Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 264: Der Satan wird gebunden, Teil 2.
Einführung in das Thema der Dämonenaustreibung
In der letzten Episode waren wir bei einer spannenden Aussage des Herrn Jesus stehen geblieben. Nach einer Dämonenaustreibung erklärt er das Geschehen mit folgenden Worten:
Markus 3,27: "Niemand aber kann in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht vorher den Starken gebunden hat; dann erst wird er sein Haus berauben."
Mit diesen Worten beschreibt der Herr Jesus, was gerade passiert ist. Die Bedeutung ist nicht schwer zu verstehen. Während seine Gegner ihm vorwerfen, vom Teufel beherrscht zu werden, erklärt der Herr Jesus, dass es genau andersherum ist.
Nicht der Teufel beherrscht ihn, sondern die zahlreichen Exorzismen, die im ganzen Land stattfinden, sind ein Beweis dafür, dass er den Teufel beherrscht und dass der Teufel gebunden wurde. Wenn auf so einfache Weise so viele Menschen von dämonischer Besessenheit befreit werden können, dann nur, weil jemand zuvor den Widerstand des Teufels gebrochen hat.
Das Motiv des Bindens im historischen Kontext
Lasst mich kurz dem Motiv des Bindens nachgehen. Es gibt eine apokryphe, pseudoepigraphische Schrift mit dem Namen „Das Testament Levis“. Apokryph bedeutet, dass ihre jüdische Grundform zwischen dem Alten und dem Neuen Testament entstanden ist und sie nicht zum biblischen Kanon gehört. Pseudoepigraph heißt, dass diese Schrift vorgibt, von Levi, dem Sohn Jakobs, verfasst worden zu sein, was jedoch nicht der Fall ist.
Wenn ich solche apokryphen Schriften zitiere, dann geschieht das nicht, um sie auf eine Stufe mit der Bibel zu stellen. Mir geht es um etwas anderes: Ich frage mich, warum der Herr Jesus so formuliert, wie er es tut, und was seine Zeitgenossen dabei gehört haben.
Was löst das bei den Pharisäern aus, wenn Jesus sagt: „Oder wie kann jemand in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben, wenn er nicht vorher den Starken bindet? Dann wird er sein Haus berauben“ (Matthäus 12,29).
Wenn ich darüber nachdenke, fällt mir auf, dass es in dem Testament Levis, Kapitel 18, ein Zitat gibt, das eine interessante sprachliche Nähe aufweist.
Die Verbindung zum Testament Levis und die Bedeutung des Bindens
Es geht hier um die Beschreibung eines ewigen Hohenpriesters, der die Weisheit Gottes besitzt und die Welt richten wird. Er wird Frieden bringen und Gottes Erkenntnis auf der Erde ausgießen. Zudem wird er jede Sünde vergeben.
Zu seiner Zeit werden die Heiligen vom Baum des Lebens essen, und der Geist der Heiligkeit wird auf ihnen ruhen.
Im Testament des Levi, Kapitel 18, heißt es über diesen ewigen Hohenpriester: Beliar wird von ihm gebunden werden, und er wird seinen Kindern die Macht geben, auf die bösen Geister zu treten.
Man muss wissen, dass Beliar eine alternative Schreibweise von Belial ist. Belial kann das personifizierte Böse beschreiben.
Wenn also in einem Text aus der Zeit vor Jesus von einem zukünftigen ewigen Hohenpriester die Rede ist, der den Beliar, also den Teufel, binden wird, dann liegt hier, so denke ich jedenfalls, der Ursprung für das Motiv, das Jesus verwendet.
Er darf davon ausgehen, dass seine Gegner diesen Text kennen und den Bezug herstellen.
Die Bedeutung des Gebundenseins des Teufels im Neuen Testament
Aber was ist dann damit gemeint, dass der Teufel gebunden wurde? Wird der Teufel nicht an anderer Stelle als Gott dieser Welt beschrieben, der das Denken von Menschen verwirrt, in den Ungläubigen wirkt und die Heiligen ängstigen und zu Fall bringen kann?
Ja, das stimmt natürlich. Gleichzeitig wird das Bild vom Wirken des Teufels nur vollständig, wenn wir folgenden Text hinzunehmen, der die Auswirkungen von Golgatha beschreibt.
Im Kolosserbrief 2,14-15 heißt es: „Er, das ist Jesus, hat den Schuldschein gegen uns gelöscht, der in den Satzungen bestand und gegen uns war. Er hat ihn aus unserer Mitte fortgeschafft, indem er ihn ans Kreuz nagelte. Er hat die Gewalten und Mächte völlig entwaffnet und sie öffentlich zur Schau gestellt. In ihm, oder durch ihn, nämlich das Kreuz, hat er den Triumph über sie gehalten.“
Wenn wir den Text richtig verstehen, dann hat Golgatha eine doppelte Bedeutung: Erstens nagelt Jesus unsere Schuld ans Kreuz. Zweitens triumphiert er über dämonische Gewalten und Mächte.
Der Beginn und die Fortsetzung des geistlichen Kampfes
Wenn man nun etwas tiefer ins Griechische einsteigt, wird hier nicht der Triumph selbst beschrieben, sondern ein Triumphzug, also die Feier des Sieges.
Der Feind ist besiegt, und Golgatha stellt den Schlusspunkt einer Entwicklung dar. Es ist vergleichbar mit dem Triumphzug eines siegreichen Generals, der nach der Schlacht heimkehrt und damit den Abschluss des Feldzugs bildet.
Die Frage lautet: Wenn Golgatha der Abschluss ist, wann begann dann der Kriegszug?
Die Antwort lautet: Nach der Taufe Jesu, als er den Heiligen Geist empfing und seinen Predigt-, Heilungs- und Befreiungsdienst aufnahm.
Die aktuelle Situation des Teufels und die Endzeit
Ist der Teufel heute noch gebunden? Das ist eine sehr schwierige Frage.
Die Offenbarung spricht davon, dass am Ende der Zeit ein gebundener Teufel noch einmal freigelassen wird, um in einer letzten Schlacht gegen die Heiligen zu kämpfen.
Ob wir also in dieser Zeit leben oder nicht, hängt stark vom persönlichen Endzeitmodell ab. An dieser Stelle kommen viele theologische Überlegungen zusammen.
Ein Podcast, der sich mit der Lehre und dem Leben Jesu beschäftigt, muss meiner Meinung nach an dieser Stelle keine abschließende Festlegung treffen.
Persönlich gehe ich eher davon aus, dass der Teufel noch gebunden ist. Meine Überzeugung stützt sich darauf, dass es weiterhin zahlreiche Berichte von Exorzismen gibt. Diese Zeugnisse zeigen, dass Jünger Jesu – um Jesu Bild zu verwenden – in das Haus des Starken eindringen und seinen Hausrat rauben.
Menschen erleben heute noch Befreiung. Das lässt mich glauben, dass wir aktuell noch nicht an dem Punkt sind, an dem der Teufel mit voller Kraft ungebunden und wild gegen die Heiligen vorgehen darf.
Die Ambivalenz des Begriffs „gebunden“ und die Realität des Teufels
Aber ist das Wort „gebunden“ nicht ein merkwürdiges Wort, wenn man sieht, wie viel Macht der Teufel noch hat? Ich stimme dem zu, es ist tatsächlich ein merkwürdiges Wort.
Wie gesagt, vielleicht ist es ein Zitat aus dem Testament des Levi. Das würde erklären, warum Jesus es verwendet. Aber wie das mit theologischen Begriffen manchmal ist: Man muss sie einfach nur richtig verstehen.
Wenn Jesus davon spricht, dass der Teufel gebunden ist, dann hat dieser trotzdem noch die Macht, Jesus zu versuchen, Menschen das Wort Gottes wegzunehmen, in Judas zu fahren, die Jünger zu versuchen, Beziehungen zwischen geistlichen Geschwistern zu zerstören, Apostel in ihrem Dienst zu behindern und so weiter.
Trotzdem ist der Teufel gebunden – und zwar in dem Sinn, dass er der Macht des Heiligen Geistes dort, wo er auf sie trifft, nicht widerstehen kann. Gleichzeitig wirkt er aber noch in dieser Welt.
Wir leben in dieser Welt, und deshalb stellt der Teufel auch für uns Christen eine reale Gefahr dar, der wir uns bewusst sein müssen.
Abschluss und praktische Empfehlung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir die Skripte der Podcast-Reihe mit dem Titel „Dem Teufel widerstehen“ durchlesen. Der Link dazu befindet sich im Skript.
Das war es für heute. Mein Tipp: Lerne jede Woche zwei Bibelverse auswendig, die dir durch eine Predigt oder deine Bibellese wichtig geworden sind.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
