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Richthaus

Richthaus, Prätorium, hieß im Lager das Hauptquartier des Feldherrn, und sodann in den Hauptstädten der Provinzen dasjenige Gebäude, in dem der Statthalter wohnte. Gewöhnlich wurde dazu ein älterer Palast benützt, so in Eäsarea ein von Herodes erbautes Schloß, weshalb es Apg. 23,35 Richthaus des Herodes heißt. Es diente zugleich als Kaserne für diejenigen Truppen, welche die Leibwache des Statthalters bildeten, und als Untersuchungsgefängnis für Angeklagte bis zu deren Aburteilung. Weil die Statthalter sich häufig in Jerusalem aufhalten mußten, wurde auch für den königlichen Palast Jerusalems der Name Richthaus üblich. Er lag, von drei mächtigen Türmen geschützt, neben dem Westtor der Stadt. Von einem dieser Türme ist heute noch der Sockel erhalten (Davidsturm). Auch derjenige Turm, der mit der Nordwestecke des Tempelhofs verbunden war, seit Herodes Antonia genannt, war mit Militär besetzt; das weitaus größere Schloß, das zunächst als Wohnung für den Statthalter und seine Truppen in Betracht kommt, lag aber an der Westmauer der Stadt. Im Richthaus fanden die Verhöre der Angeklagten statt, das Schlußurteil aber wurde vor demselben auf dem Richtstuhl gesprochen, Joh. 18,28. 33; 19,9; Mk. 15,16; Mt. 27,27. Das Richthaus, von dem Paulus Phi. 1,13 spricht, ist die Kaserne der kaiserl. Leibwache in Rom, die ebenfalls als Untersuchungsgefängnis diente. Ad. Schlatter.

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