde, die mir sagen: „Ich will in die Mission“ und suchen eine Möglichkeit, bei einer Missionsgesellschaft angestellt zu werden, um dann in ein Flugzeug zu steigen und endlich mit der Mission zu beginnen. Meine erste Frage ist immer: Missionierst du schon? Die Antwort lautet oft: „Ja, ich bin ja noch hier.“ Genau, fang zu Hause an!
Liebe Eltern, wenn ihr euch fragt, wie ihr als Mütter mit vielen kleinen Kindern zu Hause Mission machen könnt, weil ihr denkt, das geht nicht – schaut auf eure Kinder. Das ist eure erste und wichtigste Mission. Fangt dort an, wo ihr seid, und verkündet euren Kindern das Evangelium. Sprecht mit ihnen über die Notwendigkeit der Umkehr. Erzählt ihnen, dass auch ihr es nötig habt, umzukehren. Zeigt ihnen, dass ihr Vergebung braucht. Lebt ihnen das vor, was ihr ihnen verkündet.
Erklärt ihnen das Evangelium. Macht ihnen klar, dass Jesus sie tatsächlich so sehr liebt – nicht, weil sie besonders toll sind, sondern weil er sich entschieden hat, sie zu lieben, obwohl sie, genau wie ihr, Rebellen sind. Ruft sie zur Buße und zum Glauben auf.
Das fängt zu Hause an, im Freundeskreis, bei den Nachbarn, bei der Arbeit, in der Schule, an der Universität, im Sportverein oder wo auch immer ihr eure Freizeit verbringt. Und wenn ihr zur ganz jungen Generation gehört, dann vielleicht auch in den sozialen Medien.
Lasst uns dort anfangen, wo wir sind. Das ist unsere Berufung: Seid Zeugen! Fangt in Jerusalem an – unser Jerusalem ist unser Haus, unsere Stadt – und dann geht es weiter zu allen Völkern.
Die Realität des Missionsauftrags
Auch der Auftrag ist real. Wisst ihr, manchmal habe ich ein wenig Sorge, dass wir denken: Mission ist so eine spezielle Geschichte für ein paar durchgeknallte Typen. Aber das hat ja nichts mit uns zu tun, denn wir wohnen hier, haben einen Job und führen ein normales Leben.
Jesus sagt zu seinen Jüngern: Geht zu allen Völkern! Und falls du es nicht weißt, es sind noch nicht alle Völker erreicht. Das heißt, die richtige Frage für einen Christen sollte nicht sein: Bin ich einer der Durchgeknallten? Sondern vielmehr: Gibt es überhaupt einen Grund, nicht zu gehen? Es mag Gründe geben, aber hast du dir schon einmal die Frage gestellt: Herr, soll ich gehen? Willst du mich senden?
Vielleicht beginnt das damit, dass du zu Völkern gehst, die hier in der Gemeinde sind. Wir haben hier über vierzig verschiedene Nationalitäten. Stell dir das mal vor: über vierzig verschiedene Nationalitäten! Wir haben eine Farsi-Gruppe, einige Ukrainer und viele Menschen aus Ländern und Völkern, in denen das Evangelium nicht sehr bekannt ist.
Vielleicht kann ein Weg für dich sein, wenn du hier zu den Deutschen gehörst, dich auf einen dieser Geschwister einzulassen. Schau, wie du in seinem Kulturkreis, in seinem Bekanntenkreis, in seinem Volk Zeuge sein kannst. Wie kannst du helfen? Wie kannst du in der Flüchtlingsgruppe unterstützen? Wie kannst du den Ukrainern, die zu uns kommen, nicht nur Liebe und Hilfe bieten, sondern auch das, was sie zum ewigen Leben brauchen?
Wie kannst du dich in der Farsi-Gruppe engagieren, um dort zu helfen? Für andere kann es bedeuten, zu sagen: Der Auftrag zu gehen ist real. Vielleicht bin ich nicht so gut darin, mich an andere Kulturen anzupassen oder andere Sprachen zu erlernen. Aber vielleicht sollte ich gehen, um in einer anderen Stadt oder in einem anderen Bereich dieser Stadt eine Gemeinde zu gründen, wo noch keine gute, gesunde Gemeinde existiert. Vielleicht ist das dein Auftrag.
Hast du schon einmal in Erwägung gezogen, dass der Herr dich vielleicht zu anderen Völkern in andere Teile der Welt senden möchte? Unser Text lehrt das ganz deutlich: Alle Christen sind berufen, zu gehen und das Evangelium zu allen Völkern zu bringen.
Die neue 3G-Regel für den Missionsauftrag
Ich möchte eine neue 3G-Regel vorstellen. Keine Sorge, darüber werden wir uns hoffentlich nicht streiten.
Die Regel lautet: Gehen, und wenn du gute Gründe hast, nicht zu gehen, dann geben, damit andere gehen können, und gebet, dass Gott sie gebraucht.
Wenn du also nicht gehen willst und denkst, das ist in Ordnung mit Gott, hast du das mit ihm besprochen? Falls nicht, nimm dir heute Nachmittag Zeit dafür und bespreche es mit ihm. Danach gilt: geben und gebet.
Drei Gs – das kann man sich merken, oder?
Die Kraft aus der Höhe als Voraussetzung
Vielleicht denkst du: Matthias, mach mal halblang, das Leben als Christ hier ist mehr als genug für mich. Ich finde das schon ganz schön herausfordernd. Der Ruf zur Mission ist eine Überforderung. Und ganz ehrlich, das kann es auch sein.
Deshalb ist es wichtig, dass wir, nachdem wir darüber nachgedacht haben, was wir bezeugen sollen und wem wir es bezeugen sollen, auch darüber nachdenken, wie das allein gelingen kann.
Lasst uns nicht vergessen, dass Jesus seinen Jüngern nicht gesagt hat: „Geht sofort los!“ Stattdessen sagt er: „Wartet, bis die Kraft aus der Höhe auf euch kommt.“ Denn das, wozu ich euch berufe, könnt ihr nicht aus eigener Kraft tun. Das geht nur in meiner Kraft, in der Kraft des Heiligen Geistes.
Nur an Pfingsten ist diese Kraft aus der Höhe auf alle Gläubigen ausgegossen worden. Wenn du heute als Christ hier sitzt, dann hast du diese Kraft aus der Höhe. Und dieser Kraft dürfen wir Raum geben.
Wir geben ihr Raum, indem wir für uns selbst beten: Herr, wenn das, was ich aus deinem Wort höre, mein Auftrag ist, dann schenke mir auch den Mut und die Kraft, zu tun, wozu du mich berufst. Und betet füreinander, betet füreinander, dass der Herr euch den Mut und die Gelegenheit gibt, den göttlichen Auftrag auszuführen.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Gemeinschaft nicht nur sonntags in der großen Gemeinde leben, sondern auch in kleinen Zellen, in Hauskreisen, in Zweierschaften, in Jüngerschaftsgruppen. Dort können wir miteinander darüber reden: Wem will ich diese Woche das Evangelium weitersagen? Wo will ich hingehen? Was ist Gottes Berufung für mich? Und wir beten füreinander, dass der Herr uns das klar macht, dass er uns Mut gibt und uns gebraucht.
Jeder von uns, der sich schon mal aufgemacht hat, kann bezeugen: So oft erleben wir erst dann, wenn wir uns in Bewegung setzen, wie die Kraft Gottes wirkt. Hast du schon mal nach einem Gespräch mit jemandem gedacht: Ich weiß gar nicht, wo ich die Worte gerade herhatte? Ich weiß gar nicht, wo ich den Mut hergenommen habe?
Ich kenne Zeugnis um Zeugnis davon. Dort, wo wir uns in Bewegung setzen, erleben wir, wie die Kraft Gottes in uns anfängt zu wirken. Dabei wirkt die Kraft Gottes nicht nur in uns, sondern auch durch uns.
Seht ihr, damit wird die Predigt vielleicht auch rund, und dieser Text wird rund. Wenn wir Menschen das Evangelium bezeugen, dann fängt der Geist Gottes auch an, an anderen zu wirken. Er benutzt unsere Worte, um ihnen vor dem inneren Auge auf einmal Christus als den Lebendigen vor Augen zu malen.
Der Geist Gottes braucht unser Zeugnis immer wieder, damit andere Menschen anfangen zu verstehen, was es mit all dem auf sich hat. Das hast du nicht in dir. Aber der Geist Gottes kann es wirken.
Das ist der einzige Grund, warum du heute hier bist: weil der Geist Gottes dir geholfen hat, den auferstandenen Christus zu erkennen und zu verstehen, was es mit all dem auf sich hat.
Preist den Herrn für das Wirken seines Geistes in deinem Leben. Nun lass ihn auch durch dich in anderen wirken.
Persönliches Zeugnis und Abschlussgebet
Ich möchte schließen mit einer ganz kurzen persönlichen Geschichte aus meinem eigenen Leben.
Als ich noch keine zwei Jahre Christ war, bin ich durch kuriose Umstände eingeladen worden, in einer evangelischen Landeskirche zu predigen. Ich gehe jetzt nicht auf die Details ein, es ist eine kuriose Geschichte, die ich gerne mal beim Kaffee erzählen kann.
Ich habe gedacht: Das ist ja Quatsch. Ich bin ein ganz junger Christ. Ich meine, hören kann ich schon ganz gut und lesen auch, aber reden – niemals. Ich bin dann zu meinem damaligen Pastor gegangen. Ich war nur kurzzeitig in Deutschland zurück, hatte eigentlich in den USA gelebt, und hatte in Deutschland die Einladung bekommen. Dann war ich zurück bei meinem Pastor in Washington, D.C., bei Mark Ever. Ich sagte: „Mark, ich bin eingeladen worden, in einer Landeskirche zu predigen. Das kann ich doch gar nicht. Was soll ich jetzt machen?“
Da hat er zu mir gesagt: „Matthias, erklär mir mal das Evangelium.“
Ja, komischerweise hat er meine Frage nicht verstanden, aber ich habe ihm das Evangelium erklärt. Er sagt: „Ja gut, jetzt hilf mir mal zu verstehen: Wird in dieser Kirche das Evangelium gepredigt?“
„Nein, da weiß ich ziemlich sicher, ich kenne den Pfarrer, der ist nicht gläubig.“
„Okay, also ein nichtgläubiger Pfarrer, der der Gemeinde nicht das Evangelium verkündigt. Müssen die Leute in der Gemeinde das Evangelium hören?“
„Ja, natürlich müssen sie es hören.“
„Okay, jetzt hilf mir doch mal, deine Frage zu verstehen. Du kannst das Evangelium erklären, und das sind Menschen, die es hören müssen. Und du bist eingeladen worden, es ihnen zu sagen. Was ist deine Frage?“
Also bin ich gegangen und habe das Evangelium verkündigt. Die Predigt – also, wenn ihr denkt, die Predigt heute war schlecht, okay, damals war sie richtig schlecht. Ich wusste nicht, was ich tat. Ich habe Römer 12, das ganze Kapitel, gepredigt.
Aber wisst ihr, was passiert ist? Ich predige, und lauter Leute der Gemeinde, die das alle nur kurios fanden, dass ich predige. Hinten in der Ecke saß ein alter Mann. Während der ganzen Predigt sah ich immer nur, wie er nickte. Nach dem Gottesdienst kam er draußen vor der Kirche auf mich zu und sagte: „Junger Mann, der Herr hat Ihnen einen Schatz gegeben. Machen Sie was damit.“ Er meinte nicht die Predigtgabe, er meinte das Evangelium.
Lass mich dich fragen: Hat der Herr dir einen Schatz gegeben? Was machst du damit?
Ich bete mit uns:
Himmlischer Vater, danke, dass dein Wort lebendig und kräftig ist. Danke, dass dein Wort unsere Herzen, unseren Stein an den Herzen, weichgemacht hat. Dass du uns neue Herzen geschenkt hast. Danke, dass dein Wort wie ein Hammer ist, der Felsen zerschmettert. Danke, dass dein Wort lebendig und kräftig ist und Toten Leben gibt. Danke, dass wir das bezeugen dürfen, weil du uns Leben gegeben hast.
Herr, ich bete: Wenn jemand unter uns ist, der dich noch nicht wirklich erkannt hat, der noch nicht wirklich verstanden hat, warum du für ihn, für sie sterben musstest und am dritten Tag auferstanden bist, dann bete ich, dass du durch deinen Geist an ihm oder ihr wirkst. So dass auch dieser Mensch Frieden findet, Frieden mit dir.
Ich danke dir, dass so viele unter uns bezeugen können, dass du anderen unser Leben gesandt hast – bei vielen Eltern, bei vielen Freunden und Bekannten. Dass du uns erreicht hast und dass du uns durch deinen Geist die Herzen aufgetan hast, so dass wir Acht hatten auf das, was du uns gesagt hast.
So bete ich, dass du uns nun bereit machst, in der Kraft des Geistes auch zu gehen, damit noch viele das Evangelium hören und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Herr, erbarme dich und gebrauche uns zum Wohle der Menschen und zu deiner Ehre. Amen.