Einladung zur Weitergabe der erlebten Liebe und Gemeinschaft
Wenn Sie wieder nach Hause kommen, erzählen Sie von der Liebe, die wir hier alle empfangen haben auf der langen Steinbacher Höhe. Es wäre schön, wenn Sie von all den Mitarbeitern und der herrlichen Atmosphäre dieses Heims berichten könnten. Das ist wirklich ganz wunderbar.
Ich genieße diese Zeit immer sehr. Für mich sind das die schönsten Erholungstage – ganz wunderbar und erquickend.
Dann bitte ich Sie, alle zu grüßen, die krank liegen. Es ist immer sehr wichtig, dass wir in der Gemeinde an die denken, die krank sind. Herr, den du liebst, der liegt krank. Schon beim Lazarus war das so.
Das ist eine besonders schwere Wegstrecke. Deshalb bringen wir etwas mit und überlegen, welcher mutmachende Gedanke aus dem, was wir gehört haben, für die Kranken zuhause hilfreich sein kann. Wir erzählen ihnen von der Gemeinde Jesu in dieser Welt, vom Wachsen und Wirken Jesu und von den großen Wundertaten.
Das ist so groß und beeindruckend. Für uns alle ist es nur eine kurze Wegstrecke, bis wir vor dem Angesicht Gottes stehen. Rückblickend werden wir sagen: „Ach, wie groß ist das alles und unvergleichlich mit dem Hier.“
Der Aufruf zu einem würdigen Leben und die Vielfalt der Gaben
So lesen wir nun aus Epheser 4, ab Vers 1:
So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid. Lebt in aller Demut und Sanftmut, in Geduld und ertragt einander in Liebe. Seid darauf bedacht, die Einheit im Geist zu bewahren durch das Band des Friedens.
Denn wir sind ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater aller, der über allen ist, durch alle wirkt und in allen ist.
Jedem von uns ist die Gnade gegeben, nach dem Maß der Gabe Christi. So wie Christus sie in seinem Maß verteilt hat, hat er uns verschiedene Gaben gegeben. Darum heißt es: „Er ist aufgefahren zur Höhe, hat Gefangene mit sich geführt und hat den Menschen Gaben gegeben.“ Das stammt aus Psalm 68, einem Siegeslied.
Dass Jesus aber aufgefahren ist, bedeutet auch, dass er zuvor hinabgefahren ist in die Tiefen der Erde. Der hinabgefahren ist, ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel, damit er alles erfülle.
Auch die dunklen Mächte sind durch den Sieg Jesu überwunden, und für uns ist der Weg frei, den der Herr uns führt.
Er hat einige als Apostel eingesetzt, einige als Propheten, einige als Evangelisten, einige als Hirten und Lehrer. Das dient dazu, die Heiligen auszurüsten zum Werk des Dienstes.
Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden, bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen. So werden wir zum vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi.
Dann sind wir nicht mehr unmündig und lassen uns nicht von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben durch das trügerische Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen.
Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und in allen Stücken wachsen hin zu dem, der das Haupt ist: Christus. Von ihm aus ist der ganze Leib zusammengefügt und jedes Glied hängt mit dem anderen zusammen durch alle Gelenke.
Jedes Glied unterstützt das andere nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst in der Liebe aufbaut.
Die Herausforderung der Mission und die Geschichte kleiner Kreise
Ich finde es sehr schön, dass Sie zu dieser Missionstagung gekommen sind. Sie werden feststellen, dass es in all den Gemeinden, aus denen wir stammen, immer nur ein kleiner Kreis ist, der sich für Missionen interessiert. Warum das so ist? Das ist schade.
Wir hätten gerne immer wieder viel mehr Menschen mit einbezogen, aber das war in allen Jahrhunderten so. Man kann sogar sehen, dass es lange Zeiträume gab, in denen in den Kirchen und Gemeinschaften überhaupt nicht an Mission gedacht wurde. Es wurden allerlei merkwürdige Dinge gelehrt. So hat der erste Missionar der Neuzeit in der pietistischen Bewegung, Justinian von Wels, ein Gutachten erstellt, in dem er darlegte, dass Mission eigentlich gemacht werden müsse.
Er legte dieses Gutachten den Fürsten auf dem Reichstag vor. Diese fragten daraufhin die theologische Fakultät von Gießen. Die Fakultät stellte fest, dass Mission nach dem Neuen Testament sogar verboten sei. So kann man die Dinge tatsächlich auf den Kopf stellen. Justinian von Wels reiste daraufhin nach Surinam, doch er fand nicht einmal eine Gemeinde, die ihn ausgesandt hatte.
Es war also immer so, dass alle Kirchen, auch die Freikirchen, nie in der Mehrheit für Mission begeistert waren. Selbst die Baptisten konnten sich für William Carey nicht begeistern. Sie bezeichneten ihn als einen unverbesserlichen Enthusiasten. William Carey war ja ein Schuhflicker, der den Ruf in die Weltmission brachte und ein riesiges Werk in Indien begann.
Er musste extra einen Freundeskreis um sich sammeln, der die Mission unterstützte. So ist es bis heute geblieben: Es waren immer nur kleine Kreise, die Mission unterstützten. Doch dennoch hat sich das erfüllt, denn der Herr war mit ihnen. So heißt es in der Apostelgeschichte: „Und die Hand des Herrn war mit ihnen.“
Aus diesen kleinen Anfängen hat Gott heute so ein großes Werk in allen Teilen der Welt geschaffen. Wenn wir das noch einmal hören, zum Beispiel von jemandem, der es von unseren Großeltern erzählt bekommen hat, die oft die Liebe zur Mission hatten, dann erkennen wir, wie wichtig diese Weitergabe ist.
Ein ganz wichtiger Aspekt der Mission ist, dass man dabei gelernt hat, die Kirchenmauern nicht mehr so zu achten. Das ist ein wunderbares Erlebnis in der Mission. Wir fragen nicht mehr: „Wo kommst du her?“ Stattdessen werden wir plötzlich miteinander verbunden. Draußen, in der großen Herausforderung, geht es nur noch darum, dass wir zum Boden Jesu, des großen Königs, des Gottessohnes, gehören, dessen Evangelium wir verkünden.
Da fragen wir nicht mehr nach den vielen Unterschieden, die wir haben. Damit Sie mich richtig verstehen: Ich möchte Ihnen die verschiedenen Gemeinschaften nicht ausreden. Es ist uns so eigen, dass wir uns gerne Gleichgesinnten anschließen. Das ist auch etwas Schönes.
Seit dem Turmbau zu Babel, bei dem die Menschheit in viele Sprachen zerfiel, ist es auch bei uns so, dass wir unseren Glauben nicht anders leben können, als indem wir sagen: „Ich gehe in diese Gemeinschaft“ oder „Ich gehe dorthin.“ Wenn es in einer Gemeinschaft zu viel Streit gibt, wechseln wir eben zur nächsten und sagen: „Zum Glück gibt es da noch andere.“
Es ist schön, dass wir verschiedene Formen haben. Wir besitzen unterschiedliche Traditionen und Bräuche, die alle ihren Wert und ihre Bedeutung haben. Davon wollen wir nichts abbrechen. Aber in der großen Herausforderung durch die Finsternis der Welt stehen wir zusammen als eine Jesusgemeinde.
Das ist so schön, und Paulus zeigt uns das immer wieder: Wie Jesusleute zusammenstehen – ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. Schon bei der Taufe wird es ganz schwierig.
Unterschiedliche Auffassungen zur Taufe und das Bemühen um Einheit
Ich war in einem Freizeitheim, und der Leiter sagte zum Schluss: „Ach, heute Abend machen wir es mal schön. Herr Schäffbuch ist noch bereit, ein wenig von seinem Wissen weiterzugeben. Da können wir alle Fragen mal diskutieren.“
Er fragte: „Gut, was habt ihr denn für Fragen?“ Die erste Frage kam zur Taufe. Ich sagte nur, dass immer wieder betont wird, jeder sei seiner Meinung gewiss. Schade, dass der Herr Jesus es nicht ganz klar in einem Wort gesagt hat, ob man sich im Jordan taufen lassen soll, im Freibad oder im fließenden Wasser, im Rhein oder im Neckar. Ob es auch noch anders geht oder ob eine Besprengungstaufe erlaubt ist.
Ich sagte nur: „Jeder sei seiner Meinung gewiss.“ Sie ahnen nicht, was für ein Hexenkessel an diesem Abend ausbrach. Er sagte: „Bitte, bitte, bitte, ich wollte nur, dass wir einander achten.“ Dann sagte er: „Ja, jetzt soll niemand mehr zu Wort kommen.“ Doch jemand meldete sich und sagte: „Ich möchte doch noch sagen, ich habe ganz bestimmt die richtige Überzeugung.“
Er antwortete: „Gut, dann gehen wir so ins Bett.“ Das zeigt, welche Not Menschen an Zersplitterung, Spannung und Gräben treiben kann. Vielleicht sind sie auch nötig. Nicht, dass Sie jetzt denken, Sie müssten mich noch überzeugen, dass es nötig wäre. Ich weiß ja, wie ernsthaft das Thema ist, und ich will nichts abschwächen. Ich weiß auch, wie notvoll das in unserer Volkskirche ist.
Sie ahnen gar nicht, wie viele Taufen ich in meiner Arbeit verweigert habe. Natürlich, weil das, was in der Volkskirche mit der Taufe gemacht wird, Unsinn ist. Aber jetzt sind wir schon mitten im Thema, und wir wollen nicht weiter abschweifen. Wir wollen einfach verstehen: Es gibt nur einen Herrn, und es ist eins.
Wir taufen nicht auf Kirchen. Da sagen die Leute immer, man werde umgetauft, wenn man die Kirche wechselt. Nein, das gibt es gar nicht. Es gibt nur eine Taufe auf den dreieinigen Gott. Zum Glück gibt es nur diese eine, und man kann nicht auf verschiedene Kirchen getauft werden. Das wäre ja schrecklich.
Und das, was so wichtig ist: Wir sind ein Leib. Christus will ein Leib durch uns sein.
Wir waren Studenten in Tübingen und wollten sonntags unbedingt in die Kirche gehen. Anschließend machten wir oft noch einen tüchtigen Marsch. So kamen wir nach Dußlingen, das liegt vor den Toren von Tübingen. Wie es so ist, sagten wir: „Wenn es nicht ganz reicht, Hauptsache, wir kommen rechtzeitig zur Predigt.“ So war immer meine Meinung: Das Wort Gottes ist das Wichtigste. Wenn ein Stück vom Eingang wegfällt, ist das nicht so schlimm.
Wir kamen, und die Predigt hatte schon begonnen. Wir saßen auf der Empore. Neben uns saß ein etwa siebzigjähriger Mann mit Schnauzbart. Er stieß uns an. Wir dachten, er ärgert sich, weil wir zu spät kamen. Nein, er streckte uns sein Neues Testament hin und wollte, dass wir den Predigttext noch lesen. Das fanden wir gut. Toll, dass er uns das Neue Testament, das er bei sich hatte, herzlich willkommen hieß.
Es war ein englisches Neues Testament. Ein Bauer aus Dußlingen bei Tübingen besaß ein englisches Testament. Nach dem Gottesdienst fragten wir ihn: „Wie kommen Sie zu einem englischen Testament?“ Er erzählte: „Das ist eine interessante Geschichte. Wir waren im Ersten Weltkrieg und wurden gefangen genommen, fünf Mann, und kamen in ein Gefangenenlager in England. Dort wurden wir bei Waldarbeiten eingesetzt. Ein Wachsoldat pfiff plötzlich, und ich merkte: ‚Welch ein Freundlicher unser Jesus ist.‘“
Dann sprach ich ihn an, und er sagte: „In meinem Herzen nein, du bist mein Feind, aber in meinem Herzen bist du mein Bruder.“ Sehen Sie, das ist doch das, was hier gemeint ist. Wir kommen zusammen über alle Grenzen hinweg, auch über politische Grenzen, und wollen die Bruderschaft in Jesus erleben.
Es steht ja in Hebräer 2, dass Jesus sich nicht schämt, unser Bruder zu werden. Darum sind die Frauen mit eingeschlossen. Die Bruderschaft ist weder männlich noch weiblich, sondern das ist das, was Jesus an Nähe mit uns schafft. Er geniert sich nicht, mit uns Bruder zu sein.
Für mich ist das bis heute der schönste Ehrentitel. Ich halte von allen anderen Titeln nicht viel, aber wenn jemand sagt: „Bruder Schäffbuch“, das finde ich ganz wunderbar. Ich möchte jemand sein, der über Jesus mit Ihnen in einer ganz engen Beziehung und Liebe steht.
Das wollen wir auch in unserer Zeit festhalten, weil viele Junge das gar nicht mehr wissen. So hat man sich in den weiten Kreisen der Evangelischen Allianz über Jahre hinweg begegnet, in dieser festen Bruderschaft, und wusste: Wir sind eins in dieser Nähe.
Und das hat die Mission draußen immer wieder festgestellt, bis in diese Tage hinein, auch oft genug mit unseren katholischen Freunden.
Ökumenische Begegnungen und die Bedeutung der Einheit in Jesus
Ich möchte hier keinen Streit vom Zaun brechen. Ich erinnere mich noch gut an meine Zeit in Tansania, ganz tief im Süden. Dort haben die Missionare der Brüderversammlung gesagt, dass wir bei den Katholiken wunderbar aufgenommen werden. Unterwegs bekommen wir immer Benzin, und die Schwester, die dort ist, kommt aus dem schwäbischen Oberland. Sie freut sich sehr, und dann beten wir miteinander.
Verstehen Sie? So wie man es im kriegsgeplagten Lager gemacht hat: Man hält sich nicht lange mit Unstimmigkeiten auf. In diesen Tagen habe ich mich auch sehr gefreut, dass der Papst ein Buch geschrieben hat, das wie ein Erdrutsch wirkt. Es hat so etwas noch nie gegeben: Ein Papst sagt, mein Lebensmittelpunkt ist Jesus.
Da dürfen Sie auch mit Ihren katholischen Freunden sein. Wir wollen gar nicht über das reden, was wir innerlich denken, sondern wenn unsere katholischen Freunde in Pforzheim und Stuttgart sagen: „Mein Lebensmittelpunkt ist Jesus“, dann seien Sie bei mir auch willkommen. Dann spielen die anderen Dinge keine beherrschende Rolle mehr.
Mein Lebensmittelpunkt ist Jesus – und das meinen wir ernst. Darin können wir Gemeinschaft haben. Viele Dinge werden wir nicht übernehmen, das brauchen wir ja gar nicht. Aber darin finden wir uns, und in Jesus sind wir eins.
Das Buch vom Papst brauchen Sie nicht unbedingt zu lesen, denn es ist ein theologisches Werk. Aber es ist ganz wunderbar. Darin wird gesagt, dass die ganze Bibel gültig und wahr ist, dass Jesus immer der Sohn Gottes gewesen ist, dass er Erlöser und Befreier ist. Dass das mal so gesagt wird, ist sehr wichtig. Unsere evangelischen Theologen sollten das lesen.
Verstehen Sie, hier liegt der Punkt: Man erkennt es wieder. Es ist wunderbar, wenn wir diese Gemeinschaft entdecken, über alle Trennungen hinweg. Wir haben Trennungen und sehen vieles sehr verschieden. Vieles können wir aus Liebe dulden, aber es ist wunderbar, wenn wir uns in Jesus stärken und ermutigen können.
Das ist ja das Wichtigste.
Mission als gemeinsames Werk und die Bedeutung der Vielfalt der Gaben
In der Mission war es immer so, dass gesagt wurde: Wir wollen nie dort arbeiten, wo andere bereits tätig sind. Das ist ein kleiner, aber wichtiger Unterschied.
In Lateinamerika, das möchte ich immer wieder betonen, ist es so, dass viele zwar getaufte Christen sind, aber tief im Voodoo-Kult stecken – im allerschlimmsten Okkulten. Dort muss die Befreiung durch Jesus zuerst verkündet werden, natürlich. Aber dann fragen wir nicht, in welcher Organisation jemand ist. Die Befreiung durch Jesus freut uns von Herzen.
Ich weiß noch, wie ich Ihnen einmal erzählt habe, was wir in Kuba erlebt haben. Kuba ist bis heute sehr stark vom sogenannten Steinzeitkommunismus unter Fidel Castro bedrängt. 90 Prozent der evangelischen Gemeinden haben keine staatliche Registrierung, obwohl sie diese oft beantragt haben. Das ist im Kommunismus notwendig, aber wird ihnen verwehrt.
Das ist ganz schlimm: Kirchen werden abgerissen, die Pastoren haben einen sehr schweren Stand. Der Leiter der Baptistenkirche von Guantanamo, das ist in der Nähe des berüchtigten Straflagers, ist noch spät abends 600 Kilometer nach Havanna gefahren. Die Autos dort sind uralt, etwa 50 Jahre alt. Er hatte einen Fahrer, der früher Busfahrer war, und dieser hat dem Kirchenpräsidenten das Fahren abgenommen.
Die Gemeinde wächst dort ungeheuer stark, weil im Kommunismus keine Hoffnung mehr besteht. Überall sind die Kirchen überfüllt. Wir fuhren dort um elf Uhr nachts, als plötzlich der Fahrer sagte: „Mein Motor, da ist die Lichtmaschine oder etwas anderes kaputt. Wohin sollen wir jetzt fahren?“ Er meinte, sie könnten nur noch langsam zum nächsten Dorf fahren.
Dort suchten sie nach einem evangelischen Pastor. Sie fanden einen Pfingstler, bei dem alle schon geschlafen hatten. Er fragte: „Hast du jemanden, der mit Metall umgehen kann und das reparieren kann?“ Eine Autowerkstatt gab es nicht. Doch der Pastor sagte, dass es jemanden gebe. So gingen wir ans andere Ende des Dorfes.
Dort herrschte ein riesiges Hallo. Die Kinder sprangen aus den Betten und machten die Nacht zum Tag. Unter einem Baum hatte der Mann nur einen Schweißapparat, keine Werkstatt – so arm sind sie. Er arbeitete ein oder zwei Stunden, schnitt heraus und schweißte, und der Motor lief wieder.
Ich nehme aus Sicherheitsgründen immer viel Geld mit. In Kuba verdienen die Leute zwischen zwölf und sechzehn Euro im Monat, aber alles ist so teuer wie bei uns. Ich weiß gar nicht, wie sie über die Runden kommen. Sie bekommen keine Euro, sondern Peso. In den Läden muss man mit ausländischer Währung bezahlen, also mit Euro. Sie dürfen ihre Peso nicht in Euro umtauschen. Das ist nur für Touristen erlaubt.
Die Touristen kommen und sagen: „Das ist ja toll, da bekommt man alles.“ Wir haben eine ganze Menge Zahnpasta mitgenommen. Das war das größte Geschenk von den Leuten: Zahnpasta und Seife, weil sie sich das alles nicht kaufen können.
Ich denke oft: Was sind 50 oder 100 Euro? Wir fragten den Mann, was wir ihm geben dürfen. Er sagte: „Ich lebe von Brüdern, nichts sonst. Ich will beten.“ Wer in den Händen gefasst wurde, betete. Ich durfte nichts da lassen. Das bewegt einen.
Das ist doch wunderbar, wenn sie so die Einheit in Christus erleben. Dann fragt man nicht mehr: Warum ist deine Form der Anbetung ein bisschen anders als die, die ich kenne? Wenn wir in Jesus eins sind und zusammenstehen, finde ich das so wunderbar.
Wir haben eine große katholische Klinik bei uns. Bevor man dort zur Operation kommt, kommt die alte Schwester und fragt: „Darf ich beten?“ Herrlich! Danke an die Katholiken, die uns ganz schlicht vor die Gegenwart des Thrones Gottes stellen.
So wollen wir die Einheit erleben, wie sie in der Mission erfahrbar wird. Und jetzt sagt Paulus in den ersten sechs Versen: „In aller Demut und Sanftmut, in Geduld ertragt einer den anderen in Liebe.“ (Epheser 4,2)
Die Bedeutung von Demut, Sanftmut und Gemeinschaft
Das ist ja auch hier in der Langensteinbacher Höhe so schön, dass man gar nicht fragt: Wo kommst du her? Wir gehören, das würden Sie staunen, aus welchen verschiedenen Gruppierungen wir kommen. Und doch sind wir eins in der Botschaft des Wortes.
Demut – wissen Sie, das Schlimmste ist der Sektenhochmut. Den kann man auch haben wie in der Großkirche, wenn man sagt: „Ich bin Landeskirchler.“ Die wahre Demut ist zu sagen: „Ich bin ein verlorener Sünder vor dem lebendigen Gott.“ Und ich freue mich, dass ich Schwestern und Brüder an meiner Seite habe.
Man kann nicht allein als Solist Christ sein, man braucht immer andere. Und da darf man auch einem anderen sagen: Wenn du noch etwas hast, kannst du für mich beten. Und du sollst wissen, wenn wir wieder auseinandergehen, bete doch auch für mich. Dann telefonieren wir miteinander. Ich habe auch schon mit manchen am Telefon gebetet, das ist wunderbar.
Beinander stärken, mit aller Demut und Sanftmut. Der große Dichter Heinrich Heine hat ja gesagt, die Demut sei eine Hundetugend für den stolzen Menschen. Ist es nicht so? Wir haben heute sehr viele stolze Menschen, und viele können nicht glauben, weil sie zu stolz sind, um zu glauben.
Heinrich Heine war ein Studienfreund von Philipp Spitta. Ich weiß, woran ich glaube. Die schönen Glaubenslieder von Philipp Spitta, die wir alle kennen, haben sich dann getrennt über die Glaubensfrage. Demut ist ganz wichtig – Demut und Sanftmut.
Und dass Sie auch sagen: Es hilft Ihnen jetzt wieder, in einer Gemeinschaft zu sein. „Ach, das sind gläubige Leute, da fühle ich mich auch zugehörig.“ Man kann vielleicht nicht oft hingehen, aber ab und zu. Man hält die Verbindung, und es ist wunderbar.
Da sind Jesusleute rund um den Weg, mit denen wir zusammengehören.
Die Vielfalt der geistlichen Gaben und Ämter
Und nun zu dem Vers: Wir haben viele Gaben. Paulus denkt hier nicht nur an natürliche Begabungen, sondern auch an die geistlichen Gaben, die der Herr gibt. Schon dass Frau und Mann verschiedene Begabungen haben, ist klar. Dennoch haben alle denselben Wert bei Gott.
Paulus meint, dass wir verschiedene Begabungen vom Herrn erhalten haben, die er verteilt hat. Dabei ist es immer wichtig, dass jeder sucht, wo der Herr ihn braucht. Keine Gabe steht über der anderen. Es ist ganz schlimm, wenn wir unsere Gemeinden hierarchisch ordnen – von oben nach unten.
Für Paulus gibt es nur eine Ordnung: die große Vielfalt, wie eine bunte Blütenwiese, auf der viele verschiedene Blümlein blühen. Dann sagt er, dass es ganz verschiedene Ämter gibt, die man nicht miteinander vergleichen kann.
Zuerst nennt er die Apostel. Das waren die Augenzeugen des auferstandenen Jesus. Nach den Aposteln kommen die Propheten. Was sind die Propheten? Wir denken oft, sie reden etwas Verborgenes. Aber auch hier ist in der Schrift schon alles zusammengefasst. Propheten sind in der Bibel die Gemeinde, die das Wort Gottes konkret auf die jeweilige Situation auslegt – etwa auf die jungen Leute oder die Berufstätigen. Sie können das Wort zugespitzt sagen und auslegen.
Dann nennt Paulus die Evangelisten. Evangelisten sind keine Lehrer. Ein Evangelist hat Feuer und Wut, während ein Lehrer Besonnenheit und Ruhe ausstrahlt. Das ist etwas ganz anderes. Wenn man sagt: "Der ist mir zu aufgeregt", dann hat dieser Mensch eben eine andere Gabe. Man muss ihn dort einsetzen, wo seine Gabe richtig zum Zug kommt.
Eine Gabe, die Paulus erwähnt und die heute in unseren Gemeinden oft vergessen wird, ist das Hirtenamt, der Mutmacherdienst. Barnabas war ein Meister darin. Als Johannes Markus auf der ersten Missionsreise versagte und Angst bekam, weil er von Räubern am Taurischgebirge gehört hatte, wollte er nach Hause. Paulus sagte: "Den Typen nehme ich nie mehr mit, so ein Versager." Aber Barnabas, der Onkel, sagte: "Ich probiere es nochmal." Und es ging gut.
Solche Leute braucht man in den Gemeinden. Es gibt viele Bibelstellen, die zeigen, dass wir manchmal gnadenlose Richter sind, die sagen: "Das ist Sünde, das ist Unrein," und alles verurteilen. Paulus sagt aber: Helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist! Das ist ein wichtiges Amt. Es ist wunderbar, wenn man sein Amt annimmt. Man ist so viel wert wie ein Evangelist, auch wenn es ganz anders aussieht.
Es ist schlimm, wenn man von der einen Gabe sagt: "Die ist evangelistisch und immer so scharf." Der Herr braucht verschiedene Werkzeuge in seiner Kiste: Pfeile, Bohrer, Hammer, Beißzange und so weiter. In der Gemeinde braucht er verschiedene Menschen, mit denen er Gemeinde baut: Evangelisten, Lehrer, Hirten.
Ich finde es schade, dass die Hirten heute in unseren Gemeinden so wenig zu Wort kommen, obwohl sie so nötig sind. Sie halten an, beten und können zuhören. Ich hatte einen Heimatpfarrer, der war der beste Seelsorger, obwohl er fast nichts geredet hat. Er hat gut zugehört. Wo sind heute die Leute, die zuhören können? Ich bin froh, dass ich das sagen konnte.
Ich möchte nur, dass jeder seinen Platz findet und weiß: Alle sind vor dem Herrn gleichwertig, so wie es verschiedene Berufungen gibt. Im Reich Gottes gibt es keine Gehaltsstufen und keine Ordenszeichen – das wäre schrecklich.
Der Herr hat verschiedene Werkzeuge und gebraucht sie wunderbar in seiner Missionsarbeit. Er setzt die Leute in ihren ganz verschiedenen Begabungen ein und sagt: Überall haben sie ihren Platz.
Besonders wenn wir jetzt auseinandergehen nach so einer Freizeit, könnte man es strategisch kaum besser ordnen. Die einen gehen Richtung Reutlingen, die anderen ins Ruhrgebiet, wieder andere in die neuen Bundesländer. Jeder hat ganz verschiedene Aufgaben: Der eine in der Familie, der andere muss mit seinem Leiden Zeugnis geben, der dritte hat noch Kraft und kann Hausbesuche machen.
Aber in allem wirkt ein Herr. So ist es auch in der Mission: Die einen sind draußen auf dem Feld, die anderen zu Hause und beten für die, die dort draußen in der Spannung stehen. Alle geben ihre Gaben.
Was ist wichtiger? Diese Frage ist dumm gestellt. Das eine geht nicht ohne das andere. Es ist wunderbar, dass wir in dieses große Geflecht der Jesusgemeinde hineingebaut sind – das ist der große Schatz.
Der Herr baut seine Gemeinde und die Bedeutung des geistlichen Wirkens
Jetzt ist mir ein Schatz in diesen Tagen immer wichtiger geworden. Man spricht heute so viel vom Gemeindebau. Und da sagen all unsere lieben Freunde: „Wir bauen Gemeinde in Freikirchen und Landeskirchen, wir bauen gemeinsam.“ Nein, ihr baut gar keine Gemeinde. Das hat der Herr Jesus sich vorbehalten: „Ich will meine Gemeinde bauen, ich, ich.“
Ganz wichtig – über dieses Thema rede ich zurzeit viel: „Ich will meine Gemeinde bauen.“ Kein Missionar, kein Theologe, kein Pastor, kein Prediger baut Gemeinde. Der Herr baut durch schwache Werkzeuge, und diese machen oft noch viel kaputt dazwischen. Es ist ausschließlich Sache des Herrn. Es hat noch nie ein Mensch einen anderen zum Glauben geführt. Das macht der Herr selbst, das ist sein Merkmal.
In all den verschiedenen Gruppen und Kreisen gibt es Erleuchtung zum Glauben nur durch die Gabe des Heiligen Geistes, über die keiner von uns verfügt. Keiner von uns, und wenn wir uns auch noch so sehr bemühen, können wir sie nicht verfügen. Daher muss er es tun. Wir können nur darum bitten. Darum sind die Beter so wichtig – das haben wir in diesen Tagen gehört.
Aber jetzt will ich meine Gemeinde bauen. Das ist für uns so zuversichtlich. Bei uns könnte viel, viel mehr geschehen, wenn wir wieder darauf achten würden, wie das alles geschieht. Ich war junger Pfarrer im Schwarzwald, und eine der ersten Sachen war, dass man sich eingeladen hat. Heute sagt man so: im Distrikt macht man das alles. Und im Distrikt war so ein Pastor, der hat uns die ganzen Statistiken um die Ohren gehauen, wie das rückläufig ist und alles. Er wollte dann auf diesem deprimierenden Bericht sein Süppchen kochen.
Der kam von der Akademie Bad Boll, das war auch wieder so eine neue Methode, bei der sie etwas wollten. Ich habe dem Mann nachher einen Brief geschrieben: „Ich kann leider an diesen Besprechungen nicht mehr teilnehmen. Wir haben am ganzen Abend nicht einen einzigen Satz miteinander beten können. Wenn wir bloß miteinander gelesen hätten: ‚Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist‘, dann wäre ich dabei gewesen.“ Aber wir sind gescheiterte Leute, wenn wir im Grundsatz nicht wissen, woher das Neue kommt.
Es gibt überhaupt keine Methode, mit der man Gemeinde bauen kann. Immer wichtig ist, dass alle Methoden, die wir brauchen, zwar Methoden sind, aber dass der Herr daraus etwas wirkt. Und ich bitte Sie, auch in der Mission immer darauf zu achten. Da gibt es ganz tolle Sachen, bei denen Leute sagen: „Mensch, wir machen das am Internet, und da musst du bloß einen Knopf drücken. Wenn die sich entschieden haben, haben wir schon Tausende zum Glauben gebracht.“ Ich glaube euren ganzen Zeug nicht.
Ihr dürft es gerne mit dem Internet machen, wenn das so erfolgreich ist, aber ich glaube es noch gar nicht. Das Entscheidende wird immer sein: Wo ist der Zeuge, der redet? Wo ist der Betende? Wo ist die Demut und wo ist die Sanftmut des Dienstes? Es geht immer um ganz kleine Arbeit.
Ich gehe sogar so weit, dass ich behaupte: 90 Prozent derer, die zum Glauben kommen, kommen gar nicht in großen Versammlungen zum Glauben, sondern Mann zu Mann im persönlichen Gespräch. Deshalb ist es so wichtig, die Kontakte zu pflegen, die man hat.
So wie junge Leute sagen: „Ich halte nichts von Kinderbekehrungen.“ Ich bin natürlich schon schön kuriert. Die meisten unserer Missionare draußen sagen, dass sie zwischen sieben und zehn Jahren den Ruf zu Jesus bekommen haben. Das ist komisch, und es hat doch durchgehalten.
Deshalb sage ich: Es ist so wichtig, dass Sie mit Ihren Gaben weitergeben. Sie brauchen die Frucht gar nicht zu zählen. Paulus sagt hier, dass der Herr durch die verschiedenen Gaben wirkt. Und alle Gaben sollen eigentlich nur dazu helfen, dass die Heiligen zugerüstet werden zum Dienst.
Was sind denn die Heiligen? Das sind ganz unheilige Leute, aber Leute, die durch das Blut Jesu gerecht und heilig geworden sind. Es gibt ja in unserer Welt weder heilige Räume noch heilige Häuser, noch heilige Menschen. Aber es gibt einen Heiligen Vater. Der ist nicht in Rom, sondern der Heilige Vater ist der Gott im Himmel, der seinen Sohn Jesus sendet, der uns heiligt. Und wir werden alle nur heilig durch Jesus.
Unsere Räume sind nur dann heilig, wenn Christus darin wirkt, ganz klar. Und da werden wir heilig durch den Herrn, der uns heiligt und in Dienst nimmt. Und das ist so wichtig, dass die Leute, denen wir begegnen, gebraucht werden zum Dienst. Sie dürfen auch helfen, andere zum Einsatz zu bringen, ermutigen und Mut machen: „Du kannst doch deine Gabe einbringen.“
Was hat das für eine Bedeutung, wenn Sie als reifer Mensch einem jungen Burschen mit 15 Jahren sagen: „Weißt du eigentlich, was Jesus aus deinem Leben machen will?“ Da wird er vielleicht neugierig, der ist unsicher. Sie sagen: „Weißt du, Jesus kann Großes aus deinem Leben machen. Nicht in den Augen der Welt, aber etwas, was eine weite Wirkung hat.“ Und dafür wollen wir beten.
Es hat mich schon als junger Mensch immer sehr bewegt, dass Jesus uns sündige Menschen so in Dienst nimmt, dass die Heiligen zugerüstet werden zum Dienst. Dein Leben ist wichtig. Du kannst dem Herrn dienen und etwas Großes für die Sache Gottes wirken, wenn du eine Rebe am Weinstock bleibst: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden.
Ich habe entdeckt, der Leib Christi wird erbaut eben nicht nur durch Predigten, sondern auch durch Leute, die in aller Stille in der Küche stehen, auch wenn ihnen am Anschluss nicht mehr gedankt wird. Die putzen, die in der zehnten Reihe sitzen und beten, die vielen treuen Leute.
Was haben unsere Diakonischen in aller Stille schon im Reich Gottes gewirkt! Die Kranken, also treue Beter, werden aus der direkten Arbeit herausgenommen. Was geschieht? Es ist ja interessant, dass die großen Wachstumsdinge des Reiches Gottes in der Stille geschehen, und auch gerade für die Weltmission.
Wenn wir das einmal sehen können, wird es uns wie Schuppen von den Augen fallen, wie unser Herr uns alle gebraucht in der großen Missionsgemeinschaft, in der Fürbitte – das haben wir am Anfang gesagt. Gar nicht viel, aber die, die überall gebraucht werden, in der Fürbitte, in der Liebe, im Helfen und im Tun.
Wie wunderbar ist es, einander mitzutragen und einander zu stärken und aufzurichten! Ich will Ihnen auch für diesen treuen Dienst danken, dass Sie Leute an der Front stärken und nicht allein lassen. Das ist ja heute so leicht, dass man auch mit dem E-Mail einen kurzen Gruß schickt, dass man heute auch teilnimmt an den Nöten.
Die sind so schrecklich vereinsamt, so viel Arbeit. Und darum ist es so wichtig, dass wir sie aufrichten, ermutigen, loben und danken. Das alles gehört mit dazu.
Warnung vor Irrlehren und die Bedeutung geistlicher Reife
Paulus sagt, es sei sehr wichtig, dass wir uns nicht täuschen lassen. Was bedeutet das? Das Christenleben ist stark gefährdet, weil der Teufel uns aus der Bahn werfen will. Er möchte uns ständig erschüttern und aus der Bahn werfen, damit wir nicht mehr umhertreiben und uns vom trügerischen Spiel der Menschen leiten lassen.
In der Christengemeinde ist das eine große Gefahr. Dort tauchen viele verrückte Gedanken und Lehren auf. Deshalb dürfen wir uns nicht von jedem Wind einer Lehre umblasen lassen. Darum ist es so wichtig, dass wir einander helfen und zur Reife in Christus gelangen, damit wir auf dem Weg mit Christus weiterkommen.
Es gibt viele Irrwege, die nicht zum Ziel führen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns ermutigen und stärken lassen gegen den Zeitgeist, der gerade modern ist und uns vom Wort Gottes wegführt.
Ich habe festgestellt, dass heute viele ältere Menschen verfallen, weil sie nicht mehr regelmäßig ihre Bibel lesen. Früher waren sie treue Bibelleser. Wenn ich morgens um elf frage: „Hast du schon Bibel gelesen?“, dann sagen viele, dass sie eigentlich keine Zeit dafür finden. Stattdessen lesen sie die Zeitung von vorne bis hinten, bis zur letzten Anzeige.
Das ist oft die erste Stufe von Alzheimer. Es ist gefährlich, wenn Menschen im Alter geistlich „abhängen“. In der Torheit des Alters verlieren sie plötzlich den Ernst und dienen unserem Herrn nicht mehr mit derselben Hingabe und demselben Feuer.
Ich glaube, heute ist die Seniorenarbeit nicht nur wichtig, um Kaffee zu servieren. Vielmehr soll man geistlich die Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt stärken und sagen: „Gebt im Glauben nicht nach und lasst euch nicht umhertreiben.“
Viele Nachrichten in der Zeitung, etwa über politische Entscheidungen oder was Frau Merkel dazu sagt, sind oft nicht hilfreich. Seitdem ich nicht mehr im aktiven Dienst bin, habe ich große Ruhe gefunden. Ich habe die Zeitung abbestellt, schaue aber noch Nachrichten im Fernsehen oder höre Radio, zum Beispiel morgens am Bett.
Früher habe ich zuerst die Zeitung gelesen und dann die Bibel. Jetzt habe ich endlich Ordnung in meinem Tagesablauf. Man könnte meinen, ich sei ein Hinterwäldler, aber ich hoffe, dass niemand diesen Eindruck bekommt. Man muss im Leben manchmal darauf achten, dass die Ordnung stimmt, man zur Stille kommt und sich nicht von unwichtigen Dingen bestimmen lässt.
Wichtig ist, dass ich meinen Ewigkeitsblick richtig habe. Lasst uns wahrhaftig sein in der Liebe und in allem zu dem hinwachsen, der das Haupt ist, Christus.
Die zentrale Rolle Christi als Haupt der Gemeinde
Haupt in Afrika erzähle ich immer wieder, wenn ich dort ein kurzes Grußwort halten muss, dass ich über die Grenze gegangen sei. Am Flughafen steht der Grenzwächter bei der Passkontrolle und schaut sich meinen Kopf an. Ich sage dann, man wolle sich doch nicht meinen Bauch ansehen, ich habe da so einen schönen Bauch.
Darauf antwortet er: „Da habe ich den Kopf.“ Ich entgegne, ich habe auch so schöne Füße und Hände, aber das interessiert ihn nicht. Er will meinen Kopf sehen. Dann schaut er sich meinen Kopf an, und im Passbild ist mein Kopf abgebildet. Der Kopf ist wichtig, denn ohne Kopf läuft nichts mehr.
Wenn oben am Kopf nur ein Schaden ist, kann ich plötzlich nicht mehr sprechen – eine Sprachstörung. In einem anderen Bereich oben kann ich nicht mehr gehen. Jeder Teil meines Kopfes hat eine Funktion.
Das ist es, was mit Afrikanern so schön ist: Sie lachen alle und machen mit, wenn ich sage, Jesus ist unser Haupt. Er muss uns regieren und führen, sonst funktioniert nichts in der Gemeinde. Wenn Jesus nicht das Haupt in eurer Ehe oder Familie ist, von dem alle Befehle ausgehen, hat das keinen Wert.
Eine Gemeinde lebt davon, dass Jesus der Mittelpunkt ist und von dieser Mitte alles ausgeht. Wenn das nicht mehr da ist, müssen wir sagen: Halt mal, jetzt sind wir völlig falsch. Wirklicher Segen kann nur ausgehen, wenn wir bei uns anfangen und Jesus unser Kopf ist, der alles durchdringt und wirkt.
So können wir in all unseren verschiedenen Aufgaben etwas bewirken.
Die Bedeutung der Frauen in der Gemeinde
Es gibt immer noch die Auffassung, dass bei den Evangelikalen die Männer etwas mehr gelten als die Frauen. Ich habe oft erlebt, wie viele Frauen darunter seufzen und sagen, dass sie auch bei den Bibeltreuen nicht richtig anerkannt werden.
Deshalb möchte ich Ihnen nochmals sagen: Bei Jesus gelten Frauen wirklich genauso viel, ganz bestimmt. Wenn ich mir die Geschichte anschaue, sage ich immer: Ohne meine Frau bin ich nur fünfzig Prozent. Es ist immer schön, wenn man etwas gemeinsam macht.
Aber schauen wir, wie Gott Frauen gebraucht hat. Eine Hedwig von Redern, die in der Stadtmission Berlin viele Dienste angestoßen hat – zum Beispiel die Bibelstunde für Polizisten – das war nur möglich, weil Hedwig von Redern das in die Hand genommen hat.
Bei uns in Stuttgart ist es Charlotte Reilen. Stuttgart wurde als evangelikale Stadt von ihr geprägt. Das ist in dem Buch „Mit Freuden ernten“ beschrieben. Als ihr zweites Kind starb, fand sie in großer Verzweiflung Jesus. Über dieses schwere Erlebnis hat sie ihren Glauben gefunden und daraufhin 45 diakonische und missionarische Einrichtungen in Stuttgart gegründet.
Eine Frau hat das Bild vom breiten und schmalen Weg entworfen – auch das war Charlotte Reilen. Viele haben kaum ein Lebensbild von ihr gelesen. Sie war eine Frau, die viel gewagt hat. Sie gründete das erste Mädchengymnasium, das Mürrici-Gymnasium, im 19. Jahrhundert, als andere daran noch gar nicht dachten. Sie sagte nicht nur „Frauen müssen ran“, sondern hat es auch vorgelebt.
Von den Diensten her hat sie das Diakonische Haus in Stuttgart gegründet. Wenn Sie hinschauen, sehen Sie überall eine Frau, eine Mutter. Meine Mutter zum Beispiel hat immer gesagt, sie mache in der Gemeinde gar nichts. Nicht einmal bei der Vertrauensfrage, wenn der Gemeindebrief ausgetragen werden musste, hat sie mitgemacht. Sie sagte: „Ich habe sechs Kinder, das ist genug.“ Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Sie war ganz für uns da.
Jeder muss seinen Platz finden. Man darf nicht denken, es wäre mehr wert, wenn man auf der Kanzel stünde. Ich weiß nicht, wie das ist, aber Sie müssen wissen: Wo will der Herr mich haben? Er will mich haben, und ich darf das einbringen, damit der Leib Christi gebaut wird.
Das ist wunderbar in der Weltmission: Wir helfen mit, dass die große Sache des Reiches Gottes in der ganzen Weite und Entfaltung laufen darf. Dass der ganze Leib zusammengefügt wird und ein Glied am anderen hängt, durch alle Gelenke. Dadurch unterstützt jedes Glied das andere nach dem Maß seiner Kraft und macht, dass der Leib wächst und sich selbst in der Liebe aufbaut (Epheser 4,16).
Ermutigung durch ein Beispiel aus dem Leben
Gestern wurde ein treuer Freund von mir beerdigt. Er war Jurist, genauer gesagt Bankjurist. Ich kannte ihn aus der Gemeinde als einen treuen Mann, der Jesus nachfolgte.
In einer ganz schwierigen Situation half er einem alten Mann, der ein Problem hatte. Dieser Mann musste für seine Frau ein altes Grundstück verkaufen und das Geld für die Mission geben. Die Banken spielten mit ihm, obwohl er über neunzig Jahre alt war. Sie dachten, das bekommen sie sowieso und kassieren es ein.
Da habe ich gesagt: „Komm du und hilf uns.“ Und tatsächlich ist etwas daraus geworden. Er hat eine Summe von 950 Mark erlöst. Er kannte alle persönlich. So jemanden gibt es bei Banken, so einen Arrangeur.
Das Wunderbarste war, dass er sagte: „Ich habe zum ersten Mal einen Vater gefunden.“ Ich sah in der Eidlinger Bibelstunde niemanden. Wie sie einander gefunden haben, hat er die letzte Wegstrecke bis zum Tod begleitet.
Der Herr wirkt manchmal so wunderbar. Wenn man richtig findet, dann passt man zusammen. Dort kann er mit seinen Gaben helfen und ermutigt die anderen.
Wir sollten mehr dafür beten: „Herr, zeige mir, wo du mich brauchen kannst in deinem Reich.“
Hoffnung auf Erweckung in Äthiopien
Lassen Sie mich mit einer Geschichte schließen, die ich kürzlich in Äthiopien erlebt habe.
In Äthiopien gibt es 40 Millionen orthodoxe Christen – 40 Millionen. Doch die orthodoxe Christenheit dort steht einer Erweckung sehr widerwillig gegenüber. Zwar besitzen sie die Bibel, doch sie wird in der Kirchensprache gelesen, die kaum jemand versteht. Das ist sehr problematisch. Es klingt wie ein Geheimkauderwelsch, und die Kirche möchte es auch nicht anders haben. Wenn jemand durch Jesus berührt wird oder ein Pfarrer neues Leben in die Gemeinde bringt, wird er schnell hinausgeworfen, sobald irgendwo Leben entsteht.
Es gab jedoch einen Mann im Norden Äthiopiens, der es geschafft hat, etwas zu verändern. Er floh als junger Mann in ein fernes Land, erhielt Asyl in Indien und wurde Teil einer internationalen Gemeinde. Eines Sonntags kam ein Missionsarzt namens Doktor Görnsee, kurz Görni, in diese Gemeinde. Er schaute den Mann an und fragte: „Wo kommst du her?“ „Aus Äthiopien“, antwortete er. „Ja, das weiß ich. Aber wo genau kommst du her?“ Es stellte sich heraus, dass Görni den Ort kannte, aus dem der Mann stammte – das Dorf.
Görni sagte zu ihm: „Du wirst zurückgehen.“ Doch der Mann erwiderte: „Nie, ich werde nie wieder in dieses schreckliche Land Äthiopien zurückkehren.“ Nach zehn Jahren kehrte er dennoch zurück. Und es gelang ihm, im Norden Äthiopiens die erste Bibelgesellschaft zu gründen. Durch sein geschicktes Vorgehen wurde zum ersten Mal das Neue Testament in moderner Sprache von orthodoxen Mönchen übertragen.
Wir können nur beten, dass nun das Feuer des Evangeliums entfacht wird. So gebraucht Gott seine Leute, wenn sie sich von ihm leiden lassen. Wir sollten uns nicht von großen Erfolgen blenden lassen, sondern sagen: „Herr, ich möchte brauchbar werden, wo du mich brauchst. Ich möchte noch einige Menschen zu dir führen.“
Denken Sie daran: Wenn Sie von dieser Freizeit erweckt werden, dann sagt Herr Jesus: „Gebrauche mich.“ Sie müssen nicht mit langen Predigten Menschen erreichen. Nutzen Sie die Gabe, die Sie haben. Vielleicht erzählen Sie einfach ein paar Kindern aus der türkischen Familie nebenan von Jesus oder sprechen an einem anderen Ort davon. Gott wird Sie gebrauchen – zu seinem Segen.
Schlussgebet und Segenswünsche
Wir wollen beten, Herr Jesus. Wir danken dir, dass du deine Gemeinde baust, deinen Leib, und dass du uns mit den Gaben gebrauchen möchtest, die du uns gibst. Vielen Dank, lieber Herr.
Wir sind jetzt gespannt, wohin du uns hinsendest. Dabei denken wir auch an all die vielen Mitarbeiter, besonders an die einheimischen Missionare, die oft unter großen Entbehrungen arbeiten. Stärke du sie und erbarme dich der großen Not und Zerrissenheit deiner Gemeinde.
Hilf uns, einander zu stärken und zu ermutigen, auch in unserem gottlosen Deutschland. Lass uns einander helfen, zum Glauben zu finden und den Blick auf dich zu richten.
Wir möchten dich auch bitten für dieses wunderbare Werk auf der Langen Steinbaren Höhe. Segne du all die Leidenden, die Mitarbeiter und alle, die hier ein- und ausgehen, ebenso die Gemeinde, die sich hier versammelt.
Wir wollen dir danken, dass du dieses Wunder tust, auch in dieser letzten bösen Zeit. Du sammelst deine Gemeinde und erhältst auch uns bei dir. Amen.