Rom
Rom, Römer, Römisch.
1) Erstmalige Erwähnung der Römer in der Bibel finden wir in den Apokryphen, 1 Makk. 8; 12; 14; 15, 2 Makk. 11,34 ff. Dann greifen die Rom, Römer, Römisch in die evangelische Geschichte ein durch Herodes und Pilatus, Luk. 3,1; und Joh. 11,48 bezeugen die Mitglieder des hohen Rats ihre Furcht vor den Römern. Endlich wird Rom öfters erwähnt als die Stadt, wohin Paulus noch kommen und wo er zeugen müsse, Apg. 19,21; 23,11, wohin er auch kam, Apg. 28,14. 16, und wo die Christen sind, an die er seinen Brief schreibt, Röm. 1,7. 15; wir sehen ihn übergeben „in der Römer Hände“ als Gefangenen, Apg. 28,17, und hören ihn mehrmals sich darauf berufen, daß er selbst ein Römer oder römisch sei als römischer Bürger, Apg. 16,37; 23,27; 22,26. 27. 28. 29. Vgl. die Artt. „Herodes“, „Pilatus“, „Paulus“, „Römerbrief“.
Ungefähr seit dem Jahre 200 vor Christus trat Rom als Großmacht an den östlichen Gestaden des Mittelländischen Meeres auf. Anlaß hiezu bot der Zerfall u. die Zersplitterung des letzten östlichen Weltreichs, des Reichs Alexanders d. Gr, in mehrere kleinere Reiche. Von diesen kleineren östlichen Reichen war es das syrische, welches sich unter Antiochus d. Gr. Judäas bemächtigte im J. 198 v. Chr. Diese syrische Herrschaft gestaltete sich mehr und mehr zu einem entsetzlichen Joche. Anders wurde es, als Pompejus das längst ohnmächtige shrische Reich zur römischen Provinz machte (65 v. Chr.) und Pompejus 63 v. Chr. in Jerusalem einrückte. Von da an behaupteten die Rom, Römer, Römisch ununterbrochen ihre Herrschaft in Palästina, vgl. Art. Israel. Die Römer pflegten ihre Herrichaft so auszuüben, daß sie dem besiegten Volk in der Verwaltung der inneren Angelegenheiten eine ziemliche Selbständigkeit gewährten und insbesondere sein religiöses Gefühl und seine Religionsübungen unbehelligt ließen, obgleich freilich manchmal von einzelnen Prokuratoren Berletzendes vorkam. Auch in der Verwaltung und Justiz hatte das jüdische Synedrium ziemliche Freiheit. Das Härteste für das Volk war die Steuer an die Rom, Römer, Römisch (Grundsteuer u. Kopfsteuer); dazu kamen Warenzölle (s. Art. Zöllner), welche beide nicht ohne Härte eingezogen wurden. Militärische Besatzungen der Rom, Römer, Römisch mußten die Juden in den Hauptstädten des Landes dulden. In Jerusalem lag dieselbe auf der Burg Antonia; in Cäsarea, dem Sitz des Landpflegers, war sie am stärksten (s. die Artt. Hauptmann und Kaiserliche Schar). Standen nach dem allem die Juden unter röm. Herrschaft äußerlich nicht schlecht, so war und blieb doch das innere Verhältnis beider Teile das der gegenseitigen Verachtung u. des Hasses. Daher bei den Juden die beständige Neigung zur Revolution, welche sie auch von ihrem Messias erwarteten, bei den Rom, Römer, Römisch die Neigung zur blutigen Unterdrückung, Luk. 13,1, u. Vertreibung, Apg. 18,2, welche die Pharisäer auch anläßlich der Volksbewegung durch Jesum fürchteten, Joh. 11,48. Nur der Heiland selbst stellte sich anders und höher, Mt. 22,21, und Paulus desgleichen, Röm. 3,23.
Wenn mit der Zeit unter der römischen Herrschaft auch die römische Sprache und Kultur in Palästina eindringen mußtc, so geschah dies doch nur sehr langsam; im Zeitalter Christi und der Apostel behauptete die griech. Kultur noch fast ausschließlich die Herrschaft, und das Griechische war noch die Sprache des amtlichen Verkehrs. —
2) In den Gesichten der Weltreiche Dan. 2 u. 7 wird das vierte schwerlich mit Recht auf das römisch Reiche bezogen (s. Daniel); wie dagegen unter dem „Babylon“, dem „Weib“, „Tier“, der „großen Buhlerin“ in Offb. 14,8; 16,19; 17,5. 13; 18,2. 10. 21 u. ö. allerdings Rom, Römer, Römisch gemeint sei, und zwar das Rom, Römer, Römisch des Christenverfolgers Nero (vgl. 17,6. 9. 18), ist schon im Art. „Babylon“ gezeigt. Die Offenbarung Johannis bezeichnet das damalige Rom, Römer, Römisch als Zentralsitz der widerchristlichen Weltmacht. Das ganze Reich umfaßte unter Augustus etwa 110000 Q.-Meil. mit 100 Mill. Einwohnern. Die Stadt Rom, Römer, Römisch, auf 7 Hügeln gelegen, Offb. 17,9, war der Mittelpunkt dieses ungeheuren Reichs in materieller und geistiger Hinsicht. Flossen die materiellen Gaben, Geld und Güter der Provinzen in diesem Rom, Römer, Römisch zusammen, so ging der sittlich-religiöse Geist, der dort herrschte, von dort aus in die Provinzen. Und das war ein Geist des tiefsten Sitten- und Religious-verfalls. Die römische Religion war von Haus aus eine der besten heidnischen Religionen, ernst, sittlich, streng, aber auf die Länge drückend u. unbefriedigend. Mit Begier wurde darum immer mehr die lebensheitere Mythologie (Göttergeschichte) der Griechen aufgenommen. Zu dieser Zeit war aber die griechische Religion selbst schon im Zerfall. Der Bund zweier im Zerfall begriffenen Religionen, wie er nun in der griechisch-römischen Religion auf den Plan trat, war ein Bund zum Tode, nicht zum Leben. Das frivole, absterbende Griechentum zerfraß vollends den letzten kräftigen Ernst römischen Wesens und Glaubens, statt daß dieses jenem frisches Blut und Leben eingegossen hätte. Dazu kam noch ein Gemengsel fremder morgenländischer Götterdienste, so daß Rom, Römer, Römisch allerdings das Weib war, das mit allen Königen der Erde buhlte, Offb. 17,2. Dabei handelte es sich freilich durchaus nicht bloß um Zersetzung des Alten, sondern aus dem gewaltigen religiösen Sehnen heraus, welches jene ganze Zeit durchdrang, erwuchsen auch aufbauende Versuche, wir sehen eine auf das Christentum zulaufende Linie neben einer ihm zuwiderlaufenden. In dem Rennen und Jagen nach neuen Kulten zeigt sich das religiöse Bedürfnis im Steigen, sofern die letzteren Jenseitskulte sind und so das Problem der Seele, die Frage der jenseitigen Vergeltung von Gut und Böse, in den Vordergrund stellen und zur Lösung desselben anregen (Mithrasdienst, Mysterien). Auch die Philosophie wird praktisch (Epiktet, Plutarch), sie steigt von ihrem Throne ins religiöse Leben des Volkes herab mit der Richtung auf Moral, auf persönliches gottgemäßes Leben. In all dem spricht sich „die Erfüllung der Zeiten“ aus, die Bereitschaft des Bodens für das Eintreten des Christentums, welches mit seinem klaren ethischen Monotheismus dem unklaren Tasten ein Ende zu machen geeignet war. Und diese neue Religion mußte sich die stolze, glänzende, griechisch-römische Welt von dem verachteten Judenvolk schenken lassen.