Scham
Scham, sich schämen. Scham, sich schämen im guten Sinn ist = Schamhaftigkeit. Einen stärkeren Grad dieses Sichschämens drückt Luther mit „schamrot werden“ (Ps. 69,7; Jes. 1,29; Jer. 31,19; Hes. 36,32) aus,—während die Sprache der Schrift mehr von dem Erblassen des Angesichts bei der Schande ausgeht. Vor dem Sündenfall wußten Adam u. Eva von solcher Scham, sich schämen nichts, 1 Mo. 2,25. Seit dem Sündenfall aber dringt das Wort Gottes mit ganz besonderem Ernst auf die Schamhaftigkeit. Besonders werden die Weiber gemahnt, mit Scham, sich schämen und Zucht sich zu schmücken, 1 Tim. 2,9; Sir. 32,14 (Luther: Scham, sich schämen macht große Gunst) eigentlich: vor der Beschimpfung geht Gunst voran. Scham, sich schämen ist also hier im schlimmen Sinn zu nehmen. Umgekehrt übersetzt Luther nicht selten „Schande“ im Sinn von Scham, sich schämen wie oben, so Ps. 69,8; Jer. 51,51. Über den richtigen Gebrauch der Schamhaftigkeit ist Sir. 4,25 der unanfechtbare Grundsatz ausgesprochen: Man kann sich so schämen, daß man Sünde dran tut, und man kann sich auch also schämen, daß man Gnade und Ehre davon hat, vgl. 41,19. Letzteres zeigt Sir. 41,20-22, ersteres 42,1-8. Schämen sollte sich der Mensch vor allem seiner Sünden u. Sündenstrafen, 4 Mo. 12,14; Esra 9,6, vgl. V. 1-5; Hi. 6,20; 19,3; Ps. 35,4. 26; 40,15; 70,3; 71,13; 83,18; Hes. 16,27 (sogar die Philister schämen sich vor dem ruchlosen Israel); 36,32; Röm. 6,21, besonders der Fleischessünden, des Mißbrauchs der Glieder des Leibes (1 Kor. 12,23), die ihren Namen von der Scham, sich schämen (5 Mo. 25,11; Hos. 2,11; Hab. 2,15) haben, 1 Mo. 9,22. 23; Hes. 16,36, eine Sünde, die von Gott an denen, die sie tun, durch äußerste Entehrung wiedervergolten wird, Jer. 13,26; Hos. 2,10 — ferner der unverdienten Gnade u. Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, Hes. 43,10. 11; Dan. 9,7-9 (so wird bildlich Jes. 24,23 vom Mond gesagt: er wird sich schämen = schamvoll bedecken gegenüber der Herrlichkeit Gottes) — des falschen Vertrauens auf Menschen, Esra 8,22 — auch aller unehrlichen Hantierung, Luk. 16,3. Nur böse, verhärtete Leute wollen sich nicht schämen, Jer. 3,3; 6,15; 8,12; Zef. 3,5. Wer sich aber solcher Dinge schämt, den treibt die Scham, sich schämen zur Buße und Umkehr, und dies ist auch der Zweck bei der Beschämung, Tit. 2,8 („daß der Widerwärtige sich schäme“, wörtlich: in sich gehe und zurückweiche). Umgekehrt aber, wie sich Jesus nicht geschämt hat, Menschen seine Brüder zu nennen, Hbr. 2,11, und Gott selbst nicht, der Glaubigen Gott zu heißen, Hbr. 11,16, so sollen auch die Menschen, zumal die Christen sich nicht schämen des Wortes Gottes und seiner Bezeugung vor jedermann, Röm. 1,16; 2 Tim. 1,8, auch vor Fürsten u. Königen, Ps. 119,46, — des Bekenntnisses der Wahrheit und der eigenen Sünde, Sir. 4,31, — des Leidens um Christi willen, sei es, daß man es selbst, 2 Tim. 1,12, oder daß es andere zu tragen haben, 2 Tim. 1,16; 1 Pe. 4,16. Wer sich aber Jesu und seiner Worte schämt, dessen wird sich Jesus bei seiner Wiederkunft auch schämen, Mk. 8,38. Im schlimmen Sinn bedeutet Scham, sich schämen so viel als Schimpf, Unehre, so Ps. 35,26; 69,20; Luk. 14,9, s. Schande. Ri. 3,25: sie warteten, bis sie sich schämten, nämlich des Wartens = sehr lange.