Abschlussworte und persönliche Grüße im Epheserbrief
Paulus beendet seinen Brief mit wenigen Worten. Am Ende des Kolosserbriefes richtete er Grüße von seinen Mitarbeitern an die Gemeinde aus, und es wurden auch einzelne Personen aus der Gemeinde gegrüßt. Im Epheserbrief hingegen lässt er diese Grüße ganz weg.
Lesen wir kurz den Abschluss dieses Epheserbriefes:
„Ihr sollt aber auch etwas über mich erfahren“, schreibt Paulus, „damit ihr wisst, wie es mit mir steht. Psychikus, der geliebte Bruder und treue Sachwalter im Dienst des Herrn, wird euch alles erzählen. Ich schicke ihn genau deswegen zu euch, damit er euch von mir berichtet und euch Mut macht.
Allen Brüdern und Schwestern wünsche ich den Frieden, die Liebe und das unerschütterliche Vertrauen, die von Gott, dem Vater, kommen, und von Jesus Christus, dem Herrn. Die Gnade Gottes sei mit allen, die unseren Herrn Jesus lieben, und schenke ihnen unvergängliches Leben.“
Das Hauptthema des Epheserbriefes im Überblick
Bevor wir uns den letzten Versen zuwenden, möchte ich noch einmal zum Schluss auf das wichtige Thema dieses Briefes hinweisen. Es wäre schade, wenn wir den Brief durchgegangen sind und am Ende gar nicht mehr wissen, welches große Thema diesen Brief veranlasste und seine Aussagen bestimmte.
Man könnte uns dann vorwerfen, dass wir von lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Deshalb wollen wir uns kurz, wie mit einer Drohne, über die Bäume erheben und so den Wald erkennen – das Hauptthema des Briefes. Damit schützen wir uns vor Fehlinterpretationen.
Das ist übrigens ein Grundsatz der Bibelauslegung, des Bibelverständnisses: Es muss verstanden werden, in welchem Zusammenhang eine Aussage gemacht wird. Das ist elementar wichtig. Wir dürfen nicht einfach willkürlich Textstücke aus dem Zusammenhang reißen, nur weil ein Vers schön klingt. Das funktioniert nur, wenn man den Zusammenhang versteht.
Im schlimmsten Fall kann es dazu führen, dass wir mit herausgerissenen Bibelversen genau das Gegenteil dessen sagen, was eigentlich die ursprüngliche Aussage ist. Deshalb ist es immer wichtig, wenn wir einen Brief anschauen, das Hauptthema im Kopf zu haben. Das ist entscheidend für die Deutung und die Zuordnung dessen, was gesagt wird.
Die Spannung zwischen Juden- und Heidenchristen in der frühen Gemeinde
Die ersten Christen waren entweder Juden oder Heiden, die zum Judentum übergetreten waren. Viele von ihnen verstanden zunächst nicht gut, dass der Missionsbefehl, den die ersten Christen als Auftrag sahen, darin bestand, den zerstreuten Juden auf der ganzen Welt das Evangelium zu verkünden. Das war ihre Vorstellung.
Lukas berichtet, dass die Christen, die sich in der Verfolgungszeit nach dem Tod des Stephanus über ganz Judäa und Samaria zerstreut hatten, teilweise noch weiter zogen. Sie kamen nach Phönizien, Zypern und bis nach Antiochia. Doch sie verkündeten die Botschaft Gottes weiterhin ausschließlich unter Juden. Es war für sie nicht vorstellbar, dass das Evangelium eigentlich für alle Menschen bestimmt ist. Sie dachten, es sei nur für das Volk Israel gedacht, und nun müssten sie die zerstreuten Juden in der ganzen Welt erreichen und ihnen das Evangelium verkünden.
Nur wenige Christen hatten damals bereits verstanden, dass Jesus nicht nur für die Juden, sondern für alle Menschen gestorben war. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie dramatisch das war, denn ein Jude durfte damals nicht unter das Dach eines Heiden gehen oder dessen Haus betreten. Die Trennung war wirklich strikt. Dennoch hatten einige bereits erkannt, dass das Evangelium für alle Menschen gilt, unabhängig von ihrer Nationalität, und dass es auch ihnen verkündigt werden musste.
Wie Judenchristen und Heidenchristen zueinander standen, beschäftigte die erste Gemeinde sehr stark. Es war eines der großen Streitthemen unter den ersten Christen. Die jüdischen Christen wollten den Heiden vorschreiben, was sie noch tun müssten, denn der Messias stamme ja von ihnen. Sie deuteten das so weit, dass sie den Heiden sagten, was sie tun müssten, um gerettet zu werden. Einige forderten, dass die Heidenchristen sich beschneiden lassen müssten, sonst könnten sie nicht gerettet werden.
Damit war für sie Jesus allein nicht ausreichend; die Beschneidung sei für die Rettung notwendig. Diese Auffassung stieß bei Paulus und Barnabas auf entschiedenen Widerstand. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen. Wir tun oft so, als dürften Christen nicht streiten. Natürlich dürfen wir streiten, aber nur über die richtigen Themen – und idealerweise, wenn wir danach eine Lösung finden. Manchmal ist es nötig, sich auseinanderzusetzen.
Schließlich wurden Paulus, Barnabas und einige Christen aus Antiochia beauftragt, nach Jerusalem zu reisen und den Aposteln und Ältesten der dortigen Gemeinde diesen Streitfall vorzulegen. Es musste geklärt werden, was genau los war. Im Verlauf dieses Treffens in Jerusalem stimmten die Apostel der Sichtweise von Paulus zu. Dies ist im Apostelgeschichte 15 nachzulesen.
Doch das Thema Judenchristen und Heidenchristen beschäftigte die Christen weiterhin. Dieses Thema wird auch im Epheserbrief behandelt.
Die zentrale Botschaft des Epheserbriefes: Einheit durch Jesus Christus
Paulus erklärt, dass wir einzig und allein durch den Glauben an Jesus gerettet werden. Er betont die Einzigartigkeit und Allmacht von Jesus und zeigt, welchen Reichtum wir in ihm haben. In Jesus finden wir die Erlösung durch sein Blut und die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade.
Jesus ist und bleibt das Zentrum des christlichen Glaubens. Er ist der Grund und der einzige Grund für unsere Rettung. Jesus allein genügt vollkommen. Es sind keine zusätzlichen Handlungen nötig, ebenso wenig wie eine Beschneidung oder die Einhaltung irgendeines jüdischen Gesetzes.
Früher mögen diese Gesetze von großer Wichtigkeit gewesen sein. Das müssen wir verstehen: Für die Juden war das gar nicht so einfach. Gesetzestreue Menschen haben vieles eingehalten, und plötzlich sollte das alles nicht mehr gelten.
Das ist vergleichbar damit, wenn ich euch sagen würde, ihr habt euch daran gewöhnt, in der Bibel zu lesen, zu beten und zu sagen: „Vergesst das, das ist alles nicht mehr nötig.“ Dann würdet ihr vielleicht sagen: „Hey, hast du nicht einen Schraubenzieher? Das ist doch wichtig.“ So war es auch mit den jüdischen Gesetzen.
Ein jüdisches Gesetz, das früher von großer Wichtigkeit und Bedeutung war, muss ab jetzt mit Christus nicht mehr berücksichtigt werden.
Die Bedeutung von "wir" und "ihr" im Epheserbrief
In der ersten Predigtreihe mit dem Titel „Gottes großartiger Plan für die Menschen“ beschäftigten wir uns damit, wen Paulus eigentlich meint, wenn er in einem bestimmten Vers von „wir“ spricht. Was genau meint er mit diesem „wir“?
In Jesus haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade. Wenn Christen diesen Vers lesen, gehen sie oft unreflektiert davon aus, dass Paulus hier alle Christen mit einschließt – also „wir Christen, wir alle“. Doch meinte Paulus wirklich alle Christen, Juden und Heiden? Oder sprach er nur von den Juden, die Christen geworden waren?
Israel ist das erwählte Volk Gottes, und das war Paulus sicherlich sehr bewusst. Um es kurz zu machen: Ihr könnt die Predigt am Anfang hören, dort habe ich das ausführlich erklärt. Ich bin der Meinung, dass Paulus zuerst von dem spricht, was für das erwählte Volk Gottes gilt – also für die Juden, die Christen geworden sind.
Wir Juden, wir das erwählte Volk Gottes, wir, die Christus angenommen haben als Juden, haben die Erlösung durch sein Blut und die Vergebung. Wir besitzen diese Rettung, diesen Reichtum der Gnade. Doch dann – und das begeistert mich wirklich – macht Paulus in eindrücklicher Weise klar, dass das, was für die bekehrten Juden gilt, genauso für die Heiden gilt, die Christen geworden sind.
Einige Verse weiter wechselt Paulus von „wir“ – und das zeigt, dass er mit „wir“ die Juden meint – zu „ihr“, den Heiden. Das finde ich unglaublich spannend.
In Jesus seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung. In ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, mit dem Heiligen Geist versiegelt worden, der verheißen ist.
Also habt auch ihr, genauso wie die Juden, genau dasselbe empfangen. Es gibt keinen Unterschied. Das ist doch wunderbar.
Die Überwindung von Trennungen durch Christus
Dieser Aufbau, diese Argumentation – ich bin immer wieder fasziniert, wie großartig das Wort Gottes ist, wenn man genau hinschaut. Es zeigt uns, wo die Kernbotschaft des Epheserbriefes liegt: Zwischen Judenchristen und Heidenchristen gibt es keinen einzigen Unterschied.
In Jesus sind ursprüngliche Unterschiede aufgehoben. Alles ist gleichgestellt – Juden und Heiden. Paulus meint, dass Jesus unser Friede ist, der aus beiden, Juden und Heiden, eins gemacht hat. Er hat den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, indem er durch sein Fleisch die Feindschaft von damals beseitigt hat – durch sein Leben und durch sein Opfer am Kreuz.
Paulus setzt seine ganze Überzeugungskraft ein, um zu erklären, dass es bei den Christen keine Zweiklassengesellschaft gibt. Das ist nicht möglich. Es gibt nicht zwei Erlösungswege – einen für die Juden und einen für die Heiden. Es gibt nur einen Weg, es gibt nur eine Klasse. Es gibt nicht eine Erkenntnis, die die einen haben und die anderen nicht haben dürfen.
Diese Argumentation findet ihren Höhepunkt in der Ermahnung: „Seid darauf bedacht, die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens zu bewahren; ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung. Es gibt nur eine Hoffnung der Berufung, einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe, einen Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.“ (Epheser 4,3-6)
Das ist wie die Krönung seiner ganzen Argumentation. Wir sind durch den Glauben an Jesus alle miteinander verbunden. Für alle gelten dieselben Regeln, und alle werden an derselben Erde teilhaben. Es gibt keinen speziellen Weg in den Himmel für die Juden und keinen speziellen Weg für die Heiden. Der Weg ist für alle derselbe: Jesus.
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich.“ (Johannes 14,6) Dieser Weg führt für alle zu demselben Ziel: Gott, dem Vater im Himmel.
Das ist das Hauptthema des Epheserbriefes. Wer das verstanden hat, wird den Epheserbrief mit großem Gewinn lesen. Darauf wollte ich euch jetzt einfach noch hinweisen. Das ist sozusagen der Wald, den wir im Blick behalten sollten, wenn wir einzelne Bäume genauer anschauen.
Paulus’ Fürsorge und die Rolle von Tychikus
Wenn wir uns jetzt den letzten Worten dieses Briefes zuwenden, fällt auf, dass Paulus seine Briefe meist durch seine Mitarbeiter überbringen ließ. Er wollte sicherstellen, dass die Briefe in die richtigen Hände gelangten. Doch das war nicht der einzige Grund, wie wir sehen, denn er sagt: „Ihr sollt auch etwas über mich erfahren, damit ihr wisst, wie es um mich steht.“
Tychikos, der geliebte Bruder und treue Sachwalter im Dienst des Herrn, wird euch alles erzählen. Paulus schickt ihn genau deshalb zu euch, damit er euch von ihm berichtet und euch Mut macht.
Paulus ließ also einen seiner engsten Vertrauten, Tychikos, den Brief überbringen. Dieser sollte bei dieser Gelegenheit auch berichten, wie es Paulus in der Gefangenschaft geht. Es ist beeindruckend, wie fürsorglich Paulus mit der Gemeinde war. Er ließ einen seiner liebsten Vertrauten und Mitarbeiter weggehen, weil ihm die Gemeinde so am Herzen lag. Er verzichtete auf die Gemeinschaft und Fürsorge seiner engsten Vertrauten, weil ihm das Wohl der Gemeinde so wichtig war.
Und wenn Tychikos nach Ephesus reiste, dann war er nicht in drei Tagen wieder zurück. Das dauerte Wochen. Man muss sich das mal vorstellen: Paulus sitzt im Gefängnis und schickt diejenigen weg, die ihm am nächsten stehen. Was für eine Liebe zu diesen Gemeinden! Er verzichtet auf Gemeinschaft.
Tychikos soll aber nicht nur berichten, wie es Paulus geht, sondern auch die Christen ermutigen. Ich bin sicher, dieser Teil der Aufgabe war für Paulus eigentlich der wichtigere. Er sagt: „Ich schicke ihn deshalb zu euch, damit er euch von mir berichtet und euch Mut macht.“
Mut machen oder ermutigen beinhaltet im ursprünglichen Wort zwei Aspekte, nämlich ermahnen und ermutigen. Deshalb findet man in den Bibelübersetzungen oft entweder „ermutigen“ oder „ermahnen“. Es ist dasselbe Wort, das beide Aspekte umfasst: Ermahnung und Ermutigung.
Sicher konnte Tychikus zu dem, was Paulus im Brief geschrieben hatte, weitere Erklärungen geben, damit die Christen alles richtig verstanden. Er konnte Zweifel auffangen, wenn Christen dadurch verunsichert wurden, dass der große Apostel Paulus, der Vermittler der Botschaft des Evangeliums, im Gefängnis sitzt.
Das war ja nicht sehr beeindruckend und vertrauenserweckend. Stellt euch das mal vor! Was sollten die Christen denken? Sie vertrauten einem Gott, von dem sie überzeugt waren, dass er die Welt erschaffen hat und dem alle Macht im Himmel und auf der Erde zur Verfügung steht. Aber dann sitzt ein wichtiger Leiter dieser Bewegung im Gefängnis. Wo ist da die Macht und die Kraft?
Das war wirklich nicht einfach, das war frustrierend. Wer konnte die Christen da noch ernst nehmen, wenn der bedeutendste Leiter im Gefängnis saß? Schließlich war es auch damals so, dass Leute im Gefängnis saßen, die sich etwas zu Schulden kommen ließen. Man warf nicht einfach jeden von der Straße ins Gefängnis, sondern es musste einen Grund geben.
Ob das gerechtfertigt war, dass Paulus ins Gefängnis kam, ist ein anderes Thema. Sicher war es nicht gerechtfertigt, aber die anderen Leute wussten das nicht. Für sie saß er eben drin, egal ob zu Recht oder Unrecht.
Es wäre jedoch beeindruckender und überzeugender gewesen, wenn Paulus als bedeutender Leiter dieser neuen Bewegung auch als persönlicher Berater des Kaisers in Rom tätig gewesen wäre. So hätten sie die anderen Leute beeindrucken können: „Seht, unser Leiter ist ein Freund des Kaisers. Wisst ihr, was für wichtige Leute wir sind? Unser Leiter ist ein Freund des Kaisers.“
Aber eben, Paulus saß im Gefängnis, und man wusste nicht, ob er dort wieder herauskommen würde. Das war für die Christen keine einfache Situation und hätte dazu führen können, dass sie das Evangelium infrage stellten.
Sogar seinen engsten Mitarbeiter Timotheus ermahnte oder ermutigte Paulus mit den Worten: „Bekenne dich daher ohne Scheu zu unserem Herrn und schäme dich auch nicht, zu mir zu stehen, nur weil ich ein Gefangener bin. Schäme dich nicht auch für das Evangelium, wenn ich, der das Evangelium verkündet, gefangen bin. Ich bin es ja um seines Willen. Sei vielmehr auch du bereit, für das Evangelium zu leiden. Gott wird dir die nötige Kraft geben. Schäme dich nicht für mich.“
Hier sehen wir, wie groß die Gefahr war, dass die Christen frustriert waren oder sich fragten: „Was ist denn mit dem Evangelium los? Was ist mit dem Gott los, wenn unsere Leiter im Gefängnis sitzen?“
Tychikus ermutigte die Christen, dass es sich trotz aller Widerwärtigkeiten lohnt, Jesus treu zu bleiben.
Und wie ist das mit uns? Sind wir bereit, Jesus treu zu bleiben, auch wenn wir keine beeindruckenden Leiter vorweisen können? Stehen wir zur Botschaft des Evangeliums, auch wenn die Leiter beleidigt und gedemütigt werden, wenn man sie lächerlich macht? Oder ist es uns peinlich, dass wir eigentlich auch zu diesen Christen gehören und sagen: „Ja, ja, das ist schon ein querer Vogel, ein komischer Typ“?
Oder stellen wir uns dazu und sagen: „Ja, dazu gehören wir auch, auch wenn ihr darüber lacht, aber wir sind überzeugt von dieser Botschaft“?
Ein ganz anderer Punkt: Wenn wir krank sind, wenn unser Leben nicht so läuft, wie wir es uns vorstellen, geben wir dann auf? Sagen wir: „Was ist mit dem Gott los? Ihm ist alle Macht gegeben, und bei mir funktioniert nichts“? Oder bleiben wir dran?
Bestimmt berichtete Tychikus später Paulus, was er bei den Christen erlebt hatte, denen er den Brief überbrachte, wie es ihnen ging und ob sie fest entschlossen waren, Jesus treu zu bleiben.
Und das war Paulus das absolut Wichtigste: dass Christen Jesus treu bleiben. Darum hat er gekämpft, darum hat er seine Freunde geschickt, darum hat er Briefe geschrieben. Er wollte, dass die Gemeinde trotz allem Widerstand, den sie erlebt, Jesus treu bleibt, weil er wusste: Es lohnt sich.
Segenswünsche und Gottes Gnade als Geschenk
Ganz zum Schluss wünscht Paulus den Geschwistern in Christus Gottes Segen. Allen Brüdern und Schwestern wünscht er Frieden, Liebe und unerschütterliches Vertrauen, die von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Herrn, kommen.
Friede, Liebe und unerschütterliches Vertrauen in Gott – das wünscht Paulus ihnen, denn er weiß, dass dies letztlich Geschenke Gottes sind. Es ist ein Wunsch, kein Befehl. Die Geschwister müssten diese unerschütterliche Liebe und diesen Frieden nicht unbedingt jetzt schon haben. Es ist ein Segenswunsch, denn Paulus weiß, dass es göttliche Gaben sind.
Paulus dachte bestimmt an den Frieden, den wir durch Jesus Christus mit Gott haben. Wenn die Bibel von Frieden spricht, meint sie meistens nicht irgendeinen Frieden, sondern den Frieden, dass wir mit Gott versöhnt sind.
So eröffnete Paulus auch seinen Brief an die Epheser: „Euch allen, die ihr aufgrund des Glaubens mit Jesus Christus verbunden seid, wünsche ich Gnade und Frieden – von wem? Von Gott, unserem Vater, und von Jesus Christus, unserem Herrn.“ Damit wünscht er, dass sie mit Gott in Frieden leben.
Die Liebe ist ebenso ein Geschenk Gottes. Es ist die Gewissheit, dass Gott uns liebt. Paulus schreibt den Christen in Rom: „Gott hat uns den Heiligen Geist gegeben und hat unser Herz durch ihn mit der Gewissheit erfüllt, dass er uns liebt“ (Römer 5,5). Diese spezielle Übersetzung bringt den Aspekt auf den Punkt, um den es hier geht.
Paulus war klar: Wenn wir in Frieden mit Gott leben und uns der Liebe Gottes zu uns gewiss sind, dann vertrauen wir ihm gerne. Das wirkt sich positiv auf unser Verhalten gegenüber Menschen aus, insbesondere gegenüber anderen Christen.
Zum Schluss erinnert Paulus mit dem letzten Segenswunsch die Leser an das Wichtigste: „Die Gnade Gottes sei mit allen, die unseren Herrn Jesus Christus lieben, und schenke ihnen unvergängliches Leben.“ Die Gnade Gottes hat in Jesus Christus ihren höchsten Ausdruck gefunden.
Der Titel schreibt: In Christus ist Gottes Gnade sichtbar geworden – die Gnade, die allen Menschen Rettung bringt. Die Gnade ist sichtbar und greifbar geworden in Jesus. Gnade Gottes ist ganz einfach gesagt Jesus Christus. Das Gnadengeschenk Gottes schlechthin ist sein Sohn.
Diese Gnade Gottes ist das höchste Gut, das ein Mensch je bekommen kann. Denn die Rettung ist das unvergängliche Leben. Die Frage ist: Hast du dieses unvergängliche Leben?
Paulus rief denen, die dieses Leben bereits hatten, in Erinnerung, welchen großen Reichtum sie in Christus bekommen haben. Sie sollten nicht vergessen, dass es um Unvergängliches geht, um Ewiges – um das, was wir in diesem Vortragslied gehört haben, um den großartigen Tag, an dem sich der Himmel öffnet.
Hast du dieses unvergängliche Leben bekommen?
Petrus gibt seiner Begeisterung darüber folgenden Ausdruck: „Gepriesen sei der Gott und Vater, unser Herr Jesus Christus. In seinem großen Erbarmen hat er uns neu geboren und mit einer lebendigen Hoffnung erfüllt. Diese Hoffnung gründet sich darauf, dass Jesus Christus vom Tod auferstanden ist. Sie richtet sich auf das neue Leben, das Gott schon jetzt im Himmel für euch bereithält, als einen Besitz, der niemals, niemals vergeht, verdirbt oder aufgezehrt wird.“
Das ist großartig! Man muss sich das vorstellen: Niemals vergeht, verdirbt oder wird aufgezehrt.
Hast du dieses unvergängliche Leben? Die Hoffnung, einmal in den Besitz dieser unvergänglichen Werte zu kommen?
Das ist das, was im Leben zählt. Alles andere zählt nicht mehr. Alles ist vergänglich. Alles werden wir einmal zurücklassen müssen. Alles wird sich zersetzen: unsere schönen Häuser, unsere Autos, unsere Stereoanlagen, unsere Smartphones – alles vergeht. Auch unser Bankkonto, das sich schon vorher auflöst, vergeht für uns, wenn wir sterben.
Alles ist vergänglich.
Aber hier gibt uns Gott einen Wert in unserem Leben, der nie, nie, nie vergeht, nie verdirbt und nie aufgezehrt wird.
Hast du dieses unvergängliche Leben? Die Hoffnung, einmal den Besitz dieser unvergänglichen Werte zu bekommen?
Paulus’ Gebet für Erkenntnis und Hoffnung
Zum Schluss möchte ich euch noch eine Bitte des Paulus für die Epheser in Erinnerung rufen. Sie zeigt, was er im Leben eines Christen für absolut wichtig hält und wofür er betet, wenn er für Christen betet.
Ich bete darum, dass Gott, der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater, dem alle Macht und Herrlichkeit gehört, euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung gibt. So könnt ihr ihn immer besser kennenlernen.
Eröffne euch die Augen des Herzens, damit ihr erkennt, welche Hoffnung Gott euch gegeben hat, als er euch berief. Erkennt auch, welches reiche und wunderbare Erbe er für die bereithält, die zu seinem heiligen Volk gehören. Und erkennt, mit welcher überwältigend großen Kraft er unter uns, den Glaubenden, am Werk ist.
Das wünsche ich uns allen: dass wir diesen Reichtum erkennen und uns nicht schämen über das, was Gott uns schenken will, nur weil man jetzt noch nicht so viel sieht. Sondern dass wir uns freuen auf diese neue, unvergängliche Welt.
Wenn ich jetzt einen Wunsch äußern könnte, dann würde ich mir wünschen, dass unser Team das Vortragslied noch einmal vorträgt – wenn ihr, das Team und die Gemeinde, einverstanden seid.
Und ich bete mit uns: Dein großartiges Wort gibt uns Orientierung. Es hilft uns, unser Leben zu verstehen und zu begreifen, worum es eigentlich geht, welchen Sinn und welches Ziel unser Leben hat. Denn wir brauchen das. Wir müssen irgendwo wissen, weshalb wir überhaupt da sind. Und du offenbarst uns das.
Wir danken dir für deinen Sohn Jesus Christus, den du in diese Welt gesandt hast. Er hat für uns die Schuld bezahlt, die wir bezahlen müssten. So haben wir Frieden mit dir und können uns freuen auf dieses unvergängliche Erbe, das du für uns bereithältst.
Schenke uns, dass wir nicht aufgeben. Wenn unser Leben nicht so läuft, wie wir es uns vorgestellt haben oder wünschen, lass uns immer das vor Augen halten, was du für uns bereithältst. Wir freuen uns auf diesen Tag.
Amen.