Thamuz
Thamuz (genauer Tammûz mit weichem Zischlaut) war eine babyl.-syrische Naturgottheit, die zu Hesekiels Zeit (Hes. 8,14) am Nordtor des jerusalemischen Tempels von den Frauen wegen ihres alljährlichen Verschwindens beweint wurde. Es war dies der in den ältesten Zeiten weiblich gedachte Gott der Frühlingsvegetation, babyl. Tur-zu-Zu-ab, das heißt treues Kind (= Urenkelin) des Himmelsozeans (das heißt des Gottes Nun oder Anum), der dann bald, zumal in der verkürzten Form Tur-zi (dialektisch Dumu-zi, eigentlich Duvu-zi, woraus durch Entlehnung semitisch Du’uzu, Dûzu und hebr. Tammuz wurde) zu einem männlichen Gott, einem besonders vom Volk verehrten Doppelgänger des Frühlingssonnengottes Marduk wie auch des gleichfalls urspr. solaren Ninib, geworden ist. Auch in den altbabyl. Hymnen und in dem Epos der Unterweltsfahrt der Istar spielt die Klage um sein Verschwinden infolge der Sommerhitze (der vierte etwa unferm Juli entsprechende Monat Du’uzu, jüd. noch heute Thammus, hatte nach ihm seinen Namen) eine große Rolle. Sein Kult war weithin über Syrien bis nach Kleinasien hinein verbreitet, wo er unter den Namen Adôn (phönikisch — Herr, griech. Adonis) und (so bes. in Kleinasien) ʽAtê (keilinschriftlich Chatti als der Hauptgott der Hethiterhauptstadt Chatti, jetzt Boghaskiöi) verehrt wurde.