Einführung: Die persönliche Relevanz der Gottesfrage
Schönen guten Abend. Schön, dass Sie wieder da sind oder heute zum ersten Mal dabei sind, um über dieses spannende Thema nachzudenken. Es ist nicht einfach nur eine Debatte, die man am grünen Tisch führen kann, sondern etwas, das uns ganz persönlich betrifft.
Ich hoffe, es wird deutlich werden, wie sehr wir mit dieser Frage verbunden sind: Kann man Gott beweisen?
Ich habe einen guten alten Freund in Kalifornien, der mir von Zeit zu Zeit Gedichte, Zitate und manchmal auch kleine Geschichten schickt. Dieser Freund hat einen ganz speziellen Humor. Das wird vielleicht besonders deutlich in der Fabel, die er mir neulich geschickt hat. Es ist eine moderne Fabel, in der Tiere sich wie Menschen verhalten. Damit möchte ich heute Abend beginnen.
Die Geschichte handelt von einem Atheisten – passend zum Thema –, der an einem Frühlingstag durch die herrlichen Wälder Kanadas wandert. Ich weiß nicht, wer von Ihnen schon einmal in Kanada gewesen ist. Er ist tief berührt von der Schönheit der Natur. „Was für majestätische Bäume“, sagt er, „was für ein herrlicher Fluss, wie schön die Tiere hier sind“, sagt er zu sich selbst.
Als er so am Fluss entlanggeht, berauscht von der Natur, hört er plötzlich hinter sich ein Rascheln, das aus den Büschen kommt. Er dreht sich um und sieht, wie ein riesiger Grizzlybär sich ihm nähert. Voller Schrecken rennt der Atheist davon. Nach einigen Metern schaut er noch einmal über die Schulter zurück und sieht, dass der Bär immer näherkommt. Er stolpert, stürzt über einen Ast und fällt der Länge nach hin. Keine Chance: Der Bär steht vor ihm und hebt die rechte Pranke.
In seiner Not und voller Angst schreit der Atheist: „Oh mein Gott!“ Da ist es, als ob die Welt auf einmal stehen bleibt – einschließlich des Grizzlys. Da hört der Atheist eine Stimme rufen: „Du hast meine Existenz seit Jahren bestritten, du hast anderen beigebracht, dass ich nur eine fixe Idee sei, du hast sogar meine Schöpfung auf eine Ansammlung von Zufällen zurückgeführt. Bittest du jetzt mich um Hilfe? Soll ich dich etwa ab heute zu meinen Gläubigen zählen?“
Der Atheist richtet sich leicht auf und sagt: „Ich gebe zu, es wäre vermessen und heuchlerisch, dich jetzt plötzlich zu bitten, mich wie einen Christen zu behandeln. Könntest du nicht stattdessen den Bären dazu bringen, sich wie ein Christ zu verhalten?“
„Gut, das wird geschehen“, sagte die Stimme. Da kam wieder Bewegung in die Szene. Der Bär nahm die erhobene rechte Pranke herunter, legte sie auf seine linke, neigte den Kopf und sprach: „Herr, ich danke dir für diese wundervolle Mahlzeit, die ich jetzt mit Freuden genieße.“
Tja, wen soll ein Atheist rufen, wenn er in Not ist? Das ist eine interessante Frage. Und wo kann ein Atheist seinen Dank loswerden, wenn er begeistert ist von der Schönheit der Natur?
Immerhin macht die Geschichte ganz gut deutlich, dass auch überzeugte Gottesleugner sich von Zeit zu Zeit mit Gott befassen müssen – und sei es manchmal nur, um sich zu beruhigen, dass es ihn möglicherweise nicht gibt.
Die anhaltende Bedeutung von Religion in der Gesellschaft
Sie wissen ja, der Marxismus hat immer wieder angekündigt, dass die Religion, das sei ein alter Hut, irgendwann von selbst aussterben werde. Diese Prognose hat sich jedoch überhaupt nicht erfüllt.
Im Gegenteil: Wer mit offenen Augen in die Gesellschaft schaut, sieht, dass Religion immer wieder an ganz unerwarteten Stellen plötzlich aufbricht – auch bei Menschen, bei denen man es nicht erwartet hätte. So hat etwa ein früherer neomarxistischer Vordenker wie Jürgen Habermas in den letzten Jahren immer wieder begonnen, über den Sinn von Gott und Religion zu sprechen.
Oder denken wir an einen anderen: den Schriftsteller Martin Walser. Er hat plötzlich angefangen, sich mit dem Theologen Karl Barth zu beschäftigen. Das ist ganz erstaunlich. Früher hatte Martin Walser gesagt, wir sollten mit den christlichen Reden von Gott aufhören und eher die Naturgötter des Germanentums wieder stärker in Betracht ziehen. Jetzt jedoch spricht er plötzlich über Gott und Theologie – wenn auch noch etwas unbestimmt.
Ein interessantes Interview dazu gab es neulich. Der Spiegel fragte: „Sind Sie religiös?“ Martin Walser antwortete: „Na ja, da ich mit diesem Wort die vielfältigsten Erfahrungen habe, meide ich es. Aber Atheismus ist eine Disziplin in einer anderen Sportart, mit Atheismus habe ich nichts zu tun.“
Der Spiegel hakte nach und sagte: „Letztlich lautet doch die Frage: Ist der Himmel leer oder nicht?“ Eine sehr gute Frage für ein Spiegel-Interview. Martin Walser antwortete darauf etwas ausweichend, aber der Spiegel hat die Frage gut auf den Punkt gebracht.
Darum geht es letztlich: Ist der Himmel leer oder nicht? Müssen wir mit irgendetwas oder irgendjemandem rechnen oder nicht? Früher oder später führt diese Diskussion immer zu der Frage, die für heute Abend vorgegeben ist: Wie sicher können wir eigentlich sein – auf der einen oder auf der anderen Seite? Wie sehr müssen wir Gott ins Kalkül einbeziehen? Wie sehr müssen wir damit rechnen, dass es ihn gibt? Oder wie sicher können wir möglicherweise sein, dass es ihn nicht gibt?
Die Bedeutung der Frage nach Gottes Existenz
Kann man Gott beweisen? Es empfiehlt sich, diese Frage sehr gründlich zu bedenken, denn wir haben alle Angst davor, getäuscht zu werden. Die Frage ist viel zu wichtig, und je wichtiger eine Frage ist, desto größer ist die Gefahr, sich zu täuschen. Umso schlimmer ist es, wenn wir uns tatsächlich täuschen.
Wenn ich mich auf der Straße irre, weil mir jemand eine falsche Richtung sagt, ist das nicht so schlimm. Wenn ich mich jedoch bei der Frau, die ich geheiratet habe, täuschen würde, hätte das viel schwerwiegendere Folgen. Manche Menschen wurden so oft enttäuscht, einfach weil sie sich auf das Falsche verlassen haben. Sie wurden so oft enttäuscht, dass sie irgendwann sagen: „Also wissen Sie, ich glaube gar nichts mehr.“
Ein Kollege von mir hat von einem Mann erzählt, dem er begegnet ist. Dieser Mann hatte eigentlich einen anderen Namen, aber mein Kollege nannte ihn Ringelmann. Er war ein großer, kräftiger Mann, der Schlimmes erlebt hatte: Seine Frau war durch Bomben ums Leben gekommen, und seine zwei Söhne waren im Krieg gefallen. Als mein Kollege ihn traf, sagte dieser Mann: „Wissen Sie, bleiben Sie mir mit Ihrem ganzen Christentum vom Hals, ich glaube gar nichts mehr.“
Mein Kollege antwortete: „Gut, das kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie gar nichts mehr glauben, Herr Ringelmann. Fahren Sie ab und zu mit der Eisenbahn?“
„Ja, natürlich“, sagte der Mann.
„Dann gehen Sie doch hoffentlich jedes Mal vorher zum Lokführer und sagen: ‚Zeigen Sie mir bitte Ihren Führerschein, bevor ich einsteige.‘“
„Nein, nein“, sagte der Mann, „das kann man der Bahn doch wohl zutrauen, dass ihre Lokführer...“
„Wie?“, unterbrach ihn der Kollege. „Da steigen Sie ein, ohne sich davon zu überzeugen, dass der Kerl da vorne auch fahren kann? Sie vertrauen dem Burschen Ihr Leben an. Sagen Sie in Zukunft nie mehr: ‚Ich glaube gar nichts mehr.‘ Sagen Sie besser: ‚Ich glaube gar nichts mehr außer der Bundesbahn.‘“
Dann fuhr der Kollege fort: „Herr Ringelmann, Sie gehen doch sicherlich auch ab und zu in die Apotheke, zum Beispiel für Kopfschmerzpulver und so weiter.“
„Natürlich“, antwortete Ringelmann.
„Aber Herr Ringelmann, es haben Apotheker aus Versehen schon Gift abgegeben. Lassen Sie das Migränepulver vorher bestimmt noch einmal im Labor untersuchen?“
„Nein“, sagte er, „das ist nicht nötig. Man kann doch davon ausgehen, dass so ein ausgebildeter Apotheker das Richtige gibt.“
„Herr Ringelmann“, sagte der Kollege, „Sie schlucken das ununtersucht? Sie vertrauen dem Apotheker Ihr Leben an? Sie nehmen die Medizin einfach so im Vertrauen. Das nenne ich Glauben, lieber Herr Ringelmann. Sagen Sie in Zukunft nie mehr: ‚Ich glaube gar nichts mehr.‘ Sagen Sie besser: ‚Ich glaube gar nichts mehr außer der Bundesbahn und dem Apotheker.‘“
So ging es Schritt für Schritt, und irgendwann hat er das wohl auch verstanden: Wir können gar nicht leben, ohne zu glauben. Das heißt, wir können nicht leben, ohne in bestimmten Zusammenhängen und bestimmten Leuten zu vertrauen, ohne uns auf irgendetwas zu verlassen.
Auch die Atheisten haben ihren Glauben. Chruschtschow, der frühere Chef der Sowjetunion, soll gesagt haben: „Ich glaube nicht, dass es Gott gibt, und Gott weiß, dass ich nicht an ihn glaube.“ So haben also alle ihren Glauben.
Die Frage ist: Wer hat Recht? Und welcher Glaube ist richtig? Das ist die Frage.
Die Herausforderung der Relativierung religiöser Überzeugungen
Viele halten diese Frage für überflüssig. Sie sagen: Warum denn? Jeder soll doch nach seiner Fasson selig werden. Warum sind wir denn so engstirnig?
Aber was heißt hier engstirnig? Stellen Sie sich vor, ein Mann kommt in eine Apotheke und sagt: „Ich möchte bitte ein Mittel gegen Kopfschmerzen haben.“ Sagen wir das noch einmal. Der Apotheker bittet ihn freundlich hinter die Ladentheke, öffnet alle Schränke, Schubladen und Dosen und sagt: „Bitte greifen Sie ruhig mal rein, nehmen Sie, was Sie wollen.“
Der Patient ist entsetzt und sagt: „Aber bitte, Herr Apotheker, was hilft denn? Was ist denn richtig?“ Der Apotheker lacht nur und sagt: „Ach, seien Sie doch nicht so kleinlich. Was heißt schon richtig oder falsch? Jeder soll nach seiner Fasson Medizin schlucken, jeder soll nach seiner Fasson selig werden.“
Wissen Sie, bei der körperlichen Medizin nehmen wir es sehr genau. Manchmal wollen wir sogar den Beipackzettel lesen – oder manchmal auch lieber nicht. Aber wie ist das mit der Medizin für unsere Seele? Mit der Medizin gegen den Tod?
Wenn es nach Ludwig Feuerbach geht, dann ist der christliche Glaube ein einziger großer Selbstbetrug. Feuerbach hat gesagt: „Die Gräber der Menschen sind die Wiegen der Götter.“ Das heißt, wenn ein Mensch an seinen Gräbern steht, wenn er Hoffnungen begraben muss, Menschen begraben muss, Ziele begraben muss, wenn er schwach wird, dann wünscht er sich einen Stärkeren. Und dann erfindet er Gott.
Die Gräber der Menschen sind die Wiegen der Götter. Also entstehen Gottesvorstellungen aus unseren Wünschen. Das war seine berühmte Projektionstheorie: Der Mensch erschafft sich Gott nach seinen Wünschen und Bildern.
Ehrlich gesagt ist diese Vorstellung von Feuerbach nicht sehr logisch. Die Tatsache, dass ich mir etwas wünsche, sagt doch noch nichts darüber aus, ob es dieses Gewünschte gibt oder nicht. Man könnte diese ganze Theorie auch gegen Feuerbach selbst wenden und sagen: Weil du dir so dringend wünschst, dass es keinen Gott gibt, darum glaubst du auch, dass es keinen Gott gibt.
Es gibt ja wirklich Zeitgenossen, die haben ein dringendes Interesse daran, dass es möglichst keinen Gott geben solle. So wurde der Sohn eines prominenten Verlegers von der FAZ in ihrem Magazin vor einigen Jahren gefragt: „Was wäre für Sie das größte Unglück?“ Und was meinen Sie, was er geantwortet hat? Er sagte: „Wenn es Gott gäbe, das wäre für mich das größte Unglück.“ Kurz und knapp.
Aus seiner Perspektive war das durchaus scharfsinnig. Das war ehrlich, denn wenn Gott tatsächlich existieren sollte, wusste er, dann müsste er ihm Rechenschaft über sein Leben ablegen. Wenn Gott wirklich da wäre, dann wäre sein bisheriges Leben ein einziger großer Irrweg, eine Ansammlung tragischer Fehlentscheidungen.
Wenn Gott wirklich wäre, dann hätte das enorme Auswirkungen für uns persönlich. So hoffen die einen, dass es Gott geben möge. Die anderen frösteln bei dem Gedanken, dass es Gott geben könnte. Und wieder andere ist das ziemlich egal – zumindest tun sie so. Sie verstehen die ganze Aufregung nicht und sehen die Sache eher lässig-sportlich.
Ich denke da an den Schriftsteller Bernhard Schlink. Bernhard Schlink hat vor einiger Zeit in Cicero ein Interview gegeben über sein Buch zur RAF-Geschichte. Da wurde er ziemlich zum Schluss des Interviews gefragt: „Herr Schlink, Sie kommen ja aus einer Theologenfamilie. Was passiert nach dem Tod?“
Schlink gab eine lässige Antwort: „Nichts. Im Leben passiert genug.“ Und ich frage mich: Woher will der Mann das wissen? Und was, wenn er sich irren sollte? Was, wenn doch noch etwas passieren würde und wir mit Gott rechnen müssten?
Man kann jetzt ganz cool sein, wie man will. Aber verstehen Sie: Damit hat man das Problem nicht vom Tisch. Und deswegen müssen wir die Sache schon klären, weil einfach zu viel auf dem Spiel steht und weil wir als Menschen auf Dauer auch ohne Gewissheit nicht leben können. Wir können auf Dauer nicht leben, ohne diese Sache geklärt zu haben.
Egal, von welcher Seite Sie nach Gott fragen – ob Sie sehnsüchtig danach fragen und sich wünschen, dass es ihn gäbe, oder ob Sie eher spöttisch oder ablehnend sind und sagen: „Na ja, das kann auch keiner so richtig wissen.“ Und selbst wenn Sie über das Religionsthema erhaben zu sein glauben, wie dieser Schriftsteller aus der Theologenfamilie, dann sind Sie mit Gott noch lange nicht fertig – wenn es ihn denn gibt.
Darum freue ich mich, dass Sie sich heute Abend die Zeit genommen haben, darüber nachzudenken. Über diese Frage kann man Gott beweisen. Das ist wirklich eine enorm persönliche, praktische und wichtige Frage.
Blaise Pascals Wette: Ein pragmatischer Zugang zum Glauben
Der Mathematiker Blaise Pascal hatte persönlich zum Glauben an den Gott der Bibel gefunden. Blaise Pascal, einer der genialsten Mathematiker aller Zeiten, war Christ geworden. Nun wollte er auch andere davon überzeugen, ebenfalls an Jesus Christus zu glauben. Dazu entwickelte er seine berühmte Wette.
Dieser Gedanke ist ganz interessant. Pascal schrieb die Wette auf, um zu zeigen, dass es vorteilhafter ist, an Gott zu glauben, als nicht an Gott zu glauben. Er stellte vier Möglichkeiten logisch dar:
- Man glaubt an Gott und Gott existiert. In diesem Fall kommt man in den Himmel.
- Man glaubt an Gott und Gott existiert nicht. In diesem Fall verliert man nichts.
- Man glaubt nicht an Gott und Gott existiert nicht. Auch hier gewinnt oder verliert man nichts.
- Man glaubt nicht an Gott und Gott existiert doch. In diesem Fall wäre man verloren.
Ganz logisch betrachtet, kann man das so zusammenfassen: Wenn man an Gott glaubt und Gott existiert, ist alles in Ordnung und man kommt in den Himmel. Glaubt man an Gott, obwohl Gott nicht existiert, verliert man nichts. Glaubt man nicht an Gott und Gott existiert nicht, hat man weder Gewinn noch Verlust. Glaubt man aber nicht an Gott und Gott existiert doch, ist man verloren.
Aus diesen Möglichkeiten folgert Pascal mithilfe der Prinzipien der Statistik, dass es besser ist, bei dieser Wette auf Gott zu setzen. Er sagt: Wenn Sie gewinnen, gewinnen Sie alles; wenn Sie verlieren, verlieren Sie nichts. Setzen Sie also ohne Zögern darauf, dass es Gott gibt.
Nach dem Motto: Die Chance ist ungleich größer als das Risiko, wenn man bei dieser Wette auf Gott setzt. Pascal hat das sicher nicht ohne Humor geschrieben. Gleichzeitig lag ihm aber auch daran, Menschen zum ernsthaften Nachdenken zu bewegen.
Man muss zugeben, dass mit einer solchen Statistik natürlich noch kein positiver Beweis für die Existenz Gottes erbracht ist. Das ist klar. Es wird nur gezeigt, dass es statistisch vernünftiger ist, zu glauben, als nicht zu glauben. Das hat Pascal aufgezeigt.
Klassische Gottesbeweise und ihre Grenzen
Gibt es überhaupt einen positiven Beweis für die Existenz Gottes? In der Theologie hat man immer wieder versucht, solche Gottesbeweise zu formulieren. Ein Beispiel ist der sogenannte Ursachenbeweis, auch kosmologischer Gottesbeweis genannt.
Dieser geht so: Man blickt auf die reale Welt – daher der Begriff „kosmologisch“. Die Erfahrung zeigt, dass die Welt in Bewegung ist. Im Alltag hat alles eine Ursache; es gibt immer eine Ursache, die eine andere anstößt. Da alles eine Ursache haben muss, gibt es auch eine allererste Ursache, die alles angestoßen haben muss. Diese Ursache muss Gott sein. So lautet eine mögliche Form des Ursachenbeweises.
Ein zweites Beispiel, das Theologen versucht haben, ist der sogenannte Zweckmäßigkeitsbeweis. Dabei wird gesagt: Schaut hin! In der Natur gibt es ein erstaunliches Maß an Zweckmäßigkeit, an Genialität, an Ordnung und an Planung. Es gibt geordnete Gesetzmäßigkeiten. Denkt zum Beispiel an die Photosynthese, daran, wie aus einer Raupe ein Schmetterling wird, oder an das menschliche Auge. Dieses ist so komplex konstruiert, dass es bis heute technisch nicht gelungen ist, es kameratechnisch nachzubauen.
Diese Genialität und Komplexität sind unvorstellbar. Der Zweckmäßigkeitsbeweis sagt deshalb: Dahinter muss ein Planer stehen. Irgendwo muss der Plan ja herkommen. Das ist nicht denkbar als Zufallsprodukt. Hinter dem Personensein des Menschen muss eine persönliche geistige Größe stehen. Wo sollte sie sonst herkommen?
Von Charles Darwin wird berichtet, dass er, wenn er ein menschliches Auge sah, fröstelte. Er fürchtete, dass dies seine ganze Theorie zum Einsturz bringen könnte. Im Jahr vor seinem Tod hatte Darwin ein interessantes Gespräch mit dem Herzog von Argyl. Dieser verwies auf die wunderbare Zweckmäßigkeit bestimmter Organismen und Phänomene in der Natur und sagte, das zeige doch, dass dahinter ein Planer, eine Intelligenz, stehen müsse. Darwin antwortete, dass dieser Gedanke oft mit überwältigender Kraft über ihn komme, aber zu anderen Zeiten wieder vorbeigehe.
Man kann sagen, Darwin sprach über diese Erkenntnis, dass alles so genial geplant ist, wie über eine Herzattacke, die ihn bedrohte, die ihn manchmal befiel und bei der er froh war, wenn die Wirkung wieder nachließ.
Nun gibt es einen interessanten Einwand gegen diesen Zweckmäßigkeitsbeweis. Man sagt: Schaut doch hin in die Welt! Es gibt nicht nur Ordnung, nicht nur fantastische Komplexität und Genialität des Auges, sondern auch die andere Seite. Es gibt Erdbeben, grauenvolle Flutkatastrophen und schlimmste Krankheiten. Wo ist da bitte schön die Ordnung? Schönheit und Chaos existieren nebeneinander. Wie lässt sich das vereinbaren?
Denken Sie an den Kölner Dom, der im Krieg schwer beschädigt wurde. Wer 1945 vor dem Kölner Dom stand, sah beides nebeneinander: die Ruinen, das zerstörte Gemäuer, aber zugleich auch die erstaunliche Baukunst der Vergangenheit. Davon konnte man immer noch genug sehen. Niemand kam auf die Idee, die Genialität der mittelalterlichen Baumeister für die aktuelle Zerstörung des Doms verantwortlich zu machen. Man sah in der zerstörten Form noch die alte Genialität.
So spricht auch eine teilweise zerstörte, chaotische Welt nicht unbedingt gegen die Genialität des Schöpfers. Sie wirft allerdings die Frage auf, wie es zu diesen Zerstörungen kommen konnte. Dazu sagt uns die Bibel eine ganze Menge – und auch viel über die Schuld des Menschen.
Noch einmal: Ursachenbeweis, Zweckmäßigkeitsbeweis, die Wette von Pascal. Kann man Gott auf diesem Wege wirklich beweisen? Was leisten diese Gottesbeweise?
Sie zeigen einiges. Zum Beispiel, dass der Glaube an einen Gott sich gut mit den sichtbaren Fakten in Einklang bringen lässt. Sie zeigen, dass der Glaube eine gewisse innere Stimmigkeit und Folgerichtigkeit hat. Sie zeigen, dass sich die Welt mit einem göttlichen Designer letztlich besser erklären lässt als mit anderen Denkmodellen. Die Frage nach dem göttlichen Designer kann vieles beantworten und erklärt manches besser als andere Konzepte.
Sie zeigen vielleicht auch, dass die Existenz Gottes wahrscheinlicher ist als seine Nichtexistenz. Ich denke, das können all diese Beweise und Argumente nahelegen. Sie zeigen, um es so zu formulieren, dass man als Wissenschaftler ein gutes intellektuelles Gewissen haben kann. Man muss seinen Verstand nicht an der Garderobe abgeben, um trotzdem an Gott glauben zu können. Das zumindest zeigen sie.
Blaise Pascal hat gesagt: Ohne den christlichen Glauben werdet ihr euch selbst ebenso wie die Natur und die Geschichte als ein Monster und ein Chaos erleben. Ohne den christlichen Glauben werdet ihr euch selbst als ein Monster und ein Chaos erleben, betonte Blaise Pascal.
Wissenschaft und Glaube: Eine überraschende Verbindung
Ein interessanter Versuch wurde 1916 von einem Mann namens James Loeber unternommen. Er befragte Forscher, ob sie an einen Gott glauben, zu dem man beten kann und der Gebete wirklich hört. Diese Frage stellte er speziell Naturwissenschaftlern. Das Ergebnis war bemerkenswert: 40 der Befragten glaubten an einen solchen Gott, 40 glaubten nicht daran und 20 waren unsicher.
Loeber stellte daraufhin eine Prognose auf. Er sagte, wenn diese Frage in einigen Jahrzehnten erneut gestellt würde, dann würden noch weniger Wissenschaftler den Glauben an Gott für möglich halten.
Tatsächlich wurde diese Probe 81 Jahre später, im Jahr 1997, durchgeführt. Man stellte genau dieselbe Frage und wählte nach allem, was bekannt ist, auch die Befragten fair aus. Was kam heraus? Die Zahl der Wissenschaftler, die an einen persönlichen Gott glauben, zu dem man beten kann und der real auf Menschen eingehen kann, betrug wieder 40. Die Anzahl der Gläubigen war also unverändert.
Diese Überlegungen sind interessant und erinnern an Louis Pasteur, den frühen Generaldirektor des naturwissenschaftlichen Forschungsinstituts in Paris. Pasteur prägte den Satz: „Ein wenig Wissenschaft trennt uns von Gott, viel Wissenschaft bringt uns Gott näher.“
Er meinte, wenn sich ein Mensch nur oberflächlich mit Wissenschaft beschäftigt, kann er daraus schließen, dass Wissenschaft Gott infrage stellt. Doch wenn man den Dingen wirklich auf den Grund geht, führt wissenschaftliche Forschung laut Pasteur eher zu einer Annäherung an Gott als zu einer Distanzierung.
Allerdings haben diese Argumente auch ihre Grenzen, das muss man zugeben. Sie sind sinnvolle Hinweise, aber keine zwingenden Beweise. Sie liefern Stoff zum Nachdenken, aber was sie nicht können, ist eine endgültige Gewissheit vermitteln.
Diese Argumente machen die Existenz eines übermächtigen Gottes wahrscheinlich, doch sie sagen uns nicht, wer genau dieser Gott ist. Sie geben auch keine Auskunft darüber, wie dieser Gott, falls er existiert, zu uns Menschen steht und wie wir uns ihm gegenüber verhalten sollten.
Wir müssen also wissen, dass unsere menschlichen Schlussfolgerungen einiges erkennen können, aber letztlich zu klein sind, um das Wesen Gottes vollständig zu entschlüsseln.
Daher lautet die Antwort auf die Frage „Kann man Gott beweisen?“ ein bedingtes Ja – ein Ja, aber. Ja, man kann viel über die Existenz Gottes sagen und vernünftig darüber nachdenken. Man kann sehr positive Antworten darauf erhalten. Aber an dieser Stelle stoßen wir auch an die Grenzen unseres menschlichen Verstandes.
Wir können viel über seine Existenz sagen, doch letztlich nicht beweisen, wer er ist und wie er ist.
Die Suche nach Gewissheit: Gottes Selbstoffenbarung
Daraus ergibt sich nun die entscheidende Frage für uns alle: Wie können wir jemals Gewissheit über Gott erlangen? Wie kann ich Gewissheit über meine persönliche Situation vor Gott bekommen, darüber, wie er zu mir steht und worauf ich mich verlassen kann? Wenn ich heute Nacht sterben würde, was wäre dann? Und woher weiß ich das?
Die Antwort ist, denke ich, klar: Nur Gott selbst kann diese Grenze von sich aus überschreiten, wenn er allmächtig ist. Nur Gott kann letztlich den entscheidenden Gottesbeweis erbringen. Nur Gott selbst, wenn er persönlich ist, kann sich uns Menschen so beweisen, dass wir genügend Wahrheit über ihn erfahren, um ihm vertrauen zu können.
Darum lautet die letzte Frage auf unserem Denkweg heute Abend: Hat sich Gott bewiesen? Das ist letztlich die entscheidende Frage. Wir haben gesehen, wie wichtig die Frage nach der Existenz Gottes ist. Wir haben festgestellt, dass man innerhalb bestimmter Grenzen viele Argumente für die Existenz Gottes anführen kann. Ebenso kann man viel Sinnvolles gegen eine oberflächliche Bestreitung seiner Existenz sagen.
Wir haben erkannt, dass wissenschaftliche Gründlichkeit überhaupt nicht im Widerspruch dazu steht, an diesen Gott zu glauben. Aber wir haben auch gesehen, dass echte Gewissheit nur auf dem Weg entstehen kann, dass Gott sich selbst beweist. Und da bleibt am Ende die einfache Frage: Hat Gott sich so bewiesen?
Damit ist auch klar, um welche Art von Beweis es sich handeln muss. Es kann kein naturwissenschaftlicher Beweis im Labor sein. Gott kann nicht durch eine chemische Reaktion bewiesen werden. Stattdessen müsste es ein historischer Beweis sein.
Verstehen Sie das an einem Beispiel: Ob Napoleon gelebt hat oder Karl der Große existiert hat, können Sie nicht im Labor beweisen. Dafür brauchen Sie geschichtliche Beweise, Zeugenaussagen, Indizien und zuverlässige Quellen. Solche Beweise sind notwendig, wenn Sie Gewissheit über Gott haben wollen.
Wenn Gott auf unsere Ebene kommen will, wenn Gott sich uns Menschen verständlich machen will, dann muss er diesen Weg gehen. Er muss den Weg über die Geschichte gehen. Er muss in diese Welt kommen und sich irgendwie zeigen.
Gott müsste selbst die Grenze überschreiten, vor der wir mit unseren Gottesbeweisen und Überlegungen immer wieder zum Stillstand kommen. Dann muss Gott sagen, wer er ist und wie er ist. Dann muss Gott offenbaren, wie er zu uns steht.
Die Einzigartigkeit der christlichen Offenbarung
Und genau das hat der lebendige Gott getan, von dem die Bibel berichtet.
Das unterscheidet den christlichen Glauben von allen anderen Religionen auf der Welt. Ein Kennzeichen vieler Religionen ist, dass sie den Menschen Anweisungen geben: „Das und das musst du tun, wenn du zu Gott finden willst“ oder „Das und das musst du tun, wenn du Gott zufriedenstellen willst.“
Die Bibel setzt anders an. Manchmal haben wir Menschen die Bibel so verstanden, als wäre sie vor allem eine Ansammlung moralischer Regeln. Doch das ist nicht das Hauptinteresse der Bibel. Vielmehr sagt die Bibel: „Schau hin, was Gott gemacht hat.“
Die Apostel waren nicht in erster Linie Morallehrer. Sie waren auch keine Meditationsgurus, die gesagt hätten: „Setz dich mal schön hin, meditiere ein wenig und mache diese Übung und jene Übung, und dann findest du vielleicht irgendeine Vorstellung von Gott.“
Als was sind die Schreiber der Bibel, die Apostel, denn aufgetreten? Sie waren Reporter, sie waren Historiker. Lesen Sie einmal die Evangelien oder was der Arzt Lukas in seiner Geschichte über die Anfänge der christlichen Gemeinde schreibt. Dort wird von Aktionen, von Tatsachen, von Ereignissen berichtet.
Sie berichten davon, wie Gott damals in Israel vor gut zweitausend Jahren aufgetreten ist. Sie schildern, was damals passierte, welche politischen Rahmenbedingungen herrschten und was Gott dann getan hat.
Verstehen Sie, das Zeugnis der Apostel ist deshalb umso glaubwürdiger, weil sie selbst erst durch Beweise davon überzeugt werden mussten, dass Jesus Gottes Sohn ist. Sie haben ja auch nicht von Anfang an daran geglaubt.
Die Zweifel des Thomas: Ein Beispiel für Glaubenssuche
Und ein Beispiel dafür ist der Mann, von dem ich Ihnen noch kurz vorlesen will. Johannes, der Apostel, berichtet darüber im zwanzigsten Kapitel seines Evangeliums, seines Berichts über Jesus.
Dieser Mann, der gezweifelt hat – ganz typisch gezweifelt hat – trug den Namen Thomas. Sie müssen wissen, dass am Ostersonntag, als Jesus die Grabhöhle verlassen hatte, als die Macht des Todes wirklich gebrochen war und er auferstanden ist, Jesus seinen Jüngern schon einmal begegnet war. Die Jünger hatten erst natürlich absoluten Schrecken bekommen, weil sie mit nichts weniger gerechnet hatten, als Jesus wieder gegenüberzustehen. Sie hatten selbst gedacht: Tod ist tot. Und dann stand er plötzlich da. Er ließ sich von ihnen anfassen, damit sie merkten, dass das nicht einfach nur eine Fata Morgana oder eine Vision war.
Dieser Thomas war nicht dabei gewesen. Einige Zeit später traf er seine Kollegen, was Sie alles in der Bibel nachlesen können. Sie berichteten ihm: „Stell dir vor, wir haben Jesus gesehen!“ Thomas antwortete: „Gebt mir Beweise. Ihr könnt viel erzählen. Ihr seid so in eurer Trauer und in euren Hoffnungen gefangen, ihr seid doch keine objektiven Berichterstatter für mich. Ich brauche Beweise.“ Das hat Thomas gesagt.
Wörtlich können Sie das nachlesen in Johannes 20,24: „Thomas, der Zwilling genannt wird, einer der zwölf Jünger, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Und da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe – also die Spuren von der Kreuzigung, die ja erst wenige Tage zurücklagen – und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite, da hatten nämlich die Soldaten extra noch mal einen Stich mit dem Dolch durchgeführt, um zu überprüfen, ob Jesus auch wirklich tot war am Kreuz – und Thomas sagt: Wenn ich also nicht meine Hand in diese Narbe lege, wo ihm in die Seite gestochen wurde, kann ich es nicht glauben. Ich brauche Beweise.“
Eine ganz nüchterne und auch verständliche Frage, muss ich sagen. Die Jünger sagten: „Warte, warte ab, bis du ihm selbst begegnest.“
Acht Tage später, wieder Sonntag, eine Woche nach Ostern, und in einer ähnlichen Situation, waren seine Jünger wieder drinnen versammelt. Diesmal war Thomas bei ihnen. Und dann kam Jesus, als die Türen verschlossen waren, trat mitten unter sie und sprach zu ihnen: „Friede sei mit euch.“
Stellen Sie sich mal die Situation vor: Genau dieselbe Szene wie eine Woche vorher, nur statt der zehn Jünger sind es jetzt elf, denen Jesus gegenübersteht. Und was macht Jesus? Lesen Sie, wie es weitergeht: „Und danach spricht Jesus zu Thomas: Thomas, reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite. Sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“
Das heißt auf Deutsch: Thomas, mach die Nagelprobe. Daher kommt unser Ausdruck „Nagelprobe“, der stammt von dieser Situation. Thomas wollte die Nagelprobe machen, er wollte es genau wissen. Jesus hat zu Thomas gesagt: „Thomas, mach die Nagelprobe. Leg deine Hände in die Stellen, wo die Nägel drin gesessen haben. Überzeuge dich selbst, dass ich hier nicht irgendeine Fantasiefigur bin, sondern dass ich wirklich vor dir stehe.“
Und schauen Sie, Jesus zitiert den Thomas fast wörtlich, denn genau das hatte der ja gefordert. Ich denke, in dem Moment muss sich Thomas ziemlich ertappt gefühlt haben. In dem Augenblick muss Thomas gemerkt haben: „Mensch, der Auferstandene hat mich gesehen, als ich diese Frage stellte, auch wenn ich ihn nicht gesehen habe.“ Und irgendwie ist damit dann der Bann gebrochen.
Thomas merkt: Der Auferstandene ist erschreckend nah, er ist lebendig. Er geht ein auf das, was ich an Fragen gestellt habe, er reagiert auf meine Zweifel. Und dann bekommt Thomas etwas zu sehen, nämlich dasselbe, was die anderen schon eine Woche vorher gesehen hatten: diesen auferstandenen Körper von Jesus, der da plötzlich trotz verschlossener Türen im Raum steht und der trotzdem noch die Spuren der Kreuzigung durch die Narben aufweist – Narben im Handgelenk, dort hatte man die Nägel durchgeschlagen, und dieser Stich in die Seite.
Es wird übrigens in dem Text nicht gesagt, ob Thomas die Hand wirklich hineingelegt hat, das wissen wir nicht. Aber es ist erstaunlich, wie weit Jesus dem Zweifler entgegenkommt. Jesus zeigt diesem Zweifler nicht einfach die geballte Faust und sagt: „Hey, du hättest doch gleich an mich glauben können.“ Stattdessen zeigt er ihm die Nägelmale.
So überzeugt Jesus den Thomas, dass er wirklich auferstanden ist. Er zeigt ihm: Ich gehe auf deine Zweifel ein, ich will dir Antworten auf deine Fragen geben.
Verstehen Sie, das können Sie sehr persönlich auf sich beziehen. Wenn Sie ehrliche, aufrichtige Fragen an Gott und über Gott haben, dann wird Gott alles daran setzen, Ihnen diese Fragen zu beantworten.
Gott verlangt von Ihnen nicht, dass Sie einfach blind glauben, ohne zu hinterfragen oder nachzudenken. Sie können absolut damit rechnen, wenn Sie sich an Gott wenden und sagen: „Wenn es Dich geben sollte, will ich Dich finden, ich will Dich entdecken, ich will verstehen, was es mit Dir auf sich hat, ich will mich ehrlich überzeugen lassen“, dann werden Sie erleben, dass Gott Ihnen Antwort gibt.
Die historische Glaubwürdigkeit der Auferstehungsberichte
Uns begegnet Jesus natürlich nicht mit den sichtbaren Narben. Nach 40 Tagen ist er in Gottes für uns noch unsichtbare Welt zurückgegangen. Das wird in der Bibel sehr nüchtern und kurz beschrieben. Dennoch begegnet uns Jesus auch auf beeindruckende Weise.
Jesus hat dafür gesorgt, dass die Berichte über seine Narben und über seine Auferstehung historisch wasserdicht und zuverlässig sind. Er hat dafür gesorgt, dass wir diese Berichte im Neuen Testament nachlesen können. Sie können in die nächste Buchhandlung gehen und sich dort ein Neues Testament kaufen. Dann können Sie das Matthäus-, Markus-, Lukas- oder Johannes-Evangelium aufschlagen und die Texte lesen.
Sie werden sehen, das sind keine Märchen. Es wird von Indizien, von Zeugen und vom leeren Grab berichtet. Sie können bei Paulus im ersten Brief an die Korinther nachlesen, wo er eine ganze Zeugenreihe aufführt (1. Korinther 5,3-12).
Wissen Sie, die einflussreichen Gegner von Jesus – und Jesus hatte damals viele einflussreiche Gegner – hätten es sehr leicht gehabt, seine Auferstehung zu widerlegen. Das wäre sehr einfach gewesen. Sie hätten nur die Leiche nehmen, auf einen Leiterwagen legen und einmal durch Jerusalem karren müssen. Dann wäre der Spuk des christlichen Glaubens von einem Tag auf den anderen beendet gewesen.
Wir säßen heute garantiert nicht hier zusammen in diesem Gemeindehaus, denn es hätte nie eine christliche Gemeinde und nie ein christliches Gemeindehaus gegeben. Verstehen Sie, man kann das nachprüfen. Aber es war nicht möglich, weil es keine Leiche von Jesus gab. Es gab zuverlässige Zeugen. Es gab Leute, die ihr ganzes Leben auf diese Karte gesetzt haben. Sie sagten: „Ich weiß, er ist auferstanden, ich habe ihn gesehen, ich bin ihm begegnet.“
Darum ist er die wichtigste Figur der ganzen Geschichte. Das war übrigens auch ein Grund, warum vor einigen Jahren ein Kriminalhauptkommissar Christ wurde. Er hieß Bernd Rein und wohnte in der Nähe von Wiesbaden. Er war aus der Kirche ausgetreten, weil ihm das alles zu windig war – die ganze Geschichte und die Kirchensteuer usw.
Irgendwann begann er, das Neue Testament zu lesen, die Berichte der Bibel. Er verglich sie mit den Berichten, die er sonst als Kriminalkommissar zu lesen und zu bewerten hatte. Er las und sagte: „Nein, das ist zuverlässig, das ist vernünftig berichtet.“ Nach allem, was er las, musste er davon ausgehen, dass es wirklich so war, dass Jesus wirklich auferstanden ist.
Er zog dann die gleichen Konsequenzen daraus wie Thomas.
Die Reaktion des Thomas: Vom Zweifel zum Glauben
Schauen Sie, als Thomas am Ende hier das kapiert hat, was macht Thomas dann? Ich lese Ihnen vor, wie das ausgegangen ist: Thomas, als Jesus das sagte, antwortete und sprach zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“ Thomas hat das kapiert.
Verstehen Sie, und das hängt auch wieder mit seinen Zweifeln von vorher zusammen. Warum hatte Thomas denn gezweifelt? Er hatte gezweifelt, weil er wusste, wie ungeheuerlich diese Behauptung war, dass da einer tatsächlich auferstanden sein sollte. Das war absolut undenkbar.
Aber jetzt weiß er, dass das Undenkbare wirklich passiert ist. Jetzt sieht er, dass das, was sich für absolut unmöglich gehalten hatte, wahr ist. Und jetzt kapiert er: Dann muss er Gottes Sohn sein. Es ist so unvorstellbar, was hier passiert ist, deswegen habe ich ja so gezweifelt, aber ich kann es nicht mehr leugnen.
Er muss Gottes Sohn sein, er hat den Tod besiegt. Und wenn er Gott ist, dann hat er das Sagen. Und wenn er das Sagen hat und Gottes Sohn ist, dann hat er die Macht über alles. Dann ist er auch der Herr. Und dann will ich mich auch vor ihm beugen. Dann will ich, dass auch mein Leben ihm gehört. Dann will ich ihn anbeten. Und dann will ich in Zukunft auch keine Kompromisse mehr machen.
Dann will ich ihm persönlich gehören und dann will ich ihm mein Leben anvertrauen – für jetzt und alle Ewigkeit: Mein Herr und mein Gott.
Wissen Sie, das ist die einzig logische Reaktion, wenn Jesus wirklich lebt. Das ist keine persönliche Zugabe von Thomas, dass er sagt: „Gut, du bist auferstanden, dann will ich dich auch anbeten.“ Sondern wenn Jesus wirklich auferstanden ist, dann ist das die einzig vernünftige Reaktion von mir und Ihnen allen, zu sagen: „Ja, wenn es wahr ist, Herr, dann bist du Gottes Sohn, und dann will ich dich auch ehren und anbeten.“
C.S. Lewis und die Entscheidung für Jesus
C.S. Lewis war ein berühmter Literaturprofessor aus Oxford, der lange Zeit wenig mit dem Glauben zu tun hatte. Er zweifelte an vielen Aussagen der Bibel. Doch dann ging er ähnlich vor wie ein Kriminalhauptkommissar: Er las die Texte sorgfältig und verglich sie.
Als Literaturwissenschaftler wusste er, was Mythen, Legenden und Märchen sind. Er stellte immer wieder fest, dass die biblischen Texte anders sind. Für ihn war klar: Das können keine Mythen oder Legenden sein, denn die Texte sind zu realistisch.
Schließlich kam er zu dem Schluss, dass die Ereignisse tatsächlich so geschehen sind. Daraufhin sagte er einen großartigen Satz: Es gibt nur ein Entweder oder. Man muss sich entscheiden.
Entweder war dieser Mensch Gottes Sohn, oder er war ein Narr oder sogar Schlimmeres. Jesus hat gesagt, dass an ihm das Leben der Menschen entscheidet. Er erklärte, dass der Glaube an ihn oder die Ablehnung darüber bestimmt, ob jemand am Ende bei Gott im Himmel ankommt oder verloren geht.
C.S. Lewis meinte, jemand, der solche Dinge sagt, kann nur entweder Gottes Sohn sein, ein Narr oder ein Verrückter. Man kann ihn als geisteskrank einsperren, verachten oder sogar als Dämon töten. Oder man kann ihm zu Füßen fallen und ihn Herr und Gott nennen.
Aber man kann nicht einfach gönnerhaft sagen, Jesus sei nur ein guter Lehrer der Menschheit gewesen. Jesus hat so viel Unerhörtes gesagt und trat mit einem so unerhörten Anspruch auf, dass es nur dieses Entweder oder gibt: Entweder ist es wahr, oder man müsste ihn verfolgen.
Der Glaube derer, die nicht sehen
Ich komme zum Schluss. Jesus sagt dann noch zu Thomas: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.“ Das ist interessant. Jesus hat den Glauben von Thomas nicht in Frage gestellt. Er sagt nicht: „Du hast mich gesehen, aber glückselig sind die, die nicht sehen und trotzdem glauben.“ Nein, Jesus hat Thomas voll angenommen.
Wir wissen, dass Thomas später eine große Missionstätigkeit in Indien und Persien entfaltet hat. Ich kann mir vorstellen, dass er dort oft von dieser Situation erzählt hat. Häufig wird er gesagt haben: „Leute, ich habe total gezweifelt. Ich konnte es mir überhaupt nicht vorstellen. Doch dann bin ich ihm begegnet, und mir wurde klar: Er lebt wirklich.“
Aber was meint Jesus mit dem Satz „Selig sind die, die nicht sehen und trotzdem glauben“? Jesus wirft hier gewissermaßen den Blick in die Zukunft – auf uns und darauf, wie wir zum Glauben kommen. Selig werden wir in Zukunft sein, die nicht sehen und trotzdem glauben.
Was heißt hier „die nicht sehen“? Das sind nicht die, die ihren Verstand abschalten oder einfach ins Blaue hinein glauben. „Die nicht sehen“ sind wir. Wir können Jesus nicht anfassen. Optisch können wir ihn noch nicht sehen, akustisch können wir ihn noch nicht wahrnehmen wie die Augen- und Ohrenzeugen damals, weil wir in einer anderen Zeit leben – zweitausend Jahre später.
Dieser erste Zeugenkontakt war die Aufgabe der Apostel und einiger anderer. Für sie war es wichtig, dass sie ihn sehen mussten. Sie mussten die Last der ersten Zeugen tragen, denn wir müssen uns heute auf ihr Zeugnis verlassen können.
Wir sollen und können jetzt ihre Berichte lesen. Wir können die Tatsachen erfahren, die sie damals gesehen und aufgeschrieben haben. Dadurch bekommen wir genauso zuverlässige und richtige Informationen über Jesus, wie auch die Apostel sie hatten.
Ich muss Ihnen sagen: Ich bin Thomas wirklich dankbar, dass er so hartnäckig war. Ich bin ihm absolut dankbar, dass er diese Frage damals gestellt hat. Dadurch wurde die Nagelprobe noch einmal gemacht. Diese Zweifel muss ich nicht mehr haben, die Thomas hatte, denn er hat sie gewissermaßen stellvertretend für mich geäußert.
Und ich bin so dankbar, dass Jesus ihm geantwortet hat und ihn nicht im Dunkeln gelassen hat. Gott hat sich selbst bewiesen – ja, das hat er getan. Gott hat sich selbst bewiesen in seinem Sohn Jesus Christus.
Darum haben wir heute die Möglichkeit, diesem persönlichen Gott zu vertrauen. Es ist für Sie das Klügste, was Sie tun können, sich vor diesem persönlichen Gott zu beugen. Er hat Ihnen so viel von sich gezeigt und dafür gesorgt, dass Sie davon so viel mitbekommen können.
So haben viele Menschen, die zuerst sehr skeptisch waren, am Ende gemerkt: „Das ist doch wahr, und es lohnt sich, ihm mein ganzes Leben anzuvertrauen.“
Das Beispiel des Apostels Paulus
Und einer, der ebenfalls sehr skeptisch war und ein Spätberufener ist, soll hier am Schluss genannt werden: der Apostel Paulus. Paulus hatte alles getan, um die Anhänger von Jesus zu verfolgen und ins Gefängnis zu bringen. Er sagte, sie verdummen die Leute. Das änderte sich erst an dem Tag, an dem er selbst Jesus begegnet ist. Danach wurde er der begeisterteste Prediger für Jesus Christus.
Paulus schrieb einen wichtigen Satz, den ich noch mitgeben möchte. Er schrieb, dass Gott seine Liebe beweist. Dabei geht es nicht nur um einen Beweis im üblichen Sinne, sondern darum, dass Gott seine Liebe zu uns zeigt. Paulus sagt also: Gott hat den Beweis geliefert. „Gott hat seine Liebe zu euch bewiesen“, und er fügt hinzu, wie: „Dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“
Das ist bemerkenswert. Paulus schreibt, dass Christus Gottes Liebe beweist, indem Jesus am Kreuz stirbt und dann aufersteht. Warum soll das ein Beweis für Gottes Liebe sein? Warum war es nötig, dass Jesus am Kreuz stirbt, um Gottes Liebe zu beweisen? Was tut die Liebe?
Liebe gibt dem anderen, was er braucht. Wenn man seine Frau liebt, versucht man, ihr zu geben, was sie braucht. Wenn man seine Kinder liebt, versucht man, ihnen zu geben, was sie brauchen. Weil Gott uns liebt, beweist er seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
„Für uns gestorben“ heißt: Wenn er nicht für uns gestorben wäre, dann hätten wir selbst sterben müssen, sagt Paulus hier. Das klingt zunächst wie eine Binsenweisheit: Wir müssen doch sowieso alle sterben, der eine mit siebzig, der andere mit neunzig. Aber wie kann man sagen, Christus sei für uns gestorben?
Wenn man genauer nachliest, was Paulus meint, wird klar: Die Bibel spricht von zwei Arten des Sterbens. Das eine ist das normale Sterben, das jeden von uns trifft. Das zweite Sterben bedeutet, dass man nach dem Tod auf ewig von Gott getrennt sein wird. Dieses zweite Sterben heißt, dass man nicht nur aus diesem Leben geht, sondern dass man am Ende von dem Gott weg ist, den man sein Leben lang abgelehnt hat.
Man wird in der Gottesferne auf ewig verloren sein. Das ist das, was Jesus die Hölle genannt hat. Paulus sagt, das wäre normalerweise unser Platz, weil wir Gott gegenüber sehr ignorant sind, ihn links liegen lassen und letztlich verwerfen.
Aber Gott beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist. Christus hat die Strafe durch seinen Tod am Kreuz auf sich genommen, die wir nicht tragen konnten. Jetzt ist er derjenige, der uns freisprechen kann, weil er alles für uns getragen hat.
Deshalb haben wir jetzt die Möglichkeit, ewiges Leben zu bekommen. Wir haben die Chance, dass der heilige, ewige Gott unser Vater wird. Deshalb können wir heute Abend die Gewissheit bekommen, dass unser Leben nicht im Dunkeln endet, dass es nicht auf eine graue, ungewisse Zukunft zusteuert und schon gar nicht in der Hölle endet.
Stattdessen werden wir auf ewig bei diesem heiligen, liebevollen Gott sein, dem wir alles verdanken. Gott beweist seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.
Einladung zum persönlichen Glauben
Sie können sich an Jesus wenden, denn er lebt und ist auferstanden. Sie können ihm sagen: Herr, ich gebe zu, dass ich es bisher nicht so gesehen habe. Ich gebe zu, dass ich bisher nicht begriffen habe, wie sehr ich dich brauche, um wirklich mit meinem Leben zurechtzukommen. Ich brauche dich, damit meine Schuld vergeben wird.
Ich danke dir, dass du den Tod besiegt hast. Ich danke dir, dass du die Strafe für meine Schuld getragen hast. Jetzt möchte ich dich bitten, mein Leben zu retten, mir meine Schuld zu vergeben und mir das ewige Leben zu schenken, so wie du es deinen Leuten versprochen hast.
So können sich Menschen an Jesus wenden. Es kommt überhaupt nicht darauf an, dass sie irgendwelche großen religiösen Sätze sagen oder an einem Ritual teilnehmen. Es ist auch völlig egal, wo sie diesen Satz sprechen – ob zu Hause unter der Bettdecke oder in einem ruhigen Raum. Gott ist überall, er sieht Sie, und Jesus ist da und sieht Ihr Herz.
Es kommt nicht darauf an, exakt die richtigen Worte zu finden. Wichtig ist, dass Sie zugeben, wie sehr Sie ihn brauchen, und dass Sie anerkennen, dass Sie ohne ihn verloren sind und ein Sünder. Sie müssen akzeptieren, was er für Sie getan hat. Dann werden Sie sich vor ihm verneigen wie Thomas und zu Jesus sagen: Ja, mein Herr und mein Gott.
Schlussgebet
Ich möchte noch beten. Herr Jesus Christus, danke, dass es wahr ist, dass du, auch wenn wir dich mit unseren Augen nicht sehen können, wie es ja auch in der Bibel steht, und auch wenn wir deinen Körper nicht so anfassen können wie die ersten Zeugen, trotzdem real da bist.
Danke, dass du auferstanden bist, dass du die Macht des Todes gebrochen hast und ebenso die Macht unserer Schuld. Du hast alles auf dich genommen und getragen, damit wir Vergebung bekommen können und ewiges Leben.
Ich danke dir, Herr Jesus Christus, dass seit damals, mit deiner Auferstehung und mit dem Erlebnis des Thomas, unendlich viele Zweifler durch die Jahrhunderte hindurch von dir überzeugt worden sind.
Danke, dass du jedem, der dich aufrichtig sucht, versprichst, dass er dich auch finden wird.
Ich bitte dich, Herr Jesus Christus, wenn heute hier jemand sein sollte, oder einige, die dir noch nicht glauben und noch nicht den Schritt zu dir getan haben, den Thomas getan hat, dann bitte ich dich, gib ihnen den Mut, ehrlich vor dir zu werden.
Schenke ihnen den Mut, dich wirklich anzurufen und zuzugeben: Ja, Herr Jesus, ich brauche dich. Lass sie bereit sein, sich von dir abhängig zu machen und das große, große Geschenk des ewigen Lebens von dir anzunehmen.
Danke, Herr, dass du wirklich da bist und dass du gesagt und versprochen hast: Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, dann werde ich mich finden lassen.
Amen.