Einführung: Wer ist Petrus und warum schreibt er?
Liebe Geschwister, Petrus ist ein alter Bekannter von uns – ich nehme an, von euch auch. Wir kennen ihn als hilfsbereiten Fischer am See Genezareth, als den etwas vorlauten Jünger unseres Herrn und als den Apostel, der gewissermaßen den Himmel für Juden und Nichtjuden öffnete.
Wir kennen ihn als Missionar, der auch in Rom war und dort als Märtyrer mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde. Ob das Letztere tatsächlich so war, wissen wir nicht genau; es könnte auch eine Legende sein. Wahrscheinlich verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens jedoch in der damaligen Welthauptstadt Rom. In seinem Brief nennt er Rom „Babylon“ – dieses Babylon hier.
Kurz nach ihm kam auch Paulus als Gefangener nach Rom. Paulus starb dort noch vor Petrus den Märtyrertod. Als Petrus den bemerkenswerten Brief diktierte, mit dem wir uns in den Bibelarbeiten beschäftigen wollen, war er jedenfalls frei und konnte den Gläubigen ungehindert dienen.
Sein Sekretär, der den Brief aufschrieb, war Silas – oder mit vollem Namen Silvanus. Dieser hatte früher auch mit Paulus zusammengearbeitet. Am Ende des Briefes steht: „Durch den Bruder Silvanus, dessen Treue ich sehr schätze, habe ich euch diese wenigen Zeilen geschrieben.“ Nun ja, diese wenigen Zeilen – sie brauchen ungefähr zwanzig Minuten zum Lesen. So ganz wenig sind sie also nicht.
Wir nehmen uns jetzt fünf Minuten Zeit, um das erste Kapitel zu lesen. Denn das ist Gottes Wort, und das ist wichtiger als das, was ich zu sagen habe.
Die Botschaft des ersten Kapitels: Hoffnung und Bewährung im Glauben
Und das ist durchaus brisant, was Petrus da schreibt, wenn wir an den Vortrag von gestern Abend denken, von unserem Bruder Michael. Dort ging es um diese Leute, die so toll für den Herrn gearbeitet haben, wie Wesley und Whitfield, die sich richtig gestritten haben – und zwar hart. Genau damit fängt Petrus an. Passt mal gut auf!
Also, erster Petrusbrief, Kapitel 1, Vers 1. Ich lese nach der Neuen Ökumenischen Übersetzung:
Es schreibt Petrus, ein Apostel von Jesus Christus, an die von Gott Erwählten, die als Fremde unter ihren Landsleuten leben – und zwar in Pontus, Galatien, Kappadotien, der Provinz Asia und in Bithynien.
Gott, der Vater, hat euch aufgrund seiner Allwissenheit erwählt und durch das Wirken seines Geistes zu geheiligten Menschen gemacht. Zu Menschen, die Jesus Christus gehorchen und durch sein Blut von aller Schuld gereinigt sind.
Gnade und Frieden mögen sich reichlich von Gott bei euch finden. Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus!
In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns wiedergeboren und uns durch die Auferstehung von Jesus Christus aus den Toten eine lebendige Hoffnung geschenkt.
Ein makelloses Erbe hält er im Himmel für euch bereit, das nie vergehen wird und seinen Wert niemals verliert.
Und weil ihr an ihn glaubt, wird Gott euch durch seine Macht für die Rettung bewahren, die schon bereitliegt, um dann in der letzten Zeit offenbar zu werden.
Deshalb jubelt ihr voller Freude, obwohl ihr jetzt für eine Weile den unterschiedlichsten Prüfungen ausgesetzt seid und manches Schwere durchmacht.
Doch dadurch soll sich euer Glaube bewähren, und es wird sich zeigen, dass er wertvoller ist als das vergängliche Gold, das ja auch durch Feuer geprüft wird.
Denn wenn Jesus Christus sich offenbart, wird auch die Echtheit eures Glaubens sichtbar werden und euch Lob, Ehre und Herrlichkeit einbringen.
Ihn liebt ihr ja, obwohl ihr ihn noch nie gesehen habt. An ihn glaubt ihr, obgleich ihr ihn noch jetzt nicht seht, und jubelt in unsagbarer, von Herrlichkeit erfüllter Freude.
So werdet ihr das Ziel eures Glaubens erreichen: eure Rettung.
Nach dieser Rettung suchten und forschten schon die Propheten, die angekündigt haben, welches Gnadengeschenk für euch bestimmt ist.
Sie forschten danach, auf welche Zeit und welche Umstände der Geist von Christus, der schon in ihnen wirkte, hinwies.
Er zeigte ihnen nämlich im Voraus die Leiden, die über Christus kommen, und die Herrlichkeiten, die danach folgen würden.
Gott ließ sie erkennen, dass sie nicht sich selbst, sondern euch dienten.
Euch ist das alles jetzt von denen verkündigt worden, die euch mit der guten Botschaft vertraut gemacht haben.
Sie taten das in der Kraft des Heiligen Geistes, den Gott vom Himmel gesandt hat.
Selbst Engel brennen darauf, Einblick in diese Dinge zu bekommen.
Darum seid innerlich bereit und fest in eurem Sinn. Bleibt nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch beim Offenbarwerden von Jesus Christus erwartet.
Und weil ihr jetzt vom Gehorsam bestimmt seid, lasst euch nicht mehr von den Begierden beherrschen, wie ihr das früher getan habt, als ihr noch unwissend wart!
Im Gegenteil: Euer Leben soll jetzt ganz von dem heiligen Gott geprägt sein, der euch berufen hat.
Denn die Schrift sagt: „Seid heilig, denn ich bin heilig!“
Und weil ihr den als Vater anruft, der ein unparteiisches Urteil über die Taten jedes Menschen sprechen wird, führt ein Leben in Gottesfurcht, solange ihr noch hier auf dieser Erde seid – solange ihr noch hier in der Fremde seid, so steht es da.
Ihr wisst ja, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen wie Silber oder Gold aus dem sinnlosen Leben freigekauft worden seid, das ihr von euren Vorfahren übernommen hattet, sondern mit dem kostbaren Blut eines reinen, makellosen Opferlammes, dem Blut von Christus.
Schon vor Erschaffung der Welt ist er zu diesem Opfer ausgesucht worden.
Aber erst jetzt, am Ende der Zeiten, wurde er euch zu Gut auf der Erde offenbart.
Durch ihn glaubt ihr an Gott, der Jesus aus den Toten auferweckt und ihm dann die Herrlichkeit verliehen hat.
Damit ist euer Glaube zugleich Hoffnung auf Gott.
Ihr habt der Wahrheit gehorcht und euch dadurch gereinigt, so dass ihr jetzt zu aufrichtiger, geschwisterlicher Liebe fähig seid.
Bleibt nun auch dabei, euch gegenseitig mit reinem Herzen zu lieben, denn ihr seid ja von neuem geboren worden.
Dadurch kam es nicht durch die Zeugung eines sterblichen Menschen, sondern durch den Samen des unvergänglichen, lebendigen und bleibenden Wortes Gottes.
Denn alle Menschen sind wie das Gras, und ihre ganze Schönheit wie die Blumen auf der Wiese.
Das Gras vertrocknet, und die Blumen verwelken, aber das Wort des Herrn bleibt ewig in Kraft.
Und genau dieses Wort ist euch als gute Botschaft verkündigt worden.
Wer waren die Empfänger des Briefes?
Liebe Geschwister, um die Botschaft besser zu verstehen, sollten wir uns zuerst fragen: Was für Christen waren das, an die Petrus diesen Brief geschrieben hat? Je nach Lesegeschwindigkeit dauert das Lesen etwa zwanzig bis dreißig Minuten.
Dass es Christen waren, haben wir offensichtlich schon erkannt. Das wird bereits im ersten Kapitel deutlich. Zweitens fragen wir nach der Grundlage ihres Glaubens. Wie kam es dazu, dass sie zum Glauben gefunden haben? Drittens wenden wir die Botschaft direkt auf uns an. Wir fragen also: Was sollen Christen wissen? Was sollten die damaligen Christen wissen, und was gilt auch für uns heute? Und viertens: Was sollen Christen tun? Auch das spricht Petrus bereits im ersten Kapitel an.
Zuerst also: Was für Christen waren das? Im ersten Vers nennt Petrus die Regionen, in denen sie lebten: Pontus, Galatien, Kapaduzien, die Provinz Asia und Bithynien. Wenn wir uns diese Orte auf der Karte ansehen, umfassen sie praktisch die gesamte nördliche Türkei heute – ein Gebiet von ungefähr 300 Kilometern Breite und 1500 Kilometern Länge südlich des Schwarzen Meeres. Westlich wird das Gebiet vom Ägäischen Meer begrenzt, östlich von Armenien.
Wann diese Gemeinden entstanden sind, wissen wir nicht genau. Auch wer sie mit dem Evangelium vertraut gemacht hat, ist nicht sicher. Möglicherweise waren es Petrus und Markus – dieser wird am Ende des Briefes ausdrücklich erwähnt. Es handelt sich dabei um den Markus, der das Markus-Evangelium geschrieben hat. Vielleicht war auch Paulus beteiligt. Interessanterweise steht im zweiten Brief des Petrus, dass diese Geschwister die Briefe des Paulus kannten und dass einige sogar versuchten, deren Inhalt zu verdrehen.
Wir wissen es nicht genau, denn die Mitarbeiter Gottes werden nicht namentlich genannt. Aber all diese ungenannten Helfer waren durch die Kraft des Heiligen Geistes bei diesen Menschen in diesem riesigen Landstrich tätig. Petrus möchte diese Menschen jetzt mit seinem Brief erneut erreichen.
Diese Gemeinden entstanden vor einigen Jahren, vielleicht vor etwa zehn Jahren – genaue Angaben fehlen. Es waren nicht nur Juden, sondern auch viele nicht-jüdische Männer und Frauen, Sklaven und freie Bürger, die zum Glauben gekommen waren. Von ihnen sagt Petrus im zweiten Kapitel, Vers 10, dass sie vorher nicht zu Gottes Volk gehörten, also keine Juden waren. Ein großer Teil von ihnen muss aus den Heiden gekommen sein.
Ihre Vorfahren hatten, wie Petrus in Kapitel 1, Vers 18 schreibt, ein sinnloses, eitles und nichtiges Leben geführt. So etwas würde Petrus den Juden nicht schreiben. Doch diese Geschwister hier wurden durch das Blut von Jesus Christus freigekauft (1,19). Bemerkenswert ist, dass sie dadurch, ohne ihren Wohnsitz zu wechseln, zu Fremden für ihre Nachbarn wurden. Sie entfremdeten sich von ihren Landsleuten, unter denen sie lebten.
Viele dieser Menschen wollten offensichtlich weiterhin in einem sinnlosen Leben versklavt bleiben – so wie wir das heute von unseren Nachbarn und den Menschen um uns herum kennen. Diese wissen oft nicht, dass ihr Leben keinen Sinn hat, und sie glauben es auch nicht.
Aus diesem Grund machten diejenigen, die Christen geworden waren und der Wahrheit des Evangeliums gehorcht hatten, ihnen Schwierigkeiten (Vers 22). Diese Glaubensgeschwister waren von Anfang an, seit ihrer Bekehrung, den unterschiedlichsten Prüfungen ausgesetzt und erlebten manches Schweres. Davon erfahren wir in den späteren Kapiteln noch mehr; ich möchte meinen Brüdern da nicht vorgreifen.
Umso bemerkenswerter ist das, was Petrus von ihnen weiß und schreibt: Trotz dieser Prüfungen jubelten sie über ihre Rettung. Sie freuten sich so sehr, dass man es sehen konnte. In Vers 8 steht, dass sie Jesus liebten – den Jesus, von dem ihnen vielleicht Petrus, Markus und viele andere erzählt hatten. Sie liebten ihn, obwohl sie ihn nie gesehen hatten.
Petrus hatte Jesus selbst gesehen, aber sie sahen ihn nicht. Nachdem sie Christen geworden waren, war Jesus für sie noch unsichtbar. Als König und Herr konnten sie ihn noch nicht erkennen, im Glauben aber schon. Sie jubelten ihm mit unsagbarer, von Herrlichkeit erfüllter Freude zu.
Diese Menschen, die sich gerade bekehrt hatten, erlebten äußerlich gesehen ein schwierigeres Leben. Plötzlich waren sie Fremde. Ja, solche Christen waren das, an die Petrus schrieb. Sie wurden bedroht, aber sie freuten sich. Sie mussten Leid ertragen, aber sie gehorchten ihrem Herrn. Man versuchte, sie einzuschüchtern, doch sie hatten eine lebendige Hoffnung.
Ja, es waren wiedergeborene Christen, so wie du und ich. Sie lebten in dem Gebiet der heutigen Türkei, wo es Christen übrigens heute noch ganz ähnlich ergeht. Ab und zu wird dort einer umgebracht, und ihnen werden ihre Gemeindehäuser weggenommen – und manches andere passiert ebenfalls.
Die Grundlage des Glaubens: Die Rolle der Propheten und der Heilige Geist
Und wenn wir jetzt einmal die Basis ihres Glaubens ansehen, also die Christen damals, dann sehen wir, dass das genau unsere Basis ist. Deshalb betrifft uns das, was Petrus ihnen schrieb, genauso. Es geht uns etwas an.
Die erste Frage sollte damit halbwegs beantwortet sein: Was waren das für Christen? Zweitens: Was war die Basis ihres und unseres Glaubens?
Petrus lenkt den Blick auf die Propheten, das heißt auf die Sprecher Gottes im Alten Testament. Dass er jetzt plötzlich von den Propheten spricht – in Vers 10 –, legt er die Gläubigen fest auf das schriftliche Wort Gottes. Und das gilt bis heute.
Das hatten die Juden auch in jener Gegend, wo es welche gab. Sie hatten es durchaus in ihren Synagogen, auch in griechischer Sprache. Griechisch war damals die Weltsprache, ähnlich wie heute Englisch. Man verstand es fast überall.
Es kann sogar sein, dass manche dieser Christen früher Proselyten gewesen waren, also vom Heidentum zu den Juden übergetreten. Sie kannten vielleicht schon die Septuaginta, die griechische Übersetzung des Alten Testaments. Dadurch kannten sie auch die Prophetenschriften und hatten vielleicht sogar einzelne Abschriften von den Propheten oder weiteren Büchern des Alten Testaments.
Das Alte Testament war damals nicht so zusammengefasst wie heute. Es war keine dicke Buchrolle, sondern überliefert in einzelnen Rollen, zum Beispiel die zwölf kleinen Propheten als eine Rolle oder Jesaja als eine andere.
Für Petrus jedenfalls und für alle Gläubigen ist das schriftliche Wort Gottes die Basis ihres Glaubens – und zwar auch das Alte Testament. Denn diese jüdischen Propheten, die viele hundert Jahre oder sogar über tausend Jahre vorher lebten, hatten weissgesagt, dass eine Rettung kommen würde, lange bevor sie geschichtlich und heilsgeschichtlich eintrat.
Sie hatten das damals niedergeschrieben. Petrus weiß von ihnen, dass sie mit höchstem Eifer geforscht und gesucht haben. Sie fragten sich: Worauf bezieht sich das, was wir jetzt sagen und schreiben müssen? Auf wen bezieht sich die Rettung vor der Todesmacht der Sünde und vor dem Zorn Gottes? Worauf bezieht sich diese Rettung?
Sie konnten es damals noch nicht wissen, denn die Zeit war noch nicht gekommen. Auch Jesaja nicht, auch Sacharja nicht, die so wunderschöne Weissagungen über unseren Herrn Jesus Christus machten, wie wir heute wissen und wie die Gläubigen damals es auch wussten.
Dann schreibt Petrus: Aber dieses Gnadengeschenk ist für euch bestimmt. Das war ja noch nicht lange her, nachdem der Herr sein Werk auf Golgatha vollbracht, auferstanden und in den Himmel aufgefahren war und den Geist gesandt hatte.
Schon damals, als diese Boten des Evangeliums kamen, wirkte der Geist von Jesus Christus in ihnen. Zunächst in den Propheten. Der Geist von Christus wirkte schon in den alttestamentlichen Propheten – das sollte uns bewusst sein.
Das heißt auch: Jesus Christus war im Alten Testament präsent. Er weissagte oder machte den Propheten schon manches klar, zum Beispiel von den Leiden, die über den Messias kommen würden, und von den Herrlichkeiten, die danach folgen sollten.
Ich denke, allen Aposteln war das völlig gegenwärtig, was der Herr Jesus übrigens selbst auf einer ziemlich langen Wanderung den sogenannten Emmaus-Jüngern erklärt hatte. Das ist es.
Dann kamen Boten Gottes zu den Gläubigen und erklärten ihnen genau das, ausgehend von den alttestamentlichen Propheten, wie es sich in Jesus Christus erfüllt hatte. Und nicht nur das: Sie erzählten auch, wie Jesus Christus gelebt hatte, was er gesagt hatte, welche Wunder er wirkte, wie er starb und auferstand.
Genau das hatten sie getan. Das war sozusagen Pflicht für alle Boten des Evangeliums. Sie erzählten das, was wir heute ganz bequem in den vier Büchern des Neuen Testaments, den vier Evangelien, nachlesen können.
Diese Menschen damals, also die nördlichen, ja noch keine Türken, aber die Leute südlich des Schwarzen Meers, wurden wiedergeboren. Das bewirkte der Same dieses göttlichen Wortes.
Denn das Wort des Herrn vergeht nicht wie diese Welt. Das Wort des Herrn, also auch das alttestamentliche, bleibt immer in Kraft. Und genau dieses Wort, schreibt Petrus, ist euch als gute Botschaft verkündigt worden. So steht es am Schluss des Kapitels.
Das heißt aber auch für uns: Das Wort des Herrn ist nicht nur das Neue Testament mit allen Evangelien, Briefen und der Offenbarung, sondern eben auch das Alte Testament. Und genau das ist die Basis unseres Glaubens.
Das ist schon eine sehr breite Basis. Es ist ein dickes Buch, und man braucht schon eine Weile, um es durchzulesen. Aber es ist die Botschaft.
Was sollen Christen wissen und tun?
Nun schauen wir uns kurz an, was diese Christen wissen sollten und was sie tun sollten. Beides betrifft logischerweise auch uns heute.
Petrus gibt ihnen eine ganz bestimmte Information. Es ist spannend, wenn man bestimmte Kapitel oder auch ein ganzes biblisches Buch unter solchen Fragestellungen immer wieder durchliest. Zum Beispiel habe ich hier zwei Aspekte herausgegriffen: Was sollen Christen wissen? Und was sollen sie tun? Beide Punkte hängen eng miteinander zusammen.
Die Basis war bereits vorhanden. Die Grundlage ist die Errettung durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus. Dieses neue Leben hatten sie tatsächlich aufgrund des Wortes empfangen.
Doch was musste ihnen noch klar sein? Hier sind mir im ersten Kapitel vier Dinge sehr interessant erschienen, auf die ich mich natürlich beschränke.
Wissen: Die Grundlagen des Glaubens
Erstens sollen wir wissen, dass Gott der Vater uns durch das Wirken seines Geistes aufgrund seiner Allwissenheit zu geheiligten Menschen gemacht hat. Gott hat das getan, um Menschen zu schaffen, die Jesus Christus gehorchen und durch sein Blut von aller Schuld gereinigt sind.
Wenn du also irgendwo unterwegs bist und vielleicht ein Journalist dich fragt: „Sind Sie ein Heiliger?“, was würdest du antworten? Manche haben das schon verstanden und sagen ganz klar: Ja, natürlich, Gott hat mich dadurch gemacht. Als Eselsbrücke kann man sich merken, dass wir den Heiligen Geist empfangen haben. Deshalb sind wir Heilige geworden. Gott hat etwas Neues gewirkt, das sollt ihr wissen. Es steht ausdrücklich da: Aufgrund seiner Allwissenheit hat Gott das gemacht. Merkt euch das, das gilt für dich genauso wie für die Geschwister damals.
Zweitens hat Gott uns wiedergeboren und uns durch die Auferstehung von Jesus Christus aus den Toten eine lebendige Hoffnung geschenkt. Ein makelloses Erbe hält er im Himmel für euch bereit, das niemals vergehen wird und dessen Wert niemals verloren geht. Gott hat euch eine lebendige Hoffnung geschenkt, die viel mehr ist als eine Seifenblase. Diese Hoffnung bleibt und mit ihr gehen wir Gott entgegen.
Gott der Vater hat uns wiedergeboren, und wir leben jetzt mit Blick auf das, was kommen wird. Interessant ist auch der dritte Punkt, der ebenfalls sehr wichtig ist: Die eigentliche Rettung ist eine zukünftige Sache. Schaut euch Vers 9 an, und auch Vers 5. Dort steht, dass sie erst in der letzten Zeit offenbart wird. Das gilt auch für die Gnade. Wir haben uns so daran gewöhnt, dass ich manchmal denke, das ist zu viel Gewohnheit. Ja, wir sind gerettet, und es ist gut, dass wir das wissen. Aber das Wesentliche kommt noch.
Schaut euch um: Es gibt viele, die schon älter sind als ich. Da merkt man es. Der Körper eines Geretteten sieht noch nicht so aus, wie er sein wird. Da muss noch einiges passieren, da muss sich noch vieles total verändern – auch bei den Dummheiten, die wir von uns geben, tun oder sagen. Die eigentliche Rettung kommt noch, und auch die Gnade. Wir schwelgen in der Gnade, und das ist gut so. Allein die Gnade, wenn wir an Martin Luther und die Reformation denken, ist richtig und wichtig. Aber die eigentliche Gnade kommt noch.
Denn wir werden sie erst dann vollständig erleben. Sie wird erst beim Offenbarwerden unseres Herrn vollendet, also im Zusammenhang mit seiner Wiederkunft. Ihr könnt das in Kapitel 1, Vers 13 nachlesen. Das heißt, wir leben als Menschen, die einerseits schon gewiss sein dürfen – auch wenn Petrus das hier nicht direkt sagt, kommt es in anderen Briefen und im gesamten Neuen Testament zum Ausdruck. Er legt jetzt den Schwerpunkt darauf, dass das noch kommen wird und dass ihr die Gnade dann in überwältigender Weise erfahren werdet, wenn alles sichtbar wird, was heute noch unsichtbar ist.
Ich kann deinen Glauben doch nicht ansehen. Glaube hängt nicht von bestimmten Kleidungsstücken oder einer Frisur ab. Mit Jakobus würde ich sagen: „Wie soll ich dir denn deinen Glauben glauben, wenn ich deine Werke nicht sehe?“ Der Glaube ist eigentlich unsichtbar, aber er wirkt sich in unserem Leben aus. Darauf komme ich gleich noch.
Der vierte Punkt: Was sollen Christen wissen? Das müssen wir wissen, und das ist sehr wichtig für uns. Wir sind jetzt Prüfungen ausgesetzt und durchleben manches Schwere. Das dient der Bewährung unseres Glaubens. Dadurch zeigt sich, dass unser Glaube viel wertvoller ist als vergängliches Gold, das durch Feuer auf Echtheit geprüft wird.
Wenn Jesus Christus sich offenbart, wird auch die Echtheit eures Glaubens sichtbar werden. Das wird euch Lob, Ehre und Herrlichkeit einbringen. Man merkt, wie stark Petrus auf das Zukünftige ausgerichtet ist. Dort wird sich alles vollenden und zeigen.
Ich denke gerade an den Schluss vom Judasbrief. Dort steht ein wunderschöner Lobpreis. Ich habe angefangen, ihn auswendig zu lernen, und dabei ist mir das richtig klar geworden: „Dem, der die Macht hat, euch vor jedem Fehltritt zu bewahren und euch makellos und mit Freude erfüllt vor seine Herrlichkeit treten zu lassen – diesem einzigartigen Gott, den wir durch unseren Herrn Jesus Christus preisen –, ihm gehört Herrlichkeit, Majestät, Gewalt und Macht vor aller Zeit und in alle Ewigkeit.“ Das hat auch Judas geschrieben. Die Botschaft der Briefe ergänzt und bestätigt sich immer wieder.
Es wird eine Herrlichkeit sein, die wir uns kaum vorstellen können. Um dieser Dinge willen sollen wir unsere Erwählung, unser himmlisches Erbe, unsere endgültige Rettung und den echten Glauben kennen. Er wird erst in Prüfungen sichtbar. Die Prüfungen beweisen, dass unsere Hoffnung echt ist und keine Seifenblase. Sie zeigen, dass unser Glaube echt ist, dass wir wirklich wiedergeboren sind und dass der Heilige Geist in uns wohnt.
Dafür sind wir auch Prüfungen ausgesetzt. Mir ist das selbst kürzlich wieder bewusst geworden. Heute Nacht habe ich gebetet: „Herr, vergib mir bitte, weil ich mich so blöd benommen habe.“ Muss das sein? Ich merke, ich bin noch lange nicht da. Mir passieren Dinge, die ich hinterher bereue, und womöglich habe ich andere dadurch betrübt.
Wenn ich das etwas erweitern darf: Petrus meinte zwar etwas anderes, aber auch heute merken wir, dass wir an unserem Nächsten schuldig werden. Das Gute ist, dass er vergibt und wir mit ihm leben. Dass wir manchmal schuldig werden, stellt unser Christsein nicht in Frage. Es bestätigt sich vielmehr dadurch, dass wir wissen, Schuld wird vergeben, dass es uns wehtut und dass wir bei unserem Herrn bleiben.
Die Christen damals waren ganz stark auf die Zukunft ausgerichtet. Ihre Hoffnung war lebendig.
Tun: Praktische Ratschläge für das christliche Leben
Was sollen Christen tun? Man könnte natürlich sehr viel aufzählen, denn die Antwort zieht sich quer durch die ganze Bibel und durch alle Briefe. Ich beschränke mich hier auf die Aussagen im ersten Kapitel. Fünf Dinge habe ich gefunden, die Petrus den Gläubigen schreibt. Er sagt: Guckt mal, darauf kommt es jetzt an.
Diese Punkte sind keine Gesetze wie im Alten Testament, wo alle Einzelheiten vorgeschrieben wurden, was man tun soll. Vielmehr sind es geistliche, ganz wichtige Ratschläge. Wie jeder Einzelne diese Ratschläge befolgt, kann sehr unterschiedlich sein. Das hängt stark von der persönlichen Lebenssituation ab. Und das ist auch gut so.
Deshalb funktionieren diese Ratschläge in allen nur erdenklichen Völkern dieser Welt, weil der Geist Gottes in einem Gläubigen wohnt. Er macht einem dann deutlich, wie man leben soll – natürlich auch durch manche noch konkretere Hinweise, die in den Briefen verstreut sind.
Bleiben wir bei den fünf Punkten. Erstens: „Seid so“ – so habe ich es übersetzt – „seid innerlich bereit, seid fest im Sinn“. Dieser merkwürdige Ausdruck „umgürtet die Lenden eurer Gesinnung“ meint wörtlich, dass man seine Lenden, also den Bereich um den Gürtel, sichert. Damals trugen alle Männer lange Gewänder. Um gut marschieren, kämpfen oder arbeiten zu können, musste man die Zipfel des Gewandes in den Gürtel stecken, damit sie nicht störten.
Deshalb bedeutet es: Seid fest und bereit. Wenn man auf Wanderschaft ging, war man nicht einfach geschritten, sondern man musste vorbereitet sein, um gut gehen zu können. Also seid innerlich bereit und fest in eurem Sinn. Seid nüchtern – heutzutage sehr wichtig – und lebt auf das Ziel eures Glaubens zu. Leider haben viele Gläubige das heute vergessen: Lebt auf das Ziel zu, auf den Herrn zu.
Zweitens, Vers 14: „Und weil ihr jetzt dem Herrn gehorsam seid“ – das ist ein hebräischer Ausdruck, ein Hebraismus. Es heißt „Kinder des Gehorsams“. Das bedeutet, ihr seid wirklich vom Gehorsam bestimmt. Ihr habt vom Gehorsam gelernt, er prägt euch. Ihr gehorcht dem Herrn, den ihr jetzt habt.
Lasst euch nicht mehr von den Begierden beherrschen wie früher! Wir alle haben Begierden. Paulus schreibt im Galaterbrief, dass diese Begierden der menschlichen Natur und der Geist Gottes total entgegengesetzt sind. Sie stehen sich also gegenüber. Aber der Geist Gottes ist da. Deshalb lasst euch nicht mehr von eurem „Fleisch“ bestimmen. „Fleisch“ meint nicht nur den Körper oder Sexualität, sondern viel mehr. Es ist praktisch unser Ich. Nicht mehr dein Ich, sondern der Geist Gottes soll bestimmen.
Natürliche Menschen leben selbstverständlich in ihren Begierden. Das muss sich nicht immer sehr schlimm äußern, aber es ist so. Auch höfliche, freundliche Menschen leben ihre Begierden.
Drittens, Vers 15: Euer Leben soll jetzt ganz von dem heiligen Gott geprägt sein, der euch berufen hat. Von ihm geprägt – der heilige Gott. Und das ist auch der Heilige Geist. Er soll die Herrschaft in unserem Leben haben.
Viertens: Führt euer Leben in Gottesfurcht, also in Ehrfurcht vor Gott. Unsere Liebe und Freude über unseren Herrn sind die eine Seite. Aber es ist auch Ehrfurcht vor ihm. Er ist Gott, und ihm möchte ich gefallen.
Fünftens und zuletzt: Bleibt nun dabei, euch gegenseitig mit reinem Herzen zu lieben. Die geschwisterliche Liebe ist so wesentlich, dass in Vers 22 steht: „Bleibt nun dabei, euch gegenseitig mit reinem Herzen zu lieben.“ Diese Liebe hat keine falschen Misstöne, keine falschen Dinge schleichen sich so schnell ein. Nein, es ist auch keine fromme Moral.
Alles hat seinen Grund in der schon erfahrenen Gnade, Rettung, Erlösung, Wiedergeburt. Wir sind jetzt neue Menschen und können auch so leben. Ich bete manchmal – und meine Frau auch: Herr Jesus, schenk uns heute, dass wir dir Freude machen in allem, was wir tun. Darum geht es.
Das ist keine fromme Moral, denn er hilft uns ja auch dazu. Wir sind jetzt neue Menschen und können so leben.
Hört euch noch einmal an, wie das bei den Christen war, die Petrus in seinem ersten Brief erwähnt: Vers 6: „Deshalb jubelt ihr voller Freude, obgleich ihr jetzt Prüfungen ausgesetzt seid.“ Und Vers 8: „Euren Herrn liebt ihr ja, obwohl ihr ihn noch nie gesehen habt. An ihn glaubt ihr, obgleich ihr ihn jetzt noch nicht seht, und jubelt in unsagbarer, von Herrlichkeit erfüllter Freude.“
Dazu segne uns unser Herr.
Danke, Karlheinz, dass du uns neu ausgerichtet hast und wir die Hoffnung vor uns haben. Dafür wollen wir unserem Herrn von Herzen danken. Gewiss ist dem einen oder anderen auch etwas durchs Herz gegangen. Das dürfen wir im Gebet aussprechen.
Wir wollen uns Zeit nehmen für eine Gebetsgemeinschaft und soweit es möglich ist, stehen wir dazu auf.
Lieber Vater, wir sind reich beschenkt. Danke, dass du uns wiedergeboren hast zu einer lebendigen Hoffnung. Lieber Vater, schenke uns Gnade, dass wir das leben, was wir in deinem Sohn geworden sind. Amen.
Wir nehmen wieder Platz.
Vertiefungsmöglichkeiten und praktische Hinweise
Wer sich mit weiteren Kommentaren zum ersten Petrusbrief beschäftigen möchte, um das Thema aus einer anderen Perspektive zu vertiefen, dem stehen verschiedene Werke zur Verfügung. Zum Beispiel liegt hier ein sehr ausführlicher und praxisorientierter Kommentar von John MacArthur zum ersten Petrusbrief bereit. Ebenso gibt es Kommentare von Benedikt Peters zu diesem Brief. Ihr könnt euch dort gerne umschauen.
Heute Morgen, als ich überlegte, welches Buch ich passend zum Thema Herrlichkeit und Hoffnung mitnehmen sollte, fiel mir ein neues Buch von John MacArthur ein: „Die Herrlichkeit des Himmels“. Dieses Buch macht uns den Himmel liebenswert und wertvoll, sodass wir neu auf das Ziel ausgerichtet werden.
Besonders aktuell ist das Buch, weil es sich mit sogenannten Himmelsgeschichten beschäftigt. Viele berichten, dass Kinder oder Verkehrstote im Himmel gewesen seien. MacArthur stellt klar, dass wir solche Berichte, die über das hinausgehen, was die Bibel sagt, sehr vorsichtig betrachten müssen. Es handelt sich dabei meist um Nahtoderlebnisse.
Zur Erklärung nutzt er ein Bild: Der Tod ist wie ein breiter Fluss, in den wir irgendwann eintauchen müssen. Menschen mit Nahtoderlebnissen sind zwar eingetaucht, aber nicht am anderen Ufer wieder aufgetaucht und zurückgekehrt. Stattdessen sind sie im Fluss an derselben Seite wieder aufgetaucht. Niemand war auf der anderen Seite außer unserem Herrn Jesus.
Im Anhang seines Buches analysiert MacArthur auch aktuelle Veröffentlichungen, die gerade auf dem amerikanischen Buchmarkt kursieren. Wir wissen ja, dass vor zwei Jahren ein Buch von Gerd Medien zurückgerufen werden musste, weil der Junge darin plötzlich sagte: „Papa, das war alles erdacht.“
„Die Herrlichkeit des Himmels“ ist ein Bestseller und derzeit wieder vergriffen, da es auf Bibel TV beworben wird. Wir drucken gerade erneut, zusammen mit dem Mitternachtsruf in Zürich, dieses wirklich sehr gute Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte.
Wer möchte, kann heute Morgen eine CD von der Bibelarbeit bekommen. Es gibt insgesamt fünf CDs. Bitte tragt euch in der Pause in die Seminarlisten ein, denn wir müssen vor dem Mittagessen festlegen, wo sich die Seminargruppen treffen.
Deshalb werde ich die Listen nach der Pause einsammeln, die Räume festlegen und dann vor dem Mittagessen bekanntgeben, wo sich die einzelnen Gruppen treffen.
Jetzt machen wir eine zehnminütige Pause bis viertel vor. Bitte macht die Fenster auf. Danach geht es hier um viertel vor weiter.