Die Lehre der Apostel – Der zweite Korintherbrief, Vers für Vers
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 2, Vers 17 bis Kapitel 3, Vers 6.
Wer ist tauglich für das Evangelisationswerk?
Wir waren bei der Frage stehen geblieben: Wer ist tauglich für das Werk der Evangelisation? Wer ist dazu tüchtig? Wer hat das Zeug, wie Paulus ein Christuswohlgeruch für Gott zu sein?
Die Antwort finden wir in 2. Korinther 2,17: "Denn wir treiben keinen Handel mit dem Wort Gottes wie die meisten, sondern wie aus Lauterkeit und wie aus Gott reden wir vor Gott in Christus."
Das ist es, was einen Diener Gottes ausmacht. Er treibt keinen Handel mit dem Wort Gottes. Das Wort Gottes ist für ihn keine Ware, die er möglichst lukrativ an den Mann bringen möchte. Predigen ist für ihn kein Geschäft, wie es für die professionellen Rhetoriker zur Zeit von Paulus üblich war.
Hinter seinem Dienst steht keine Gier als Motiv. Weil es ihm nicht um Profitspannen geht, kann er im Gegensatz zu den meisten – und hier sind wahrscheinlich heidnische und christliche Lehrer gemeint – erstens aus Lauterkeit, zweitens aus Gott, drittens vor Gott und viertens in Christus reden.
Das heißt, er ist ehrlich, er redet das, was Gott ihm gibt, er weiß um die Verantwortung, die er hat. Und er redet in Christus, also als Christ beziehungsweise als jemand, der vom Heiligen Geist inspiriert ist.
Man merkt: Im Dienst des Apostels Paulus trifft die richtige Motivation auf ein reines Herz, das pflichtbewusst das an Jesusnachfolger weitergibt, was Gott ihm gegeben hat. Und ich denke, das sollte heute bei jedem guten Bibellehrer nicht anders sein.
Die Frage nach Empfehlungsbriefen und apostolischer Beziehung
Zweiter Korinther 3,1: Fangen wir wieder an, uns selbst zu empfehlen? Oder brauchen wir etwa, wie gewisse Leute, Empfehlungsbriefe an euch oder von euch?
Als Paulus das erste Mal zu ihnen kam, kannten sie ihn nicht. Er musste sich ihnen vorstellen und sich selbst empfehlen. Das hat er getan. Jetzt fragt er sie, ob sie sich daran nicht erinnern, ob sie die Freundschaft und die Beziehung vergessen haben, die entstanden war. Er fragt, ob er wieder Empfehlungsbriefe an sie braucht.
Man muss wissen: Empfehlungsbriefe waren in der damaligen Zeit völlig normal. Sie gehörten zum sozialen Standard, den Paulus auch nicht kritisieren will. Ihm geht es nicht um die Form, also den Empfehlungsbrief, sondern um das, was damit zum Ausdruck gebracht wird, nämlich Entfremdung.
Die „gewissen Leute“ hier sind seine Gegner, die falschen Apostel. Diese bestimmten Leute brauchten eine Empfehlung von anderen, weil keiner sie in Korinth kannte. Aber das gilt doch wohl nicht für Paulus.
Er fragt sie also: Ist unsere Beziehung auf so ein niedriges Niveau abgestürzt, dass ich wieder bei null anfangen oder dass andere für mich bürgen müssen? Was für eine absurde Vorstellung!
Die Gemeinde als lebendiger Empfehlungsbrief
Zweiter Korinther 3,2: Unser Brief seid ihr, eingetragen in unsere Herzen, erkannt und gelesen von allen Menschen.
Hier sehen wir den Empfehlungsbrief. Es sind die Korinther selbst. Dass es sie als Gemeinde gibt, ist Gottes Bestätigung für die Echtheit von Paulus als Apostel.
Dieser Brief wird von allen Menschen erkannt und gelesen, also nicht nur von den Korinthern selbst.
Noch etwas ist bemerkenswert: Der Brief wurde in die Herzen der Apostel geschrieben. Der Brief, das sind die Gläubigen. Doch der Grund, auf dem ihr Glaube entstand, ist der Dienst, die Hingabe und die Opferbereitschaft derer, die ihnen das Evangelium erklärt haben.
Die Apostel gaben ihr Herz, damit Menschen an den Herrn Jesus glauben konnten.
Der Geist als Schrift auf fleischernen Herzen
2. Korinther 3,3
Von euch ist offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid, ausgefertigt von uns im Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes. Nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf Tafeln, die fleischerne Herzen sind.
Der Empfehlungsbrief, von dem Paulus spricht, ist ein Brief Christi, also von Jesus selbst geschrieben, durch den Dienst der Apostel. Er ist mit dem Geist Gottes geschrieben. Dann wird es spannend: nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf Tafeln, die fleischerne Herzen sind.
Man hätte vielleicht erwartet, dass hier stünde: „nicht auf Papyrus, sondern ...“. Aber Paulus formuliert bewusst anders, weil er bereits einem Gedanken vorgreifen will, der gleich folgt: sein eigener apostolischer Dienst im Gegensatz zum Dienst des Mose.
Bei Mose ging es um steinerne Tafeln, auf denen das Gesetz Gottes geschrieben war. Das ist der alte Bund. Aber diese Zeit ist jetzt vorbei. Im neuen Bund benutzt Gott fleischerne Herzen, um sich und das lebensspendende Potenzial des Heiligen Geistes zu offenbaren.
Genau so war es übrigens im Alten Testament prophezeit worden:
Hesekiel 11,19
„Und ich werde ihnen ein Herz geben und werde einen neuen Geist in ihr Inneres geben, und ich werde das steinerne Herz aus ihrem Fleisch entfernen und ihnen ein fleischernes Herz geben.“
Hesekiel 36,26
„Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben, und ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch entfernen und euch ein fleischernes Herz geben.“
Wo wir auf ein fleischernes, das heißt ein für Gottes Gebote, sein Reden und Handeln empfindsames Herz stoßen, da sind wir im Neuen Bund angekommen.
Im Alten Bund stand das Gesetz im Zentrum, von Gott auf steinerne Tafeln geschrieben. Im Neuen Bund stehen fleischerne Herzen im Zentrum göttlichen Handelns.
Jeremia 31,33
„Sondern das ist der Bund, den ich mit dem Haus Israel nach jenen Tagen schließen werde, spricht der Herr: Ich lege mein Gesetz in ihr Inneres und werde es auf ihr Herz schreiben, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“
Vertrauen in Gottes Wirken statt in menschliche Leistung
2. Korinther 3,4: Solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott.
Es geht hier um das Vertrauen, dass er keine Empfehlungsbriefe braucht. Woher kommt das? Nun, es kommt daher, dass er den Geist Gottes am Werk sieht. Hier ist ein Geistvertrauen an die Stelle von Selbstvertrauen getreten.
Ich habe kein Vertrauen in meine Fertigkeiten und menschlichen Stärken, sondern in Gott.
2. Korinther 3,5: Nicht, dass wir von uns aus tüchtig wären, etwas zu erdenken als aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit ist von Gott.
Beachtet: Auf der einen Seite steht „von uns aus“, also aus uns selbst – das bedeutet meine Herkunft, meine Ausbildung, meine Hingabe, meine Talente. Auf der anderen Seite steht „von Gott“.
Lasst uns das nie vergessen: Unsere Tüchtigkeit ist von Gott.
Gott kann es sich leisten, einen senilen Ziegenhirten zu berufen oder einen Steuereintreiber, einen Fischereibesitzer oder wen auch immer er will. Je weniger der Diener von sich aus etwas hermacht, je mehr er in den Augen der Menschen gerade keine Kompetenz für den Job mitbringt, desto mehr wird klar, wer da eigentlich durch ihn hindurch im Hintergrund wirkt.
Diener des neuen Bundes: Geist statt Buchstabe
2. Korinther 3,6: Der uns auch tüchtig gemacht hat, zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. Es ist Gott, der tüchtig macht – im Fall von Paulus zu einem Diener des neuen Bundes.
Der neue Bund ist nicht ein Bund des Buchstabens, sondern des Geistes.
Römer 7,6: Jetzt aber sind wir von dem Gesetz losgemacht, da wir dem gestorben sind, worin wir festgehalten wurden, sodass wir im Neuen des Geistes dienen und nicht im Alten des Buchstabens.
Es geht hier um zwei Arten des Dienstes: Dienen wir auf eine neue geistliche Weise oder auf eine alte, die ohne Geist allein am Buchstaben, also an den Forderungen des Gesetzes, orientiert ist? Das ist die Frage.
Der Begriff „Buchstabe“ steht für die Forderungen des mosaischen Gesetzes. Nun wird auch deutlich, warum es in 2. Korinther 3,6 heißt: der Buchstabe tötet. Das Gesetz kann Forderungen aufzeigen, aber es gibt nicht die Kraft, sie zu erfüllen. Es kann nur den Ungehorsam verdammen, doch in ihm steckt nicht die Kraft für ein gehorsames, gerechtes Leben.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Am mosaischen Gesetz ist nichts falsch. Es ist, mit den Worten des Apostels Paulus, heilig; seine Gebote sind heilig, gerecht und gut. Wenn man das Gesetz auch als Christ gesetzmäßig gebraucht, hilft es uns, Sünde zu entlarven.
Es kann nur Halt geben, aber nicht retten. Der Buchstabe tötet. Mehr als den Tod kann das Gesetz nicht bringen – und das nicht, weil es selbst schlecht wäre, sondern weil wir Menschen allein durch das Wissen um die Gebote nicht in der Lage sind, sie zu tun.
Gehorsam ist nicht zuerst eine Frage der Erkenntnis, sondern des Lebens. Ich brauche eine neue Qualität von Leben in mir. Der Geist macht lebendig. Erst dieses neue Leben durch Bekehrung, Wiedergeburt, das neue Herz, die Innewohnung des Geistes und den Wandel im Geist – erst dieses neue ewige Leben macht mich fähig, gehorsam die Gebote Gottes zu halten.
Und zwar dazu noch in ihrer erfüllten, also vollendeten Form, so wie Jesus sie uns vorgestellt hat – als einen Ausdruck des Liebesgebotes.
Das war’s für heute. Morgen geht es mit dem zweiten Korintherbrief weiter. Das Skript zum Vortrag findest du auf Frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen!