Mit Jesus gestorben und auferstanden!
Gedanken zur Taufe
Heute Morgen erleben wir etwas ganz Besonderes. Eigentlich ist es äusserlich gesehen nicht spektakulär, denn wir tauchen heute vier Menschen schnell unters Wasser. Und doch, so schlicht diese Handlung ist, sie ist unglaublich bedeutungsvoll. Denn durch diese einfache Handlung wird uns die Bedeutung des Evangeliums in eindrücklicher Weise vor Augen geführt. Diese schlichte Handlung ist eine bildliche Verkündigung von dem, was sich Gott für jeden Menschen wünscht. Anhand eines Abschnitts aus dem Römerbrief möchte ich Euch das erklären. Paulus schreibt den Christen in Rom: „Wisst ihr nicht, was es heisst, auf Jesus Christus getauft zu sein? Wisst ihr nicht, dass wir alle durch diese Taufe mit einbezogen worden sind in seinen Tod? Durch die Taufe sind wir mit Christus gestorben und sind daher auch mit ihm begraben worden. Weil nun aber Christus durch die unvergleichlich herrliche Macht des Vaters von den Toten auferstanden ist, ist auch unser Leben neu geworden, und das bedeutet: Wir sollen jetzt ein neues Leben führen. Denn wenn sein Tod gewissermassen unser Tod geworden ist und wir auf diese Weise mit ihm eins geworden sind, dann werden wir auch im Hinblick auf seine Auferstehung mit ihm eins sein. Was wir verstehen müssen, ist dies: Der Mensch, der wir waren, als wir noch ohne Christus lebten, ist mit ihm gekreuzigt worden, damit unser sündiges Wesen unwirksam gemacht wird und wir nicht länger der Sünde dienen. Denn wer gestorben ist, ist vom Herrschaftsanspruch der Sünde befreit. Und da wir mit Christus gestorben sind, vertrauen wir darauf, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen ja, dass Christus, nachdem er von den Toten auferstanden ist, nicht mehr sterben wird; der Tod hat keine Macht mehr über ihn. Denn sein Sterben war ein Sterben für die Sünde, ein Opfer, das einmal geschehen ist und für immer gilt; sein Leben aber ist ein Leben für Gott. Dasselbe gilt darum auch für euch: Geht von der Tatsache aus, dass ihr für die Sünde tot seid, aber in Jesus Christus für Gott lebt.“ Röm.6,3-11
I. Wie wenn wir unsere Schuld bezahlt hätten
Eines der Grundprobleme des menschlichen Lebens ist unsere Schuld. Niemand kann von sich sagen, dass er ein guter Mensch sei. Jeder Mensch kann wohl Gutes tun, aber wir sind nicht gute Menschen, denn sonst würde die Welt anders aussehen. Paulus beschreibt das Dilemma des Menschen so: „Ich weiss ja, dass in mir, das heisst in meiner eigenen Natur, nichts Gutes wohnt. Obwohl es mir nicht am Wollen fehlt, bringe ich es nicht zustande, das Richtige zu tun. Ich tue nicht das Gute, das ich tun will, sondern das Böse, das ich nicht tun will.“ Röm.7,18-19. Wenn wir mit uns ehrlich sind, dann werden wir Paulus recht geben. Die Geschichte liefert unzählige Beispiele für das destruktive und zerstörende Verhalten von Menschen. Wie Paulus nach Rom schreibt, so zeigt die Taufe, dass wir diese Schuld losgeworden sind. Es ist, wie wenn wir unsere Schuld selber bezahlt hätten. Doch in der Taufe bezeugen wir, dass wir durch den Glauben an Jesus Christus die Vergebung bekommen, so als hätten wir unsere Schuld selber mit dem Tod bezahlt. Paulus sagt: „Was wir verstehen müssen, ist dies: Der Mensch, der wir waren, als wir noch ohne Christus lebten, ist mit ihm gekreuzigt worden, damit unser sündiges Wesen unwirksam gemacht wird und wir nicht länger der Sünde dienen.“ Röm.6,6. Wie gesagt, unsere Sünde ist das Hauptproblem. Die Sünde ist das, was uns von Gott trennt. Und wenn die Bibel von Sünde spricht, dann meint sie nicht, dass wir ein Kuchenstück zu viel gegessen hätten oder mal bei Rot über die Strasse gelaufen sind. Wenn Paulus hier von der Sünde spricht, dann meint er keine einzelne Tat. Er beschreibt damit einen Zustand. Deshalb sagt er: „Wenn ich aber das, was ich tue, gar nicht tun will, dann handle nicht mehr ich selbst, sondern die Sünde, die in mir wohnt.“ Röm.7,20. Vielleicht kann uns das Bild eines Zuges helfen, das Problem richtig zu verstehen. Die Sünde kann man mit einem Zug vergleichen, der in die falsche Richtung fährt. Da sitzen wir drin und wollen eigentlich nach Zürich, doch der Zug fährt nach Genf. In diesem Zug sitzen ganz nette Menschen, die fröhlich sind miteinander spielen und einander helfen, wenn es nötig ist. Andere Passagiere streiten, stehlen, treiben Sport, beten und beichten. Eben wie im wirklichen Leben. Alle Personen in diesem Zug, ob sie Gutes oder Böses tun, haben alle dasselbe Problem: sie fahren in die falsche Richtung. Von der Sünde bestimmt zu sein heisst eben nicht einfach, dass wir abgrundtief böse sind, sondern es bedeutet, dass wir im falschen Zug sitzen. Carl McCunn war ein normaler Mann, der niemandem mutwillig Schaden zufügte. Er liebte die Natur und ging rücksichtsvoll mit ihr um. Im März 1981 unternahm er einen Trip in die alaskische Tundra jenseits des Polarkreises. Diese Reise war leider seine letzte. In seinem Tagebuch gibt er uns Einblick in die letzten tragischen Stunden seines Lebens. Den Tod vor Augen, erkennt er seine Sünde, er schreibt: „Ich denke so oft an Gott. Merkwürdig, wie man das unter diesen Umständen tut. Ich habe auch noch nie soviel gebetet. Ehrlich gesagt, finde ich nicht, dass ich es verdiene, wenn er meine Gebete erhört. Aber ich hoffe es trotzdem.“ Und er fleht: „Bitte, himmlischer Vater, hab Erbarmen mit einer armen, verlorenen, sündigen Seele.“ Über sich erschrocken stellt er fest: „Wenn es zu furchtbar wird, habe ich ja immer noch eine Kugel (um sich zu erschiessen). Glaube aber, dass ich zuviel Schiss habe. Ausserdem könnte das die einzige Sünde sein, die ich je begangen habe. Ich kann mich nämlich nicht mehr an alle zehn Gebote erinnern. Ist das nicht entsetzlich? Und ich will, dass Gott meine Gebete erhört! Viel Glück! Geradewegs zur Hölle!“ Im Angesicht des Todes realisieren viele Menschen, wie verloren, verlassen und hoffnungslos sie sind, dass sie eigentlich im falschen Zug sitzen. Wir müssen aber nicht warten, bis wir dem Tod in die Augen sehen. Heute können wir den Zug Richtung Genf verlassen und in den Zug nach Zürich einsteigen. Das ist das, was die Vier uns heute mit der Taufe bezeugen, dass sie umgestiegen sind und im Zug Richtung Himmel Platz genommen haben. Mit dem Untertauchen bezeugen sie: wir sind mit Christus gekreuzigt, mit ihm sind wir gestorben. Wir sind aus dem Zug ausgestiegen, der uns in die falsche Richtung führte und sind bei Jesus eingestiegen. Sein Sterben gilt für mich, wie wenn ich für meine eigene Schuld bezahlt hätte.
II. Wie wenn wir auferstanden wären
Aber durch den Glauben an Jesus sind wir nicht nur gestorben, denn dann hätten wir gar keine Hoffnung und keine Lebensfreude. Wie Jesus nach seiner Hinrichtung auferstanden war, so bekommen wir durch die Hinwendung zu Jesus ein neues Leben. Paulus beschreibt das so: „Wenn jemand zu Christus gehört, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen; etwas ganz Neues hat begonnen!“ 2.Kor.5,17. Der Weg dorthin ist ganz einfach, wie Paulus das einmal den Christen in Rom erklärt: „Wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist, und mit deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, wirst du gerettet werden.“ Röm.10,9. Das kann man mit einem einfachen Gebet ganz praktisch tun, wie Paulus ermutigt: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.“ Röm.10,13. Wenn ihr (die sich taufen lassen) aus dem Wasser auftaucht drückt ihr damit aus, dass ihr neues Leben bekommen habt. Ewiges Leben, das in den Himmel führt. An diesem einfachen Schaubild kann man das vielleicht noch besser verstehen.
Vielleicht erleben Sie heute zum ersten Mal, dass erwachsene Menschen getauft werden. In unserer Kultur ist die Säuglingstaufe tief verankert. Wir sind aber der Meinung, dass die Taufe nur von einem Menschen getan werden kann, der versteht, um was es geht und sich bewusst für diesen Weg entscheidet. Niemand kann für jemand anderen entscheiden, was er glauben und nach welcher Überzeugung er sein Leben gestalten soll. Das muss jeder für sich selber und aus freiem Willen entscheiden. Das ist der Grund, warum wir erwachsene Menschen taufen, weil sie sich bewusst für ein Leben mit Jesus entschieden können. Wir taufen nur Menschen, die verstanden haben, um was es im Evangelium geht. Wie es Jesus selber einmal formulierte: „Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.“ Joh.3,16