Die Lehre der Apostel – Der zweite Korintherbrief Vers für Vers
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt
Nachfolge praktisch – Dein geistlicher Impuls für den Tag
Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 1, die Verse 10 bis 12.
Gottes rettende Macht und das Wachsen des Vertrauens
Wir waren stehen geblieben bei einem Gott, der die Toten auferweckt. Gott ist ein Totenauferwecker. Deshalb kann Paulus jetzt formulieren:
2. Korinther 1,10: „Und der hat uns aus so großer Todesgefahr gerettet und wird uns retten, auf ihn hoffen wir, dass er uns auch ferner retten wird.“
Hier merken wir, was es bedeutet, wenn man erlebt, dass Gott einen rettet. Wenn ich es einmal erlebt habe, fällt es mir leichter, daran zu glauben, dass es wieder passieren wird. Mit jeder Rettung wächst das Vertrauen, und es fällt uns leichter, auf die Rettung Gottes zu hoffen.
Mir sind hier zwei Dinge wichtig. Erstens: Wir müssen uns diese Wahrheiten zu eigen machen, indem wir sehr bewusst durchs Leben gehen und uns merken, wie Gott uns schon gerettet hat. Es muss ja nicht gleich aus großer Todesgefahr sein, aber wir sollten nicht vergessen, dass und wie Gott uns gerettet hat. Ich persönlich führe eine Liste solcher Rettungen, um mich immer wieder daran zu erinnern.
Zweitens: Wir müssen verstehen, dass Rettung und Hoffen eine Einheit bilden. Gerettet wird immer der Hoffende, und wer hofft, der harrt. Psalm 130,7: „Harre, Israel, auf den Herrn, denn bei dem Herrn ist die Gnade und viel Erlösung bei ihm.“
Lasst uns das als Kinder einer Instantgesellschaft, in der alles immer schnell gehen muss, nicht vergessen. Wer hofft, der harrt auf Gott und lässt sich nicht von seinen Gefühlen irre machen, sondern weist seine Emotionen mit der Wahrheit in die Schranken.
Psalm 43,5: „Was bist du so aufgelöst, meine Seele, und was stöhnst du in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, das Heil meines Angesichts und meinen Gott.“
Manchmal muss ich so mit meinem Intellekt zu meinem Innenleben reden, dass es bitte aufhören möge, so aufgelöst zu sein und zu stöhnen, und dass es bitte anfangen möge, auf Gott zu harren.
So, zwei Dinge waren mir wichtig: Sich erinnern und ausharren.
Die Kraft des Gebets und die Gemeinschaft im Glauben
Aber machen wir weiter, denn Paulus sieht sich nie als Einzelkämpfer, nicht einmal in den schlimmsten Momenten seines Lebens. In 2. Korinther 1,11 heißt es: „wobei auch ihr durch das Gebet für uns mitwirkt, damit von vielen Personen für das uns verliehene Gnadengeschenk gedankt wird, durch viele für uns.“
Paulus kennt seinen Gott. Er weiß, dass Gott auf Gebet hört, Gebete beantwortet und die erlöst, für die gebetet wird. Paulus schämt sich nicht dafür, seine Abhängigkeit vom Gebet anderer zum Ausdruck zu bringen. Doch er bleibt gedanklich nicht bei sich stehen. Deshalb formuliert er: „damit von vielen Personen für das uns verliehene Gnadengeschenk, das ist die Rettung, gedankt wird, durch viele für uns.“
Natürlich freut sich Paulus über die Fürbitte. Aber man hat den Eindruck, dass er sich noch mehr über den Dank freut, den Gott von denen erhält, die vorher Fürbitte getan haben. Merkt ihr, worauf es Paulus eigentlich ankommt? Nicht zuerst darauf, dass er gerettet wird, sondern darauf, dass Gott Dank erhält. Und es ist dieser Dank der Korinther für die Errettung ihres Apostels, der dann wieder zum Zeichen für die Echtheit ihrer Versöhnung wird.
Diese Versöhnung ist wichtig, weil immer noch Vorwürfe gegen den Apostel im Raum stehen. Die Gemeinde ist zwar positiver gestimmt, aber noch nicht ganz gewonnen und noch nicht ganz davon überzeugt, dass der falsche Weg der falschen Apostel wirklich ganz falsch war.
Halten wir noch einmal fest: Für Paulus hat das Leid seine Beziehung zu seinem Herrn vertieft. Und weil es „Leiden des Christus“ sind, unterstreichen sie auch seine Authentizität als Apostel.
Echtheit und Rühmen als Ausdruck geistlicher Integrität
Problem – so sah man das in der Antike eher nicht. Für viele wirkte Paulus eher wie ein Verlierer. Doch ein solcher Eindruck kann täuschen, deshalb Vers zwölf:
Zweiter Korinther 1,12:
Denn unser Rühmen ist dies, das Zeugnis unseres Gewissens, dass wir in Einfalt und Lauterkeit Gottes nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes gewandelt sind in der Welt, besonders aber bei euch.
Der zweite Korintherbrief ist der Brief des Rühmens. Heute hat der Begriff „Rühmen“ oft den Beigeschmack von Arroganz und Aufgeblasenheit. Auch Paulus spricht davon, dass man sich nur im Herrn rühmen soll (1. Korinther 1,29) und dass sich die Korinther nicht im Blick auf Menschen rühmen sollen.
Paulus fällt es selbst schwer, mit seinen Erfolgen zu prahlen. Genau das wirft er seinen Gegnern vor: Angeberei, Selbstdarstellerei und damit einhergehend die Verachtung derer, die weniger vorzuweisen hatten. Das war Teil des korinthischen Zeitgeistes. Man kann davon ausgehen, dass sich dieser Geist auch in der Gemeinde widerspiegelte.
Wenn wir uns fragen, warum es der Gemeinde schwerfiel, die Arbeit des Apostels Paulus zu schätzen, hängt das stark damit zusammen, dass sie Erfolg auch an geistlichem Erfolg maßen. Denken wir nur daran, wie Paulus im ersten Korintherbrief das Thema Geistesgaben angeht. Auch dort geht es den Korinthern viel mehr um die Show nach außen als um die Erbauung nach innen.
Paulus will nicht, dass sie ihn als Apostel verehren. Er braucht keinen Ego-Boost. Aber er will auch nicht ignoriert werden. Er möchte, dass sie ihn schätzen und auf ihn hören. Er will seine Gemeinde nicht an falsche Apostel verlieren. Deshalb stimmt er in den Reigen derer ein, die sich rühmen.
Natürlich gilt Sprüche 27,2:
„Es rühme dich ein anderer und nicht dein eigener Mund, ein Fremder und nicht deine Lippen.“
Das ist wahr. Aber wie wir bei Paulus sehen, gibt es Gründe für ein gesundes Angeben. Vielleicht kann man es so sagen: Wenn ich mit dem angebe, was ich selbst erreicht habe, dann ist das falsch. Aber wenn ich mich dessen rühme, was Gott auch durch mich getan hat, dann ist das nicht sündig – auch wenn es, wie es scheint, selten nützlich ist.
Paulus sagt, dass sein Rühmen auf dem Zeugnis seines Gewissens basiert. Er schreibt:
„Denn unser Rühmen ist dies, das Zeugnis unseres Gewissens.“
Das Gewissen ist ein in uns eingebautes Wissen. Wir wissen, ob wir uns nach den Regeln von Heiligkeit und Echtheit verhalten haben – Regeln, die wir selbst für richtig halten. Wenn Paulus sich prüft, ist er zufrieden. Er hat ein reines Gewissen.
Frage: Woher weiß ich, dass ich in Einfalt und Lauterkeit unterwegs bin?
Einfalt bedeutet, dass der Einfältige das Richtige tut, auch wenn es riskant, unpopulär oder unangenehm ist. Und er macht damit weiter, auch wenn Kritik folgt.
Lauterkeit bedeutet, dass man meinen Lebenswandel untersuchen kann und keine Falschheit, keine unlauteren Motive, keine Unwahrheit findet. Ich bin echt.
Dann schreibt Paulus, dass er nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes gewandelt ist.
Zwei Wege der Weisheit im geistlichen Leben
Was ist Weisheit? Weisheit bedeutet, ich weiß, was richtig ist, und ich weiß, auf welchem Weg ich das Richtige erreiche.
Jetzt Vorsicht! Es gibt fleischliche Weisheit und es gibt eine Weisheit von oben. Jakobus schreibt dazu in Kapitel 3, Vers 17: Die Weisheit von oben aber ist erstens rein, sodann friedvoll, milde, folgsam, voller Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ungeheuchelt. Das ist die Weisheit von oben.
Paulus sagt, dass er nicht in fleischlicher Weisheit gewandelt ist. Das ist das Gegenteil zur Weisheit von oben. Fleischliche Weisheit ist das, was ich Bauernschläue nenne: Weisheit, der es darum geht, den eigenen Vorteil zu suchen.
Hier liegt der Unterschied zu einer Weisheit, die in der Gnade Gottes wandelt. Paulus stellt uns zwei Lebensstile gegenüber: die fleischliche Weisheit – also so leben, wie die Welt es gut findet, indem wir ihre Werte, Verhaltensweisen, Slogans und Ziele übernehmen – oder das Leben aus der Gnade Gottes, das heißt aus der Kraft Gottes, nach Gottes Werten und für seine Ziele.
Genau das ist es, auch wenn die Korinther das noch nicht ganz sehen und fassen können. Genau das ist es, was Paulus bei ihnen tat. Deshalb steht hier besonders: „aber bei euch“.
Das war es für heute. Morgen geht es mit dem 2. Korintherbrief weiter. Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
