Schilf
Schilf, Rohr. Das Schilfrohr wird genannt als am Ufer des Nils wachsend 2 Mo. 2,3. 5; 1 Mo. 41,2. 18, aber auch sonst am Flußufer, Ps. 68,31; Hi. 40,21, und es ist ein Stück der herrlichen Zukunft-verheißung, Jes. 35,7, daß die dürre Wüste in wasserreiches Land, da Rohr und Schilf, Rohr stehen, soll verwandelt werden. Hi. 8,11; 2 Mo. 2,3 u. sonst ist der Papyrusschilf zu verstehen, derselbe hat 3-5 m hohe dreikantige Stengel, an deren oberem Ende eine Blütenkrone sich wiegt. Der Papyrusschilf war besonders am Nil zu Haus, aber auch am Euphrat, und wächst noch jetzt in Palästina zum Beispiel am See Genezareth. Aus demselben verstand man im alten Ägypten schon Papier zu machen. Das Mark im Innern des Stengels wurde in dünne Streifen gespalten, diese der Länge nach aneinandergelegt, darüber quer eine eben solche Reihe gelegt, dann beide in befeuchtetem Zustande zusammengepreßt und endlich an der Sonne getrocknet. Man verfertigte aber auch aus dem Papyrusschilf Körbe, Matten, Teppiche, Taue u. dergl., selbst Kähne (Rohrschiffe Jes. 18,2; Hi. 9,26), die natürlich sehr leicht waren und darum über unfahrbare Strecken des Flußlaufes bequem hinübergetragen werden konnten; Hi. 9,26 als Bild der Schnelligkeit. Das am häufigsten stehende hebr. Wort: kanesh (Luther stets: Rohr) ist das Pfahlrohr, Arundo donax, und auch das gemeine Sumpfrohr, Arundo phragmites, das zu Stäben, Meßruten, Hes. 40,3. 5, und Stangen, Mt. 27,48, verwendet wurde. Das hebr. Wort suph, das immer steht, wo Luther Schilfmeer hat (jam suph), ist wohl gleichfalls eine Schilfart, wird aber auch von manchen für Seetang gehalten. Das hebr. agmon (Luther zum Beispiel Jes. 58,5 Schilf, Rohr; an anderen Stellen übersetzt er es ganz anders) ist wahrscheinlich die Binse; endlich achu (1 Mo. 41,2. 18, Gras Hi. 8,11 Nilgras) bedeutet wohl Riedgras.
Mannigfache Beziehungen auf R. u. Schilf, Rohr sind: Ägypten wird mit einem Rohrstab verglichen, der keine wahre Stütze gibt, im Gegenteil beim Zerbrechen noch verwundet, 2 Kö. 18,21; Jes. 36,6; Hes. 29,6. Ein zerstoßenes R. ist Jes. 42,3; Mt. 12,20 das Bild eines vom Unglück betroffenen und auch innerlich gebeugten, das vom Wind hin und her bewegte R., das Bild eines schwankenden unbeständigen Menschen, Mt. 11,7, oder des unter Gottes Schlägen hin und her wankenden Reiches Israel, 1 Kö. 14,15; Jes. 9,13 f.; 19,15, wo Luther Ast und Stumpf übersetzt, heißt es eigentlich: Palmwipfel u. Binse, das heißt hoch und nieder. Jes. 58,5 ist die sich neigende Binse (Luther: Schilf, Rohr) Bild der Kopfhänger. Das R., das Mt. 27,29 dem Herrn in die Hand gegeben wird, bedeutet spöttisch den Königsszepter.