Samaria
Samaria, hebr. Schomron, wahrsch. = Wachthügel, 1 Kö. 16,24 von dem Namen Semer abgeleitet.
1) Die von Omri gegründete und zur Residenz erhobene Hauptstadt des Reiches Israel hatte eine ausgezeichnet schöne Lage auf einem stolz u. frei 100 m über dem Tal sich erhebenden Hügel 443 m hoch (vgl. Jes. 28,1: „prächtige Krone“, „liebliche Herrlichkeit“, „oben über einem fetten Tal“) und wurde von den israelitischen Königen geschmückt und befestigt (1 Kö.22,39 das „elfenbeinerne Haus“ des Ahab war wohl zu Samaria, 2 Kö. 15,25 ist ein „Palast des Königshauses“ erwähnt, 1 Kö. 16,28; 22,37 das Erbbegräbnis der israelitischen Könige). Freilich war die Stadt auch Sitz der abgöttischen Kulte des nördlichen Reiches, l Kö. 16,32; 2 Kö. 10,25; 13,6; Jer. 23,13. Im J. 724 begann die Belagerung der Stadt durch Salmanassar, nach dessen Tod wurde sie durch Sargon erobert, 2 Kö. 17. Nach Sargons Angabe hat er 27 290 Bewohner Samarias deportiert, ob aus der Stadt allein oder aus dem ganzen Land, ist nicht leicht zu entscheiden. In der Makkabäerzeit wurde Samaria durch Johannes Hyrkanus 107 völlig zerstört, jedoch bald wieder aufgebaut. Von Pompejus wurde Samaria der Provinz Syrien zugeteilt und nach einem Prokonsul derselben erhielt sie den Namen Gabinia oder Gabiniopolis. Herodes d. Gr., dem Samaria von Augustus geschenkt wurde, wandelte sie in Sebaste (= Augusta, eine Schmeichelei für Kaiser Augustus) um und schmückte sie mit prächtigen Bauten (vgl. Abb. 297). Zur Zeit Jesu war sie aber neben dem wichtigeren Sichem nicht von großer Bedeutung. Bis zum 6. und wieder im 12. Jahrh. wird ein Bistum in Sebaste erwähnt. Heute zeigt ein geringes muhammedanisches Dorf Sebástie mit etwa 1000 Einw. manche Ruinen aus der herodianischen Zeit. —
2) Von der Stadt wurde der Name auf das Reich ausgedehnt (Hos. 7,1; 8,5 f.; Jer. 31,3; 2 Kö. 17,24 ff.); besonders deutlich, wenn vom Land Samaria (2 Kö. 18,34) oder den Städten Samarias (1 Kö. 13,32; 2 Kö. 17,24) die Rede ist. Als die Stadt Samaria aufhörte, wurde es Name der Landschaft. Schon in der letzten Zeit des Zehnstämmereichs war das Gebiet desselben dadurch sehr zusammengeschrumpft, daß Thiglath-Pileser die den Stämmen Sebulon, Asser, Naphthali, zum Teil auch Isaschar gehörigen Gebiete und den israelitischen Besitz im Ostjordanland mit Assyrien vereinigte, so daß das Reich des letzten Königs nicht viel mehr als die spätere Landschaft Samaria umfaßte, nämlich das Gebiet zwischen der Nordgrenze des Reiches Juda und der Ebene Jesreel. Nach dem Ende des Zehnstämmereichs und in der Zeit des Verfalls der assyrischen Macht scheint Josia seine Herrschaft über dies Gebiet ausgedehnt zu haben (2 Kö. 23,15. 19 f.). Doch muß diese Herrschaft nach der Schlacht bei Megiddo zusammengebrochen sein. Nach der Rückkehr aus der babyl. Gesangenschaft war das Gebiet von Samaria dem neu besiedelten Judäa zuerst weit überlegen. An den Hasmonäer Jonathan trat Demetrius II. von Syrien 145 einige Distrikte von Samaria ab. Johannes Hyrkanus unterwarf 128 ganz Samaria Pompejus schlug es 63 v. Chr. zur Provinz Syrien. Herodes d. Gr. erhielt es von Augustus; nach Archelaus’ Absetzung 6 n. Chr. wurden Judäa, Samaria u. Galiläa dem Prokurator in Cäsarea unterstellt und blieben, abgesehen von der Zeit Agrippas I. (41-44) bis zum Aufstand unter der römischen Herrschaft vereint.
— Was den Umfang der Landschaft Samaria betrifft, so gehörte nach Josephus im Norden nicht zu Samaria die Ebene Jesreel, der Karmel (der zu Tyrus gehörte) u. Bethsean (Skythopolis). Bei Ginäa (jetzt Dschenin) begann Samaria im Norden. Im Süden reichte es bis zur Grenze Judäas. Im Westen reichte es ohne feste Begrenzung bis zu den Abhängen des Gebirgslandes.
Im Neuen Testament wird die Landschaft öfters genannt: Jesus durchzog sie (Luk. 17,11; Joh. 4,4 ff.). Hier breitete sich nach der Verfolgung durch Saulus das Evangelium aus (Apg. 8,1 f.; 9,31).