Rückblick auf die bisherigen Ereignisse im Lukasevangelium
Ich möchte daran erinnern, dass wir gestern im vierten Kapitel des Lukasevangeliums stehen geblieben sind. Dieses Kapitel beginnt damit, dass Jesus versucht wird. Später kehrt er nach Nazareth zurück und hält dort in der Synagoge eine Predigt. Schließlich wird er vertrieben, da die Menschen von ihm nichts wissen wollen. Sie sehen ihn als jemanden an, der Gotteslästerung begeht, weil er die Prophetie des Alten Testaments, die auf den Messias gemünzt ist, auf sich selbst bezieht.
Anschließend haben wir gelesen, dass Jesus sich nach Kapernaum an den See Genezareth begibt und dort seinen Wohnort aufschlägt. Er beruft einige Jünger. Diese Berufung wird in diesem Evangelium nicht näher beschrieben, sondern vorausgesetzt. Plötzlich werden einige der Jünger Jesu genannt, die im Bericht ab Kapitel 4, Vers 31, erwähnt werden.
Im Abschnitt Kapitel 4, Verse 31 bis 44, finden wir zwei ausführliche Wundertaten Jesu. Ich habe darauf hingewiesen, dass diese Wundertaten nach dem, was Lukas uns berichtet, nicht im Mittelpunkt von Jesu Wirken stehen. Vielmehr liegt der Schwerpunkt auf der Verkündigung, also auf den Worten und der Predigt. Diese stehen im Zentrum des Handelns Gottes.
Zur Beglaubigung, zur Unterstützung und zum Ausweis seiner Messianität zeigt Jesus jedoch auch, dass er Macht über Krankheit und dämonische Besessenheit hat. Gestern haben wir uns insbesondere die Verse 31 bis 36 angeschaut. Dort wird beschrieben, wie Jesus am Sabbat in die Synagoge kommt und einem Menschen begegnet, der besessen ist. Diese Situation wird sehr drastisch dargestellt.
Die Dämonen erkennen Jesus als den Messias und haben Angst vor ihm. Jesus lässt sich nicht auf eine Diskussion ein und vollzieht auch keinen großen Exorzismus, wie es damals bei einigen Wanderpredigern und Quacksalbern üblich war. Stattdessen zeigt er hier seine Vollmacht. Die Menschen sind davon beeindruckt.
Sie erkennen den Zusammenhang zwischen der Macht Jesu über dämonische Mächte und der Vollmacht, die er bei der Auslegung des Wortes Gottes hat. Auch bei der neuen Offenbarung, die er den Menschen weitergibt, merken sie, dass Gott hinter ihm steht.
Heilungen und die Ausbreitung von Jesu Ruf
Wir wollen uns heute mit dem Rest des Textes beschäftigen, das heißt ab Vers 37 bis Vers 44. Damit ihr das gerade vor Augen habt, werde ich diese Verse noch einmal vorlesen.
Ich beginne mit Lukas 4, Vers 37:
Und die Kunde von ihm erscholl in alle Orte des umliegenden Landes. Er machte sich auf aus der Synagoge und kam in Simons Haus. Simons Schwiegermutter hatte hohes Fieber. Sie baten ihn für sie, und er trat zu ihr, gebot dem Fieber, und es verließ sie. Sogleich stand sie auf und diente ihm.
Als die Sonne untergegangen war, brachten alle ihre Kranken mit mancherlei Leiden zu ihm. Er legte die Hände auf jeden von ihnen und machte sie gesund. Von vielen fuhren auch böse Geister aus, die schrien: „Du bist der Sohn Gottes!“ Doch er bedrohte sie und ließ sie nicht reden, denn sie wussten, dass er der Christus war.
Als es aber Tag wurde, ging er hinaus an eine einsame Stätte. Das Volk suchte ihn und kam zu ihm. Sie wollten ihn festhalten, damit er nicht von ihnen ginge. Er sprach aber zu ihnen: „Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium predigen vom Reich Gottes, denn dazu bin ich gesandt.“ Und er predigte in den Synagogen Judäas.
Die Verbreitung von Jesu Ruf und seine Wirksamkeit
Zuerst betrachten wir die Wirksamkeit, die Menschen erstaunt. Sie sprechen darüber, und auch in den umliegenden Ländern – damit sind andere Staaten beziehungsweise andere Provinzen des römischen Reiches gemeint – wird man auf Jesus aufmerksam.
Wir werden in den kommenden Kapiteln lesen, dass plötzlich Menschen auch aus anderen Teilen Israels zu ihm kommen. Besonders werden Judäa, Jerusalem und Samaria erwähnt. Durch die ersten Wundertaten Jesu werden die Menschen dort aufmerksam. Sie ziehen nach Galiläa, wo sich Jesus noch aufhält, um ihm persönlich zuzuhören oder, wie wir später lesen, um die Kranken zu ihm zu bringen.
Man könnte viel dazu sagen: Der Ruf eilt ihm voraus, sein Bekanntheitsgrad in Israel steigt. Jesus ist nicht nur Prediger, sondern auch Wundertäter. Er kann den Menschen in ihren praktischen Problemen helfen.
Jesus zieht sich in den privaten Bereich zurück
In Vers 38 sehen wir, dass Jesus die Synagoge verlässt. Seine Jünger sind bei ihm, und er geht in das Haus, in dem er in Kapernaum normalerweise wohnte. Dieses Haus scheint dem Simon, also dem Petrus, und seinen Brüdern zu gehören.
Dorthin begibt er sich. Auf dem Weg wird noch nichts von einer Krankheit erwähnt, daher scheint das nicht der Grund für seinen Weg zu sein. Der Anlass seines Weges dorthin scheint vielmehr zu sein, dass er sich ausruhen will. Es ist Abend oder wird langsam Abend. Jesus hat gepredigt, Heilungen vollbracht und Dämonenaustreibungen vorgenommen. Nun möchte er sich ausruhen und zurückziehen, vielleicht allein sein mit den Jüngern. Das wissen wir nicht ganz genau. Jedenfalls begibt er sich jetzt in den Privatbereich eines Privathauses, also dorthin, wo er wohnt.
Ich habe gestern darauf hingewiesen, dass wir hier auch sehen, dass Petrus verheiratet gewesen sein muss. Später weist Paulus darauf hin und sagt, er könnte ja auch eine Frau mit sich führen, so wie es der Petrus tut. Das ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Petrus verheiratet war. Das wird hier nur nebenbei vorausgesetzt.
Vorausgesetzt wird auch, dass der Leser Petrus bereits kennt, beziehungsweise hier noch Simon genannt wird. Es handelt sich um dieselbe Person, denn er wird nicht speziell vorgestellt. Wir finden keine Berufungsgeschichte von Simon, auch nicht von den anderen Jüngern. Es wird vorausgesetzt, dass man sie kennt. Das wird bereits angedeutet in Kapitel 1, Vers 4.
Auch das habe ich gestern gesagt. Dort wird nämlich erwähnt, dass Theophilus, an den dieses Evangelium gerichtet ist, schon Vorkenntnisse über den christlichen Glauben hat. Lukas will nicht noch einmal alles erzählen, sondern diese Vorkenntnisse vertiefen. Er möchte dem Theophilus zeigen, wer Jesus wirklich ist. Das Ganze hat Hand und Fuß, ist historisch zuverlässig und bestätigt das, was er zuvor gelesen und gehört hat.
Jesus als Vorbild für authentisches Verhalten
Nun, was ich hier besonders bemerkenswert finde, ist, dass Jesus in den persönlichen Lebensbereich hineingeht. Dabei entsteht der Eindruck, dass es keinen Unterschied zwischen seinem öffentlichen und privaten Verhalten gibt.
Manchmal können wir als Christen, aber auch als Nichtchristen, in eine Art Doppelleben verfallen. In der Öffentlichkeit, dort wo alle zuschauen, präsentieren wir uns freundlich, nett, dankbar und zuvorkommend. Doch im privaten Bereich sieht das oft ganz anders aus. In der Öffentlichkeit zeigen wir uns von der besten Seite, aber zuhause treten schnell Ungeduld, Unzufriedenheit, Streitigkeiten, mangelnde Hilfsbereitschaft oder andere negative Verhaltensweisen zutage.
Hier sehen wir bei Jesus etwas Herausforderndes: Er ist vollkommen echt. Man kann mit ihm zusammen sein, so wie die Jünger hier im privaten Bereich. Man kennt sich untereinander, da muss man nicht so viel aufpassen, man muss sich nicht präsentieren und niemanden für sich gewinnen – das ist ja schon alles geschehen. Jesus verhält sich genau gleich.
Ich habe mir gedacht, dass dies für uns als Christen, für mich und für euch, eine Herausforderung darstellt. Zuhause oder dort, wo man uns gut kennt, sollten wir uns genauso verhalten, wie wir es vielleicht freundlich und nett in der Freizeit tun, wo wir nicht ganz so eng miteinander zu tun haben.
Das ist eine Herausforderung, bei der wir sehen, dass Jesus uns an dieser Stelle ein Vorbild ist. Er ist derselbe – vor Hunderten von Menschen in der Synagoge wie in der kleinen Hütte allein mit seinen Jüngern und engen Bekannten.
Heilung der Schwiegermutter des Petrus
Die Mutter des Petrus scheint schwer erkrankt zu sein. Es wird ein hohes Fieber erwähnt – also nicht nur eine kleine Erkältung oder Verstimmung. Die Krankheit ist offenbar so stark, dass sie nicht einmal aufstehen kann. Möglicherweise liegt das an Schmerzen oder Schwindel. Genau können wir das nicht sagen. Auffällig ist jedoch der Begriff „hohes Fieber“. Das kann zwar jeder sagen, doch der griechische Begriff, der hier übersetzt wird, wurde damals hauptsächlich von Ärzten verwendet.
Es handelt sich also um eine genauere Beschreibung einer besonderen Art von Fieber, die vor allem von Ärzten genutzt wurde. Das ist ein Hinweis darauf, dass Lukas wusste, worüber er schreibt. Zudem handelt es sich bei Lukas, wie Petrus später erwähnt, um einen Arzt, der mit Paulus unterwegs war, wie die Apostelgeschichte berichtet.
Die Krankheit wird hier nicht näher erklärt. Es wird nicht gesagt, dass Jesus die Ursache kennt oder seit wann sie krank ist. Die Heilung geschieht relativ schnell: Jesus kommt dorthin, und die Menschen bitten ihn darum. Interessanterweise bitten nicht die Mutter selbst, sondern die Jünger, die mit Jesus unterwegs sind, um Heilung.
Es scheint, als ob die Jünger Jesus darum bitten, die Mutter zu heilen. Die Frau selbst bittet Jesus nicht direkt – vielleicht aus mangelndem Glauben oder weil sie noch unterwegs sind. Paulus erzählt später, wie er Jesus bittet, seine Mutter und Schwiegermutter zu heilen. Die Frau selbst kommt nicht zu Jesus, und Jesus führt keine lange Diagnose durch.
Hier zeigt sich wieder seine Eigenschaft als Sohn Gottes: Er sieht sofort, wie es um die Frau steht. Jesus erkennt nicht nur die Gedanken der Menschen, sondern auch ihren körperlichen Zustand. Darauf reagiert er unmittelbar.
Das sollte uns ermutigen, wenn es um Fürbitte geht. Es geht nicht immer nur darum, dass jeder selbst zu Jesus kommt – auch wenn das das Beste ist. Hier sehen wir ein Beispiel für Fürbitte: Jemand sieht die Not eines anderen, denkt nicht nur an sich selbst, sondern an die leidende Mutter und Schwiegermutter und bittet Jesus, einzugreifen.
Jesus zeigt sich in diesem Vers auch in einer anderen Hinsicht vorbildlich: Er ist bereit, sich um Menschen in Not zu kümmern, selbst wenn er selbst eine Ruhepause gebrauchen könnte. Er hätte genauso gut sagen können: „Die hat Fieber, das schadet nichts. Bis morgen lebt sie noch. Und wenn sie tot ist, kann ich sie ja vom Tod auferwecken. Ich will mich jetzt erst einmal ausruhen.“ Das tut Jesus nicht.
Das zeigt uns immer wieder das Evangelium: Jesus lässt seinen Terminplan durcheinanderbringen. Er lässt sich von Menschen berühren, die in Not sind – auch wenn sein Plan anders aussieht und obwohl wir seine menschlichen Bedürfnisse verstehen könnten.
Diese Haltung bestätigt sich später noch, denn mit der Schwiegermutter ist die Geschichte nicht zu Ende. Kaum ist sie geheilt, strömen Menschen von allen Seiten zu Jesus und wollen, dass er sie gesund macht. Erst spät in der Nacht verlassen sie ihn, nachdem alle geheilt sind und seine Aufgabe erfüllt ist.
Auch hier schickt Jesus die Menschen nicht weg. Es gibt keine Stelle, in der Jesus Menschen, die in Not sind, wegschickt, weil sie ihm lästig werden. Ich meine nicht, dass er Menschen wegschickt, die an ihm zweifeln – wie die Pharisäer, bei denen er merkt, dass es keinen Sinn hat. Aber Menschen, die sich ihm in Not zuwenden, schickt er nicht weg.
Mir ist keine Stelle bekannt, an der Jesus Menschen, die ihn um Hilfe bitten, einfach abweist. Es gibt eine Ausnahme: Die syrophönizische Frau bittet ihn um Heilung, und er antwortet, er sei nur zu den Kindern Israels gesandt. Doch das ist ein anderer Grund – und später heilt er sie doch.
Dieses Verhalten Jesu zeigt ein Charakteristikum, das uns herausfordert: Wenn wir in Not sind, können wir immer zu Jesus kommen. Er macht nicht irgendwann Feierabend oder Schluss, so wie Elia auf dem Berg Karmel, der sagte: „Ruft doch lauter zu eurem Gott, vielleicht schläft er ja.“ Gott schläft nicht. Er ist immer bereit, auch wenn er als Mensch auf der Erde ist, sich ansprechen zu lassen.
Das kann uns ermutigen: Wir müssen unsere Probleme nicht mit uns selbst herumschleppen. Wir können sie zu Jesus bringen – egal in welcher Lage wir uns befinden. Manchmal denken wir, unsere Anliegen seien zu klein oder unbedeutend. Vielleicht glauben wir, Gott habe so viel zu tun, dass er uns nicht hört. Doch das ist nicht so.
Jeder kann zu Jesus kommen, und er hört zu. Es gibt kein Problem, das zu groß oder zu klein ist.
Die Heilung durch Jesu Wort und Handauflegung
Jesus ist nicht nur der Sohn Gottes, der unsere Probleme hört, darauf antwortet und Heilung bewirkt. Er ist auch ein Vorbild für uns, indem er handelt.
Ich denke, eine Herausforderung für uns ist die Frage: Wie teilen wir unseren Tag ein? Wie sind wir bereit, andere Menschen in unser Leben hineinzunehmen, auch wenn das unsere Terminpläne durcheinanderbringt? Hier stellt Jesus eine Herausforderung dar.
In Vers 39 sehen wir, dass Jesus ganz souverän reagiert. Er sieht die Schwiegermutter. Wir müssen uns diese Häuser vorstellen: Es gibt große Räume, aber nicht viele Zimmer. Man muss also nicht lange suchen. Jesus kommt in das Haus hinein, sieht die Schwiegermutter leidend auf der Bodenmatte liegen und stellt sich neben sie.
Es gibt keine lange Untersuchung. Jesus weiß sofort, worum es geht, und kennt auch die Schwiegermutter. Er tritt einfach heran, befiehlt dem Fieber, die Schwiegermutter zu verlassen, und wir lesen sogleich: Sie steht auf und fängt an zu arbeiten.
Was uns seltsam vorkommen kann – das habe ich gestern kurz angesprochen – ist, dass Jesus mit dem Fieber redet. Das ist ungewöhnlich. So würden wir nicht sprechen. Man redet mit Menschen, vielleicht noch mit Tieren, wenn man denkt, dass sie lebendige Wesen sind.
Es wäre schon etwas merkwürdig, wenn jemand mit seiner Blume sprechen würde. Da gibt es eine Grenze: Die Blume kann nicht reagieren. Vielleicht tut das ja jemand, aber mir käme es seltsam vor, wenn jemand vor seinen Rosen steht und mit ihnen redet.
Selbst das wäre vielleicht noch akzeptabel. Aber wenn jemand mit Steinen oder Kochtöpfen in der Wohnung sprechen würde, dann würde man sagen, dass vielleicht Hilfe oder eine psychiatrische Behandlung nötig ist. Ich hoffe, ich trete niemandem zu nahe, der so etwas macht.
Hier geht es aber noch weiter. Es ist nicht irgendein Gegenstand, sondern ein Zustand, mit dem Jesus spricht. Der Körper hat Fieber, und das Fieber wird wie eine Person angesprochen.
Ich glaube, dahinter steckt Folgendes – ich habe es gestern schon gesagt oder zumindest angedeutet: Jesus hat Macht und Vollmacht auch über unbelebte Materie. Er hat Vollmacht über Zustände, in denen sich Materie befindet. So kann er der Materie auch direkt befehlen.
Ich habe Beispiele genannt, etwa als Jesus nach Jerusalem einzog, an Palmsonntag. Dort sagte er, wenn die Menschen ihm nicht zujubeln würden, würden die Steine anfangen zu rufen. Für Jesus ist die ganze Materie nicht einfach tot, wie für uns. Er hat Macht darüber.
Er kann aus dem Nichts in der Schöpfung sagen: Es werde! Allein durch die Energie und die Information seines Wortes, durch die Macht, die dahintersteht, entsteht etwas.
Ich habe versucht, das physikalisch auszudrücken. Das klingt vielleicht seltsam, aber auch hier sehen wir: Stimme und Wort sind bewusst gewählt. Sie sind Energie, Schwingungsenergie, und drücken gleichzeitig Information aus.
Jesus hat hier Vollmacht auch über Krankheit. Ich denke nicht, dass wir davon ausgehen sollten, dass hier ein Dämon dahintersteht, mit dem Jesus spricht. Das würde sonst auch geschrieben stehen.
Im Neuen Testament lesen wir zwar an verschiedenen Stellen, dass Dämonen auch körperliche Erkrankungen auslösen können. Denken wir an den Jungen, der sich fast epileptisch verhält, sich auf dem Boden wälzt und Schaum vor dem Mund bekommt. Das deutet auf eine Erkrankung ähnlich der Epilepsie hin.
Oder an einen anderen Fall: Ein Junge wird zu Jesus gebracht, der stumm ist und nicht sprechen kann. Sobald der Dämon ausgetrieben ist, kann er sprechen.
Jesus unterscheidet sehr wohl zwischen dämonisch verursachter Krankheit und rein körperlicher Krankheit. Hier scheint es sich um eine rein körperliche Krankheit zu handeln, weshalb kein Dämon erwähnt wird.
Es findet eine unmittelbare Wunderwirkung statt. Jesu Wort braucht nicht lange, um zu wirken. Er muss sich nicht dahinter verstecken. Das geschieht sofort.
Dann sehen wir, dass die Schwiegermutter aufsteht und sofort wieder volle Kraft hat. Sie kann ihrer Aufgabe nachkommen.
Ich denke nicht, dass jemand hier auf den Gedanken kommt, Jesus habe sie nur so weit gesund gemacht, dass sie sein Abendessen bekommen kann. Das wäre zwar möglich: Niemand macht das Abendessen fertig, also mache ich dich gesund, damit du loslaufen und das Essen vorbereiten kannst. Aber das glaube ich nicht.
Das Sehen ist auch nicht typisch für Jesus an anderen Stellen, wo er Menschen in Not hilft. Ich denke, er ist einfach betroffen von der Notlage der Frau.
Möglicherweise ist es auch ein Zeichen der Dankbarkeit, dass sie sofort sagt: Ich bin begeistert! Jesus hat mich aus dieser Not befreit. Ich habe mich schlecht gefühlt – hohes Fieber, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, all das. Man fühlt sich wirklich schlecht. Und jetzt plötzlich, mit einem Schlag, ist sie gesund.
Es gibt kein Medikament, das so schnell wirkt. Bei Jesus ist das ganz anders.
Dass sie aus Dankbarkeit Jesus bewirtet, ist ebenfalls bemerkenswert. Im Folgenden des Evangeliums sehen wir, dass Frauen in Israel damals offenbar schon die Aufgabe hatten, sich um den Haushalt zu kümmern und Gäste zu bewirten.
Ich weiß nicht, ob ihr euch noch an die Vorstellungsrunde erinnert. Anders als bei Tim, wo meistens Frauen parallel erwähnt wurden, sehen wir das auch an anderen Stellen. Zum Beispiel in Lukas 7,36-50, Lukas 8,3 oder Lukas 10,38-42.
Jedes Mal, wenn Jesus in ein Haus kommt, werden Frauen erwähnt, die sich um diese Arbeit kümmern. An dieser Stelle wird das nicht gefordert, sondern einfach erzählt. Es wird nicht gesagt, dass es so sein muss, sondern nur, dass es so gewesen ist.
Darüber hinaus sehe ich hier noch einen weiteren Appell an uns: Die Schwiegermutter kann uns ein Vorbild sein. Nicht nur, weil sie fleißig ist, sondern weil Lukas an Menschen schreibt, nachdem Jesus gestorben ist, an Menschen in der Gemeinde.
Er hebt besondere Verhaltensweisen hervor, um der Gemeinde eine Herausforderung zu geben. Die Herausforderung hier ist die Gastfreundschaft.
Wir sehen, dass eine große Gruppe, mehrere Jünger, Jesus mit Simon und noch einigen anderen, hier die Schwiegermutter bittet, sie gesund zu machen. Sie bewirtet sie.
Diese Gastfreundschaft wird hier als Vorbild dargestellt. Auch in den Paulusbriefen lesen wir häufig, dass Gastfreundschaft ein Kennzeichen christlicher Liebe und Nächstenliebe ist.
Wie wir dazu stehen, ist eine andere Frage. Es gibt hier keine quantitativen Angaben, auch nicht in den Paulusbriefen. Dort steht nicht: Wenn du mindestens zwanzig Einladungen im Monat hast, bist du gastfreundlich.
Man könnte solche Zahlen festlegen. Die Pharisäer der damaligen Zeit haben das getan. Sie haben alles festgelegt, etwa wie die Arbeit zu tun ist.
Jesus tut das nicht. Er spricht das Herz an.
Seid ihr generell so, dass ihr sagt: Bloß keine Fremden in meinem Haus! Das bringt alles durcheinander, macht die Wohnung schmutzig, verursacht viel Mühe. Ich will meine Zeit lieber für mich selbst haben, ich habe sowieso genug um den Kopf?
Das ist das, was abgelehnt wird.
Nein, ihr sollt offen sein – innerlich, von Herzen. Andere Menschen mit Freude bewirten, Gemeinschaft mit ihnen haben und ein Stück des Lebens teilen.
Das wird hier als vorbildlich dargestellt, bei der Schwiegermutter des Petrus.
Heilungen am Sabbat und die Bedeutung der Handauflegung
Nun geht es eigentlich direkt weiter. Es wird erwähnt, dass, als die Sonde untergegangen war, alle ihre Kranken mit mancherlei Leiden zu ihm brachten.
Noch hat sich die Botschaft von der Heilung Jesu erst verbreitet. Die Menschen kommen noch nicht aus fernen Ländern, das folgt erst später im Evangelium. Hier sind es Menschen aus der direkten Umgebung. Zuerst aus der Stadt Kapernaum suchen alle ihre Kranken und Besessenen zusammen, dann auch aus der näheren Umgebung.
Vielleicht habt ihr euch gefragt, warum die Leute erst am Abend kommen. Man könnte meinen, sie seien rücksichtsvoll und wollten Jesus erst einmal etwas allein lassen. Oder vielleicht müssen sie erst alle Sachen zusammenpacken, den Besessenen einfangen und die Kranken auf eine Bahre legen, um dann zu Jesus zu gelangen. Auch könnte man vermuten, dass es im Sommer, wenn es in Israel heiß ist, zu mühsam sei, den Weg zu Jesus zu gehen.
Aber das ist nicht der Grund. Wenn wir den Text genauer betrachten, erkennen wir, worum es wirklich geht: Es handelt sich um fromme Juden, keine normalen Deutschen, die dort sind. Und sie dürfen am Sabbat keine Kranken durch die Straßen schleppen. Das wäre Arbeit und somit Sünde, eine Versündigung.
Wir lesen, dass Jesus aus der Synagoge kommt. Der Synagogengottesdienst fand normalerweise am Sabbat statt. Das heißt, es handelt sich hier um einen Sabbat. Die Juden rechnen den Sabbat nicht von Mitternacht zu Mitternacht, sondern von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang. Hier ist die Sonne untergegangen, der Sabbat ist vorbei, und jetzt beginnt die Zeit, in der man wieder arbeiten darf. Nun dürfen sie die Kranken zu Jesus bringen, und Jesus darf auch heilen.
Später, als Jesus an einem anderen Ort in der Synagoge ist, wird ihm sogar vorgeworfen: „Du hast hier am Sabbat jemanden gesund gemacht!“ Das führt zu einer Auseinandersetzung über den Sabbat. Jesus fragt: „Was ist denn, wenn ein Ochse bei euch in den Brunnen fällt? Dürft ihr ihn wieder herausziehen oder nicht?“ Sie antworten: „Na ja, dann ja schon.“ Denn auch das war geregelt: Kranke am Sabbat gesund zu machen, war normalerweise nicht erlaubt.
Die Leute wollten Jesus das nicht zumuten, und sie wollten auch selbst nicht sündigen, indem sie am Sabbat arbeiten und die Kranken zu Jesus bringen. Deshalb warten sie, bis die Sonne untergegangen ist. Darum kommen sie erst am frühen Abend zu Jesus.
Auch hier weist Jesus sie nicht ab, er verschiebt die Heilungen nicht auf morgen oder übermorgen. Anders als wir es von unseren Ärzten kennen, die oft lange Termine planen und sagen, man müsse erst in zwei Wochen kommen – und das oft nur mit der Chipkarte der Krankenkasse, damit sie das Geld bekommen – gibt es bei Jesus das nicht. Er ist sofort bereit, sich die Anliegen der Menschen anzuhören. Er schlägt sich die halbe Nacht um die Ohren, um Menschen in Not zu helfen.
Hier finden wir eine besondere Art der Heilung, die Jesus vollzieht. Es heißt: „Die Sonne geht unter, die Kranken mit mancherlei Leiden sind zu ihm gekommen, und er legt ihnen die Hände auf und macht sie gesund.“ Später werden auch noch die dämonisch Belasteten erwähnt (Vers 41).
Hier sehen wir eine besondere Heilmethode, eine alternative Heilmethode Jesu. Alternative Heilmethode sicherlich, weil sie durch die Kraft Gottes geschieht. Aber Jesus heilt nicht mehr nur durch das Wort, sondern er legt den Menschen die Hände auf.
Das ist etwas, was wir schon im Alten Testament finden. Dort werden die Hände bei Segenshandlungen aufgelegt, zum Beispiel wenn Jakob seine Söhne segnet und ihnen die Hände auflegt. Der Gedanke dahinter ist, dass dadurch eine gewisse Macht oder ein Segen vermittelt wird.
Wir müssen uns das so vorstellen: In Jesus wohnt Gott, Gott ist gegenwärtig. Die Kraft Gottes fließt durch den Willen Jesu in den Kranken, sodass er gesund wird.
Jesus könnte es auch anders machen, er muss es nicht so tun. Aber hier wählt er bei einer großen Zahl von Kranken diesen Weg. Wir merken, dass die Kraft, die in Jesus wohnt, tatsächlich auch spürbar ist. Sie ist nicht verborgen, sondern Menschen können davon etwas mitbekommen.
Am deutlichsten ist das Beispiel, wo die blutflüssige Frau sich heimlich hinter Jesus schleicht und ihn anfasst, ohne dass er es merkt. Dann steht da, dass er spürte, wie Kraft von ihm ausging, und die Frau wurde gesund. Wir sehen, dass so etwas möglich war.
Natürlich brauchen wir keinen Aberglauben zu haben, dass alle Menschen, die einfach Jesus anfassten, automatisch gesund wurden. Das lesen wir nirgends. Es gibt nur dieses eine Beispiel. Aber wir sehen zumindest, dass Gott, wenn er will, auch auf diese Weise heilen kann.
Die Handauflegung ist im Alten Testament typisch als Segenshandlung. Im Neuen Testament ist sie auch typisch als Mitteilung einer Begabung durch den Heiligen Geist, zum Beispiel bei der Einsegnung von Ältesten.
Wir finden das bei Timotheus, der ermahnt wird, nicht zu schnell die Hände aufzulegen. Er soll zuerst genau prüfen, ehe er jemanden als Ältesten einsetzt und ihm die Hände auflegt. So erkennen wir, dass die Handauflegung viele Bedeutungen hat – im Alten und im Neuen Testament. Es ist nichts völlig Neues.
Jesus heilt hier, indem er die ihm innewohnende Kraft weitergibt. In Kapitel 6, Vers 19 wird das ähnlich erwähnt: „Und alles Volk suchte ihn anzurühren, denn es ging eine Kraft von ihm aus und heilte sie alle.“ Hier sehen wir wieder die Kraft, die von Jesus ausgeht.
Allerdings sollten wir auch vorsichtig sein. Heute gibt es im Bereich der alternativen Heilmethoden viele Heiler, die umherziehen und Ähnliches tun – aber nicht in der Kraft Gottes.
Wenn wir sehen, dass durch Handauflegung eine Kraft vermittelt wird, und später auch durch Berührung, dann merken wir, dass diese körperliche Berührung nicht ohne Bedeutung ist.
Wir sollten uns nicht von irgendeinem Medizinmann oder einer Hexe gesundbeten lassen, nur weil sie die Hände auflegen, wenn wir nicht wissen, aus welcher Kraft das geschieht. Das sollte uns warnen, wenn wir sehen, welche Macht die Handauflegung bei Jesus hatte.
Heute sind viele Menschen sehr leichtgläubig oder nehmen vieles einfach mit nach dem Motto: „Wenn es mir hilft, ist es gut“ oder „Ich bin doch Christ, mir kann nichts passieren.“
Solche Einschränkungen finden wir im Neuen Testament eigentlich nicht. Dort wird eher Timotheus gewarnt. Wir sehen, dass durch Handauflegung eine unmittelbare geistliche, übernatürliche Wirkung vermittelt werden kann.
Wir sollten auch keine übertriebene Angst haben, denn wir wissen, dass wir als Christen unter Gottes Schutz stehen. Nicht jede Berührung mit einem Menschen, der möglicherweise dämonisch besessen ist, muss uns verunreinigen. Auch Jesus war in unmittelbarer Nähe von Besessenen, ohne dass er oder seine Jünger besessen wurden.
Aber die Segenshandlung, sich einem Menschen auszuliefern und die Kraft zu erwarten, die heilt, ist sicherlich nicht leichtfertig zu handhaben.
Es gibt verschiedene Methoden, zum Beispiel Reiki. Vielleicht kennt ihr das. Dabei wird der Heiler ausgebildet und sagt, die kosmische Energie soll durch ihn hindurchfließen, durch die Hände in den Kranken, um ihn gesund zu machen. Dabei fährt er an der Hautoberfläche über die kranke Stelle, und die Menschen spüren, wie die Energie in sie hineinfließt.
Wir haben hier an der Bibelschule einen Schüler in der dritten Klasse, der als Physiotherapeut und Krankenpfleger gearbeitet hat. Er hat Reiki erlernt und selbst angewandt. Er sagte, er habe gespürt, wie Energie durch ihn hindurchfloss. Die Menschen spürten das Kribbeln und die Wärme, auch ohne dass er sie berührte. Die Leute wurden gesund.
Allerdings hat er das nur gemacht, bevor er zum Glauben kam. Damit ihr nicht denkt, an der Bibelschule würden wir solche Dinge praktizieren: Wenn ihr hier krank seid, wird kein Reiki an euch vollzogen.
Nachdem er gläubig wurde, brach er mit Reiki, weil er sagte, diese Energie sei nicht von Gott gewesen. Er war ja noch kein Kind Gottes, also musste es eine dämonische Energie gewesen sein, die die Menschen dort gesund gemacht hat.
Gut.
Die Dämonen erkennen Jesus als Sohn Gottes
Dann kommen wir etwas weiter. In Vers 41 wird erzählt: „Und es fuhren auch die bösen Geister aus und schrien: Du bist der Sohn Gottes! Und er bedrohte sie und ließ sie nicht reden, denn sie wussten, dass er der Christus war.“
Hier merken wir, dass es auch um beides geht, wie vorher: viele Menschen, exemplarisch der in der Synagoge und die Schwiegermutter. Jetzt wird die große Menge der Kranken und die große Menge der Besessenen erwähnt, die zu Jesus kommen.
Die Dämonen rufen hier Jesus an. Sie versuchen sich nicht, wie schon vorher, zu wehren, sondern sie kapitulieren und sprechen Jesus an. Sie sagen sogar, wer er ist. Aber Jesus lässt sie gar nicht ausreden. Hier steht, dass sie wussten, dass er der Christus war. Jesus wusste, dass sie es wussten. Jesus wusste, dass sie das sagen wollten. Und er verbietet ihnen, dass sie das sagen sollen, sondern treibt sie vorher aus, obwohl sie die Wahrheit sagen.
Aber Jesus will nicht durch den Teufel verkündigt werden. Auch wir sollten uns die Frage stellen: Selbst wenn ein Ziel gut ist, ist der Weg dahin auch gut und richtig? Manchmal gibt es ja das Sprichwort: „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Das meint genau dasselbe. Man hat einen guten Zweck, und dann sind die Mittel, um das zu erreichen, in Ordnung. Doch das ist kein biblisches Prinzip.
Wenn ich ein gutes Ziel vor mir habe, aber der Weg dahin falsch ist, dann muss ich das ablehnen. Das tut Jesus ja auch. Er könnte ja sagen: Super, die Menschen erkennen noch nicht, dass ich der Sohn Gottes bin. Dann lasse ich die Dämonen erst mal alle ausreden. Sollen die mal die Dämonen richtig predigen, und dann kommen die Leute zum Glauben, und dann ist alles gut. Hinterher kann ich sie immer noch austreiben. Das macht Jesus nicht, wenn der Weg falsch ist.
Jesus lässt sich nicht durch den Teufel oder Dämon verherrlichen. Sicherlich, weil er weiß, dass die Dämonen immer noch irgendeinen Trick versuchen würden. Das ist ja auch so, wenn man sich mit dämonischen Kräften einlässt. Viele Menschen berichten davon: Anfangs ist es faszinierend, man bekommt Macht von diesen Dämonen, übernatürliche Erkenntnis, das fasziniert.
Aber warum gibt der Teufel das? Na ja, wenn er dich erst mal am kleinen Finger hat, zieht er dich immer weiter rein. Und wenn du ganz an ihn gebunden bist, dann macht er dich kaputt. Das ist typisch für den Teufel. Er verspricht erst mal etwas, und das sehen wir immer wieder in der Bibel. Er verspricht etwas, die Leute gehen dem nach, und dann kommen sie nicht mehr davon los.
Deshalb lässt sich Jesus erst gar nicht darauf ein, weil er weiß, worauf es hinausläuft. Er kennt diese widergöttlichen Geister und verbietet ihnen zu reden. Das soll nicht sein.
So müssen wir uns natürlich auch die Frage stellen. Wir wären wieder beispielsweise bei der Frage der alternativen Heilmethode. Wenn wir jetzt wissen, da ist ein Gesundbeter, der den Teufel anruft – wollt ihr dadurch gesund werden? Ihr habt ein schweres Leiden, euch geht es wirklich schlecht. Wenn euch das mal so gegangen ist, dann wisst ihr, das ist Leiden. Das ist dann wirklich eine Versuchung in so einer Situation, wenn ihr mit schweren Schmerzen seid und da ist jemand, der sagt: „Ich kann euch gesund machen, der kann es wirklich.“ Ja, dann ist das eine schwere Versuchung.
Solange es uns gut geht, sagen wir: Nein, das machen wir gar nicht. Aber wenn wir in so einer Lage sind, dann wird das schwierig.
Ich weiß, Viviane hatte mir erzählt von den Eltern einer Freundin von ihr in Frankreich. Die hatten erst mal ganz intellektuell die Einstellung: Gott gibt es nicht, mit so etwas haben wir nichts zu tun. Bis schließlich der Mann krank wurde. Dann gingen sie zu allen möglichen Leuten, zu Quacksalbern, zu Leuten, die ihnen ihr ganzes Geld aus der Tasche zogen. Denn in der Notlage war man plötzlich bereit, alles zu machen, worüber man vorher nur gelacht hatte.
Wenn ich mich richtig erinnere, war der Mann sogar selbst Arzt gewesen. Aber hinterher lief er allem Möglichen nach. So ist es häufig: In der Notlage sind wir eher bereit. Aber lasst uns vorher schon die Entscheidung treffen: Nein, nicht um jeden Preis! Wir wollen nicht gesund werden oder Hilfe bekommen, wenn es auf krummen Wegen geht.
Ein Beispiel dazu wäre zum Beispiel wir hier an der Bibelschule. Wir können immer mal Geld gebrauchen für unsere Arbeit. Und dann sage ich einfach: „Heute Nachmittag, wenn ihr nichts Besseres zu tun habt, geht mal nach Lemgo, überfallt eure Bank und bringt das Geld hierher.“ Hier könnte ich sagen: Der Zweck ist doch gut, Ausbildung von jungen Leuten für das Reich Gottes, für die Mission, engagiert. Vielleicht sind auch noch Leute zum Glauben durch den Banküberfall gekommen, wer weiß?
Aber ihr merkt schon, das scheint ein bisschen seltsam zu sein. Das geht doch nicht, sagt ihr hoffentlich. Nicht, dass jemand heute Nachmittag auf die Idee kommt. Nein, sondern wir sehen: Das Ziel ist möglicherweise gut, Geld zu haben für das Reich Gottes, aber der Weg dahin ist falsch. Deshalb können wir den nicht gehen.
So auch Jesus hier: Die Verkündigung an sich wäre gut, er ist ja der Sohn Gottes, daran ist nichts zu zweifeln. Aber der Weg dahin über diese dämonischen Mächte ist falsch, also muss das ausgeschlossen werden.
Ich habe den Eindruck, dass Jesus auch noch einen anderen, ganz praktischen Grund hat, warum er diese Geister nicht ausreden lässt. Er will nicht, dass die Menschen an dieser Stelle mit ihrem falschen Bewusstsein vom Messias eine Revolution entfachen.
Denn wir wissen ja, damals in Israel erwartete man den Messias als König Israels, der die Römer in die Flucht schlägt, zusammenschlägt und Israel unabhängig macht. Hier fängt Jesus ja erst einmal an zu predigen. Wir müssen davon ausgehen, dass viele der Menschen in seiner Umgebung diese Erwartung hatten: Jesus, also der Messias, wenn er kommt, wird losschlagen.
Wir wissen das ja auch siebzig Jahre nach Christus und nochmal hundertdreißig Jahre nach Christus beim Bar-Kochba-Aufstand. Da war es genau so. Da hat jemand gesagt: „Unter dem bin ich der Messias.“ Und was war? Innerhalb von wenigen Monaten gab es eine große Schlacht, Tausende, Zehntausende von Menschen starben bei diesen Aufständen.
Das will Jesus gerade nicht. Er will erst einmal noch predigen, damit die Menschen durch seine Worte erkennen, welches sein Auftrag als Messias ist. Sie sollen nicht mit ihrem Kurzschluss vorschnell sagen: „Ah, der Messias, jetzt nehmen wir unser Schwert und schlagen gleich die römischen Soldaten zusammen.“
Ich glaube, auch hier ist es eine Frage der Zeitplanung Jesu. Er will noch nicht, dass jetzt seine Messianität so deutlich zum Ausdruck kommt. Er will den Leuten erst einmal seine Botschaft bringen, damit sie erkennen, was eigentlich sein Ziel und seine Aufgabe ist: Menschen in ihrem Herzen frei zu machen, Menschen Sünde wegzunehmen, Menschen ein neues Leben zu ermöglichen.
Ich glaube, auch das ist ein Grund, warum Jesus die Dämonen hier nicht aussprechen lässt. Die Dämonen haben ihn als Messias erkannt. Hier kommt auch das erste Mal im Lukasevangelium ein neuer Aspekt dazu, nämlich der Aspekt, dass er Sohn Gottes ist. Das finden wir vorher nicht.
Das ist noch mal ein anderer Blickwinkel auf Jesus. Wir merken, es kommen alle möglichen Sachen zusammen: Er ist Menschensohn, er ist der Heilige Gottes, der ausgesondert ist von Gott – hatten wir gestern –, und hier kommt dazu, er ist der Sohn Gottes.
Sie sagen noch nicht Messias, sie sagen auch noch nicht Christus. Das will Jesus nicht. Aber er merkt, dass so tröpfchenweise das langsam in das Bewusstsein der Menschen hinein kommt. Er ist nicht nur ein Heiler, nicht nur ein Dämonenaustreiber, wie es viele damals gab, sondern er ist Sohn Gottes. Was das auch immer im Detail bedeutet, auch das kommt neu dazu.
Umgang mit dämonischen Mächten und Okkultismus heute
Bei diesen dämonischen Kräften und Mächten sollten wir noch einen Moment verweilen. Ich habe gestern bereits gesagt, dass manche Christen behaupten, so etwas gebe es heute nicht mehr. Ich habe davor gewarnt, das zu sagen. Ich selbst habe mit Menschen zu tun gehabt, die dämonisch belastet oder besessen waren. Einige sind es heute nicht mehr, andere kenne ich, die es immer noch sind und nicht davon loskommen wollten oder meinten, es nicht zu können.
Tatsächlich sollten wir darauf achten. Am Samstag stand in der Zeitung ein großer Artikel mit dem Titel „Ritualmord ohne Leiche“. Ich weiß nicht, ob ihr das gelesen habt. Dort waren extra Steine abgebildet, und es ging um Horn-Bad Meinberg. „Britta X. und so weiter hat ihren Dämon besiegt und das schlechte Gewissen erleichtert“, heißt es darin. Über ihren Anwalt zeichnete die 44-Jährige selbst bei der Hamburger Staatsanwaltschaft an, sie wolle als 14-Jährige eine englische Austauschschülerin umgebracht haben. Tatort: Externsteine bei Horn-Bad Meinberg. Hintergrund: Satanismus. Dann wird erklärt, dass sie das Mädchen dem Satan opfern wollte.
So etwas gibt es tatsächlich immer wieder. Ich habe dieses Beispiel gewählt, weil es gerade vor ein paar Tagen in der Zeitung stand. Andere Beispiele habe ich genügend gesammelt. Ich nutze das ab und zu für eine Jugendstunde, wenn ich über solche Themen spreche. Ich könnte euch zahlreiche Beispiele nennen, wo Okkultismus bis hin zum Ritualmord, wie hier genannt, auch in Deutschland Realität ist. Menschen meinen, vom Teufel getrieben zu sein.
Vielleicht kennt ihr das Bild von diesem Buch, das vorne so ein etwas merkwürdiges Bild zeigt. Das war vor eineinhalb Jahren, glaube ich, im Ruhrgebiet. Vielleicht erinnert ihr euch noch daran: Dort war ein junger Mann mit seiner Freundin, die dann einen Mann in seiner Wohnung umgebracht haben, weil sie sagten, Satan habe sie dazu beauftragt. Und das gibt es immer wieder. Das sind keine Einzelfälle.
Ich könnte euch noch viele andere nennen. Das ist ein extremstes Beispiel von Satanismus, Okkultismus und Besessenheit, bei dem Menschen nicht mehr Herr ihrer Sinne sind. Aber auf niedrigerer Ebene werden wir heute alle mit Okkultismus und seinen Anfängen konfrontiert. Das beginnt in der Schule, wo eure Kinder irgendwelche Hexengeschichten oder Zaubereigeschichten lesen. Dort wird selbstverständlich Harry Potter gelesen.
Natürlich wird niemand durch das Lesen von Harry Potter gleich besessen, das will ich nicht behaupten. Aber dadurch wird Zauberei als etwas Harmloses, sogar als etwas Gutes und Positives vermittelt, das man für sich einsetzen kann. Und das nehmen Kinder mit. Ich habe selbst einige Zeit in der Schule unterrichtet und erinnere mich gut daran, wie eines Tages ein kleines Kind kam, das so ein wuscheliges Tierchen an einem Rosenbaum hatte. Ich fragte, was das sei. „Das ist ein Glückstroll“, sagte das Kind. Ich fragte, was es damit macht. „Wenn ich mich mal mit den Eltern streite oder in der Schule Angst habe, dann bitte ich den Glückstroll, mich zu beschützen.“
Das ist Okkultismus, und dazu werden Kinder verleitet. Ein anderes Kind sagte zu mir, wenn es Probleme hat, bittet es die Glücksbärchis zu kommen, um zu helfen. Ich glaube, so heißen die nicht von Walt Disney, die wie ein Regenbogen vom Himmel herunterkommen und dem Kind helfen. Das Kind geht davon aus, dass das so ist und diese helfen können. Das ist Okkultismus.
Ist es bei Harry Potter nicht genau dasselbe? Wie er seine Probleme löst? Nicht indem er sich an Gott wendet, sondern indem er Zauberei lernt. Und Kinder werden aufgefordert, genau dasselbe zu tun. Das ist das, was vermittelt wird. Selbst wenn sie nicht besessen sind, werden sie offen für solche Sachen.
Bei unseren Kindern ist es so, dass sie gerne Benjamin Blümchen hören – also noch eine Stufe kleiner. Benjamin Blümchen kennt ihr vielleicht auch: Benjamin Blümchen als Postbote, Bäcker usw. Das sind wirklich schöne Geschichten. Wenn wir sie nicht stundenlang im Auto hören müssen, höre ich sie auch ab und zu mal gerne.
Zumindest war es so, bis eines Tages eine Tochter von uns eine Kassette mit Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg mitbrachte. Und jetzt tritt Bibi Blocksberg immer mehr in den Vordergrund. Das habe ich gerade gestern noch in einem Bücherkatalog gelesen. Es gibt sogar einen Kinofilm, der gerade fertig ist. Bibi Blocksberg hilft Kindern, wenn zum Beispiel ein Haus brennt, und zaubert dann Regen, damit das Kind gerettet wird.
Bibi Blocksberg tritt also immer mehr in den Vordergrund. Ich habe unseren Kindern gesagt: Nein, Hexen sind schlecht, die Kassette wird eingesammelt und weggenommen. Die Kinder waren natürlich erst einmal gar nicht damit einverstanden und entrüstet, besonders unsere Tochter Eloise. Sie begann zu diskutieren und nannte viele gute Gründe. Sie versuchte, alle möglichen Argumente zu sehen. Einer der Gründe war: „Sie ist doch gar nicht böse, sie tut doch nur Gutes. Das ist doch eine liebe Hexe. Es gibt böse Hexen, aber das ist eine liebe Hexe. Das dürfen wir doch so hören.“
Und genau das ist eine der Gefahren, die bei leichter Form von Okkultismus entstehen. Keine Besessenheit, wenn ihr in den Blümchenkassetten hört, bestimmt nicht – ich habe so etwas zumindest noch nicht erlebt. Aber die Gefahr besteht darin, dass Kinder den Eindruck bekommen, Okkultismus, Zauberei und Hexerei seien gut, schädigten nicht, sondern könnten sogar helfen.
Dann werden sie älter, und es geht weiter – mit Mandalas ausmalen, Traumreisen machen, Zauberbücher lesen und so weiter. Ich habe neulich eine Zusammenfassung gelesen, einen aktuellen Spiegel-Artikel: Wo ist Okkultismus in den Jugendzeitschriften in Deutschland heute?
Ich war erstaunt: Fast alle Jugendzeitschriften, fast alle großen Verlage mit Jugendbuchverlagen, darunter auch der Schneider Verlag, der früher Hanni und Nanni veröffentlichte, bringen heute Geschichten über Zauberei und Magie. Das Fernsehen ist voll davon, Computerspiele ebenfalls.
Ab und zu kaufe ich mir ein Computermagazin, um zu sehen, was es dort gibt. Und dann merke ich immer wieder, dass sich das scheinbar gar nicht ändert: 30, 40, vielleicht 50 Prozent der Spiele haben mit Magie und Zauberei zu tun. Das sind Zauberkugeln, magische Schwerter, Geister, Feen und vieles mehr, die da herumspuken. Kinder werden vertraut gemacht damit, dass das normal sei, dass das gut sei und man damit herumspielen könne.
Und was lesen wir in der Bibel? Zauberer, Hexer und Ähnliches sollen nach dem Alten Testament des Todes sterben, weil es Gott ein Gräuel ist. Im Neuen Testament ist es genauso. Dort wird kein Unterschied gemacht. Auch im Neuen Testament wird das ganz klar verboten, zum Beispiel in 1. Korinther 10,20: Dort lesen wir, dass es nicht um Götzenopfer geht, sondern dass man das, was man opfert, den bösen Geistern opfert, nicht Gott.
„Nun will ich nicht, dass ihr in Gemeinschaft mit bösen Geistern seid.“ Das ist eine klare Aussage. Im Alten Testament wird genau aufgezählt, was dazugehört: Zukunftsvorhersagen, Heilen mit anderen Energien, Kontaktaufnahme mit Totengeistern und so weiter. Es werden genaue Dinge genannt. Generell sollten wir davon die Finger lassen, denn es schadet uns.
Was war in den Jugendzeitschriften? Zum Beispiel in der Zeitschrift „Mädchen“ – ich weiß nicht, ob ihr die kennt – wurde berichtet, dass ein ganzes Heft damit voll war, wie Mädchen erkennen können, ob sie eine Hexe sind. Damit sie sich richtig entwickeln können. Es wurden Zaubersprüche genannt, zum Beispiel, wenn man Probleme mit dem Freund hat, der nicht mehr von einem wissen will. Dann müsse man die Haare abschneiden, klein raspeln, einen Zauberspruch sprechen, das hinter sich werfen und so weiter, damit er zurückkommt.
Wir müssen davon ausgehen, dass viele Jugendliche, die keine Orientierung haben und im Liebeskummer verzweifelt sind, solche Sachen ausprobieren. Ich habe mit Jugendlichen hier in der Region gesprochen. Manche haben mir erschreckenderweise aus Bielefeld berichtet, dass sie im Religionsunterricht mehrere Stunden lang Satanismus behandelt haben, weil ein Satanist in der Klasse war. Der Religionslehrer fand das noch gut und sagte, das sei auch eine Form, positiv mit übernatürlichen Kräften umzugehen.
Andere erzählten mir, dass bei einer Freizeit – nicht eure Kinder, sondern andere – im Religionsunterricht Gläserrücken, Tischerücken und Ähnliches gemacht wurde. Da fragt man sich natürlich: Was ist das? Da merken wir, dass wir damit konfrontiert werden.
Ich will euch nur sagen: Das ist nicht weit weg. Das hat mit unserem Alltag zu tun. Und wir müssen uns fragen, wie wir damit umgehen. Wie gehen wir damit um?
Es gibt eine Stelle, die uns das lang und breit vor Augen führt: Epheser 6,12. Ihr kennt sie sicher, es ist die Stelle zur geistlichen Waffenrüstung. Ich möchte das nicht alles auslegen, das würde heute Morgen zu weit führen, aber wenigstens kurz nennen.
Dort lesen wir in Epheser 6,10: „Zuletzt seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke. Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels.“ Hier geht es um die Auseinandersetzung mit dem Teufel, die wir heute durchaus auch haben können – zumindest nach der realistischen Auffassung der Bibel. Das geht nur, indem wir uns unter den Schutz Gottes stellen.
Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit dem Herrn der Welt, also dem Teufel, der hier gemeint ist, mit den in dieser Finsternis herrschenden bösen Geistern unter dem Himmel.
Hier wird ganz eindeutig gesagt: Es gibt nicht nur für Jesus, sondern auch für die Gemeinde – denn das hier ist an die Gemeinde gerichtet – Auseinandersetzungen mit übernatürlichen Kräften und Mächten.
Nicht, dass ihr mich falsch versteht und dann plötzlich auspackt, was es da so in den Schubladen der Charismatiker gibt mit geistlicher Kampfführung. Das meine ich nicht. Ihr müsst jetzt nicht durch eure Stadt ziehen und euch vor dem Marktplatz aufbauen und sagen: „Der Dämon, der Politik, fahre aus.“ Das müsst ihr nicht machen. Das steht in der Bibel nirgends.
Stattdessen wird erwähnt, wie wir kämpfen sollen: „Darum ergreift die Waffenrüstung Gottes.“ Die ist wichtig, damit ihr am bösen Tag Widerstand leisten könnt, alles überwinden und das Feld behalten.
Jetzt merken wir, das kommt nicht auf uns an, sondern hier sind geistliche Dinge genannt.
Dann heißt es: „Umgürtet eure Lenden mit Wahrheit.“ Jetzt stellt sich die Frage: Was ist Wahrheit? Wahrheit ist Jesus. Wahrheit ist die Bibel. Wenn wir mit irgendwelchen Geistern argumentieren und uns selbst logische Sachen überlegen, lassen die sich nicht darauf ein. Die sind klüger als wir, sie sind schon länger auf der Erde als wir. Sie werden uns nur mit dem Finger wickeln. Das hat Eva versucht. Sie diskutierte lange: „Hat Gott gesagt?“ – „Nein, er hat das gesagt und das.“ Und dann fiel sie doch in Sünde.
Nein, wir müssen auf die Wahrheit gegründet sein. Die Wahrheit ist das Wort Gottes. Darauf müssen wir gegründet sein, wenn wir uns auseinandersetzen.
Der nächste Bibelvers nennt den Brustpanzer der Gerechtigkeit. Wie können wir Gerechtigkeit haben? Indem Jesus uns rein macht.
Dann heißt es, wir sollen in den Beinen gestiefelt sein, bereit einzutreten für das Evangelium, also für die Evangelisation. Vor allem ergreift den Schild des Glaubens. Glauben heißt Vertrauen. Wir müssen in der Auseinandersetzung unser Vertrauen auf Gott setzen, nicht auf uns selbst, unsere Fähigkeiten, die Gemeinde oder irgendwelche anderen großen Helden im Glauben.
Mit diesem Schild könnt ihr alle vorherigen Pfeile des Bösen auslöschen. Nehmt den Helm des Heils, das heißt: Ich bin sicher, dass ich unter dem Schutz Gottes stehe. Gott hat mich gerettet. Nicht ich bin dafür verantwortlich, sondern Gott ist es. Selbst wenn wir untreu sind, ist er treu. Das ist das, was dahintersteht.
Dann das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes. Und schließlich wird erwähnt: Betet allezeit mit Flehen und Bitten. Das sind geistliche Waffen.
Diese haben wir, wenn wir gegen dämonische Belastung vorgehen.
Zuerst würde ich sagen: Möglichst von solchen Dingen Abstand nehmen. Kindern deutlich zeigen, euch deutlich machen: Das ist schlecht, nicht nur harmlos. Wenn jemand besessen ist, dann ist es wichtig, den Geist auszutreiben. Aber das bringt nichts, selbst wenn wir das könnten.
Denn wir lesen in Lukas 11, dass, wenn das Vakuum bestehen bleibt, wenn der Mensch nicht zu Jesus kommt, der Geist mit sieben anderen zurückkommt und es schlimmer wird als zuvor.
Die einzige Möglichkeit, dauerhaft von dämonischer Belastung oder Besessenheit loszukommen, ist, zu Jesus zu kommen, sich zu bekehren und sich unter den Schutz Gottes zu stellen.
Deshalb ist das Wichtigste, wenn wir mit solchen Menschen sprechen, so weit sie noch ansprechbar sind, ihnen zu zeigen, dass sie Jesus Christus brauchen. Das kann geistliche Auseinandersetzung sein.
Ihr werdet merken, dass ihr euch dabei selbst schwach fühlt und im Alltag Anfechtungen erlebt. Meine Schwester hat das mehrfach erlebt. Dann passierten alle möglichen Unfälle in ihrer Familie, als sie mit okkult belasteten Menschen zu tun hatte. Denn der Teufel ist da und will versuchen, den Menschen, den er in den Klauen hat, nicht wieder gehen zu lassen.
Aber das müssen wir geistlich bewältigen und dagegen vorgehen. Wir müssen dafür sorgen, dass es einen richtigen Kampf und eine Auseinandersetzung gibt. Denn diese Person kann nicht von sich aus zu Jesus kommen. In ihr sind gottesfeindliche Mächte.
Wenn sie sich dann bekehrt und umkehren will, muss auch der Geist verschwinden. Denn wo Gott in einem Menschen wohnt, kann kein Dämon mehr Platz haben und in ihm wohnen. Das sollte unser Ziel sein.
Also keine großen Zeremonien abhalten – das ist der Kernpunkt.
Dann kann es natürlich sein, wie die Christen der ersten Jahrhunderte es gemacht haben: Sie haben bei der Bekehrung, bevor sie sich taufen ließen – das lesen wir in der Didache, einem Brief, der etwa um 80 nach Christus verfasst wurde, also noch in der Zeit des Neuen Testaments –, bewusst dem Teufel abgesagt.
Damals gab es so viel Okkultismus, dass die Täuflinge sagten: Wir sagen dem Teufel ab und wollen uns unter die Freiheit Jesu stellen.
Manchmal braucht es auch, wie die Christen in Philippi oder Ephesus, die ganze okkulte Literatur zu verbrennen. Sie nahmen alle Zauberbücher zusammen und verbrannten sie.
Gut, soweit dazu. Wir kommen zurück zu unserem Kapitel 4. Es ist nicht mehr sehr lange, wir sind jetzt gleich am Ende dieses Abschnittes.
Jesus zieht sich zurück und erneuert seinen Auftrag
Als es Tag wurde, ging Jesus hinaus an eine einsame Stätte. Diese Stelle würde ich eigentlich gerne als typischen Ort für eine stille Zeit bezeichnen, nicht wahr? Morgens stille Zeit. Jesus, obwohl ganz ausgepowert, sagt nicht, dass er jetzt lange schlafen muss, um sich auszuruhen. Stattdessen sucht er Gemeinschaft mit Gott.
Häufig ist es so, dass wir, wenn wir stark unter Druck stehen, die stille Zeit oder die Gemeinschaft mit Gott und das Gebet schnell auf den hinteren Platz verweisen. Wir denken: „Ich muss ja mehr machen, ich muss mehr arbeiten.“ Doch das ist nicht unbedingt der richtige Weg. Von Jesus können wir lernen, gerade wenn wir unter Druck stehen oder es uns schlecht geht, die Gemeinschaft mit Gott zu suchen, um daraus Kraft zu schöpfen.
Die Menschen suchen Jesus, und obwohl er Gemeinschaft mit Gott haben will, schickt er sie nicht weg. Er hat bereits einige Gemeinschaftsmomente mit Gott gehabt. „Suchen“ heißt ja, dass sie ihm nicht direkt nachgelaufen sind, sondern er ist in die Einsamkeit gegangen. Dann laufen sie am frühen Morgen los, weil sie noch mehr Heilung wollen. Später lesen wir sogar, dass sie versuchen, ihn festzuhalten.
Im Gegensatz zu Nazareth, wo die Leute sagen: „Geh weg, wir wollen hier nichts mit dir zu tun haben, du Gotteslästerlicher“, erleben wir hier eine ganz andere Reaktion. Aber wir merken auch: Jesus lässt sich von keinem der beiden Extreme beeinflussen. Wenn die Leute ihn wegschicken, geht er nur in seiner eigenen Autorität. Er lässt sich nicht einfach wegschicken, denn er ist Gott. Aber er lässt sich auch nicht umschmeicheln.
Die Frage ist: Wie gehen wir mit Angriffen um? Das sind lauter Widerstände. Menschen in der Gemeinde wollen das nicht haben. Oft werfen sie uns vor, unzufrieden mit uns zu sein, und dann sagen wir: „Okay, dann gehe ich halt in eine andere Gemeinde.“ Doch wenn du nicht weißt, dass es Gottes Weg ist, in eine andere Gemeinde zu gehen, solltest du bedenken: Jesus geht nur, wenn er weiß, dass Gott ihn woanders hinschickt. Umstände können darauf hindeuten, aber manchmal ist es gerade gut, dass Widerstand da ist, damit andere auf Gott aufmerksam werden.
Manchmal sind wir so nett zu uns selbst und die Leute sind so nett zu uns, dass wir ihnen nach dem Mund reden oder an einem Ort bleiben, an dem es uns gut gefällt. Vielleicht wissen wir, dass wir eigentlich auf Mission gehen sollten, aber wir fühlen uns so wohl mit den anderen Geschwistern in unserer Umgebung. Sie sind alle so nett zu uns. Doch Jesus weiß ganz genau, was sein Auftrag ist. Er sagt nicht: „Ich fühle mich hier wohl bei euch.“ Er hätte sich auch niederlassen können, eine große Gemeinde von Fans aufbauen können, einen Fanclub. Nein, das tut er nicht.
Jesus sagt ganz deutlich: Sein Auftrag ist, ganz Israel zu predigen. Er bleibt weder dort, wo man ihn rausschmeißt, noch bleibt er dort, wo man ihn festhalten und umschmeicheln will. Im Grunde steckt auch ein bisschen Egoismus dahinter, so wie bei den Menschen damals. Sie sagen: „Ich bleibe bei uns, dann geht es uns gut. Wir brauchen keinen Arzt mehr, keine Probleme mehr. Die anderen Menschen sind uns egal.“ Aber Jesus hat auch die anderen Menschen im Blick, die in Israel und darüber hinaus wohnen. Sein Auftrag ist es, das Evangelium Gottes zu predigen.
Evangelium zu predigen heißt, die gute Botschaft zu verkünden. Wir merken wieder: Der Auftrag Jesu ist nicht in erster Linie, Menschen gesund zu machen oder Dämonen auszutreiben. Das geschieht nebenbei. Hier sagt Jesus ganz eindeutig, dass sein Auftrag das Evangelium vom Reich Gottes zu predigen ist.
Wenn wir mehr Zeit hätten, müssten wir uns noch intensiver mit dem Reich Gottes beschäftigen. Eine ganz wichtige Frage taucht hier zum ersten Mal im Lukasevangelium auf: der Begriff Reich Gottes. Im Griechischen heißt es „Basileia tou Theou“, was eigentlich Königreich Gottes bedeutet. Im Lukasevangelium finden wir die Königreichsgleichnisse, auch Himmelreichgleichnisse genannt. Das Himmelreich Gottes ist nah herbeigekommen. Oder wir denken an das Vaterunser: „Dein Reich komme.“ Das Reich Gottes ist ein ganz zentraler Begriff.
In der Bibel finden wir manchmal die Aussage, dass das Himmelreich Gottes schon da ist und in den Herzen der Menschen beginnt. Es ist kein Reich von dieser Welt, sondern es kommt auch in der Zukunft. Einmal wird Jesus wiederkommen und dann auf der Erde herrschen.
Wir sehen also, dass das Reich Gottes dort ist, wo Gott herrscht. Es ist dort, wo er gegenwärtig ist. Das Reich Gottes ist nicht an Materie oder Grenzen gebunden, die von Menschen bewacht werden. Nein, das Reich Gottes ist an die Gegenwart Gottes gebunden. Deshalb beginnt das Reich Gottes schon jetzt, denn Jesus ist da. Dort, wo Menschen sich ansprechen lassen und Gott in ihnen wohnt, ist das Reich Gottes schon gegenwärtig.
In vollkommener Weise wird das Reich Gottes erst in der Zukunft da sein, wenn der Teufel gebunden und in den Abgrund geworfen wird. Dann wird nur noch Jesus um Gott herrschen. Diese Aussagen widersprechen sich nicht, sondern zeigen, dass das Reich Gottes langsam wächst und dann seine volle Blüte erreicht, wenn Jesus kommt und alles Böse ausräumt.
Das Reich Gottes, das Jesus hier verkündet, beginnt im Herzen der Menschen, die zu ihm umkehren. Hier lesen wir dann, dass er in der Gegend von Judäa predigte. Das heißt, er breitet seine Tätigkeit aus. Er ist nicht mehr nur in Galiläa aktiv, sondern auch weit darüber hinaus, in Judäa. Hier wird also die nächste Stufe seiner Wirksamkeit angesprochen.
Wir haben jetzt einige Dinge übersprungen, aber ich möchte trotzdem zum Ende kommen, denn ihr werdet bald erwartet. Ich glaube, es kommt noch eine Botschaft, oder? Heute Morgen haben wir schon einige Anstöße gehört. Ich möchte an dieser Stelle gerne mit euch beten. Falls noch Fragen aufgetaucht sind, stehe ich gerne zur Verfügung.