Zum Inhalt

Mit Schwäche leben (5/5)

Weil ich mich selbst schwach mache
26.05.2022

Mit Schwäche leben – fünf Impulse aus dem Wort Gottes, die dich im Glauben wachsen lassen. Theologie, die dich in der Nachfolge praktisch begleitet, dein geistlicher Impuls für den Tag.

Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Schwäche. Dabei geht es darum, wie ich mich selbst schwach mache.

Grundlegende Erkenntnisse über Schwäche und Gottes Wirken

Ein abschließender Blick auf das Thema Mitschwäche leben.

Wir wissen jetzt, dass wir nicht mehr geben müssen, als wir an Kraft haben. Wir wissen auch, dass Gott, der Herr, hinter den Umständen unseres Lebens steht. Seine Gnade ist wichtiger als meine eigene Kraft. Außerdem will er sich in Zeiten der Schwäche durch mein Leben hindurch offenbaren.

Ein weiterer Aspekt fehlt noch. Ich kann mich nämlich bewusst für Schwäche entscheiden, obwohl ich stark bin. Das klingt auf den ersten Blick wenig attraktiv.

Doch wenn meine Schwäche Gottes Chance ist, kann es sinnvoll sein, schwach zu werden. So kann Gott mit mir gemeinsam zum Ziel kommen.

Das kann vielleicht nicht nur sinnvoll sein, sondern sogar die einzige Chance, überhaupt einen anderen Menschen zu retten.

Das Vorbild Jesu: Schwach werden, um die Schwachen zu retten

Wenn es für dieses Prinzip ein Beispiel braucht, dann ist das wohl der Herr Jesus, der uns vormacht, was es heißt, schwach zu werden, um die wirklich Schwachen zu retten.

 Philipper 2,4-6: „Ein jeder sehe nicht nur auf das Seine, sondern ein jeder auch auf das der anderen. Habt diese Gesinnung in euch, die auch in Christus Jesus war, der in Gestalt Gottes war und der es nicht wie einen Raub festhielt, gottgleich zu sein.“

Der Herr Jesus war gottgleich; er war in der Gestalt Gottes, also ganz Gott, und doch hielt er das, was er hatte, nicht krampfhaft fest. Als Gott der Liebe sinnt er auf die Rettung der Geliebten. Was möchte ich sagen? Er kann nicht anders. Damit niemand mich falsch versteht: Gott muss uns nicht aus einer äußeren Notwendigkeit heraus retten, aber er trägt als ein Gott der Liebe eben eine Gesinnung, eine Einstellung in sich, die ihn ganz natürlich zum Retter werden lässt.

 Philipper 2,7: „Aber er entäußerte sich und nahm Knechtsgestalt an, in dem er den Menschen gleich geworden ist und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden.“

Ich weiß nicht, ob unser Vorstellungsvermögen jemals hinreicht, die Tiefe dieses Satzes zu durchdringen. Gott entäußert sich. Man könnte auch übersetzen: Er entleert oder entblößt sich. Und genau das ist wahr. Aus Gott wird Mensch. Aus Ewigkeit wird Zeit, aus Stärke wird Schwäche, den Menschen gleich geworden. Das ist der Abstieg vom Schöpfer zum Geschöpf, von Allwissenheit, Allmacht und Allgegenwart hinunter zu den Grenzen menschlicher Intelligenz, körperlicher Schwäche und zeitlicher Begrenzung – vom Boss zum Knecht. Vom Ewigen zum Wurm, von dem, den die Engel verehrten, zu einem, den die Menschen verachten, und nun von verrückt zu Wahnsinn.

Es ist verrückt, dass Gott Mensch wird. Es ist Wahnsinn, was er dann tut.

 Philipper 2,7-8: „Und der Gestalt nach wie ein Mensch befunden. Er niedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz.“

Gott wird Mensch – wird Spott, Erniedrigung pur, ein Schauspiel für den Hohn der Massen, die seine Schwäche feiern und ihm den Tod geben, den sie für angemessen halten: den Tod am Kreuz, den Tod eines Verbrechers, Schwäche in Vollendung.

Die Kraft des Kreuzes inmitten größter Schwäche

Aber hören wir den Mann am Kreuz, Psalm 22, Verse 15 und 16: „Wie Wasser bin ich hingeschüttet, und alle meine Gebeine haben sich zertrennt. Wie Wachs ist mein Herz geworden, zerschmolzen in meinem Innern. Meine Kraft ist vertrocknet wie gebrannter Ton, und meine Zunge klebt an meinem Gaumen. In den Staub des Todes legst du mich.“

Unser Thema lautet heute: „Schwäche, weil ich mich selbst schwach mache.“ Diese Woche ist unser Thema nicht abgeschlossen, solange wir nicht begreifen, dass im Zentrum unserer Religion ein Gott steht, der schwach wurde, um uns zu retten.

Gott ist stark genug, um Himmel und Erde noch einmal zu erschaffen, aber er muss schwach werden. Er muss sich zu uns herabbeugen, um unsere Schuld auf sich nehmen zu können. Es ist die Schwäche des Kreuzes, die den Teufel besiegt.

Merkt ihr, wie sich am Kreuz unendliche Schwäche und unbegrenzte Energie begegnen? Woran liegt das? Lasst es mich so formulieren: Das Kreuz ist der Moment größter Schwäche, wenn sich der eine für die opfert, die er liebt.

Dieser Moment völliger Schwäche und restloser Hingabe entfesselt die einzige Macht, die in der Lage ist, den Tod zu besiegen.

Die unbesiegbare Kraft der Liebe am Kreuz

Und niemand hat das besser auf den Punkt gebracht als Salomo, wenn er im Hohelied sagt: „Denn stark wie der Tod ist die Liebe, hart wie der Scheol die Leidenschaft. Ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahs. Stark wie der Tod ist die Liebe.“

Liebe in Vollendung ist Gottes Leidenschaft in Vollendung. Am Kreuz ist es dem Herrn Jesus gelungen, diese Glut zu entfachen, um den Teufel zu besiegen. Schwach werden aus Liebe ist Gottes Kraft in Vollendung.

Wir können dieses Prinzip auf uns übertragen. Zwar können wir nicht für andere Menschen am Kreuz sterben, aber wir können schwach werden, um sie zu gewinnen.

Der Apostel Paulus formuliert das im Blick auf seinen missionarischen Dienst ganz bewusst so: „Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette“ (1. Korinther 9,22).

Schwäche bewusst wählen, um anderen zu dienen

Wir hatten uns in den ersten vier Episoden mit Schwachheit beschäftigt, die uns trifft. Diese Schwachheit trifft uns, weil wir ausgelaugt sind, weil unsere Lebensumstände schwierig sind, weil Gott uns einen Dorn im Fleisch zumutet oder weil er sich durch unsere Schwäche hindurch offenbaren will.

Jetzt geht es jedoch um eine andere Art von Schwäche – eine Schwäche, die ich bewusst suche. Ich suche sie, damit ich es Menschen leichter machen kann, sich zu bekehren.

Es ist das Schwachwerden derer, die sich für fremde Probleme und Lebensumstände öffnen. Deren Menschen wichtiger sind als ihre eigene Ruhe, ihre Komfortzone oder das, was die Nachbarn denken.

Es ist die Schwäche derer, die das Verlorene suchen und sich dabei die Hände schmutzig machen. Die nicht nur über arme Kinder in der Zeitung lesen, sondern sie auch zuhause besuchen.

Es ist die Schwäche derer, die ein bisschen sein wollen wie Jesus.

Verheißung und Ermutigung für das Leben in Schwäche

Und so möchte ich diese Woche mit einem Vers abschließen, der als Verheißung über dem Leben eines jeden Christen stehen könnte:

 2. Korinther 13,4: Denn wenn der Herr Jesus auch aus Schwachheit gekreuzigt wurde, so lebt er doch aus der Kraft Gottes. So sind auch wir zwar schwach in ihm, doch werden wir mit ihm leben aus der Kraft Gottes für euch.

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, welche Bibelstellen du auswendig lernen möchtest, um das Thema zu verinnerlichen und weiter zu vertiefen.

Das war's für heute. Bete doch heute für deine Gemeindeleitung und verpasse am Sonntag den Gottesdienst nicht.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

Seine App "Frogwords" gibt's für Android und iOS.

Jürgens aktuellste Gebets-Infos gibt's hier zum Lesen und Abonnieren.