Stolz
Stolz vgl. Hochmut. Es ist charakteristisch, daß die Griechen das Wort, das Luther (Röm. 11,20; 1 Tim. 6,17) mit „stolz sein“ übersetzt, in lobendem Sinn gebrauchen, hingegen Demut ihnen ein Tadel ist. Nur bei den Christen ist Demut die grösste Tugend und Stolz das grösste Laster. Seit dem Sündenfall, in welchem der Mensch die teuflische Vorspiegelung, durch Ungehorsam und Sichaufsichselbststellen zu werden wie Gott, gläubig aufnahm, ist der Stolz eben dieser Abfall aus der geschöpslichen Ordnung, da man sich selbst zum Mittelpunkt macht, und auch die Gaben Gottes zur Verherrlichung seines Ichs mißbraucht, wie dies in titanischer Form die balylonische Sünde ist (1 Mo. 11; Dan. 5,20; 4,27; Jes. 47,8; Hi. 2,5; Jer. 50,31. 32; Offb. 18,7). Auch Israels Sünde ist dieser steife s. Nacken (Jes. 9,8; Neh. 9,16. 29), und am meisten in der feinsten Form der Selbstgerechtigkeit (Luk. 16,15; 18,14). Der Spötter, der Religionsverächter ist auch der Stolze (Spr. 21,24; Ps. 10,4). Und die Vollendung der Sünde, das Widerchristentum, ist auch die vollendete Selbstvergötterung (2 Th. 2,4; Dan. 11,36). Der Stolz hat seinen Sitz im Herzen, seinen Ausbruck in den Augen und Gebärden (Jes. 3,16), und wie er Großes von sich denkt, so redet er große Dinge (2 Petr. 2,18), und unternimmt große Dinge (Ps. 131,1). Gr setzt den Menschen in ein falsches Verhältnis zu Gott, sich selbst und zum Nächsten. Von sich selbst denkt er nicht mässiglich (Röm. 12,3). Er zerrüttet das Zusammenleben, denn wie kann Friede sein, wo jeder seine Ehre u. Grösse sucht (Spr. 13,10; 28,25; 1 Kor. 4,6)? Namentlich ist der Stolz voll Verachtung gegen die Frommen, die ihm innerlich zuwider sind (Ps. 123,4; Hi. 12,5; Ps. 31,19; 36,12; 119,51. 69 u. a.), daher ist der Stolz dem Herrn verhaßt (Spr. 16,5; Ps. 138,6), wie seinen Frommen (Ps. 101,5); er wird die Stolzn vertilgen (Zef. 3,11; Jes. 13,11), denn Hochmut kommt vor dem Fall (Spr. 16,18; 18,12). Beispiele: Nebukadnezar, Haman, Herodes (Apg. 12). Wenn auch der Stolz eine Zeitlang grünt (Hes. 7,10), der Stolz ist nur die Rute, die zuletzt ins Feuer geworfen wird (Jes. 10,5. 12. 15).