Ja, es freut mich, dass ihr wieder hier seid, hoffentlich gut gesättigt vom Mittagessen.
Ich hoffe auch, dass ihr noch etwas Aufmerksamkeit für das nächste Thema heute Nachmittag aufbringen könnt. Meistens ist es so, dass nach einer guten Mahlzeit und in der Nachmittagsstunde eine gewisse Müdigkeit einsetzen kann. Wenn das der Fall ist, ist das nicht schlimm. Ich werde niemanden wecken, falls jemand einschläft. Trotzdem hoffe ich, dass ihr mit Aufmerksamkeit dabei seid.
Ich möchte jetzt so vorgehen, dass ich noch ein weiteres Thema aus der medizinischen Ethik behandle. Wir hatten ja gerade wirtschaftliche Bereiche der Ethik, und aus dem Bereich des Privatlebens die Frage der Lüge etwas näher besprochen. Nun möchte ich einen Bereich aus der medizinischen Ethik genauer anschauen.
Anschließend werde ich die Möglichkeit geben, dass ihr noch ein Thema wünschen könnt. Ich werde verschiedene Themen vorstellen. Vielleicht besprechen wir auch zwei oder drei Themen etwas kürzer, die aus dem Bereich der Ethik stammen.
Also, ich möchte jetzt gerne auf die Frage der Organtransplantation eingehen.
Generell ist es so, dass wir in der Bibel keine genauen Angaben zur Organtransplantation finden. Das bedeutet, dass es zur Zeit des Alten und Neuen Testaments noch keine Organtransplantationen gab. Es war damals nicht möglich, Organe aus einem Menschen zu entnehmen und in einen anderen einzupflanzen. Deshalb gibt es keine direkte Aussage darüber, ob Organtransplantationen für Christen erlaubt sind oder nicht.
Wenn man dies losgelöst betrachtet, muss man prüfen, ob es Prinzipien gibt, die davon berührt werden. Gibt es also allgemeine Aussagen, die im Zusammenhang mit Organtransplantationen stehen? Hier wird häufig die Nächstenliebe genannt. Ein anderer Mensch befindet sich in einer Notlage und braucht Hilfe. Wenn ich diesem Menschen ein Organ von mir zur Verfügung stelle, wird ihm geholfen. Dieses Argument ist durchaus nachvollziehbar, gilt jedoch nicht in jedem Fall uneingeschränkt.
Es kommt darauf an, ob durch die Spende andere biblische Werte verletzt werden. Teilweise wird auch anders argumentiert, zum Beispiel von den Zeugen Jehovas. Sie vertreten die Auffassung, dass jede Organtransplantation falsch ist, weil dadurch ein Teil der eigenen Persönlichkeit oder sogar der Seele entnommen wird. Aus diesem Grund verbieten Zeugen Jehovas ihren Mitgliedern beispielsweise, Bluttransfusionen anzunehmen.
Eine Bluttransfusion ist ebenfalls eine Art Organtransplantation, denn auch Blut kann man als Organ betrachten. Es wird von einem Menschen auf einen anderen übertragen, etwa bei starkem Blutverlust infolge von Unfällen, schweren Operationen oder bestimmten Krebsarten. Die Argumentation der Zeugen Jehovas stützt sich dabei auf das Alte Testament, wo steht, dass im Blut das Leben ist.
Sie interpretieren das so, dass im Blut die Seele enthalten sei. Wird nun Blut von einem Menschen auf einen anderen übertragen, so werde auch ein Teil der Seele übertragen. Teilweise lehnen Zeugen Jehovas sogar Eigenbluttransfusionen ab. Das bedeutet, dass vor einer Operation Blut entnommen und aufbewahrt wird, das der Körper dann nachproduziert. Während oder nach der Operation wird dann das eigene Blut wieder übertragen. Auch dies lehnen sie ab, weil sie sagen, sobald das Blut den Körper verlässt, sei es nicht mehr das eigene Blut, und dadurch werde auch die Seele geschädigt.
Tatsächlich finden sich hierzu Hinweise bereits bei Noah. Dort wird zum ersten Mal erlaubt, Tiere zu schlachten, um sie zu essen. Vorher war das nicht erlaubt. Bei Noah heißt es, dass man ein Tier töten darf, nicht einfach so, aber zur Speise. Allerdings soll man nichts vom Blut des Tieres nehmen, weil im Blut das Leben ist, und dieses Leben gehöre nur Gott.
Dieses Verbot des Blutgenusses wird im Neuen Testament erneut bekräftigt. Dort ist es verboten, Blut zu essen.
Bei der Transfusion geht es nicht um Essen, sondern darum, Blut von einer Person auf eine andere zu übertragen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass dies biblisch nicht so gemeint ist. Wenn gesagt wird, im Blut sei das Leben, dann ist damit nicht eine gewisse Menge Blut gemeint, sondern die Gesamtheit des Blutes.
Deshalb wird in der Bibel auch davon gesprochen: „Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch vergossen werden.“ Das steht beispielsweise direkt nach der Sintflut bei Noah. Uns ist jedoch vollkommen klar, dass damit nicht gemeint ist, wenn ich aus Versehen jemanden in den Finger schneide, ich deshalb getötet werden muss. Denn eine kleine Menge Blut ist hier nicht gemeint.
Wenn es heißt, wer anderes Blut vergießt, dann ist damit gemeint, wer einen Menschen tötet, der soll auch getötet werden. Genau das steht ja auch in dem Zusammenhang. Hier geht es nicht um eine kleine Menge Blut, sondern um die Gesamtheit des Blutes. Wenn ich also die Gesamtheit des Blutes eines Feindes oder eines Menschen ungerechtfertigt vergieße, dann soll dasselbe auch bei mir geschehen – ich soll getötet werden. Das ist in diesem Zusammenhang ganz deutlich.
Es geht hier nicht um eine kleine Menge Blut. Wenn ich mich in den Finger schneide und dabei ein paar Milliliter Blut verliere, dann ist nicht ein Teil meiner Seele weg. Die Seele bleibt unverändert, denn sie ist ja nicht materiell an das Blut gebunden. Hier soll eine einfache Wahrheit gesagt werden: Wenn ein Mensch kein Blut hat, ist er tot. Und wenn du das Blut eines Menschen vergießt – das heißt, wenn das ganze Blut oder der Großteil davon weg ist – dann stirbt der Mensch. Das ist damit gemeint, und das sollen wir nicht tun.
Insofern ist das kein Verbot der Bluttransfusion, sondern ein Verbot des Blutvergießens, also des Tötens eines Menschen und des Wegnehmens seines Blutes. Es geht nicht darum, eine gewisse Menge Blut zu entnehmen.
Ich habe den Eindruck, dass es biblisch kein deutliches Verbot der Organtransplantation gibt. Das betrifft zum Beispiel Knochenmarkspenden, Blutspenden, Nierenspenden oder sogar einen Teil der Leber. Denn die Leber kann sich nach einer Teilentnahme regenerieren, das heißt, der Körper wird nicht dauerhaft geschädigt, sondern produziert das Organ nach, es wächst nach.
Hier habe ich den Eindruck, dass es keinen eindeutigen ethischen Grund gibt, solche Eingriffe nicht zuzulassen.
Allerdings gibt es neben den ethischen Gründen auch rein medizinische Aspekte, die uns zumindest zur Vorsicht mahnen sollten.
Oft wird nicht beachtet, dass ein Großteil der Menschen, die eine Nierentransplantation erhalten, anschließend auch psychische und psychologische Betreuung benötigen. Sie merken, dass sie ein fremdes Organ in sich tragen. Dies führt häufig zu psychischen Problemen. Manchmal kann das so weit gehen, dass Betroffene aufgrund dieser Probleme Suizidgedanken entwickeln oder das Organ sogar abgestoßen wird.
Darüber hinaus sollte man nicht vergessen, dass auch bei einer Nierentransplantation Abstoßungserscheinungen auftreten können. Es gibt keine hundertprozentige Übereinstimmung zwischen dem neuen Organ und dem alten Körper. Das führt zu starken medizinischen Nebenwirkungen. Das Immunsystem wird unterdrückt und dadurch in seiner Funktion beeinträchtigt. Viele Transplantationen haben solche Nebenwirkungen, die man unbedingt berücksichtigen muss.
Zusätzlich entstehen oft auch menschliche Bindungen. Nehmen wir an, ein Freund erhält eine Niere von seiner Freundin, weil seine eigene Niere nicht mehr funktioniert. Was passiert, wenn die beiden später Streit haben? Kommt da nicht schnell der Gedanke auf: „Ich habe dir sogar meine Niere gegeben, und jetzt bist du so böse und machst nicht das und das?“ Oder umgekehrt entsteht ein Gefühl der Verpflichtung von einer Seite zur anderen.
Das heißt, es entstehen Bindungen, Abhängigkeiten und Druck. Vielleicht auch Gedanken wie: „Ich habe so viel für dich getan, was tust du für mich?“ Es spielen also viele psychische Faktoren eine Rolle, die nicht vernachlässigt werden sollten.
Organspende, selbst wenn sie von einem lebenden Spender kommt, ist also nicht einfach so zu betrachten. Sie hat viele medizinische und psychische Auswirkungen, die häufig übersehen werden.
Allerdings sehe ich an dieser Stelle kein eindeutiges biblisches Verbot.
Eine ganz andere Sache ist die Transplantation lebenswichtiger Organe, allen voran das Herz. Das Herz können wir ja nicht einfach als Lebensspende geben. Man sagt zwar manchmal im übertragenen Sinn „Ich gebe dir mein Herz“, wenn Verliebte das sagen, meinen sie das aber nicht wörtlich, sondern drücken damit ihre Liebe aus.
Wenn wir das Herz tatsächlich geben würden, wären wir in dem Moment tot. Jeder Mensch hat nur ein Herz, und ohne dieses sind die Überlebenschancen gleich null. Trotzdem werden in Deutschland zahlreiche Herztransplantationen durchgeführt. Die erste Herztransplantation wurde von einem südafrikanischen Arzt namens Barnard durchgeführt. Das steht auch in Lexikonartikeln und im Internet. Was dort oft nicht erwähnt wird, ist, dass der erste Patient wenige Tage nach der Operation gestorben ist. Diese Information wird meist weggelassen, weil sie nicht gut für das Fortschrittsbild der Medizin ist. Dort sieht man nur den glücklichen Patienten nach der Operation. Doch wie gesagt, ein paar Tage später war er tot. Trotzdem war die Operation eine Sensation.
Heute leben die meisten Menschen nach einer Herztransplantation länger – nicht alle, aber die meisten, wenn alles gut verläuft. Das Problem ist jedoch, dass man das Herz nur explantieren, also aus dem Körper herausnehmen kann, wenn der Mensch noch lebt. Wenn er tot ist, bringt das Herz nichts mehr. Denn wenn das Herz einmal abgestorben ist, kann man es keinem anderen mehr einpflanzen. Hier liegt das ethische Problem.
Wenn ich einem lebenden Menschen das Herz herausoperiere, töte ich ihn damit. Das war auch zu Barnards Zeit klar, und es war eigentlich illegal. Aber ohne Herz kann man keinem anderen ein Herz transplantieren. Die Medizin hat daher einen Trick gewählt: Man erklärt einen Menschen für tot, obwohl er noch nicht wirklich tot ist. Dann kann man dem vermeintlich Toten das lebende Herz entnehmen und einem anderen Lebenden einsetzen.
Wie funktioniert das? Bisher galt das Herz-Kreislauf-Kriterium für den Tod. Nun wurde das Hirntod-Kriterium eingeführt. Das bedeutet: Wenn keine messbare Hirnaktivität mehr vorhanden ist, erklärt man den Menschen für tot, obwohl er äußerlich noch alle Lebenszeichen zeigt. Das ist manchmal absurd. Es gibt Ratgeber für Krankenschwestern und Pflegepersonal, damit sie sich nicht erschrecken. Da liegt eine Person, die offiziell tot ist – also eine Leiche –, aber sie kann noch verdauen, ihre Nägel und Haare wachsen, sie hat Körpertemperatur und atmet teilweise noch.
Manchmal kann die Person sich sogar bewegen. Man nennt das das Lazarus-Syndrom, benannt nach der biblischen Figur Lazarus, der aus dem Grab zurückkehrte. Dabei handelt es sich um unwillkürliche Arm- oder Handbewegungen. Die Krankenschwester wird dann darüber informiert, dass der Patient tot ist. Das erscheint für Laien völlig unlogisch, denn äußerlich sieht man keinen Unterschied zwischen jemandem im Koma und jemandem, der hirntot ist. Der Unterschied liegt nur in der Messung der Hirnaktivität: einmal vorhanden, einmal nicht.
Die Frage lautet also: Ist der eine tot oder nicht? In den letzten Jahrzehnten gab es sogar Fälle, in denen hirntote Frauen Kinder zur Welt brachten. Das heißt, eine Frau wurde mit festgestelltem Hirntod ins Krankenhaus gebracht, war schwanger und wurde über Wochen künstlich am Leben erhalten. Dann brachte sie ein Kind zur Welt. Für Außenstehende klingt das paradox: Wie kann eine Leiche ein Kind gebären? Doch genau das ist die medizinische Realität in solchen Fällen.
Ich arbeite mit einer Gruppe gläubiger Ärzte zusammen, darunter ein Anästhesist, der bei Organentnahmen schon Narkosen durchgeführt hat. Er berichtet, dass bei der Entnahme von Organen aus sogenannten „Leichen“ noch vollständige Anästhesie gegeben wird. Das bedeutet, die Person erhält schmerzstillende Mittel, weil man bemerkt, dass der Körper auf den Schnitt reagiert und zuckt – scheinbar empfindet die Person noch Schmerzen.
Das ist absurd: Wie kann eine Leiche Schmerzen empfinden? Warum bekommt eine Leiche eine Narkose, wie ein Lebender? All das spricht dafür, dass der Mensch, der für tot erklärt wird, in Wirklichkeit noch nicht tot ist.
Diese Diskussion schien in den letzten zehn Jahren fast beendet zu sein, doch seit ein bis zwei Jahren wird sie wieder aufgenommen – diesmal von Ärzten, nicht nur von gläubigen Kreisen. Immer mehr Mediziner zweifeln daran, ob das Hirntodkriterium tatsächlich richtig ist.
Seit der Einführung des Hirntodkriteriums wurden die Geräte zur Messung der Hirnströme immer genauer. Manche Menschen, die vor 30 oder 40 Jahren als hirntot erklärt wurden, würden heute nicht mehr als hirntot gelten, weil man heute noch Hirnaktivitäten messen kann, die damals nicht erfasst wurden. Das zeigt, dass die Definition des Todes von der Genauigkeit der Messinstrumente abhängt. Je genauer die Geräte, desto weniger Menschen werden als tot erklärt.
Das wirft Zweifel am System auf. Im Grunde wird das Hirntodkriterium nicht verwendet, weil es wirklich genauer wäre, sondern weil ohne dieses Kriterium keine Herztransplantationen möglich wären. Man erklärt also einen Menschen, der eigentlich noch lebt, für tot, entnimmt ihm die Organe und danach ist er wirklich tot.
Hier liegt das ethische Problem: Wenn der Mensch nicht wirklich tot ist, dann töte ich ihn durch die Organentnahme. Töten ist laut der Bibel verboten, egal aus welchen Gründen. Ausgenommen sind legitime Tode, wie Strafen Gottes im Alten Testament, aber generell ist Töten verboten.
An diesem Punkt können wir zumindest diese Art von Organtransplantation ethisch bewerten und entsprechend damit umgehen.
Es gibt in der Bibel verschiedene Begriffe und Vorstellungen für den Tod. In meinem Buch „Moderne Medizin und Ethik II“ behandle ich ausführlich die Frage der Organtransplantation und der Todesdefinition. Dabei nenne ich auch die einzelnen biblischen Begriffe, die für Tod und Sterben benutzt werden, sowie die Kriterien, die dabei angeführt werden.
Es gibt einige Aussagen über das Totenreich, das den Tod der Seele beschreibt, denn die Bibel sieht den Menschen nicht nur als Materie an. Darüber hinaus gibt es Aussagen darüber, wie man mit den Toten und den Lebenden umgeht. Auch hier treten einige Probleme auf. Ich suche gerade eine passende Bibelstelle dazu.
Probleme finden sich an mehreren Stellen. Das erste ist: Wenn der Mensch wirklich tot ist, wie es die Medizin sagt, dann dürften wir eigentlich nicht einfach die Organe entnehmen. Nach dem Alten Testament soll der Körper des Verstorbenen geehrt werden. Ein Verstümmeln – und das ist ja schließlich das Herausnehmen von Organen – wird im Alten Testament an mehreren Stellen verboten.
Wir finden, dass der Leib des Toten geehrt werden soll. Daher kommt auch die deutsche Gesetzgebung zur Totenruhe, die besagt, dass man nicht einfach mit einer Leiche machen darf, was man will. Auch hier gelten bestimmte Schutzvorschriften. Im Alten Testament war es eine Strafe Gottes, wenn der Körper zerstückelt oder zerschnitten wurde.
Denken wir zum Beispiel an Isabel, die aus dem Fenster fällt, aufschlägt und dann von Hunden gefressen und zerrissen wird. Das wird als Strafe Gottes verstanden. Es ist also nicht gleichgültig, was mit der Leiche geschieht. Wenn eine Leiche nicht beerdigt, gesalbt und eingebunden wurde – wie es bei der Leiche Jesu der Fall war –, gilt das als Verunehrung.
Wir lesen sogar, dass die Kinder Israels bei ihrem Auszug aus Ägypten die Knochen der Stammväter mitgenommen haben, damit sie in Israel bestattet werden konnten. Das zeigt, dass auch der Körper des Verstorbenen eine gewisse Heiligkeit von Gott erhält, selbst wenn die Seele nicht mehr darin ist. Man kann also nicht einfach mit dem Körper machen, was man will. Ein willkürliches Zerstückeln ist nicht erlaubt.
Darüber hinaus heißt es im Alten Testament, dass der Tote kultisch unrein ist. Wer Unreinheit hat, darf nicht in den Tempel gehen und muss bestimmte Reinigungsrituale durchführen. Das würde bedeuten: Wenn man ein Organ einer Leiche entnimmt, wäre der ganze Körper dauerhaft kultisch verunreinigt – wenn man das nach dem Alten Testament beurteilt. Auch dann wäre es nicht akzeptabel.
Biblisch gesehen müssen wir darüber hinaus sagen, dass der Mensch nicht nur sein Gehirn ist. Es wird gesagt: Wenn das Gehirn tot ist, ist der ganze Mensch tot. Und man sagt zu Recht: Wenn das Gehirn tot ist, dann ist das irreversibel, also nicht mehr rückgängig zu machen. Nach menschlichem Ermessen kann dieser Mensch nie mehr ein normales Leben führen. Das stimmt.
Allerdings gilt das auch für viele andere Erkrankungen. Wenn das Herz stillsteht und nicht mehr schlägt, ist das ebenfalls irreversibel – dann stirbst du. Wenn jemand eine kaputte Niere hat und nicht an die Apparate zur Blutwäsche angeschlossen wird, stirbt er ebenfalls. Nur wenn er an den Apparaten hängt, lebt er weiter – so wie der Hirntote, der an Maschinen angeschlossen noch atmet und dessen Organe funktionieren.
Was hier beschrieben wird, ist nur ein Punkt des Sterbens. Dieser beginnt aber nicht erst, wenn das Gehirn aussetzt, sondern eigentlich schon bei unserer Geburt. Das klingt vielleicht pessimistisch, doch der dänische Philosoph Søren Kierkegaard hat das einmal so formuliert: Das ganze Leben sei die Krankheit zum Tode. Er hat darüber ein Buch geschrieben, das „Die Krankheit zum Tode“ heißt. Im Grunde genommen stimmt das auch. Wir wissen, dass wir alle sterben werden – es ist nur eine Frage der Zeit.
Jetzt bist du zum Tode verurteilt. Es ist sicher, dass du sterben wirst, nur die Zeit ist ungewiss. Bedeutet das, dass dein Leben weniger wert ist, je näher du dem Tod kommst? Dass man jemanden eher töten darf, wenn er kurz vor dem Tod steht? Biblisch gesehen lautet die Antwort: Nein. Egal, wie nah jemand dem Tod ist – ob er Krebs hat oder unheilbar krank ist – hat er nicht weniger Lebenswert. Wenn du ihn tötest, wirst du vor Gericht verurteilt.
Nach biblischem Muster hängt der Wert des Lebens nicht von der noch möglichen Lebensdauer ab. Das war bei den alten Germanen ganz anders, aber nicht im biblischen Denken. Die Bibel sagt: Das Leben des Menschen an sich ist wertvoll – unabhängig davon, was der Mensch leistet, ob er Mann oder Frau ist, alt oder jung.
Bei den alten Germanen war das anders. In der vorchristlichen Zeit hatten sie genaue Wertigkeiten, wie viel ein Mensch wert war. Tötete man zum Beispiel eine junge Frau, musste man doppelt so viel bezahlen wie bei einer alten Frau. Warum? Weil die alte Frau nicht mehr so viel leisten konnte, keine Kinder mehr bekam und somit weniger wert war. Der Schaden war nur halb so groß. Eine junge Frau konnte noch Kinder bekommen und heiraten, daher war sie doppelt so viel wert.
Genauso war es bei alten und jungen Männern sowie bei Reichen und Vornehmen im Vergleich zu Sklaven. Für einen Sklaven musste man weniger zahlen als für einen Vornehmen, weil dieser mehr Besitz, Einfluss und Bedeutung hatte.
Man könnte also meinen, dass der Mensch in der letzten Lebensphase weniger wert ist. Wenn dann eine Krankenschwester eine Giftspritze gibt, ist das nicht so schlimm, weil der Patient sowieso bald sterben würde. Biblisch ist das falsch. Der Wert des Menschen hängt nicht von seiner Leistungsfähigkeit oder der noch möglichen Lebensdauer ab, sondern davon, dass Gott ihm eine Würde gegeben hat – die Seele. Die Seele altert nicht, sie bleibt gleich, egal ob der Mensch alt oder jung ist, kurz oder lang lebt.
Der Wert des Menschen besteht darin, dass Gott ihm diesen Wert zuspricht, nicht darin, dass der Mensch ihn an sich hat. Der alte Mensch hat dieselbe Würde und denselben Wert von Gott wie der junge Mensch – und der Mann genauso wie die Frau.
Wenn das gilt, bedeutet das auch, dass ein Mensch, der kurz vor dem Tod steht, denselben Wert hat. Wir dürfen ihn nicht einfach töten, nur weil er unter anderen Umständen vielleicht schon gestorben wäre. Manche sagen, wenn die Organe oder Maschinen nicht angeschlossen wären, wäre er ja schon tot. Das ist menschliches Denken. Der Mensch wäre tot, wenn Gott ihn sterben lassen will.
Aber das gilt auch für viele andere Fälle: Wenn jemand Herzstillstand hat und keine Herzmassage bekommt, stirbt er normalerweise auch. Bedeutet das, dass wir jeden mit Herzstillstand oder Herzinfarkt einfach sterben lassen, weil er sowieso tot wäre, wenn wir nicht eingreifen? Wie ist es bei Menschen mit Nierenversagen? Wenn wir keine Apparate einsetzen, würden sie sterben. Also lassen wir sie auch sterben? Und bei plötzlichem Lungenversagen? Dann lassen wir sie auch sterben?
Würden wir das so handhaben, wären wahrscheinlich die Hälfte von uns schon tot, weil viele von uns dank medizinischer Eingriffe überlebt haben. Bei einer schweren Lungenentzündung würde man ohne Antibiotika sterben. Bakterielle Entzündungen führten früher schnell zum Tod. Die Kindersterblichkeit lag vor 150 Jahren je nach Region bei 30 bis 40 Prozent.
Das ist also alles ein Eingriff in das Handeln Gottes? Nein. Gott kann sich auch der Medizin bedienen. Was glauben wir als Christen? Sterben wir, wenn die Medizin aufhört, uns zu behandeln, oder wenn Gott es will? Theologisch ist das klar. Trotzdem argumentieren viele, dass lebenserhaltende Maßnahmen letztlich vom Mediziner bestimmt werden. Das ist eine Illusion.
Die Medizin kann sich bemühen, was sie will. Wenn Gott will, dass du stirbst, stirbst du auch auf der Intensivstation. Und wenn Gott will, dass du lebst, lebst du trotz mangelnder Hilfe. Unsere Aufgabe ist nicht zu entscheiden, wer stirbt oder nicht. Das ist Gottes Verantwortung. Gott schafft Leben und nimmt Leben.
Wir können und sollen dort helfen, wo wir Leben erhalten können. Und dann Gott darum bitten. Wenn Gott will, dass es zu Ende geht, wird es auch zu Ende gehen. Die Illusion mancher Ärzte, sie könnten bestimmen, wann ein Mensch lebt oder stirbt, ist falsch. Manche Ärzte sagen, sie hätten einen Menschen verloren, als läge es an ihnen, dass er gestorben sei. Nein, es liegt nicht am Arzt, sondern an Gottes Entscheidung.
Gott kann den Arzt benutzen, um das Leben zu verlängern, er kann aber auch gegen alle Anstrengungen das Leben nehmen. Wer im medizinischen Bereich arbeitet, merkt schnell, dass Menschen an Routineoperationen sterben, bei denen man es eigentlich nicht erwartet hätte. Das passiert auch auf Intensivstationen mit den besten Apparaten. Gleichzeitig überleben andere, bei denen Ärzte sagen, sie müssten eigentlich tot sein.
Letztendlich ist es Gott. Die Aufgabe des Arztes ist nicht, zu bestimmen, wer lebt und wer stirbt, sondern dort, wo er kann, Gesundheit zu fördern und Leben zu erhalten. Die letzte Entscheidung liegt jedoch bei Gott.
Und wenn man jetzt sagt, da ist ein Mensch an Apparaten angeschlossen, na ja, dann ist das die Möglichkeit, die wir heute haben. Aber jetzt liegt die Entscheidung über Leben und Tod nicht bei uns. Wenn ein Mensch lebt, auch wenn er an Apparaten hängt, können wir nicht sagen, er sei weniger wert oder wir dürften ihn einfach töten.
Was wir sagen müssen, ist: Wenn das Gehirn abgestorben ist, wird er nach unserem heutigen Wissen, außer durch ein Wunder Gottes, wahrscheinlich nie wieder vollkommen normal leben können. Das bedeutet aber nicht, dass wir diesen Menschen im Sterbeprozess jetzt noch töten dürfen. Genau das passiert aber bei der Entnahme der Organe.
Der Mensch ist erst dann tot – nach biblischer Auskunft –, wenn er ganz tot ist. Mehrere Aussagen in der Bibel berichten, wann Menschen tot sind. Was wird da genannt? Erstens, wenn das Herz stillsteht, zweitens, wenn die Atmung aufhört, drittens, wenn der Mensch kalt geworden ist, und viertens, wenn er verwest. Das sind die vier Kriterien, die in der Bibel genannt werden, wann ein Mensch körperlich tot ist.
Es wird dort noch vom geistlichen Tod gesprochen, aber das ist eine andere Ebene. Körperlich tot ist der Mensch, wenn er aufhört zu atmen, wenn das Herz nicht mehr schlägt, wenn er kalt wird und wenn er verwest. Das sind alles eher sichere Todeskennzeichen, nicht solche, die auf die Genauigkeit von medizinischen Apparaten ausgerichtet sind.
Wenn ein Mensch dauerhaft nicht mehr atmet – warten wir mal eine halbe Stunde –, und er atmet nicht mehr, dann ist er tot. Dann warten wir noch, ob er kalt wird. Okay, er wird kalt, und jetzt fängt er sogar an zu verwesen. Dann ist wirklich Schluss.
Das merken wir auch bei der Geschichte, als Jesus Lazarus, den Freund Jesu, ruft. Lazarus kommt ins Grab, und alle sagen, er ist tot. Jesus will trotzdem hingehen, obwohl Lazarus schon stinkt. Das sind die Kriterien, die in der Bibel genannt werden. Er ist absolut tot, da ist nichts mehr zu holen.
Was Mediziner oder manche andere Menschen vermitteln wollen, nämlich dass man genau unterscheiden könne, in welcher Minute jemand lebendig ist und in welcher Minute jemand tot, das gibt es so nicht. Fragt man einen Mediziner oder Biologen, wann ein Mensch tot ist, kann keiner eine wirklich eingängige oder plausible Erklärung geben.
Warum? Weil Sterben medizinisch gesehen ein langer Prozess ist. Selbst wenn ich nicht davon ausgehe, dass es schon bei der Geburt beginnt, nehmen wir eine schwere Krankheit. Was ist da das Kriterium? Selbst wenn das Herz stillsteht, ist das nur ein Punkt im Sterbeprozess. Die Zellen und Organe im Menschen sterben unterschiedlich schnell.
Das Gehirn ist eines der Organe, die früh sterben. Wenn das Gehirn tot ist, ist das Herz noch lebendig. Aber wenn das Herz stirbt, sind die Hautzellen noch lebendig. Die Hautzellen können noch stundenlang leben, und auch das ist Teil des Körpers.
Der Mensch ist ja nicht sein Gehirn, der Mensch ist nicht sein Herz, sondern der Mensch ist das Ganze. Erst wenn das Ganze tot ist, ist der Mensch tot. Der Prozess des Sterbens ist nicht von einer Minute auf die andere abgeschlossen, sondern ein Prozess, der Stunden dauert.
Tod ist der Mensch erst am Ende dieses Prozesses, nicht an irgendeiner Stelle, an der wir sagen können: Hier machen wir einen Einschnitt, ab diesem Moment ist der Mensch tot. Die Bibel macht das nicht.
Dort gibt es eindeutige Todeskennzeichen: die toten Flecken, der kalte Körper, die Verwesung. Dann ist der Mensch tot. Und solange das noch nicht der Fall ist, wird der Mensch als lebend betrachtet.
Das ist übrigens nicht nur in der Bibel so, sondern auch in der jüdischen Auslegung, zum Beispiel im Talmud. Dort gibt es Aussagen zu Fällen wie diesem: Was ist, wenn jemand von einem einstürzenden Haus verschüttet wird, und das am Sabbat?
Die Juden haben oft einzelne Fälle, die gelöst werden müssen. Dann wird gesagt: Am Sabbat darfst du nicht arbeiten, aber du musst auch Leben retten. Das ist ein Zwiespalt.
Also fängst du an zu buddeln, und zwar so lange, bis du den Kopf des Menschen freigelegt hast. Wenn du merkst, er atmet noch, der Körper ist warm, der Blutkreislauf funktioniert, dann darfst du ihn ganz ausgraben.
Wenn er nicht mehr atmet, kalt wird und so weiter, dann musst du ihn liegen lassen, bis der Sabbat vorbei ist. Erst dann darfst du ihn ausgraben und beerdigen. So steht es im Talmud.
Was wir daraus schließen können, ist: Die Juden haben genau das weiterentwickelt, was wir in der Bibel finden. Der Mensch gilt als lebendig, wenn er atmet, wenn er warm ist und wenn ein Stoffkreislauf vorhanden ist. Hingegen gilt er als tot, wenn all das zusammengebrochen ist, nichts mehr zu messen ist, Kälte und Verwesung eingetreten sind.
Wenn dieses Kriterium gilt, wie wir es in der Bibel beschrieben finden, dann sind Organtransplantationen, bei denen das Herz entnommen wird und dadurch der hirntote Patient tatsächlich getötet wird, biblisch gesehen abzulehnen.
Wenn ich kurz zusammenfasse: Organtransplantation halte ich grundsätzlich nicht für biblisch vollkommen verboten, sofern demjenigen, der ein Organ spendet, kein nachhaltiger Schaden zugefügt wird. Dazu zählt zum Beispiel die Lebensspende von Knochenmark, eines Teils der Leber oder eine Bluttransfusion.
Anders verhält es sich, wenn ein Patient erst getötet werden muss, um einem anderen Patienten ein Organ zu geben. Das ist aus biblischer Sicht Mord. Das Einsetzen des Organs selbst ist nicht die Sünde, aber den Patienten zu töten, um das Organ zu gewinnen, ist die Sünde.
Heute weicht man dieser Sünde aus, indem man einen noch lebenden Patienten als tot erklärt. Das ist jedoch keine Lösung, denn das Todeskriterium, das gewählt wird, ist willkürlich und wurde erst erfunden, um Herztransplantationen zu ermöglichen. Vor der ersten Herztransplantation gab es das Hirntodkriterium nicht, es wurde erst später eingeführt und ist somit nicht selbstverständlich.
Manche argumentieren, dass ein Patient, der nicht mehr frei entscheiden kann, dessen Leben nichts mehr wert sei. Hier berühren wir auch die Frage der Euthanasie, also wann es erlaubt ist, Leben zu nehmen.
Vor Kurzem sprach ich mit einer Krankenschwester aus Hannover, die auf einer Station arbeitet, auf der Menschen im Koma liegen und oft jahrelang betreut werden. Sie erzählte, dass bis heute keine Antwort darauf existiert, was im Koma mit den Patienten passiert. Sie selbst erlebte, dass ein Patient, der jahrelang im Koma lag, plötzlich an einem Tag aufwachte. Die Schwester betreute ihn, sprach mit ihm, wie sie es oft bei Komapatienten tut, und plötzlich antwortete er.
Das war ein Schock für alle: Wer antwortet denn da? Was ist da los? Er wachte wieder auf, konnte sich jedoch nicht an die Jahre erinnern, in denen er „weg“ war. Niemand weiß bis heute, was Komapatienten mitbekommen oder hören.
Manche fordern, dass man die Betreuung bei Komapatienten einstellen solle, da sie ja sowieso nicht mehr aufwachen würden. Ohne intensivmedizinische Betreuung sterben Komapatienten, weil sie nicht mehr aktiv essen, sich bewegen oder für sich sorgen können. Koma bedeutet jedoch nicht Hirntod.
Dieses Beispiel zeigt, dass wir nicht entscheiden können, ob ein Leben lebenswert ist oder nicht. Das gilt auch für Menschen mit Behinderungen. Heute gibt es eine Tendenz, zu sagen, ein Behinderter habe weniger Lebenswert. Die Bundesregierung erlaubt Abtreibungen bis kurz vor der Geburt, wenn das Kind behindert ist. Es ist nachweislich so, dass immer weniger behinderte Kinder geboren werden. Es werden nicht weniger behinderte Kinder gezeugt, aber viele werden abgetrieben, weil man sagt, sie seien weniger lebenswert.
Auch hier glaube ich, steht es dem Menschen nicht zu, darüber zu entscheiden. Der Wert des Lebens hängt nicht von der Leistungsfähigkeit ab oder davon, ob man jemanden haben möchte. Er hängt allein daran, dass Gott diesen Menschen geschaffen hat und ihm Wert zuspricht. Das gilt für Behinderte ebenso wie für Nichtbehinderte.
Wer damit Probleme hat, dem würde ich raten, wie ich es selbst gemacht habe, ein paar Jahre in einem Behindertenheim zu arbeiten. Dort habe ich in einer Wohngruppe für mehrfach geistig und körperlich Behinderte gearbeitet. Wenn man mit ihnen zu tun hat, merkt man, dass sie genauso Menschen sind wie alle anderen auch. Manchmal sind sie sogar glücklicher als Menschen, die sich als „normal“ verstehen.
Ich erinnere mich an einen Bewohner, der im Heim lebte. Wenn man ihm eine Freude machen wollte, fuhr man mit ihm Straßenbahn. Zehn Minuten Straßenbahn zu fahren, machte ihn den ganzen Tag glücklich. Er grinste und war froh. Und dann schaue ich auf die gesunden Menschen um mich herum – wie viele sind dort wirklich glücklich, nur weil sie Straßenbahn fahren?
Das zeigt, dass Glück nicht von der intellektuellen Leistungsfähigkeit abhängt. Wenn wir so weit denken, würden wir irgendwann sagen, Menschen mit einem IQ unter achtzig seien nicht lebenswert und müssten getötet werden. Wo zieht man die Grenze? Wer entscheidet, wer leben darf und wer sterben muss? Das dürfen und können wir nicht.
Wer Gott geschaffen hat, soll leben, und wir sollen das Leben unterstützen, nicht einschränken.
Ein anderes Bild habe ich immer vor Augen: Ich glaube, sie hieß Kerstin. Während meines Studiums in Basel habe ich regelmäßig Kinderstunden und Besuche im Kinderspital gemacht. Viele der Kinder waren lange dort. Kerstin war seit ihrer Geburt im Krankenhaus, weil sie mehrere Erkrankungen hatte und ohne Lungenmaschine nicht leben konnte.
Als ich sie besuchte, war sie etwa zwölf oder dreizehn Jahre alt. Dieses junge Mädchen hatte sich im Krankenhaus durch die Kinderstunden bekehrt und war glücklich. Es war jedes Mal ein Erlebnis, sie zu besuchen, obwohl sie das Krankenhaus nie verlassen hatte. Sie war glücklich, wenn sie an einem Sommertag mit ihrem ganzen Apparat auf den Balkon gefahren wurde.
Sie war intellektuell eingeschränkt, konnte aber sprechen und sich mitteilen, wenn auch nicht ganz flüssig. Zwischenzeitlich ist sie gestorben, aber sie hatte sich bekehrt. Viele Pflegekräfte sagten, dass sie immer fröhlich aus ihrem Zimmer herausgingen, wenn sie mit ihr zu tun hatten.
Sollten wir sie sterben lassen, weil sie ohne Lungenapparat nicht leben kann? Ich würde sagen: Nein. Dieser Mensch ist genauso lebenswert, liebenswert und wertvoll vor Gott wie jeder andere, auch wenn er äußere Hilfe zum Leben braucht.
Genauso ist es auch bei der Organtransplantation. Wir dürfen nicht in Kauf nehmen, einen Menschen, der zwar kurz vor dem Lebensende steht, aber noch lebt, zu töten, um seine Organe zu gewinnen und sie einem anderen einzupflanzen. Hier liegt das ethische Problem, das wir beachten müssen.
Auch wenn die Bibel nicht ausdrücklich etwas zur Organtransplantation sagt, spricht sie klar über das Töten von Menschen. Das dürfen wir an dieser Stelle nicht tun und sollten deshalb die Finger davon lassen.
Das ist die Frage zur Organtransplantation und zur Todesdefinition. Man sieht: Bestimmte Organe zu spenden ist möglich – das ist Lebensspende. Andere Organe zu gewinnen, erfordert das Töten eines Patienten, was nicht erlaubt ist.
In meinem Buch schreibe ich das ausführlicher und nenne die entsprechenden Bibelverse, die auch das Todeskriterium behandeln. Dort zitiere ich auch Ärzte, darunter ungläubige Mediziner, die Kritik am Hirntodkriterium äußern. Gerne kann ich hier noch einige Auszüge vorlesen.
Zum Beispiel gibt es eine Stellungnahme von Medizinern zur Frage des Hirntodes. Das ist zu lang, um es jetzt komplett vorzulesen, aber ihr könnt das gerne nachlesen. Auch Mediziner sagen, dass das Hirntodkriterium nicht so nachvollziehbar und verständlich ist, wie es oft dargestellt wird.
Damit mache ich jetzt eine kleine Pause, damit ihr durchatmen könnt. Falls nötig, können wir auch ein paar Fragen beantworten. Danach höre ich gerne eure Wünsche.
Wir könnten beispielsweise über den Umgang eines Christen mit Medien sprechen, über Ehe und Partnerwahl, wobei die meisten das schon hinter sich haben, die jetzt hier sind. Wir könnten über Homosexualität sprechen, wie sie bewertet wird und wie Gott das sieht.
Auch Gentechnologie wäre ein Thema im Bereich der medizinischen Ethik. Oder die Frage, ob ein Christ Wehrdienst leisten darf oder nicht. Es gibt noch viele weitere Themen.
Ich bin offen für eure Wünsche und werde nach der Pause darauf eingehen. Wir machen jetzt etwa fünf Minuten Pause. Es ist sechs Minuten nach vier, und die restliche Zeit wollen wir noch nutzen – also bis elf oder zwölf Minuten nach vier.
Ihr könnt gerne jetzt schon Wünsche äußern. Ich werde dann versuchen, mehrere Themen kurz anzusprechen und mir Notizen dazu machen.