Rein
Rein, Reinigkeit, Reinigen, Reinigung.
1) Häufig im Sinne von Freiheit von äußerlicher Befleckung, manchmal auch von völliger Scheidung oder Entleerung von etwas, Spr. 14,4; Jer. 13,19; Hes. 23,34; Ps. 137,7 (rein ab). —
2) Sehr häufig ist die äußere, leibliche Reinheit Sinnbild der inneren. Solche symbolische, sogen. Levitische, Reinheit, ein Stand äußerer Unbeflecktheit, wird durch das Gesetz von dem Genossen des Gottesvolkes gefordert, damit er fähig sei, vor Gott zu erscheinen und überhaupt in der Gemeinschaft des Gottesvolkes zu stehen. Verlust dieser Reinheit, Verunreinigung, tritt bei dem Israeliten hauptsächlich aus drei Ursachen ein, nämlich durch geschlechtliche Vorgänge, 1 Sa. 20,26; 2 Sa. 11,4, durch Berührung mit Leichnamen (auch mit gewissen toten Tieren) und durch Aussatz und ähnliche Hautkrankheiten, welche schon beim Anblick den Eindruck der Unreinheit machen, 2 Kö. 5,10 ff. (auch Ausschläge an Häusern und Kleidern werden daher als verunreinigend betrachtet). Die Verunreinigung schließt für eine gewisse Zeit nicht nur vom Erscheinen vor Gott, sondern auch vom Umgang mit den Volksgenossen aus; die Reinigung geschieht durch Opfer und in gewissen Fällen durch ein besonders zubereitetes Reinigungswasser, beim Aussatz ist sie durch die vorangegangene Heilung bedingt. Außerdem galt aber für den Israeliten auch der Unterschied zwischen r. und unreinen Tieren, indem nur die reinen zum Opfer und zur Speise dienen konnten, die unreinen nicht, bei den letzteren auch noch die Berührung ihres Aases verunreinigte. Die Reinigkeitsgesetze s. hauptsächlich 3 Mo. 11-15; 3 Mo. 17,15; 20,25; 22,3-8, dann auch 4 Mo. 19 (Reinigungswasser), 5 Mo. 14 (Wiederholung des Gesetzes über r. und unreine Tiere), 5 Mo. 23,20. Der Unterschied zwischen r. und unreinen Tieren kommt aber schon 1 Mo. 7 u. 8 vor, was darauf schließen läßt, daß schon in früherer Zeit sich eine Unterscheidung hinsichtlich des Gebrauchs der Tiere zu Opfer und Speise durch die Sitte gebildet hatte, welche dann durch die Gesetzgebung festgelegt wurde. Ebenso hält schon Jakob 1 Mo. 35,2 eine symbolische Reinigung seiner Familie im Zusammenhang mit dem Abtun der Götzen für nötig. Reinigung bedürfen ferner die Israeliten vor der Gesetzgebung, durch Kleiderwaschen, 2 Mo. 19,10, erlangen am Versöhnungstag Rein, Reinigkeit, Reinigen, Reinigung von allen ihren Sünden, 3 Mo. 16,30, die Leviten bei ihrer Weihe, 4 Mo. 8,6-15, die Israeliten nach ihrer Berührung mit den heidnischen Midianitern, 4 Mo. 31,24. Rein muß sein, wer vom Opfer essen will, 3 Mo. 6,18. 20. Dagegen ist sonstiges Fleischessen dem Reinen und Unreinen erlaubt, 5 Mo. 12,15. 22. Die Priester sollen unterscheiden können zwischen Reinen und Unreinen, 3 Mo. 10,10, auch Hes. 22,26; 44,23. Von der Reinheit des gesetzlichen Gottesdienstes oder Wiederherstellung derselben s. 2 Chr. 13,11; 29,15 f.; 34,33. Im Neuen Testament beugt sich Maria unter die Gesetze der Reinigung, Luk. 2,22; Jesus erkennt sie in Bezug auf die Aussätzigen als zu Recht bestehend an, Mt. 8,3 f.; Mk. 1,44, eifert aber gegen die pharisäische Erweiterung u. Überschätzung der alttest. Reinigungsgebote, wobei die innere Reinigung übersehen und versäumt wurde, Mt. 23,25; Mk. 7,4. 8; Luk. 11,39 ff.; Mt. 15,2; Mk. 7,2 ff. Paulus übernimmt die gesetzliche Reinigung mit einigen Nasiräern, um zu zeigen, daß er das Gesetz nicht mißachte, Apg. 21,24. 26, vgl. 24,18 (s. Art. Paulus S.549). —
3) Reinheit als wesentliche, innerliche, sittliche Freiheit von Sünde, manchmal auch in noch umfassenderem Sinne: Freiheit von Mangel und Unvollkommenheit überhaupt. Vollkommen rein ist in diesem Sinn schon nach dem A. T. kein Mensch und kein Geschöpf, sondern allein Gott, Hi. 4,17. 18; 14,4; 15,14. 15; 25,4. 5. 6(11,4; 33,9, falsche Meinung Hiobs, daß er oder seine Rede rein sei), Spr. 20,9 (falsche Einbildung von Reinheit, Spr. 16,2; 30,12); ferner Jes. 6,5 (vgl. Mt. 19,17; Mk. 10,18). Gott bleibt rein, behält Recht wider den Menschen, Ps. 51,6. Gottes Reinheit ist eine solche, vermöge welcher er das Böse nicht ansehen kann, Hab.1,13. Gott ist rein bei den Reinen, das heißt kann bei ihnen seine Reinheit, wie sie ist, offenbaren, während sein Handeln bei den Verkehrten verkehrt erscheint, 2 Sa. 22,27; Ps. 18,27. Auch die Furcht des Herrn (Gottes Gebot, die Anweisung Gottes, ihn zu fürchten) ist rein, Ps. 19,10. Doch auch Menschen können vergleichungsweise rein sein, Hi. 8,6; Spr. 15,26; Pr. 9,2; insbesondere wird genannt Reinheit des Herzens, aufrichtige und ernste Gesinnung der Furcht und Liebe Gottes, Ps. 24,4; 73,1, vgl. reines Gebet, Hi. 16,17, und Reinigkeit der Hände, sich frei halten von äußern Übertretungen, Ps. 18,21. 25; 2 Sa. 22,21. 25 (vgl. Dan. 11,35 bewährt, rein und lauter); dagegen sittliche Verunreinigung durch Sünden, zum Beispiel Unzucht, 4 Mo. 5,13. 14. 19. 20, Götzendienst, Hes. 22,3. 4. Der Mensch muß von Gott gereinigt werden, damit er rein werde, Ps. 51,4. 9-12; Jer. 33,8; Hes. 36,25. 33; 37,23; Dan. 12,10; Sach. 13,1; Mal. 3,3 (vgl. Jes. 49,2 Gottes Knecht zum reinen Pfeil gemacht, von Gott zu lauterem, wahrhaftigem Zeugnis zubereitet), der Mensch muß aber auch sich selbst reinigen und reinigen lassen, Jes. 1,16; Jer. 13,27, damit Gottes Werk nicht vergeblich sei, Hes. 24,13. Auch Jes. 52,11 steht es wohl nicht bloß im symbolischen, sondern im wesentlichen Sinne. Im Neuen Testament wird vor allem hervorgehoben, daß die wesentliche Reinheit und Unreinheit nicht von außen, sondern von innen kommt, im Gegensatz gegen pharisäische Scheinheiligkeit und gegen gesetzliche Ängstlichkeit, Mt. 15,11. 17-20; 23,25. 26; Mt. 7,15-20. 23; Luk. 11,39. 40. 41; Apg. 10,15. 28; 11,9; Röm. 14,14. 20; Tit. 1,15. Reines Herzens muß sein, wer Gott schauen will, Mt. 5,8. Liebe von reinem Herzen, 1 Tim. 1,5; 1 Pe. 1,22. Anrufen des Herrn non r. Herzen, 2 Tim. 2,22; ferner reines Gewissen (bes. wem ein Amt in der Gemeinde anvertraut ist), 1 Tim. 3,9; 2 Tim. 1,3, so daß man namentlich auch äußerlich von Schuld und Versäumnis frei dasteht, Apg. 18,6; 20,26; 2 Kor. 7,11, also auch reinen Gottesdienst üben, Jak. 1,27, rein sein im Wandel (vgl. Jak. 4,8 Reinigen der Hände). Die Gemeinde Christi soll als r. Jungfrau ihm zugeführt werden, 2 Kor. 11,2. Besonders tritt im Neuen Testament klar hervor, durch welche Wege und Mittel Gott die Reinigung wirkt. Gott wirkt reinigend an den Menschen durch das Wort der Wahrheit und (wie im Bilde angedeutet ist) auch durch Züchtigungen, Joh. 15,2. 3. Vor allem aber ist die völlige gründliche Reinigung der Menschen von der Sünde begründet in dem Sühnungstod Christi, Hbr. 1,3, daher sein Blut das Mittel ist, uns zu reinigen von aller Sünde, 1 Joh. 1,7, die Gewissen zu reinigen von den toten Werken, Hbr. 9,14 (also Reinigung von Sündenschuld und Sündenmacht), $$2 Petr. 1. 9::2. Petr 1,9$$, vgl. 1 Pe. 1,2; Offb. 1,5; 7,14. Äußere Handlungen, welche die Reinigung von Sünden abbilden, sind im Neuen Testament zuerst die Taufe Johannis, Joh. 3,25, dann die von Jesu geübte Fußwaschung, Joh. 13,10. 11, dann die christl. Taufe, Eph. 5,26; Hbr. 10,22. Ziel der Reinigung, Tit. 2,14. Aber auch im Neuen Testament werden die Gläubigen aufgefordert, sich selbst zu reinigen, 2 Kor. 7,1; 2 Tim. 2,21; Jak. 4,8; 1 Joh. 3,3, um Christo ähnlich zu werden, und wird auf die Bedingungen seitens der Menschen für Erlangung der göttl. Reinigung hingewiesen: Glauben Apg. 15,9, Bekenntnis der Sünden 1 Joh. 1,9. —
4) Die äußere Reinheit, Klarheit, Glanz als Offenbarung der inneren Reinheit, Dan. 7,9; Offb. 15,6; 19,8. 14; 21,18.