Warum dürfen wir Sünde bei Geschwistern nicht einfach ignorieren? Fünf theologische Gründe, die dich im Glauben wachsen lassen. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den Schutz der Gemeinde.
Einleitung: Die Bedeutung der Sündenansprache in der Gemeinde
Warum sollte ich bei Geschwistern in der Gemeinde grobe Sünde ansprechen? Drei Gründe liegen auf der Hand: Liebe, Gehorsam und Achtsamkeit.
Konfrontation ist ein Ausdruck von Zuneigung, von Nachfolge und von einem gesunden Gespür dafür, was mir selbst guttut. Wenn ich darüber nachdenke, was mir guttut, kann ich noch einen Schritt weitergehen. Ich kann mir überlegen, inwiefern Sünde in der Gemeinde die Gemeinde zerstört – also nicht nur mich, sondern die Gemeinschaft insgesamt.
Und...
Die Verbindung von Moral und Errettung
Bevor ich darauf eingehe, eine gedankliche Schleife: Wie hängen Moral und Errettung zusammen, also Ethik und Soteriologie? Hat mein Verhalten auf der Erde Auswirkungen auf mein ewiges Schicksal? Oder anders ausgedrückt: Gibt es sündige Lebensstile, die so falsch sind, dass sie einen Menschen von der ewigen Errettung ausschließen?
Diese Frage muss man von der Bibel her ganz klar mit Ja beantworten. Paulus schreibt an die Epheser: „Denn dies sollt ihr wissen und erkennen, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger, der ist ein Götzendiener, ein Erbteil hat in dem Reich Christi und Gottes“ (Epheser 5,5).
Hört ihr, was Paulus hier sagt? Wenn jemand ein Unzüchtiger ist – und ich rede von einem Lebensstil, nicht davon, dass man einmal in Sünde fällt, wieder Buße tut und alles daran setzt, die Sünde zu lassen – wenn jemand ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger, dann kann er kein Christ sein. Er hat kein Erbteil am Reich Gottes, er ist draußen.
Dabei spielt es keine Rolle, ob er sich für gläubig hält, sich irgendwann mal bekehrt hat oder getauft wurde. Jesus ist an dieser Stelle ähnlich radikal, wenn er sagt: „Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und tut“ (Offenbarung 22,15).
„Draußen“ im Sinne von außerhalb der Gemeinde und damit außerhalb der Gemeinschaft der Geretteten. Jesus beschreibt Lebensstile, die einen Menschen von der Errettung ausschließen. Oder anders ausgedrückt: Das hier sind Lebensweisen, die belegen, dass ein Mensch kein Christ ist – egal, was er sagt oder denkt.
Die Konsequenz für die Gemeinde: Umgang mit offensichtlicher Sünde
Und diese Tatsache, dass es Menschen gibt, die nur behaupten, Christen zu sein, obwohl sie es nicht sind, deren Leben jedoch die Echtheit ihres Glaubens widerlegt, gilt es auf die Gemeinde zu übertragen.
Hören wir dazu Paulus, der einen Fall von Unzucht in Korinth analysiert. Im konkreten Fall geht es um eine Person, die ein sexuelles Verhältnis mit ihrer Mutter oder Stiefmutter unterhält. Diese Person scheint kein Mitglied der Gemeinde zu sein. Der Korintherbrief geht davon aus, dass der Unzüchtige uneinsichtig ist, und Paulus fordert den Ausschluss. Seine Begründung lautet:
1. Korinther 5,6-7: Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja bereits ungesäuert seid, denn auch unser Passalam Christus ist geschlachtet.
Als Gemeinschaft der Heiligen sind wir ein neuer Teig. Wir sind Geheiligte. Aber als Geheiligte ist es unsere Berufung, heilig zu leben. Und zwar, weil unser Passalam geschlachtet wurde, weil der Herr Jesus für unsere Sünden gestorben ist.
Deshalb müssen wir uns ganz praktisch als Gemeinschaft von solchen Menschen trennen, die bewusst grobe Sünde tun. Wir müssen uns trennen, weil ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert. Sünde infiziert, sie ist infektiös.
Wenn ich anfange, an einer Stelle Sünde in der Gemeinde zu dulden – und damit mich keiner falsch versteht: Es geht um grobe Sünde, es geht um Christen, die uneinsichtig sind, und es geht um den Abschluss eines Prozesses –, dann wird diese Sünde sich ausbreiten.
Dieser Prozess beginnt damit, dass erst einer hingewiesen wird, dann beim zweiten Mal noch zwei oder drei mitgenommen werden, und erst zum Schluss vollzieht die Gemeinde den Ausschluss. Wenn ich anfange, an einer Stelle grobe Sünde in der Gemeinde zu dulden, wird diese Sünde sich ausbreiten.
Die zerstörerische Wirkung von Sünde auf die Gemeinde
Und wo grobe Sünde sich ausbreitet, wo sie zur Norm wird und das Leben durchdringt, dort zerstört sie den Glauben. Das gilt besonders für junge, unbefestigte Christen, die gerade dabei sind, im Glauben Wurzeln zu schlagen und ein Unterscheidungsvermögen sowie geistliche Festigkeit zu entwickeln.
Der Schutz der Gemeinde verlangt, dass Sünde angesprochen wird. Auf lange Sicht kann eine Gemeinde als heilige Gemeinschaft nicht überleben, wenn grobe Sünde nicht konfrontiert wird. Deshalb ist Paulus so gegen die Passivität der Korinther. Diese finden es „cool“, die sexuelle Sünde eines Gemeindemitglieds nicht anzusprechen.
Der Apostel schreibt dazu in 1. Korinther 5,11-13: „Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber. Mit einem solchen nicht einmal zu essen. Denn was habe ich zu richten, die draußen sind? Richtet ihr nicht, die drinnen sind? Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus.“
Ein „Bruder genannt“ ist jemand, der sich Christ nennt und zur Gemeinde gehört, aber durch seinen offensichtlich sündigen Lebensstil die Behauptung, Christ zu sein, widerlegt. So jemand muss aus der Gemeinde ausgeschlossen werden.
Die biblische Grundlage für den Ausschluss und der Schutz der Gemeinde
Der Herr Jesus lobt die Gemeinde in Ephesus dafür, dass sie böse Menschen nicht erträgt. Sünde wirkt ansteckend. Deshalb ist es notwendig, auf Abstand zu gehen.
Noch einmal die Stelle aus dem Brief, Vers elf: „Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben mit jemandem, der Bruder genannt wird und ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber. Mit einem solchen soll man nicht einmal essen.“
Das bedeutet bewusste Absonderung und keine Gemeinschaft mit solchen Personen.
An anderer Stelle warnt der Apostel Johannes davor, Irrlehrer aufzunehmen oder sie auch nur zu grüßen. Damit soll vermieden werden, den Eindruck zu erwecken, dass man mit ihnen und ihrer Lehre sympathisiert.
Die Apostel sind sich also einig: Sünde infiziert. Sie bricht als böse Macht in Gemeinden ein.
Weil das so ist, müssen wir Sünde konfrontieren, solange sie noch klein ist, dort, wo sie entsteht. Das muss geschehen lange bevor sie wie ein Krebs um sich greift.
Vielleicht können wir den einzelnen Sünder nicht retten, aber dafür die Gemeinde.
Abschluss: Persönliche Reflexion und Ermutigung
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, wie wichtig dir persönlich der Schutz deiner Gemeinde vor Sünde ist.
War das alles für heute? Falls du die Frogwords-App noch nicht hast, besorge sie dir doch.
Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lasse dich in seinem Frieden leben. Amen.
