
Ja, guten Morgen zusammen! Deutsch ist eine schwere Sprache, da sind wir uns einig. Es gibt ein paar Worte, die ganz besonders schwer sind. Ich möchte euch heute fünf dieser Worte vorstellen.
Ein Wort ist bestimmt Streichholzschächtelchen, oder? Gerade für Leute, die nicht mit Deutsch aufgewachsen sind, ist das wirklich ein schwieriges Wort. Oder auch Desoxyribonukleinsäure wäre so ein Wort, das relativ schwer ist.
Es gibt aber auch andere Worte, die ganz, ganz schwer sind: Ja, bitte, danke, Entschuldigung. Das sind richtig, richtig schwere Worte. Manchmal kommen sie einem nicht so leicht über die Lippen. Man muss Kinder auch immer wieder daran erinnern, diese Worte wirklich zu sagen.
Mein Predigtthema heute Morgen lautet: Hör auf, dich zu entschuldigen! Obwohl es eigentlich schwerfällt, uns zu entschuldigen, machen wir es im Alltag doch relativ häufig.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn du im Gedränge bist, in der Fußgängerzone, hörst du oft: Entschuldigung, Entschuldigung, darf ich mal durch? Oder: Sorry, oh, tut mir leid! Das fällt uns Erwachsenen eigentlich gar nicht so schwer über die Lippen. Das geht relativ schnell.
Und na ja, als Papa muss ich ja auch Entschuldigungen schreiben, wenn meine Kinder krank sind. Also ja, das geht eigentlich ganz gut. So ein schnelles Sorry geht uns eigentlich recht flott über die Lippen.
Nun, ich bin ein bisschen ins Grübeln gekommen, als ich darüber nachgedacht habe. Angestoßen wurde ich durch jemanden, der gesagt hat: „Weißt du eigentlich, dass du dich gar nicht entschuldigen kannst?“
Da dachte ich erst: „Hä, komisch, geht doch. Ja, kann ich doch, kein Problem.“
Aber nein, beim Entschuldigen steckt Schuld drin. Du kannst dir selbst die Schuld gar nicht wegnehmen. Das geht einfach nicht. Stell dir das ganz praktisch vor: Du gehst zu irgendeinem Typen hin und sagst: „Okay, verzeihen Sie, Sie schulden mir noch zwanzig Euro.“ Und er sagt: „Ja, schon verziehen.“
Dann sagst du: „Nein, nein, ich meine, Sie schulden mir zwanzig Euro.“ Und er sagt: „Oh, das tut mir jetzt echt leid, ich entschuldige mich.“
Ist damit die Schuld weg? Nein, er sieht die Schuld nicht weg. Er kann nicht einfach sagen: „Ich entschuldige mich, ja, jetzt ist die Schuld weg.“ Nein, die Schuld ist immer noch da.
Es ist erst erledigt, wenn er dir die zwanzig Euro gibt oder wenn du sagst: „Ich entschuldige dich, ich erlasse dir diese Schuld.“
Aber unser Problem im Alltag ist ja, dass wir Schuld auf uns laden, die nicht einfach wie zwanzig Euro mal kurz zurückzuzahlen ist. Wenn wir das tun, was die Bibel Sünde nennt, also etwas tun, das den Menschen um uns herum, unserem Nächsten, schadet oder Gottes Ehre schadet – weil es nicht seinem Charakter entspricht – dann ist Schuld da.
Man kann nicht einfach sagen: „Ja, okay, ich entschuldige mich, fertig.“ Nein, ist nicht fertig.
Vielleicht haben wir jemanden mit Worten verletzt. Man kann nicht einfach sagen: „Ja, ich entschuldige mich, ist jetzt wieder gut.“ Nein, es ist Schuld da.
Vielleicht haben wir jemanden vernachlässigt, nicht auf ihn oder seine Bedürfnisse geachtet, haben ihn übergangen, jemanden abgewiesen oder waren lieblos. Der andere war uns egal. Wie oft kommt das im Alltag vor, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse so präsent haben und die des Nächsten uns eigentlich ziemlich schnuppe sind?
Solche Dinge können wir eigentlich nie wieder gut machen. Da ist Schuld da. Ich kann das nicht rückgängig machen.
Ich kann nicht sagen: „Na ja, okay, ich habe den jetzt mal angelogen, aber jetzt sage ich tausendmal die Wahrheit, dann ist das wieder okay.“
Nein, es ist nicht wieder okay. Wenn ich gelogen habe, ist Schuld da. Das kann ich mir nicht selber vergeben. Das kann ich auch nicht zurückzahlen.
Das Einzige, was ich tun kann, ist um Entschuldigung zu bitten. Das kann ich machen.
Nun ist klar: Ich meine nicht die kleinen Missgeschicke im Alltag, bei denen ich einfach sage: „Entschuldigung, tut mir leid.“ Es wäre ja komisch, wenn ich auf der Rolltreppe jemanden anremple und dann sage: „Ich brauche deine Adresse, ich möchte einen vierseitigen Entschuldigungsbrief schreiben.“ Das würde ich natürlich nicht machen, das ist schon klar.
Ich meine nicht diese kleinen Dinge, sondern wirklich jene Momente, in denen ich gesündigt habe, schuldig geworden bin am anderen und anderen im Alltag wirklich wehgetan habe. Wenn wir darüber nachdenken, müssen wir alle zugeben, dass uns das öfter passiert, als uns lieb ist. Und wenn wir ehrlich sind, tun wir anderen auch öfter weh, als wir uns eingestehen wollen – durch unser Verhalten und die Art, wie wir sind.
Deshalb ist es in solchen Momenten wichtig, um Entschuldigung zu bitten. Wenn du das praktizierst und dir bewusst machst: „Okay, ich kann hier einfach sagen, ich entschuldige mich“, dann merkst du, dass das gar nicht so einfach ist. Es ist ganz schön schwer.
Ich habe das selbst schon gemacht, auch in geschäftlichen E-Mails. Es ist relativ einfach zu schreiben: „Okay, jetzt ist irgendwas passiert, es tut uns sehr leid, dass uns dieser Fehler unterlaufen ist. Wir entschuldigen uns für die Umstände.“ Das geht relativ leicht. Man schreibt so etwas wie: „Uns ist halt ein Fehler unterlaufen, ja, tut uns leid, wir entschuldigen uns.“ Das ist einfach.
Aber schon in einer geschäftlichen E-Mail zu schreiben: „Mir ist dieser Fehler unterlaufen und ich bitte Sie dafür um Entschuldigung“, fällt mir persönlich schwerer. Interessanterweise ist es noch schwieriger, wenn man das jemandem persönlich so ausdrückt. Doch als Gegenüber merkt man sofort: Das sagt etwas ganz anderes aus. Es zeigt eine ganz andere Ernsthaftigkeit.
Aber das Problem ist, dass wir oft sehr schnell Gründe dafür finden, warum wir uns auf eine bestimmte Weise verhalten haben. Deshalb halten wir es für ganz legitim zu sagen: „Ich entschuldige mich, ich konnte ja gar nicht anders. In der Situation war es nicht möglich, anders zu handeln. Ich habe so gute Gründe, warum ich jetzt zu spät gekommen bin.“
Dann entschuldigen wir uns, und der andere soll das doch verstehen, oder? Wie kommt so eine Entschuldigung bei dir an?
Manches an einer solchen lapidaren Entschuldigung macht die Sache nicht besser, sondern sogar schlimmer. Denn der andere merkt oft, dass man sich eigentlich nur herausreden will.
Jesus erzählt in Lukas 14 eine Geschichte von Menschen, die genau das getan haben: Sie haben sich entschuldigt. Ich darf euch bitten, eure Bibel zur Hand zu nehmen und dieses Kapitel aufzuschlagen, Lukas 14.
Dort erzählt Jesus eine Geschichte, die er erfindet, um bestimmte Dinge deutlich zu machen – so wie er es oft tut. Solche Geschichten nennen wir in der Bibel oft Gleichnisse.
In Lukas Kapitel 14 wird eine Situation beschrieben, in der Jesus mit einigen Leuten am Tisch sitzt. Er wurde eingeladen. In Lukas 14,15 heißt es: Als nun einer, der mit ihm zu Tisch saß, dies hörte, sprach er zu Jesus: „Glückselig ist, wer das Brot isst im Reich Gottes.“
Jesus antwortet darauf mit einer Gleichnisgeschichte: Ein Mensch machte ein großes Mahl und lud viele dazu ein. Zur Stunde des Mahls sandte er seinen Knecht aus, um den Geladenen zu sagen: „Kommt, denn es ist schon alles bereit.“
Doch alle fingen einstimmig an, sich zu entschuldigen. Der Erste sprach zu ihm: „Ich habe einen Acker gekauft und muss unbedingt hinausgehen und ihn ansehen. Ich bitte dich, entschuldige mich.“ Ein anderer sagte: „Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und gehe hin, um sie zu erproben. Ich bitte dich, entschuldige mich.“ Wieder ein anderer sprach: „Ich habe eine Frau geheiratet, darum kann ich nicht kommen.“
Der Knecht kam daraufhin zurück und berichtete seinem Herrn alles. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: „Geh schnell hinaus auf die Gassen und Plätze der Stadt und führe die Armen, Krüppel, Lahmen und Blinden herein.“
Der Knecht antwortete: „Herr, es ist geschehen, wie du befohlen hast, aber es ist noch Raum da.“ Darauf sprach der Herr zu dem Knecht: „Geh hinaus an die Landstraßen und Säume und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde. Denn ich sage euch, dass keiner jener Männer, die eingeladen waren, mein Mahl schmecken wird.“
Nun, wenn es hier heißt, sich entschuldigen oder um Entschuldigung bitten, dann ist das bestimmt nicht im Sinne einer Unterscheidung, wie ich es gerade ausgeführt habe, dass man im Text sagt: Sie haben um Entschuldigung gebeten oder sie haben sich entschuldigt.
Vom Grundtext her ist es nicht so, dass es einfach in der deutschen Sprache so übersetzt wird. Je nach Übersetzung ist es auch ein bisschen unterschiedlich. Wir haben es hier mit Leuten zu tun, die sich entschuldigen, weil sie eine Entschuldigung dafür finden, dass sie eigentlich gar nicht anders konnten.
Was bewirken solche Entschuldigungen eigentlich? Sie machen eine Sache deutlich: Sie machen meine Prioritäten deutlich.
Du hast eingeladen, und die Antwort lautet: Oh ja, schwierig, ja, ich habe schon etwas anderes vor. Übrigens ist es ganz interessant, dass auch der Mensch, der eingeladen hatte, in dieser Geschichte seine Prioritäten deutlich gemacht hat. Er sagt: Ich habe alles schon vorbereitet für meine Gäste.
Ist das nicht schön? Wenn du irgendwo hinkommst und alles ist vorbereitet. Das erleben die, die eine Hochzeit vorbereiten, als ganz schön stressig. Das Fest will man haben, aber das Vorbereiten und Aufräumen, oh je.
Hier ist einer, der sagt: Ich habe alles vorbereitet, es ist alles gerichtet. Und die Leute sagen: Sorry, sorry.
Der eine hat eine Priorität, das ist der Acker, das ist seine Priorität. Er hat einen Acker gekauft. Ich frage mich, hat er ihn denn nicht vorher angesehen? Hat er die Katze im Sack gekauft? Es hört sich fast so an.
Jetzt plötzlich, nachdem er den Acker gekauft hat, muss er ihn unbedingt ansehen. So steht es da, notwendigerweise. Er kann gar nicht anders, als jetzt diesen Acker zu betrachten.
Der andere sagt: Ich habe Ochsen, ja, die habe ich mir gerade gekauft, und die muss ich ausprobieren. Das geht gar nicht anders. Ich muss jetzt diese Ochsen ausprobieren.
Der Dritte sagt: Na ja, ich habe geheiratet. Er sagt nicht mehr: Ich bitte dich, entschuldige mich, sondern einfach: Ja, ich habe geheiratet. Jetzt ist es halt so, darum kann ich nicht kommen.
Als ob man als Verheirateter einfach keine Einladung mehr annehmen kann. Natürlich, wenn du Mann bist, bist du auf die Frau angewiesen, und wenn du Frau bist, auf den Mann. Ob das dann nicht mehr geht, ist eine andere Frage. Aber es klingt schon ein bisschen komisch.
Also alle drei Entschuldigungen klingen eigentlich ein bisschen komisch, oder?
Wenn wir das auf unseren Alltag übertragen, glaube ich, hören wir sehr oft diese Art von Entschuldigungen.
"Oh, das tut mir jetzt leid, ich muss noch ins Geschäft." Ja, das kann ja sein. Damit macht man eine gewisse Priorität deutlich.
"Tut mir leid, der andere wollte das so." Okay, ich will es jetzt gerade anders, aber der andere wollte es so. Der entschuldigt sich damit, dass der andere es wollte. Also ist das jetzt das Wichtige.
Natürlich ist das im Alltag oft nicht so eindimensional zu verstehen, wie ich es hier gerade darstelle, aber ihr versteht den Punkt: Meine Entschuldigungen machen Prioritäten deutlich, was mir wirklich wichtig ist und worauf ich wirklich Wert lege.
Meine Nachbarin würde das nie verstehen. Aha, okay.
Deshalb: Wenn ich mich auf diese Art und Weise entschuldige, dann heißt das, Schuld wegzuschieben. Ich schiebe diese Schuld weg. Ich kann nichts dafür. Mit dieser Schuld habe ich nichts zu tun.
Der Acker ist schuld, die Ochsen sind schuld, die Frau ist schuld, aber ich nicht. Ich kann wirklich gar nichts dafür.
Das große Problem – und das macht Jesus hier auf eine eindrückliche Weise deutlich – ist folgendes: Wenn ich mich entschuldige, werde ich genauso handeln wie die Menschen in dieser Geschichte.
In Vers 24 heißt es, und das sollte uns zu denken geben: „Denn ich sage euch, dass keiner jener Männer, die eingeladen waren, mein Mahl schmecken wird.“ Sie waren eingeladen, es lag also nicht an der Einladung. Kein einziger von ihnen wird mitfeiern. Warum? Weil sie sich entschuldigt haben.
Man könnte sagen: Ja klar, sie wollten ja auch nicht kommen. Aber es war ihre eigene Entscheidung. Und bei Gott kommen wir nicht durch, indem wir sagen: „Ja, ich kann ja nichts dafür.“ Nein, du kannst etwas dafür. Deine Prioritäten sind gefragt, und sie sind wichtig. Deine Entscheidung ist gefragt.
Für mich persönlich stehen diese drei Bereiche für etwas Bestimmtes. Der Acker ist für mich ein Symbol für Besitz. Ich habe dort etwas, das mir gehört. Der Ochse, mit dem ich pflüge, steht für meine Zeit – meine Arbeit, meine Hobbys, also die Dinge, mit denen ich meine Zeit fülle. Die Frau in dem Beispiel steht für mich stellvertretend für Beziehungen.
Wie oft entschuldigen wir uns mit diesen Dingen? Mit dem, was uns gehört? Mit der Art, wie wir unsere Zeit verbringen? Wir sagen dann: „Ja, ich kann gar nicht anders.“ Dabei könnten wir es eigentlich anders machen.
Und was ist mit unseren Beziehungen, mit den Menschen um uns herum? „Ja, die tun, die machen.“ „Mein Garten, ich muss doch in den Garten.“ „Ich muss mich doch um mein Haus kümmern.“ „Ich muss jetzt halt das Auto waschen.“ Besitz – „Ich kann nicht anders.“ Aha, wirklich?
„Ja, ich muss arbeiten, ich muss jetzt Überstunden machen, ich brauche diesen Zweitjob, ich muss jetzt Urlaub machen, ich muss jetzt hier den Insta-Post noch absetzen, ich muss jetzt noch …“ Aha, musst du? Echt?
„Ich kann nicht anders. Weißt du, meine Frau, mein Mann, meine Kinder, die Kollegen, die Nachbarn und die Freunde …“ Ist das so?
Wir machen unsere Prioritäten deutlich.
Jetzt sagt vielleicht jemand: Ja, aber Daniel, das ist jetzt sehr schwarz-weiß gemalt, weil manche Dinge muss man ja tatsächlich tun. Wir können ja nicht immer nur irgendwelche frommen Dinge tun, immer nur Bibel lesen, beten und so weiter. Irgendwann muss man auch kochen, essen und arbeiten. Das muss man ja auch.
Ja, das ist schon richtig. Worum geht es denn hier? Jesus erzählt die Geschichte und sagt, ein Mensch machte ein großes Mahl und lud dazu ein. So beginnt es ja in Vers 16. Und bei den Gleichnissen, die Jesus erzählt, ist es ganz häufig so, dass einer Gott ist und einer ich in der Geschichte, ganz oft. Oder es sind die Leute, denen er es erzählt. Einer steht für Gott, also die göttliche Perspektive, und einer für den Menschen.
Also ein Mensch, der einlädt und alles vorbereitet. Wenn wir die Geschichte so anschauen, dann ist klar: Der, der alles vorbereitet hat, ist Gott. Der, der einlädt, ist Gott. Er hat alles vorbereitet, ein großes Mahl. Da denken manche von uns jetzt vielleicht an das Hochzeitsmahl im Himmel, ein Bild aus dem letzten Buch der Bibel, wo wir eingeladen sind, am Mahl des Lammes teilzuhaben und so weiter. Das ist bestimmt nicht verkehrt. Aber es ist hier auch im Zusammenhang mit dem Reich Gottes die Rede.
Das war ja das, was der eine hier in Vers 15 zur Sprache gebracht hat: „Glückselig ist, wer das Brot isst im Reich Gottes.“ Und das Reich Gottes, das haben wir hier ja öfter, ist der Ort, wo Gottes Wille geschieht, wo er König sein darf. Das ist sein Reich, nicht nur irgendwann mal das Himmelreich, wo wir mal sein werden. Wir sind jetzt schon versetzt in das Reich seines Sohnes, so heißt es ja, wenn wir Menschen sind, die sagen: Ja, dein Wille geschehe im Himmel, so auch in meinem Leben, bei mir. Dort ist das Reich Gottes.
Und weißt du was? Gott – lesen wir es zum Beispiel im Epheserbrief – hat Werke vorbereitet, dass wir in ihnen wandeln sollen. Gott lädt uns ein, Werke zu tun, die er vorbereitet hat. Er hat gesagt: „Guck mal, in meinem Reich habe ich dir hier Werke, nimm die an, mach die.“ Das ist die Einladung: Gehorche mir, seine Werke zu tun, das Richtige zu tun. Das ist die göttliche Einladung, um Teil seines Reiches zu sein.
Wir können uns entscheiden und sagen: Ja, dein Reich komme, ich will das. Ich will deinen Willen tatsächlich tun. Ich möchte diese Einladung annehmen.
Natürlich ist es richtig, zu arbeiten. Ebenso ist es richtig, sich um die Familie und die Ehe zu kümmern und gute Beziehungen zu pflegen. Das ist alles vollkommen richtig.
Aber die Frage, die sich mir stellt, lautet: Halten mich diese Dinge – also mein Besitz, meine Arbeit, meine Hobbys, meine Beziehungen – davon ab, Gottes Willen zu tun? Das ist die entscheidende Frage. Entschuldige ich mich mit diesen Dingen und sage: „Ja, ich wüsste schon, was Gottes Wille wäre, aber es ist halt schwierig. Gott, du verstehst ja, was ich da so habe, und so ist es jetzt eben.“
Wisst ihr, wenn ich etwas als richtig erkannt habe aus Gottes Wort, dann gibt es keine einzige Entschuldigung – keine einzige –, warum ich das nicht tun sollte. Das ist mir heute Morgen besonders wichtig.
Ja, ich sollte weniger lästern, das ist klar. Ja, ich sollte nicht mehr begehrlich auf Frauen oder Bilder von Frauen schauen. Ja, ich sollte mich mehr einbringen. Ja, ich weiß, ich sollte Gottes Nähe suchen. Ja, ich sollte die Karriere nicht so wichtig nehmen. Ja, die Meinung von Menschen sollte mir nicht so wichtig sein. Ja, ich sollte Geld nicht so wichtig nehmen und darauf vertrauen, dass Gott mich versorgt.
Weißt du, ich hoffe sehr, dass du solche Gedanken noch hast. Dass dir beim Lesen der Bibel solche Gedanken kommen, dass du sagst: „Ja, das stimmt, das ist richtig.“ Dass dir solche Gedanken kommen, wenn du eine Predigt hörst, wenn du im Hauskreis mit Leuten sprichst oder dich sonst persönlich mit anderen Gläubigen unterhältst. Denn wenn dir solche Gedanken nicht mehr kommen, dann ist das ein sehr, sehr dramatisches Zeichen. Es bedeutet, dass der Heilige Geist nicht mehr zu dir redet.
Aber wenn dir diese Gedanken kommen und du sagst: „Ja, das stimmt schon, das ist richtig. Ich mache es vielleicht nicht ganz gut, aber eigentlich stimmt es“, dann gibt es keine einzige Entschuldigung, die legitim wäre zu sagen: „Ja, aber ich kann nicht anders.“
Machen wir es mal praktisch. Stell dir vor, du liest vielleicht in deiner stillen Zeit oder hast eine Predigt gehört über 1. Petrus 4. Dort findest du eine ganz praktische Aufforderung, die wir hier immer wieder thematisieren: Seid gastfreundlich ohne Murren. Ja, seid gastfreundlich.
Nun, was würde dich davon abhalten, diesem Gebot nachzukommen? Da gibt es viele Gründe, die einem einfallen könnten. Vielleicht denkst du: „Na ja, ich würde ja schon, aber es ist nicht aufgeräumt.“ Oder: „Es ist gerade schwierig.“ Oder: „Ich würde schon, aber ich kann nicht so gut kochen.“ Oder: „Ich habe echt keine Zeit.“ Vielleicht sagst du auch: „Das wäre echt umständlich.“ Oder: „Der andere schätzt das ja gar nicht.“
Vielleicht denkst du: „Ich könnte den jetzt schon einladen, aber das würde der gar nicht wirklich honorieren.“ Oder: „Ich würde ja schon, aber ich glaube, der würde das komisch finden.“ Oder: „Die würden dann denken: Warum lade ich sie jetzt plötzlich ein?“ Und dann vielleicht: „Die bleiben immer so lang.“ Oder: „Sonntagmittag, das ist schon schwierig.“ Vielleicht sagst du auch: „Die haben mich ja auch noch nie eingeladen.“ Oder: „Ich weiß gar nicht, was denen schmeckt.“
Leute, das zeigt unsere Prioritäten, wenn wir so reden. Es zeigt unsere Prioritäten, wenn wir es als richtig erkannt haben und es dann nicht tun. Es zeigt nur unsere Prioritäten. „Es ist nicht aufgeräumt“ – aha, das zeigt meine Prioritäten. Ich will gut dastehen. Es geht mir gar nicht um den anderen, sondern darum, dass ich gut dastehe.
Wenn ich jemanden einlade, soll es so aussehen wie bei Instagram oder Pinterest, damit ich hinterher ein schönes Bild posten kann. Dann kann ich sagen: „Guck mal, die waren bei mir! Hier, toll! Wow, der hat sie eingeladen.“ Und dann sieht alles so aus: toll, guck dir die Tafel an, die Käseplatte und so weiter.
Ja, aha. Aber vielleicht sagst du: „Daniel, ich kann echt nicht so gut kochen.“ Ernsthaft? Ich glaube dir das schon, wenn du das so sagst, kann ja sein. Aber bitte, Maultaschen! Maultaschen mag fast jeder. Es gibt sie vegetarisch, und wenn du sie in der Brühe machst, anbrennen lassen ist echt schwer.
Freunde, es gibt auch Pizza-Service. Versteht ihr? Das ist keine Entschuldigung. Wenn du jemanden einlädst, der sonst alleine zu Hause sitzt und vielleicht noch nie wirklich eingeladen worden ist, was denkst du, was den kümmert, was du kochst? Den meisten ist es erst mal sehr egal. Sie freuen sich über diese Geste.
Manchmal ist es sogar so, dass wenn Leute dann absagen und du denkst: „Ja, guck mal, ich hab’s doch gesagt, ich hab’s gleich gewusst“, du trotzdem ein ganz wesentliches Signal gesendet hast. Allein dadurch, dass du bereit warst, jemanden einzuladen und diese Einladung ausgesprochen hast, hast du einen Unterschied im Leben dieses Menschen gemacht.
Der sagt dann: „Boah, da hat jemand auf mich geachtet. Der wollte mich einladen. Wie schön!“ Okay, vielleicht geht es gerade aus irgendeinem Umstand nicht, aber du hast ihn wahrgenommen. Wie schön ist das!
Ich glaube durchaus, dass unser Problem oft darin liegt, dass unsere Prioritäten keine göttlichen Prioritäten sind. Unsere Entscheidungen sind häufig nicht von dem geprägt, was Gottes Wille ist, nicht von dem, was gut für unseren Nächsten wäre. Wir fragen selten: Was braucht der andere? Was braucht diese Person, dieses Ehepaar, diese Familie, dieser Single, diese Witwe oder dieser Alleinstehende? Wie könnte ich sie unterstützen? Davon sind viele unserer Entscheidungen gar nicht geprägt.
Stattdessen werden viele Entscheidungen von anderen Motiven bestimmt. Zum Beispiel wollen wir es bequem haben oder wünschen uns, dass die Leute uns loben und bewundern. Wir pflegen Freundschaften, von denen wir profitieren, indem wir Leute einladen, von denen wir erwarten, dass sie uns ebenfalls einladen. Ist das nicht so? Bei solchen Menschen tun wir uns oft nicht schwer.
Diese Einstellung entspricht genau der Haltung der Leute, mit denen Jesus damals am Tisch saß. In Lukas 14 wird genau diese Einstellung beschrieben. Jesus war eingeladen worden vom Obersten der Pharisäer, so heißt es zu Beginn dieses Kapitels in Lukas 14, Vers 1: „Und es begab sich, als er am Sabbat in das Haus eines Obersten der Pharisäer ging, umzuspeisen.“
Was passiert dort? Die Anwesenden beobachten Jesus. Es herrscht offenbar eine angespannte Atmosphäre. Jesus war eingeladen worden ins Haus des Obersten, was man heute vielleicht mit einem Oberkirchenrat, einem Vorstand im Gemeinderat oder Ähnlichem vergleichen könnte. Es war ein edles Sabbatmahl mit einer vornehmen Gesellschaft.
Doch dann gab es ein Problem: Vor Jesus saß ein wassersüchtiger Mensch. Das heißt, es war ein Kranker dabei. Wassersucht könnte man heute mit Ödemen vergleichen – also Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe. Das kann mit Nierenproblemen, Herzschwäche oder Lebererkrankungen einhergehen. Wie genau sich das bei diesem Menschen äußerte, wissen wir nicht.
Jesus sieht diesen Kranken und ergreift das Wort. So lesen wir es: Er redete zu den Gesetzesgelehrten und Pharisäern und fragte sie: „Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?“ Doch sie schwiegen. Daraufhin rührte Jesus den Kranken an, machte ihn gesund und entließ ihn.
Dann sprach er zu ihnen und begann: „Wer von euch, wenn ihm sein Esel oder Ochs in den Brunnen fällt, wird ihn nicht sogleich am Tag des Sabbats herausziehen?“ Doch sie konnten ihm keine Antwort geben.
Jesus war in dieser edlen Gesellschaft und machte sofort eines deutlich: Es ist ihm egal, was die anderen von ihm halten. Er wird das Richtige tun. Er wird sich nicht herausreden, indem er sagt, er könne das Richtige gerade nicht tun, weil alle ihn beobachten und schlecht von ihm denken könnten. Für Jesus war das nie eine Option, und er verschwendete keinen Gedanken daran.
Er provozierte die Leute manchmal sehr bewusst, wenn er fragte, ob es erlaubt sei, am Sabbat zu heilen. Sie wussten nicht, wie sie antworten sollten. Und Jesus heilte den Kranken.
Er sagte ihnen: „Ihr würdet sogar für euren Ochs, Esel und euer Vieh, für euren Besitz und eure Arbeit das Sabbatgebot brechen. Ihr würdet ohne Bedenken in den Brunnen klettern, um das Tier zu retten, damit ihr es nicht verliert.“
Doch wenn es um Gottes Gebot geht, das wirklich wichtig ist – nämlich im Herzen für den Nächsten zu sorgen und ihn im Blick zu haben – dann findet ihr Entschuldigungen, warum ihr das nicht tun müsst.
Das macht Jesus zu Beginn hier, als er eingeladen ist, gleich deutlich, noch bevor sie sich an den Tisch setzen, indem er den wassersüchtigen Menschen heilt.
Jesus war immer für die Menschen da. Dabei ließ er keine Ausreden oder Entschuldigungen gelten. Er tat einfach das Richtige, wenn er wusste, dass es von seinem Vater, von Gott, her richtig war.
Nun, bei dem einen oder anderen Gast hat es vielleicht noch ein wenig innerlich gekrümmt. Da denkt er: Darf er das? Ist das jetzt wirklich okay? Ja, er hat schon Recht mit dem Ochs und Esel und so weiter. Aber er ist trotzdem hier. Hat er jetzt nicht vielleicht doch das Sabbatgebot gebrochen? Während solche Gedanken bestimmt beim einen oder anderen noch im Kopf herumschwirren, begeben sich die Gäste langsam Richtung Esszimmer.
Als die Gäste sich ihre Plätze aussuchen, schaut Jesus zu. Nicht nur die Leute beobachten ihn, er beobachtet sie auch. Er merkt, dass sie versuchen, sich die besten Plätze zu ergattern. In Lukas 14,7 heißt es: „Er sagte aber zu den Gästen ein Gleichnis, da er bemerkte, wie sie sich die ersten Plätze aussuchten.“ Das hat er gleich erkannt.
Dann sagt er ihnen: Hört mal, ich habe eine Beispielgeschichte für euch. Wenn du von jemandem zur Hochzeit eingeladen bist, setzt du dich nicht auf den obersten Platz. Denn vielleicht ist ein Vornehmerer als du von ihm eingeladen, und wenn nun der, der dich und ihn eingeladen hat, kommt und zu dir sagt: ‚Mach diesen Platz!‘, dann musst du beschämt den letzten Platz einnehmen.
Stattdessen, wenn du eingeladen bist, geh hin und setz dich auf den letzten Platz. So wird der, der dich eingeladen hat, wenn er kommt, zu dir sagen: „Freund, rücke hinauf!“ Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit dir zu Tisch sitzen.
Denn – und das ist jetzt die Zusammenfassung, die Lehre, der Merksatz aus dieser Beispielgeschichte, die Jesus erzählt, weil er eben sieht, wie sie alle schauen, wo der beste, ehrenvollste Platz ist – denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden. Und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
Ich habe dabei so bei mir gedacht: Eigentlich, wenn ich mich entschuldige und sage, ich kann da nichts dafür, der, die, das, irgendwie, dann mache ich eigentlich genau das Gegenteil. Ich erhöhe mich selbst. Ich sage: Ja, ich bin der Gute in der Geschichte, die anderen sind ja... Ja, kann ich nichts dafür, aber ich bin der, guck mal zu mir hoch, ich hätte mich ja schon richtig entschieden und eigentlich tue ich das ja immer noch.
Ich wusste zwar, was Gott will, aber ich habe es dann nicht gemacht. Okay, okay, aber weil so und so und so... Und damit bin ich ja immer noch besser als die anderen. Oder wenn man mich mal vergleicht mit mir selbst, damit komme ich bei Gott nicht durch.
In dem Haus, in dem Jesus eingeladen war, bewegte er sich in Richtung Esszimmertisch. Dort erklärte er den Anwesenden, wie echte Größe im Reich Gottes aussieht, wer wirklich etwas zählt in der Welt, in der Jesus Herr sein darf, in seinem Reich.
Ab Vers zwölf lesen wir, dass er auch zu dem sprach, der ihn eingeladen hatte, also zum Gastgeber:
„Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade nicht deine Freunde, noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche Nachbarn ein, damit nicht etwa auch sie dich wieder einladen und dir vergolten wird. Sondern wenn du ein Gastmahl machst, so lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein, so wirst du glückselig sein. Denn weil sie es dir nicht vergelten können, wird es dir vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten.“
Hier erklärt Jesus, wer erhöht werden wird und wer am Ende gut dasteht. Und wer ist das? Das sind die, die sich um diejenigen kümmern, die es nicht vergelten können: Arme, Krüppel, Lahme, Blinde. Derjenige ist groß!
Ich muss euch sagen, als ich mich damit beschäftigt habe, dachte ich: Jesus einzuladen, das ist wirklich eine Mutprobe. Jesus einzuladen, das ist – Entschuldigung – eine tickende Zeitbombe. Es war bestimmt nicht bequem.
Schau dir mal an: Zuerst nimmt er die Gäste ins Visier. Wenn du ihn eingeladen hast, kritisiert er die Gäste und sagt: „Freunde, ihr habt euch die falschen Plätze ausgesucht.“ Er ist nicht gerade der Stimmungsmacher in der Runde. Er will sich gerade so hinsetzen und meint: „Was ihr hier macht, ist völlig daneben! Wie könnt ihr nur?“
Dann wendet er sich auch noch an den Gastgeber und sagt: „Du hast dir die falschen Gäste ausgesucht.“
Der Gastgeber denkt sich: „Entschuldigung, Jesus, immerhin habe ich dich eingeladen!“
Mal ganz praktisch: Stell dir vor, du hättest so jemanden bei dir zu Hause, der deine Gastfreundschaft so bewertet. Du würdest sagen: „Weißt du, Jesus tut nicht das, was gut ankommt. Jesus tut das, was richtig ist.“
Er lässt keine Entschuldigung gelten, um zu sagen: „Dann tue ich es halt doch nicht.“ Er kümmert sich nicht darum, ob er damit Leute verletzt oder ihre Gefühle verletzt. Ob das gut ankommt oder nicht, ob sie ihn vielleicht nie wieder einladen – das ist ihm egal.
Ich möchte dir heute Vormittag eine heikle Frage stellen. Sie klingt vielleicht zunächst gar nicht so heikel, aber sie ist es wirklich. Die Frage lautet: Wen lädst du ein?
Weißt du, wenn ich dich fragen würde, ob du Jesus zu dir nach Hause einladen würdest, wenn er heute leben würde – was denkst du? Würdest du das machen? Sagst du vielleicht: „Naja, okay, ich habe ja schon ja gesagt. Klar, er ist ein bisschen unangenehm.“ Ja, das kann schon sein. Wenn er so kommt und dann Dinge kritisiert, die ich eigentlich gut finde, und so weiter, ist das nicht die Stimmung, die ich mir wünsche. Aber ich weiß ja, es ist Jesus, und Jesus würde ich schon einladen, weil er der Herr ist.
Natürlich würdest du schauen, was es zu essen gibt. Du würdest deine Kochkünste zusammennehmen oder den besten Lieferservice aussuchen. Und dann würdest du ihn natürlich bewirten.
Aber weißt du, woran du erkennst, ob du ihn wirklich eingeladen hättest? Weißt du das? Das erkennst du daran, ob du Arme, Krüppel, Blinde, Lahme, Witwen und Waisen einlädst. Ob du Menschen zu dir nach Hause einlädst, die dir nicht vergelten können, was du ihnen tust. Daran erkennst du, ob du Jesus eingeladen hättest oder ob es einfach nur ein frommes Gefühl ist: „Ja klar, Jesus ist immer willkommen bei mir zu Hause.“
Jesus sagt in Matthäus 25,40: „Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Und das haben uns die Kinder ja eigentlich sehr deutlich vor Augen geführt an Weihnachten mit diesem Schattenspiel von Vater Martin. Das ist die Botschaft dahinter.
Die Frage ist: Tust du das? Tust du das? Wen lädst du ein?
Der Oberste hier hat Jesus als Mensch eingeladen, als er auf der Erde war. Ich weiß nicht genau, ich möchte ihm nicht unrecht tun, aber ich könnte mir vorstellen, dass er vielleicht auch ein bisschen mit Jesus angeben wollte. So nach dem Motto: „Hey, ich habe den weltbekannten Heiler, den Rabbi, hier eingeladen, habe gleich die Presse mit dazugeholt.“ So kommt es mir zumindest ein bisschen vor.
Jesus kauft ihm das aber sofort ab und sagt: „Junge, wenn du wirklich glückselig sein willst, nicht nur temporär, sondern am Ende, am Ende im Übermaß glücklich sein möchtest, dann ist das nicht, weil dich andere ehren. Nicht, weil du dich selbst auf den Thron gesetzt hast und gesagt hast: ‚Schaut mal, wie toll ich bin, ich habe diese Leute alle eingeladen, ich bin der großartige Gastgeber.‘ Und dann sitzt du da auf deinem Gastgeberthron und die Security kommt, führt dich ab, und du stehst am Ende beschämt da.“
Vielmehr wirst du am Ende glückselig dastehen, wenn andere dich bitten, auf diesem Thron Platz zu nehmen. Wenn du das sein willst, hat Jesus für diesen Obersten einen Tipp: „Lade Arme ein, lade Krüppel, Blinde und Lahme ein. Lade Leute ein, die dir auf dieser Erde nichts zurückzahlen können, Leute, mit denen du im Status nicht angeben kannst.“
Das ist doch eine sehr praktische Anwendung heute Morgen, oder? Die Frage ist: Wirst du es umsetzen? Ich bitte dich, überleg dir heute noch, vielleicht auf dem Nachhauseweg, wenn ihr über die Predigt redet – ich weiß nicht, ob ihr das macht, wenn nicht, wäre heute ein guter Startpunkt dafür. Vielleicht beim Mittagessen könnt ihr euch unterhalten und sagen: „Okay, wen könnten wir denn einladen? Wie könnten wir Menschen Gutes tun, die uns nicht zurückzahlen können?“
Gott hat in deinem Umfeld solche Leute platziert, da bin ich mir ganz sicher. Er hat Menschen in deinem Umfeld, denen du Gutes tun kannst und die es dir nicht zurückzahlen können. Vielleicht unterstützt du jemanden finanziell, indem du einfach einen Umschlag in seinen Briefkasten wirfst, ein paar Euro reinlegst. Das muss keiner mitbekommen, und diese Person kann es dir nicht zurückzahlen. Du wirst glückselig sein.
Oder du lädst tatsächlich jemanden ein, obwohl es bei dir nicht aufgeräumt ist oder du keine Kochkünste hast oder keine Zeit. Dann rufst du eben den Lieferservice an. Man kann sich immer rausreden, kein Problem.
Die Leute in der Geschichte, so habe ich den Eindruck, haben auch kalte Füße bekommen. Auch der Gastgeber. Man merkt die Atmosphäre, und dann sagt Jesus solche Dinge, zuerst an die Gäste gerichtet, dann an den Gastgeber. Die haben plötzlich kalte Füße bekommen, als Jesus so klar redet und sagt: „Okay, dann wirst du glückselig sein, wenn du denen Gutes tust, die es dir nicht vergelten können.“
Daraufhin sagt plötzlich einer, der mit Jesus zu Tisch saß und das hörte: „Glückselig ist, wer das Brot isst im Reich Gottes.“ Oh ja, schön, Brot essen im Reich Gottes! Ja, wir wollen genießen von dem, was Gott uns schenkt, prima.
Als ich das so gelesen habe, dachte ich: Das klingt fast so, als wollte da jemand von zu konkreter Praxis, von zu konkreter Anwendung ablenken und lieber ein paar theologische Phrasen bringen, weil das angenehmer ist. „Ja, wir wollen ja alle im Reich Gottes Brot essen, wir wollen uns an den reichen Gütern deines Hauses erfreuen, das ist alles so schön, da sind wir uns doch einig. Dann lass uns mal ein bisschen theoretischer werden, das ist angenehmer.“
Weißt du, was Jesus daraufhin tut? Genau in dieser Situation und auf diese Bemerkung hin erzählt er das Gleichnis, das wir am Anfang hatten: Ein Mensch macht ein großes Mahl und lädt viele Leute ein. Die Leute finden laute Entschuldigungen, warum sie nicht kommen können.
Dem Mann, der gesagt hat „Glückselig ist, wer das Brot isst“, erklärt Jesus in einem Gleichnis, dass keiner der eingeladenen Leute Brot essen wird. Kein einziger. Am Ende sagt Jesus: „Ich sage euch, keiner jener Männer, die eingeladen waren, wird mein Mahl schmecken.“ Sie haben sich herausgeredet, Entschuldigungen gefunden. Jesus sagt: Es war eine bewusste Entscheidung.
Natürlich ist dieses Gleichnis auch auf die Pharisäer, die Schriftgelehrten und die Juden gemünzt, die Jesus ablehnen. Er sagt ihnen: Wenn ihr als Gottes Volk euch nicht einladen lasst, wird die Welt voll von Heiden sein. Ich werde meine Leute an die Hecken und Zäune schicken. Es wird Menschen geben, die sich einladen lassen, es wird Arme geben, Krüppel, Lahme und Blinde.
Diese Menschen werden sich nicht entschuldigen. Denn Kranke, Arme und Behinderte haben nicht zu viel Besitz, der sie abhalten könnte. Sie haben zu wenig, deswegen sind sie arm. Damit hält sie der Besitz nicht ab, sich einladen zu lassen. Sie haben wahrscheinlich keine Arbeit, weil sie verkrüppelt sind und gar nicht arbeiten können.
Vielleicht hätten sie gerne Kontakte gepflegt, sind Single, weil niemand sie haben wollte. Als Blinde können sie ihr Gegenüber gar nicht sehen. Sie sind sehr eingeschränkt, was Kontakte und Beziehungen angeht. Sie sind auf Almosen angewiesen. Diese Leute sind gekommen.
In einem anderen Zusammenhang sagt Jesus in Lukas 5: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ Damit meint er genau diejenigen, die Krüppel, die Armen. Aber wen meint Jesus mit den Gesunden? Wer braucht denn keinen Arzt? Wer braucht Jesus nicht? Nun müssen wir sagen: Es gibt keinen, oder? Es gibt niemanden, der Jesus nicht braucht.
Warum sagt er denn „die Gesunden brauchen den Arzt nicht“? Wen meint er mit den Gesunden? Nun, du weißt, es gibt Menschen, die sich selbst für gesund halten. Sie sehen sich nicht als arm und krank, sondern als fit, fähig und gesund. Sie glauben, zu den Guten zu gehören, die besser sind als andere.
Wenn dann mal eine Situation kommt, in der sie konkrete Dinge als richtig erkennen, aber ihnen nicht nachkommen können, entschuldigen sie sich. Das sind diese Leute, die Gesunden. Sie sagen: „Ja, ja, ja, passt eigentlich alles, konnte das jetzt gerade nicht tun, aber weißt du, das umständliche Schicksal, die anderen Menschen usw.“ Solchen Menschen kann keiner helfen.
Solange ich mich selbst entschuldige und mich rausrede, bleibt mir jede Hilfe von außen verwehrt. Solange ich sage: „Ja, ja, ich bin eigentlich ganz gesund“, sagt der Arzt: „Okay, dann gehe ich wieder, alles klar, passt schon.“
Deswegen die Frage an dich und an mich: Als wen sehe ich mich? Als wen siehst du dich? Bin ich im Alltag so ein Mensch, der sagen kann: „Ja, stimmt, Gott, ich bin so ein Kranker, ich bin ein Bettler, ich bin einer, der auf Hilfe angewiesen ist, einer, der einen Arzt braucht“?
Wenn ich mich als so einen Menschen erkannt habe und tagtäglich sehe – wie man so schön sagt – im Licht Gottes, durch Gottes Augen mein Wesen, meinen Charakter, mein Leben, dann werde ich nicht anfangen, mich zu entschuldigen. Dann darf ich zu denen gehören, die um Entschuldigung bitten.
Denn ich begreife immer wieder: Mensch, das stimmt, ich bin so unfähig. Die Krankheit der Sünde hat mich in manchen Bereichen noch im Griff. Ich will das Gute tun, ich kann es nicht. Ich will immer wieder glänzen vor anderen, anstatt ihnen zu dienen. Ich will es immer wieder bequem haben, anstatt mich aufzuopfern.
Ja, ich bin dieser elende Egoist. Ich brauche Hilfe, ich brauche Erlösung. Ich brauche da im Alltag immer wieder jemanden, der mich rauszieht. Und das ist der Moment, der Punkt, an dem ich offen werde für die Einladung, mich an den Tisch zu setzen.
Denn ich höre auf, mich fadenscheinig rauszureden, und ich höre auf, die falschen Prioritäten zu setzen.
Und ich glaube, das ist auch das, was zum Beispiel Petrus meint am Ende seines zweiten Briefes, wenn er den Gläubigen wünscht: „Wachst dagegen in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Ihm sei die Ehre, sowohl jetzt als auch bis zum Tag der Ewigkeit. Amen.“ So schließt er es ab. „Wachst dagegen“, so formuliert er es. „Wachst dagegen in der Gnade.“
Ja, wie kann ich denn in der Gnade wachsen? Weißt du, Gnade ist ja nicht etwas, das ich selbst produzieren kann. Gnade ist etwas, das ein anderer mir erweisen muss. Gnade bedeutet, jemand ist freundlich zu mir, obwohl ich es nicht verdient habe. Ich sollte eigentlich ein Bußgeld bezahlen, stattdessen kommt jemand mit dem Geschenkkorb. Ja, das ist Gnade. Ich habe Schläge verdient, und einer kommt und umarmt mich. Ich hätte Einzelhaft verdient, aber ich werde freigelassen. Das ist Gnade.
Wenn ich in der Gnade wachse, heißt das nicht, dass Gott plötzlich beschlossen hat, noch gnädiger zu sein als sonst. Sondern es bedeutet, dass ich mich immer mehr als der begreife, der ich wirklich bin. Dass mir immer bewusster wird, wie wenig ich diese Gnade verdient habe, die Gott mir schenkt. Wie wenig ich seine Einladung verdient habe – ich als Krüppel, als Armer, der ihm nichts zurückzahlen kann und es auch nie können wird. Wie wenig ich es verdient habe, mit ihm am Tisch zu sitzen.
In der Gnade zu wachsen, das sollten wir uns wünschen. Und ich glaube, in der Gnade zu wachsen beginnt damit, dass ich aufhöre, mich zu entschuldigen. Sich selbst entschuldigen tun Leute, die sich selbst erhöhen, weil sie sich für besser halten. Sie machen für ihre Fehler, Schwächen und Sünden andere verantwortlich – und die Umstände.
Wir dürfen unsere Schuld eingestehen, und wir sollen es auch. Bei Gott dürfen wir uns erkennen und zugeben, wie schwach, wie unfähig, ja wie sündig wir sind. Wir sollen uns als Bettler begreifen. Ja, das kratzt am Stolz, keine Frage. Aber es ist der einzige Weg, um echte Entschuldigung zu erfahren und täglich aus der Gnade Gottes zu leben.
Was wirst du von heute mitnehmen? Ah ja, da war noch etwas: die konkrete Umsetzung. Lade jemanden diese Woche ein oder tue jemandem Gutes, der es dir nicht zurückzahlen kann. Das wäre doch ein guter Anfang, um aus der Entschuldigungsfalle herauszukommen, oder?
Ich wünsche mir sehr, dass du auf dem Nachhauseweg oder vielleicht schon beim Mittagessen heute Nachmittag darüber nachdenkst und dich mit den Leuten in deinem Umfeld darüber austauschst. Wenn du allein bist, die meisten von uns haben ein Handy oder WhatsApp. Ruf also jemanden an, rede darüber und tausche dich aus. Ich denke, das wäre wertvoll.
Ich möchte noch beten und darf euch bitten, dazu aufzustehen.
Lieber Vater im Himmel, ich möchte dir von Herzen danken, dass wir Eingeladene sein dürfen. Schon als Heiden gehören wir zu den Armen, den Bettlern und den Krüppeln, die es nicht verdienen. Wir wollen dir danken, dass du deine Leute an die Hecken und Zäune, an die Landstraßen schickst und dass auch hierher nach Speichingen die Einladung gedrungen ist. Wir dürfen dieser Einladung folgen, ganz grundsätzlich zu dir zu kommen, uns zu bekehren und den Weg mit dir zu gehen.
Aber Herr, du lädst uns auch ein, dir täglich nachzufolgen, täglich einzugestehen, wer wir wirklich vor dir sind, dich immer wieder um Entschuldigung zu bitten, um Vergebung und weiterzugehen, in deiner Gnade zu wachsen. Wir wollen damit aufhören, uns mit den Umständen um uns herum zu entschuldigen, für die wir angeblich nichts können.
Herr, du kennst uns, und wir kommen nicht an dir vorbei. Dein Wort ist ernst für uns, und wir wollen es uns wirklich sagen lassen. Wir wollen uns nicht herausreden. Wir wollen, dass es an uns wirkt, und mit deiner Hilfe vorwärtsgehen.
Herr, wir wollen deine Liebe ausstrahlen. Wir wollen nicht einfach als elende Egoisten durchs Leben mogeln und möglichst bequem durchkommen. Wir wollen deinem Geist Raum geben, in uns zu wirken. Wir wollen uns Gedanken machen, wie wir dir Ehre erweisen können, deinem Namen Ehre machen und zum Wohl unseres Nächsten leben, ihm Gutes tun.
Herr, du hast Menschen in unserem Umfeld platziert, die uns nichts zurückzahlen können. Lass uns einen offenen Blick für sie haben und die Chancen nutzen, die du uns gegeben hast. Du lädst uns ein, sie höher zu achten als uns selbst und am Ende glücklich und gesegnet dazustehen. Amen.