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Simson

Simson (Sonnenmann), Israelit aus dem Stamme Dan, letzter der 12 Richter des Richterbuchs. Seine Geschichte Kap. 13-16 stammt von besonderer Hand und ist in den Zusammenhang des ganzen Buchs mittelst chronolog. Notizen eingefügt (13,1; 15,20; 16,31), in denen sich auch allein die nähere Bezeichnung Simsons als „Richter“ (20 Jahre lang) findet. Denn als eigentlicher Richter (s. d. Art.), dessen Amt nach 3,10 wesentlich im Richten des Volks (oder eines Stamms) und dessen Anführung im Krieg besteht, kann Simson nicht wohl gelten: er steht ja immer allein, nicht an der Spitze des Stamms oder Volks; nur insofern Simson Israel von dem (40jährigen, 13,1) Druck der Philister zu befreien beginnt, erfüllte er gewissermaßen die Aufgabe eines Richters.

Simson wird schon seiner Mutter und seinem Vater Manoah zu Sora als der zu weihende Nasiräer vorherbezeichnet, der sein Volk zu erlösen beginnen soll; von den Nasiräervorschriften wird dem Simson direkt aber nur das Verbot des Abscherens seiner Haare auferlegt, in denen nach der Darstellung die Kraft des Gottgeweihten einzig liegen soll, während die Reinigkeitsvorschriften, Enthaltung von Wein und starken Getränken, zunächst nur an Mutter und Vater gerichtet sind (13,3 f.; 13,14), wie sich ja Simson keineswegs von Unreinem (Honig, Wein, Blut) ferngehalten hat. Bei Simsons Heldentaten, die man verschieden zählen und gruppieren kann, ist eine allmähliche Steigerung vom Wunderbaren bis zum Abenteuerlichen nicht zu verkennen. Aber wenn schon die Volkssage an diesem volkstümlichen Helden ihre Macht erwiesen hat, so ist er doch unmöglich ganz in das Gebiet des Mythus zu verweisen, wie auch schon geschehen ist, indem man den Simson dem griechischen Sonnenhelden Herakles gleichgestellt hat. Schon die vielen individuellen Züge, geographischen Details usw. weisen entschieden auf eine wirklich geschichtliche Persönlichkeit hin, einen Recken, der seine Heldenkraft freilich oft in tollen Streichen von wenig nachhaltiger Wirkung fast vergeudet, der aber doch unverrückt die Befreiung seines Volks vom Joch des Nationalfeinds im Auge hat. Wenn das Religiöse bei ihm fast ganz zurücktritt, dagegen die Erzählung mit sichtlicher Freude bei der zum Teil auch humorvollen Kraftgestalt verweilt, so spiegelt sich darin die ungebändigte Art des jugendlichen Volkes in der Zeit der ersten Reibungen mit dem mächtigen Feind.

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