Ruhm
Ruhm, rühmen. Ruhm, rühmen bezeichnet zunächst die äußere Anerkennung, Ehre und Lob, aber auch die innere Würde, Hoheit und Herrlichkeit. Zuweilen drückt es auch den Gegenstand des Lobes, wie 2 Kor. 1,14, und die Äußerung des Rühmens aus; Hbr. 3,6, das Aussprechen von Lob und Ehre mit freudiger Bewegung der Seele = Jauchzen, Jubeln, Ps. 32,7. —
1) Gottesruhm faßt beides in sich, äußere Ehre und innere Herrlichkeit. Das ganze Psalmbuch („Lobgesänge“) will das Herz erwecken zum Ruhm, rühmen Gottes, der bis an der Welt Ende verkündigt werden soll, Ps. 48,11 u. a. St. Insbesondere ist Gott der Ruhm, rühmen der Seinigen, 5 Mo. 10,21; Ps. 109,1; Jes. 43,21; Jer. 9,23; 17,14. Doch auch unter den Heiden will er Ruhm, rühmen haben, Jer. 33,9; Jes. 42,8 ff. Um seines Ruhm, rühmen willen hilft er auch seinem Volk aus der Verbannung, nachdem es durch Gerichte geläutert ist, heraus, damit die Heiden ihn nicht lästern dürfen, Jes. 48,9-11. Rühmen sollen ihn aber nicht nur die Lebenden, sondern auch die aus den Toten Auserstandenen, Jes. 26,19, ja alle seine Werke: die Bäume, Ps. 96,12, kurz alle Welt, Ps. 98,4. Nur den Aufenthaltsort der Toten dachten sich die Frommen des Alten Bundes als die Stätte, da kein Ruhm, rühmen Gottes möglich sei, Ps. 6,6; 30,10; 88,12. 13; 115,17; Pr. 9,4. 5. 10. Darum rühmt Hiskia Gott ganz besonders über das ihm wiedergeschenkte Leben, Jes. 38,18. 19. —
2) Menschenruhm. Die Menschen haben die ursprüngliche innere Würde und göttliche Lebenshoheit durch die Sünde verloren — Röm. 3,23 —; darum kann kein Mensch vor Gott Ruhm, rühmen haben. Etwas anderes ist’s, wenn Gott sich selbst an den Menschen einen Ruhm, rühmen bereitet, sich selbst verherrlicht, wie Jer. 33,9; Hes. 16,14; dadurch können ja die Menschen nie ein Recht auf Ruhm, rühmen vor Gott bekommen. Dagegen können sie vor ihresgleichen Ruhm, rühmen haben, wie zum Beispiel ein Freigebiger, Sir. 31,28; ein Verständiger, Spr. 16,21; die Christen zu Korinth mit ihrer Liebessteuer, 2 Kor. 9,2. 3; Abraham mit seinen Werken, Röm. 4,2. Was an den Menschen anerkennenswert ist, dars wohl gerühmt werden, vgl. Hi. 29,11; 2 Thess. 1,4. Bei den Korinthern r. Paulus ihr Verlangen nach ihm, 2 Kor. 4,7. 14. Er beruft sich sogar mit einer Beteurung auf ihren Ruhm, rühmen, 1 Kor. 15,31. Und wie er sie seinen Ruhm, rühmen, so nennt er sich ihren Ruhm, rühmen, 2 Kor. 1,14, sofern er nämlich durch die ganze apostolische Art seines Auftretens ihnen Ursache gibt, sich seiner zu r. wider die, so sich nach dem Ansehen, das heißt nach äußerl. Vorzügen r. und nicht nach dem Herzen, das heißt nach ihrem inneren Wert, 2 Kor. 5,12. Ebenso Phi. 1,26; 2,16. Aller R der Menschen durch Menschen hat aber nur dann einen Wert, wenn dabei zugleich Gott, 2 Mo. 33,16, u. Christo, Phil 3,3, die Ehre gegeben wird, vgl. 1 Kor. 3,20. 21, und wenn es nicht aus Heuchelei und Schmeichelei geschieht, Hi. 32,21; Sir. 11,2, sondern in der Wahrheit, Spr. 20,6. Zum Gegenstand des Ruhm, rühmen darf also nicht werden, was nur einen Schein des Ruhms an sich hat und in Wahrheit das Gegenteil von Lob verdient, 1 Pe. 2,20; 1 Kor. 5,6. Endlich darf nicht vergessen werden, daß, wenn es sich um ein Gesamturteil über den Menschen handelt, um der Unbeständigkeit der Menschen willen erst nach dem Tode sich herausstellt, wer zu r. ist, Sir. 11,29. —
3) Selbstruhm. Vor Gott darf kein Fleisch, das heißt kein nichtiger, sündiger Mensch seine eigene Person und seine Werke erheben, Jer. 9,23. 24; Röm. 3,27; 1 Kor. 1,29; Eph. 2,9. Was der Mensch hat und ist, das hat und er aus Gnaden, 1 Kor. 15,10; 2 Kor. 3,5. Dagegen ist das Sichrühmen über sich selbst oder über etwas gegenüber von Menschen als zuversichtlicher Ausdruck der Freude an und für sich nicht verwerflich, vielmehr unter Umständen geboten. So rühmt sich Paulus 2 Kor. 1,12; ein Ruhm, rühmen, den er mit großem Nachdruck seinen Feinden gegenüber ausspricht, ist die uneigennützige Verkündigung des Evangeliums, 1 Kor. 9,15. 16; 2 Kor. 11,10. Nur darf der Selbstruhm nicht zu einer Art Weltruhm und zum Fleischesruhm werden, sondern muß jederzeit den Ruhm, rühmen Gottes in sich schließen. Ju ersterer Hinsicht ist merkwürdig, daß das, worüber nach der Schrift die Christen sich r., vielfach das gerade Gegenstück von dem ist, dessen die Welt sich r., s. Jak. 1,9. 10, so die Frommen des Erbteils Gottes, Ps. 106,5; Paulus der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, Röm. 5,2, aber auch der Trübsale, 5,3. 4, der hohen Offenbarung, die ihm zu teil wurde, 2 Kor. 12,1, aber auch der Schwachheit seines Leibes, 12,5. Er redet von dem „Pfahl im Fleisch“ (s. d.) 12,7. Ja, am liebsten will er sich seiner Schwachheit r., 2 Kor. 11,30; 12,9. Sein Hauptruhm ist und bleibt der Ruhm, rühmen des Kreuzes Christi, durch welchen ihm die Welt und er der Welt gekreuzigt ist, Gal. 6,14. Soll aber solcher Ruhm, rühmen nicht zum Fleischesruhm werden, so ist er nur unter gewissen Umständen berechtigt und hat sein bestimmtes Maß und Ziel. In dieser Hinsicht sind die Kapitel 2 Kor. 10-12 besonders lehrreich, vergl. Gal. 6,13; Phi. 3,4; Röm. 15,17.
— Sündhaft ist das Sichrühmen, wenn man damit glänzen will aus Stolz, Sicherheit und Trotz, 1 Sa. 2,3; Hi. 20,5; Ps. 10,3; 94,4; Zef. 2,10; Spr. 27,1; Röm. 11,18; Jak. 4,16, in Ruhmredigkeit und Aufgeblasenheit, 1 Kö. 20,11; Ps. 5,6; 73,3; 75,5; Spr. 20,14; Röm. 1,30; 2 Tim. 3,2; wenn man sich Gottes und seiner Gebote rühmt, ohne danach zu wandeln, Röm. 2,17. 23, oder wenn man sich einer Sache rühmt, die man nur Gott zu verdanken hat, Jer. 9,23; 1 Kor. 4,7, oder über etwas, wozu man ohnedem verpflichtet war, 1 Kor. 9,16. Übermut ist es, sich wider Gottes Freunde in ihrer Demütigung zu r., Ps. 35,26; 38,17. Das höchste Maß von Verblendung zeigt sich da, wo man sich selbst wider die Wahrheit, Jak. 3,14, und wider Gott, Ri. 7,2; Jes. 10,15; Hes. 35,13, rühmt.
Bewahren kann einen vor allem törichten Selbstruhm aufrichtige Selbstprüfung und demütige Selbsterkenntnis, Gal. 6,4.
Jak. 2,13 „die Barmherzigkeit rühmet sich wider das Gericht“ will sagen: wer barmherzig ist, wird dem Strafgericht über die Unbarmherzigen entgehen, in freudiger, über die Schrecken des Gerichts erhebender Gewißheit der Gnade.