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Das Evangelium muss auf den Markt!

Apostelgeschichte 17,16-34
Jesus sagte: "Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe." Deshalb gehört die Botschaft auf den Markt. Und deswegen hielt Paulus über der glänzenden Stadt Athen eine glänzende Rede, die bis heute von ihrem Glanz nichts eingebüßt hat. - Predigt am Himmelfahrtsfest in der Ludwig-Hofacker-Kirche in Stuttgart

Ein Bub kam über die Straße und fragte: "Wie alt bist du?" Ich antwortete: "27". Dann lachte er und rief: "Du lügst." Ich aber belehrte ihn: "Pfarrer lügen nie. Sie sagen immer die Wahrheit. Ich bin 27 unter 100, also 73, ein Uhu." So wie Lothar für den Wirbelsturm steht, oder Waldi für Hund, so steht CFI für Conrad für Ichthyosaurier. Dass Sie mich trotzdem noch einmal eingeladen haben, beweist Ihre prophetische Kenntnis von Sach.8: "Sie sollen hinfort wieder sitzen auf den Plätzen alter Männer, jeder mit seinem Stock in der Hand vor hohem Alter."

Trotzdem möchte ich Sie zu einer Reise nach Athen einladen. Mit dem Flieger schaffen wir das in knapp vier Stunden, auch wenn wir am Stock gehen. Athen ist eine Reise wert. So wie Jerusalem die heilige Stadt ist, oder Rom die ewige Stadt, oder Prag die gold­ene Stadt, oder Stuttgart die schönste Stadt, so wird Athen die glänzende Stadt genannt. Ich schlage Ihnen als Ihr Reiseführer vor, dass wir uns nicht unten auf der Agora aufhalten, wo die weißen Rosen von Athen blühen, die schon [Curd] Udo Jürgens so herzzerfetzend besungen hat. Wir sollten uns aber auch nicht mit Rücksicht auf unsere lädierten Wirbelsäulen den Aufstieg auf die Akropolis ersparen, wo das Wunder des Parthenons zu bestaunen ist. Marschieren wir zuerst auf den Areopag, auf halber Höhe zwischen Berg und Stadt, so wie auf die Karlshöhe, auf halbem Weg zwischen Degerloch und Nesenbach. Dort wimmelt es von Tour­isten aus aller Herren Länder, die mit ihren Kameras aus allen Rohren schießen. Leider übersehen viele dieses ungewöhnliche Denkmal der Kirchengeschichte, dessentwegen ich Sie hauptsäch­lich zu dieser Städtetour überredet habe. Auf der Tafel nämlich, die im Jahre 1958 dort eingelassen wurde, ist der vorhin gelesene Text aus Apostelgeschichte 17 in Bronze gegossen worden. So stehen wir also vor der Bronzetafel genau an jenem Platz, an dem einstens Paulus höchstpersönlich gestanden hat. Gewiss ist dieser Reisemissionar nicht gleich dort gestanden, so wie wir bei unserer Sightseeing-Tour. Zuerst stand Paulus auf der Straße, mutterseelenallein. Seine beiden Begleiter Timotheus und Silas waren zurückgeblieben. Überall wimmelte es von Gipsköpfen und Steinfratzen und Holzfiguren, ein unübersehbarer Götzenflohmarkt, denn - und so hat es Sören Kierkegaard gesagt -, "das Merkmal des Götzen ist die Sichtbarkeit." Einen Götzen für das Wetter von morgen. Einen Götzen für die Krankheit heute. Einen Götzen für Seitensprung von gestern. Die Summe der Rückversicherungen ist im Laufe der Jahrhunderte nicht geringer geworden. Dieses Götzenspektakel, dieser Götzenflohmarkt ging Paulus senkrecht auf den Geist. Warum eigentlich? Nicht die Vervielfältigung Gottes trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht, sondern die Zersplitterung des Vertrauens. Der Götzengläubige macht's wie der Börsianer. Er streut sein Kapital. Er kauft verschiedene Aktien. Er traut sich vielen an. Gläubige aber vertrauen nur einem Einzigen, nämlich dem, der gesagt hat: Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt." Weil dieses Grundgesetz außer Kraft gesetzt wurde, hat Paulus eine ungeheure Wut im Bauch. Zugegeben, das waren bei ihm nicht die besten Voraussetzungen für sein ProChrist in Athen. So kann man doch nicht auf Menschen zugehen, wenn man sie von vorneherein für blöd hält. Von Jesus heißt es, dass es ihn angesichts solcher Leute jammerte, wörtlich: das Eingeweide im Leib herumdrehte. Das Mitleid im Herzen muss die Wut im Bauch verdrängen. Wahrscheinlich ist das bei Paulus so passiert. Jedenfalls stand er auf der Straße, mutterseelenallein. Aber dann stand er in der Synagoge, gewohnheitsgemäß. Juden zuerst, dann die Heiden. Dieser Grundsatz gehörte immer schon zu seinem Missionskonzept. Auch gallen­bittere Erfahrungen mit der jüdischen Geistlichkeit konnten ihn nicht davon abbringen. Israel braucht den Evangeliumsdienst, auch wenn ihn manche ersatzlos streichen wollen. Paulus stand in der Synagoge und redete, weil es ihm unter den Nägeln brannte: "Ich selber wünschte verflucht zu sein für meine Brüder." Aber dann stand Paulus auf dem Marktplatz, freimütig. In der Synagoge hatte er noch ein Heimspiel, so mit Lesen, Hören, Beten. Er stand dort gewissermaßen liturgisch unter Naturschutz mit lieben und andächtigen Zuhörern. Das war auf dem Markt ganz anders. Es erinnert an den Hyde Park in London, wo sich jeder Gentleman eine Apfelsinenkiste schnappen, eine englische Flagge daneben aufpflanzen und richtig loslegen kann. Leute quatschen dazwischen, oder brüllen ihn nieder, oder schubsen ihn gar von seinem Postament. Auf dem Markt gibt's keinen Naturschutz. Schon Jesus sagte: "Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe." Deshalb gehört die Botschaft auf den Markt.

Die Unternehmensberatung McKinsey hat den Münchner Stadtkirchen angeraten, doch endlich auf den Markt zu gehen. In der Marketingsprache heißt das, doch endlich kundenorientiert zu arbeiten. Wo sich Gemeinde nur noch um sich selber dreht, legt der innerkirchliche Parkinson alles lahm. Merken Sie sich: Wenn die Zahl der innerkirchlichen Sitz­ungen die Zahl der Gottesdienstbesucher übersteigt, dann ist das Ende der Kirchenfahnenstange erreicht. Der amerikanische Soziologe Peter Berger hat die Kirche daran erinnert, dass es ihr nicht schlecht angestanden habe, 300 Jahre auf dem Markt zu stehen, bevor sie unter Kaiser Konstantin die Macht übernommen habe. Der Markt ist ihr gut bekommen, die Macht schlecht. Auch wenn es dem Paulus auf dem Markt schlecht ergangen ist. Sie haben ihn alles geheißen. Ein Schwätzer sei er, der den Mund zu voll nimmt. Ein Körnerpicker sei er, der steile Gedanken zusammenpickt. Ein Kippensammler sei er, der ein paar Zitate zusammenpicke. Solchen Typen müsse man den Meister zeigen. Solchen Typen müsse man das Handwerk legen. Solchen Typen müsse man klaren Wein einschenken, oder besser noch klares Gift, so wie dem Philosophen Sokrates, der dort den Schierlingsbecher austrinken musste, weil er nicht an die vielen Götter glaubte. Paulus wurde von den Klugköpfen abgeführt, zu dem Areopag hinaufgeführt und den Rats­herren vorgeführt. Paulus stand also nach der Stadt und der Syn­agoge und dem Markt nun auf einem vierten Platz. Keine Openair-Volkshochschule, wie manche vermuten, sondern ein Gerichts­forum, wo ähnlich wie auf dem Römer in Frankfurt strittige Fragen entschieden wurden. Dort hat es dem Völkerapostel angesichts solcher Doktoren, Professoren und anderen Geistesakkumulatoren nicht die Sprache verschlagen. Über der glänzenden Stadt Athen, die Ernst Haenchen als das Altheidelberg der Antike bezeichnete, hielt Paulus eine glänzende Rede, die bis heute von ihrem Glanz nichts eingebüßt hat. Erlauben Sie mir nur drei Gedanken daraus in den Zusammenhang der griechischen Welt und der paulinischen Mis­sionspredigt zu stellen.

1. Ihr seht die glänzenden Taten, aber nicht den Glanz seiner Tat.

Paulus zeigt auf die Denkmäler. Hier seht ihr den großen Achill, den tapferen Helden von Troja. Seine Mutter wollte ihn unbesiegbar machen, salbte ihn mit Ambrosia ein und steckte ihn in eine von Hephaistos geschmiedete Panzerrüstung. Und hier seht ihr den großen Herkules, den starken Helden von Theben. Schon in der Wiege erwürgte er eine Riesenschlange und kämpfte später gegen den Nemeischen Löwen. Und hier, meine Damen und Herren, seht ihr den großen Leonidas, den königlichen Helden von Sparta. Seine Leute erzog er zur spartanischen Lebensführung mit knochenhartem Drill und verteidigte die Thermophylen. Ihr seht sie alle, so wie wir sie auch sehen, obwohl sie ihr kriegerisches Outfit abgelegt haben. Wir sehen das große As auf der Piste, wo er mit seinem Boliden durch die Kurven brettert und den Konkurrenten den Auspuff zeigt. Wir sehen den großen Star auf der Bühne, wo er beim Brüllen beinahe das Mikrophon verschluckt und seine Fans in Exstase versetzt. Wir sehen den großen Könner Mensch, wie er durch Himmelsteleskope den Weltraum entzaubert und durch Elektronenmikroskope den genetischen Bauplan des Menschen entschlüsselt. Auch wenn wir wenige Denkmäler bauen, Posters haben wir allemal, vor denen wir knien.

Ihr seht die glänzenden Taten, aber nicht den Glanz seiner Tat. Achill wurde getötet, als Paris einen Pfeil abschoss. Herkules wurde getötet, als auf dem Öta ein Scheiterhaufen angezündet wurde. Leonidas wurde getötet, als Perser ihr umstellten. Alle wurden getötet, auch Jesus Christus, als sie ihn ans Schandholz nieteten. Aber er ist als Einziger nicht im Tod geblieben. Jesus hat den Tod besiegt. Er hat die Hölle aufgebrochen. Er hat das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht. Die Auferweckung Jesu von den Toten ist die Glanztat unseres Gottes. Das ist kein unbekannter Gott, dem wir an einem Altar des unbekannten Gottes einen Totenkranz niederlegen müssten. Das ist kein ungenannter Gott, dem wir mit dem Dichter "Name ist Schall und Rauch" einen Ehrenkranz flechten müssten. Das ist auch kein unerkannter Gott, den wir erst noch droben überm Sternenzelt entdecken müssten. Das ist der lebendige Gott. An Weihnachten kam er zu uns. An Karfreitag starb er für uns. Und an Ostern schenkte er uns die Hoffnung auf ein ewiges Leben. Deshalb endet mein Leben nicht mit einer Trauerfeier auf dem Hülbener Kirchhof. Deshalb endet Ihr Leben nicht mit einer Bestattungsfeier auf dem Prag- oder Waldfriedhof. Deshalb endet kein Leben auf irgendeinem Friedhof. Gott schlägt ein neues Kapitel auf. Friedhöfe sind nur Kleiderablagen für die Ewigkeit. Fortsetzung folgt.

Deshalb endet kein Leben auf irgendeinem Friedhof. Gott schlägt ein neues Kapitel auf. Friedhöfe sind nur Kleiderablagen für die Ewigkeit. Fortsetzung folgt.

Und so wie bei Lazarus wird er einmal zu jedem Grab gehen, an jedem Grab stehen und in jedes Grab rufen: Komm heraus! Dann wird mich nichts mehr halten. Dann wird mich nichts mehr fesseln. Dann wird mich nichts mehr ketten. Dann werde ich den sehen von Angesicht zu Angesicht, der gesagt hat: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe." Es stimmt einfach, was Paul Gerhardt gesungen hat: "Kann uns doch kein Tod nicht töten, sondern reißt unseren Geist, aus viel tausend Nöten". Und es ist einfach wahr, was Sören Kierkegaard geschrieben hat: "Weil Jesus auferstanden ist, muss alles gut werden." Ihr Leute von Athen, überseht nicht den GLanz seiner Tat.

2. Ihr hört die glänzenden Worte, aber nicht den Glanz seines Wortes.

Paulus zeigt auf die Altäre. Ihr hört den klugen Plato, der den Viererschritt zu den ewigen Ideen beschrieben hat. Ihr hört den klugen Sophokles, der den Weg zur inneren Vollendung durch ein Ja zum herben Schicksal gezeigt hat. Ihr hört den klugen Aristoteles, der den Weg zur Glückseligkeit in der eig­enen Vernunft findet. Ihr hört sie alle, so wie wir sie auch hören, obwohl inzwischen ganz andere Altäre gebaut worden sind. Ich denke an den Altar des Fortschritts. Dort hören wir, dass es auf dem Weg zum gesunden Menschen über die Biogenetik gar nicht mehr so weit ist. Oder ich denke an den Altar der Religionen. Dort hören wir, dass wir alle, Juden, Christ und Hottentot, an einen Gott glauben und uns deshalb auf dem Weg zum religiösen Eintopf nicht so zieren sollen. Ich denke an den Hochaltar des großen Ichs. Dort hören wir, dass es zum letzten Glück nur über den Weg der Selbstannahme, der Selbstentfaltung und der Selbstverwirklichung gehe.

Ihr hört die glänzenden Worte, aber nicht den Glanz seines Wortes. Denn alle menschlichen Worte haben es wie die Münzen. Neu funkeln und blitzen sie, aber dann gehen sie von Hand zu Hand und verlieren ihren Glanz. Schließlich sind sie ganz abgegriffen und werden durch andere ersetzt. Alte Mün­zen, für die ich nichts kaufen kann. Platons Worte, alte Münzen, Sophokles Wahrheiten, alte Münzen, Aristoteles Weisheiten, alte Münzen. Neu, noch neuere, neueste Erkenntnisse, alte Münzen, die keinen Wert haben. Aber Jesu Wort hat seinen Glanz behalt­en. Und der sagt: "Ich bin der Weg". Alles andere sind Sackgas­sen. "Ich bin die Wahrheit." Alles andere sind Lügen. "Ich bin das Leben." Alles andere bringt den Tod. Gottes Wort wird eines Tages nicht abgewertet, weil es dem Marktwert angeglichen wird. Gottes Wort wird eines Tages nicht aufgewertet, weil es infla­tionäre Tendenzen zeigt. Gottes Wort wird nicht wertlos gemacht, weil es keine Deckung mehr hat. Gottes Wort wird umgetauscht, von der Verheißung in die Erfüllung im Verhältnis eins zu unendlich.

Denn am Ende der Tage hat Jesus das letzte Wort, auch üb­er meinem Leben. Warum schauen wir immer wieder ängstlich hin­aus zu den Erdbeben und Hurrikans? Wenn die losbrechen, dann Gnade uns. Die Naturmächte haben das letzte Wort. Warum schauen wir immer wieder ängstlich herum zu den Attentätern und Terror­isten? Wenn die losschlagen, dann Gnade uns. Die Feindmächte haben das letzte Wort. Warum schauen wir immer wieder ängstlich hinein zu den Geschwüren und Metastasen? Wenn die weiterwuchern, dann Gnade uns. Die Krankheitsmächte haben das letzte Wort.

Und Paulus verkündigt: Das letzte Wort behält sich der Herr selber vor, hoffentlich die Zusage der Schächergnade. In seinen Händen liegt die Welt. Das ist unsere Weltlage. In seinen Händen liegt mein Leben. Das ist meine Lebenslage. Und wenn sie ihm ins Wort fallen, wenn sie ihm das Wort abschneiden, wenn sie ihm das Wort verbieten, der Herr hat das letzte Wort. Ihr Leute von Athen, überhört nicht den Glanz seines Wortes.

3. Ihr bestaunt die glänzenden Künste, aber nicht den Glanz seiner Kunst.

Paulus zeigt auf die Tempel. Ihr bestaunt droben die Pinakothek mit wertvollen Gemälden. Ihr bestaunt drüben den Parthenon mit unzähligen Skulpturen. Ihr bestaunt drunten die Propyläen mit den ionischen Säulen. Ihr bestaunt sie alle, so wie wir sie auch bestaunen, weil seither unzählige Galerien und Kunsthallen und Museen gebaut wurden. Im Louvre in Paris, in der Carnegie-Hall in New York, in der Eremitage in Petersburg, in der Pinakothek in München, im Würfel auf dem Schlossplatz stehen sie, staunen sie, beten an. Ihr bestaunt die glänzenden Künste, aber nicht den Glanz seiner Kunst. Zugegeben, auf vielen Darstellungen ist es künstlerisch gelungen, aber in seiner Ursprünglichkeit war es weder kunstvoll noch wertvoll.

"Er hatte keine Gestalt noch Schöne. Da war keine Gestalt, die uns gefal­len hätte. Er war der Allerverachteste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit." Trotzdem, auf dem Kreuz liegt der Glanz seiner Kunst. Sicher wäre es für Gott keine Kunst gewesen, seinen Sohn aus den Händen der Schergen zu retten. Aber mit diesem Kunstgriff sondersgleichen packt er die Sünde beim Schopf und nagelt sie am Schandholz fest. Das Kreuz Christi ist das Kunstwerk Gottes. An ihm kommt keiner vorbei. Zu ihm darf jeder kommen. Vor ihm ist jeder zur Entscheidung gezwungen. Die einen spotteten: "Ist nichts. Mit Auferstehung haben wir's nicht. Nur Gelaber." Die andern redeten sich raus: "Jetzt nicht. Kriegen wir später noch mal. Nur nichts Narrets." Allein die Dritten, nämlich die kleine Hausfrau Damaris und der große Ratsherr Dionysios, ließen sich rufen und schlossen sich einem Hauskreis an. War also ProChrist Athen ein Flop? War die Outdoor-Mission ein totaler Fehlschlag? War Paulus mit seiner Predigt daneben? Dutz­ende sagen: Ist nichts. Hunderte sagen: Jetzt nicht. Und nur zwei sagen: Das ist's.

Vielleicht ist bei Ihnen das Ergebnis noch dürftiger. Einer erzählte mir, dass er seit fünf Jahren in einem islamischen Land arbeitet und noch keinen einzigen taufen durfte. Viele sind müde und frustriert, weil nichts läuft und nichts passiert, null zum Glauben kommen. Paulus zog weiter, von Athen nach Korinth und Ephesus, überall wissend, dass wir über die Senfkornperspektive nicht hinauskommen. Seine Leute lassen keine Luftballons in den Himmel steigen, sondern stecken ein winziges Korn in die Erde. Mehr als Treue und Fleiß und Gottvertrauen ist dazu nicht nötig. Es ist sein Job, aus dem Korn den Strauch, aus dem Kern den Baum, aus dem Wort das ganze Reich Gottes wachsen zu lassen. Einmal wird es die ganze Welt überwuchern, dann kommt er wieder. Bis dahin lassen wir uns gerne Körnerpicker schimpfen, weil wir Körnerpicker und Körnerstecker sind. Ihr Männer von Athen, ihr Frauen von Athen und Ihr alle von Stuttgart auch, bestaunt den Glanz seiner Kunst, seines Wortes und seiner Tat. Er ist nicht fern. Er ist nah. Er ist da. Heute. Jetzt. Es könnte uns glänzend gehen.

Amen

[Predigtmanuskript; nicht wortidentisch mit der Aufnahme; gesprochener Text ist deutlich länger]