Testament
Testament.
1) Über die Bedeutung dieses Wortes im Neuen Testament s. Bund 2). Die Anwendung des Wortes auf die 2 Teile der Bibel (vgl. Art. Schrift, heil., S. 670ff.) ruht auf der Stelle 2 Kor. 3,14, wo von einem Lesen des „A. Testaments“, das heißt der zur Zeit des Alten Bundes geschriebenen Bücher die Rede ist, und geht zurück auf die ursprüngliche Benennung eines Teils der Gesetze mit dem Namen „Bundesbuch“ (2 Mo. 24,7). In der christl. Kirche wurde dann der Name Altes u. Neues Testament gebräuchlich. —
2) Das Alte Testament hat in der hebr. und deutschen Bibel 39 Bücher. Die Juden zählten — Spielereien mit dem hebr. u. griech. Alphabet zulieb — bald 22, bald 24, bald 27 Bücher. Dieselben hatten bei den Juden in alter Zeit keinen gemeinsamen Namen, sondern wurden nach ihren drei Hauptteilen genannt: Gesetz, Propheten und [andere heilige] Schriften. Diese Einteilung fällt nicht mit der bei uns gebräuchlichen in Geschichtsbücher, Lehrbücher und Propheten zusammen.
a) Das Gesetz umfaßt die 5 Bücher Moses;
b) die Propheten enthalten 2 Abteilungen: Josua, 2 Bücher Samuel, 2 Bücher der Könige = die (5) vorderen Propheten, Jesaja, Jeremia, Hesekiel und die 12 kleinen Propheten = die (15) hinteren Propheten.
c) Die (14) „Schriften“ sind: Psalmen, Sprüche, Hiob, Hoheslied, Ruth, Klglieder Jeremias, Prediger, Esther, Daniel, Esra, Nehemia, 2 Bücher Chronik. Luther folgt im Alten Testament bei den kanonischen Büchern der Ordnung der griech. u. latein. Bibel; die Apokryphen hat er zum Teil nach eigenem Gutdünken geordnet. Über die allmähliche Entstehung der Sammlung der alttestamentl. Bücher haben wir wenige Anhaltspunkte im A.Testament Die Gesetzbücher mögen ursprünglich hauptsächlich in den Händen der Priester gewesen sein und beim Heiligtum ausbewahrt worden sein (vgl. 5 Mo. 31,26; 1 Sa. 10,25; 2 Kö. 22,8). Die Schriften der Propheten kamen, wie das Beispiel Jeremias zeigt, zunächst in die Hände ihrer Schüler (Jer. 36), und bei dem Zusammenhang, in dem die Propheten untereinander standen, waren die späteren Propheten bemüht, die Schriften der früheren zu erhalten; wie die häufige Anführung von Stellen aus denselben beweist (vgl. Jeremia S. 319 b. Und es ist sehr wahrscheinlich, daß dem Jeremia ein wesentliches Verdienst an der Erhaltung der früheren Prophetenschriften durch die Gefangenschaft hindurch zukommt. Um die Sammlung von Sprüchen bemühte sich Hiskia (Spr. 25,1). Daß die Sammlung der Psalmen allmählich vor sich ging, beweist die mitten drin sich findende Unterschrift: Ein Ende haben die Gebete Davids, des Sohns Isais (Ps. 72,20), vgl Psalmen. Über eine größere Sammlung von alttestamentlichen Büchern durch Nehemia und dann wieder durch Judas Makkabäus ist 2 Makk. 2,13f. berichtet; vielleicht fällt jene mit dem 2. Teil, diese mit dem 3. Teil des alttestamentl. Kanons der Hauptsache nach zusammen, während die Zusammenstellung der 5 Bücher Moses vielleicht durch Esra geschehen ist. Die erste Aufzählung dieser 3 Abteilungen findet sich in der Vorrede zu Sirach (Vers 1, wo unter „den andern Büchern“ die „Schriften“ zu verstehen sind), die nach V. 8 im Jahr 132 v. Chr. geschrieben ist, vergl. Luk. 24,44, wo die Psalmen als erstes Buch der dritten Abteilung für diese selbst genannt sind. Die volle Zahl aller alttestamentl. Bücher, wie wir sie jetzt haben, ist zum erstenmal durch Josephus (Zeitgenosse der Apostel) bezeugt. Übrigens ist Mt. 23,35 ein Zeugnis, daß schon zur Zeit Jesu der alttestamentl. Kanon mit 1 Mose begann (Abel) und mit 2 Chronik schloß (Sacharja, 2 Chr. 24,20f.). Doch wurde bei den Juden noch nach der Zerstörung Jerusalems über einzelne Bücher, namentlich über den „Prediger Salomos“ gestritten, ob er wirklich zu den kanonischen Büchern gehöre. In der christl. Kirche zeigte sich keinerlei Schwankung mehr, welche hebräische Bücher zum A.Testament gehören; hier handelte es sich nur um die Geltung der Apokryphen (s. d. Art.).
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3) Das Neue Testament hat 27 Bücher, welche in der ältesten Zeit in 2 Teile eingeteilt wurden:
a) das Evangelium — enthaltend die 4 Evangelien;
b) der Apostel
— enthaltend Apostelgeschichte, Briefe u. Offenbarung. Die Ordnung der Briefe ist im griech. Testament, abweichend von unserer deutschen Bibel, meist solgende: Jakobus, 1 u. 2 Petrus, 1, 2 u. 3 Johannes, Judas, diese sieben heißen die katholischen Briefe, das heißt allgemeine, nicht an einzelne Personen oder Gemeinden gerichtete Briefe; dann solgen die Gemeindebriefe des Apostels Paulus, Römer bis Thessalonicher, daran schließt sich der Ebräerbrief, dann 1 und 2 Timotheus, Titus, Philemon, endlich Offenbarung. Luther hat die paulinischen Briefe ihrer Wichtigkeit halber vorangestellt, übrigens den Hebräerbrief davon getrennt; dann ließ er die Petri- und Johannisbriefe solgen; an den Schluß des Neuen Testaments stellte er die von ihm ihres Inhalts halber nicht für voll kanonisch anerkannten Schriften: Ebräerbrief, Jakobus, Judas und Offenbarung.
Die Sammlung der neutestamentl. Bücher bildete sich durch Austaufch unter den Gemeinden eigentlich von selbst; als man später, namentlich gegenüber der Berufung von ketzerischen Parteien auf unechte Schriften, die Notwendigkeit empsand, die Grenzen des Kanons fester abzustecken, bildete die Rücksicht darauf, welche Schriften in den meisten und bedeutendsten Gemeinden in kirchlichen Gebrauch gekommen waren, die Hauptrichtschnur. Doch ist es bei diesem Sachverhalt erklärlich, wie man über die Aufnahme oder Außcheidung einzelner Schriften noch lange uneinig sein konnte, solange keine feste Zentralgewalt in der Kirche vorhanden war; indem z.B. manche Gemeinden lange Zeit hindurch etwa den Brief des Klemens benützt hatten und sich ihn nicht absprechen lassen wollten; andere hatten zum Beispiel den Hebräerbrief früher nie gebraucht und wollten ihn nun sich nicht ausdrängen lassen. Erst die Kirchenversammlungen von Hippo (393) und Karthago (397) brachten die Einigkeit über die Abgrenzung des Kanons zu stande. —
4) Über den inneren Unterschied beider Testamente s. d. Artt. Bund, Evangelium, Gesetz.