Schmach
1)Gegenstand der Schmach
In der Regel = Entehrung und Beschimpfung, sowohl Schmähen als Geschmäht werden (Neh. 2,17; Ps 44,14). Welches von beiden gemeint ist, muss der Zusammenhang ergeben, z. B. Mi 6,16 ist „meines Volkes Schmach“
= Schmach, die mein Volk mir angetan (ebenso Neh 2,17; Klag 3,61). Umgekehrt Jes 25,8, die Schmach seines Volkes = die Schmach, die man seinem Volk antut, ebenso Klag 5,1. Das Schmähen selber aber geschieht wie durch beleidigende, weh tuende Worte, so auch durch schimpfliche Behandlung und Misshandlung. Im letzteren Sinn musste es namentlich der Knecht Gottes erfahren (Jes 50,6). So nennt sich Paulus vor seiner Bekehrung einen Schmäher (1Tim 1,13), nämlich Christi. Umgekehrt hat er als Diener Jesu selber Schmähungen, tatsächliche Misshandlungen erlitten (Apg 14,5; 2Kor 12,10; ebenso Hi 16,10; Mk 12,4).
2) Gottloses Leben
Die sündlichste Schmach ist diejenige, die man Gott antut durch feindselige Gesinnung wie durch gottloses Leben (4Mo 15,30; Ps 74,18.22). Um Gottes Willen muss sich Christus schmähen lassen (Ps 69,8.10; Röm 15,3), und zwar auf die schmählichste Weise, (Ps 69,21; vgl. Ps 22,7; Mt 27,44; Lk 18,32). Der höchste Grad von Verschuldung ist es, wenn auch der Geist der Gnade geschmäht wird durch Rückfall aus dem Gnadenstand (Hebr 10,29). Aber Gott gedenkt an diese Schmähung und vergilt sie (Ps 74,18.22; 79,12; 89,51.52), er lässt sie auf seine Schmäher zurückfallen (Hes 39,26; Mi 6,16), und bringt die schwersten Gerichte über sie (Hebr 10,29), ja ewige Schmach und Schande (Jer 23,40; Dan 12,2).
3) Ursache der Schmach
Wenn einer von Menschen geschmäht wird, so soll er zunächst untersuchen, ob er nicht selbst schuld daran trägt (Spr 6,30 - wörtlich: man sieht einem Diebe die Strafe nicht nach). Ja der Gottlose schändet und schmäht sich selbst (Spr 13,5). Mit Recht traf der schmähende Weheruf Jesu die heuchlerischen Pharisäer und Schriftgelehrten (Lk 11,45). Erkennt aber einer seine Schuld an, so wird er bei Schmähungen sagen wie David von → Simei: der Herr hat’s ihn geheißen, (2Sam 16,10; vgl. auch 1Petr 2,20; 3,16; 4,15).
Sehr häufig sind es bis zu einem gewissen Grad unverschuldete Schmähungen, Unglück irgend welcher Art wie Kinderlosigkeit, (Lk 1,25); Witwenstand (Jes 54,4); der Notstand in dem zerfallenen Jerusalem (Neh 2,17) und andere.
Besonders schwer war es den Frommen des Alten Bundes, wenn sie über dem, dass sie sich zu Gott hielten, dabei aber von Gott verlassen schienen, geschmäht wurden (Hi 10,15; Ps 42,11; 44,14.16; 74,10; 79,4; 102,9; Jer 51,51). Darum schrieen sie zu Gott in dieser ihrer Schmach und baten um Befreiung (Ps 119,22; Klag 5,1), zumal da sie wussten, dass ihre Feinde zugleich Gottes Schmäher und Lästerer seines Gesalbten waren (Jes 37,17; Jer 15,15). Ja sie riefen sogar Gottes Schmähungsgerichte auf das Haupt ihrer Schmäher herab, weil sie darin die wohlverdiente Strafe sahen (Neh 3,36; Ps 109,29). Nicht aber haben sie selber Rache genommen, dessen gewiss, dass der Herr nach seinen Verheißungen (Jes 25,8; 61,7) ihr Rufen um Hilfe hört (Ps. 57,4).
Anders im Neuen Bund(Lk 9,55.56). Wahre Christen tragen willig und geduldig die Schmach Christi (Hebr 13,13), wegen der Verheißungen des Herrn (Jes 51,7; Mt 5,11), und der Apostel (1Petr 4,14; vgl. Hebr 11,26). Am leichtesten kann ein Christ die Schmähungen der Welt ertragen, wenn er dem Vorbild des sanftmütgen Jesus folgt(1Petr 2, 23), und üble Nachrede zu Schanden macht durch einen guten Wandel (1Petr 3,16). Besonders soll ein Bischof sich hüten, dass er nicht falle in die Schmach und Stricke des Lästerers (1Tim 3,7).
Die Schmäher selber aber sollen wohl zusehen, wohin sie ihr Schmähen führt: es zerstört Freundschaftsbande, (Sir 22,22); bringt Feindschaften bis aufs Blut, (Sir 22,24); macht sie selber unverbesserlich, und bringt den Tod als Rache Gottes über sie, wie bei Nabal, (1Sam 25,39).
Dan 11,18 wird auf den gegen Rom ränkesüchtigen, von dem römischen Feldherrn Scipio Asiatikus bei Magnesia schmählich geschlagenen syrischen König Antiochus den Großen gedeutet.