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Tiberias

Tiberias ist im Neuen Testament nur dreimal genannt: Joh. 6,1; 21,1 zur Bezeichnung des Sees; Joh 6,23 werden Schiffe aus Tiberias von dem Volk zur Überfahrt nach Kapernaum benützt. Jesus war, soviel wir wissen, nie daselbst. Es blühte aber in jenen Tagen zur glänzendsten Stadt am Galil. Meer auf. Tiberias wurde von Herodes Antipas nicht lange vor dem Auftreten Christi fast in der Mitte des Westufers, ½ Std. nördlich von den schwefelhaltigen heißen Ouellen (Hammath, Jos. 19,35?), die als Heilbäder benutzt wurden, erbaut und dem Kaiser Tiberius zu Chren benannt. Herodes schmückte es in griech.-röm. Weise mit einer Rennbahn, Tempeln und einem Palast mit Bilderschmuck. Schon dadurch war die halbheidnische Stadt den strengen Isaeliten zuwider; auch stieß man beim Graben der Fundamente auf einen Begräbnisplatz, weshalb die Stadt für unrein galt. Da sich darum die Juden nicht entschließen konnten, sich hier anzusiedeln, brachte Herodes durch Vergünstigungen und Zwang eine ziemlich zweideutige, heidnisch-galiläische Einwohnerschaft zusammen. Tiberias war unter ihm die Hauptresidenz, während unter Agrippa II. Sepphoris wieder bevorzugt wurde. Im jüd. Kriege kam es glimpflich davon, da es nach anfänglichem Widerstand sich ergab. Im 2. Jahrb. wurde die für rein erklärte Stadt sogar die Hochschule der Nabbis, der Sitz des Synedriums, die Stadt, in der die gefeiertsten Lehrer wirkten, die Mischna und der jerusalem. Talmud abgefaßt wurden. Hier soll auch die hebr. Bibel ihre Vokalpunkte erhalten haben. Obgleich seit Konstantin die christl. Kirche sich auch in Tiberias niedergelassen hat, blieb es eine überwiegend jüdische Stadt. Das heutige Tiberias, Tabarije, ist die einzige Stadt an den Ufern des Sees (außerdem nur das elende Dorf Medschdel). Das Erdbeben von 1837 tötete ein Viertel oder die Hälfte der Einwohner. Jetzt (Tafel 24) hat es ca. 7500 Einw., ¾ Juden, ca. 1600 Muslimen, 260 Christen. Die meist aus schwarzem Basalt erbauten Häuser sind nur notdürftig wiederhergestellt, der Schutt wurde nicht aus den Trümmern entfernt; die Burg mit schöner Aussicht und die Mauern liegen großenteils in Trümmern. Die Stadt ist schmutzig und ungesund, berüchtigt durch die Menge des Ungeziefers. Im Süden finden sich ausgedehnte Ruinen. Im Westen liegt der Begräbnisplatz der Juden, wo man die Gräber des Rabbi Akiba und Maimonides zeigt. Die Bergabhänge sind kahl; nur wenige Bäume beleben die Gegend. Ob eine altjüdische Stadt an der Stelle lag, ist nicht sicher zu entscheiden; nach den Rabbinen lag hier Rakkath (Jos. 19,35).

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