Zum Inhalt

Phrygien

Phrygien ist eine Apg. 16,6; 18,23 erwähnte Landschaft Kleinasiens, die um so schwerer zu begrenzen ist, als der Name später weniger politische als ethnographische Bedeutung hatte. Es ist ursprünglich das ganze Binnenland Kleinasiens westlich vom Halys und der zentralen Wüste darunter verstanden. Das Land ist vorherrschend Hochebene, etwa 900 bis 1000m hoch, abgesehen von einzelnen nicht hohen Berggruppen und den teilweise tief eingeschnittenen Flußtälern. Es ist namentlich im Südwesten und in den Tälern sruchtbar, teilweise in den Tälern sogar weinreich, sonst aber, besonders im Norden und Osten, mehr nur zur Weide (Schafzucht) geeignet. Fruchtbar ist namentlich das an die Hochebene im Westen sich anlehnende Terrassenland, das sich zum Meer hin absenkt, wo zwischen den mannigfaltigen Berggruppen überaus ertragreiche Flußtäler eingebettet sind.

Das Land war bewohnt von den Phrygiern, einem den Armeniern verwandten indogermanischen Volke, welches früh eine gewisse nicht unbedeutende Kulturstufe erreichte, eine selbständige politische Rolle aber kaum vorübergehend gehabt hat.

Das Gebiet der Phrygier und der Name Phrygien breitete sich weit aus. Zu dem ursprünglichen Gebiet westlich vom Halys um den Sangarius, in dem Städte wie Ancyra, Gordieum und Doryläum lagen, und das auch „das obere Phrygien“ hieß, kam ein „gebirgiges Phrygien“ im Süden, durch welches die Hauptstraße Kleinasiens nach dem altphrygischen Ikonium in der Landschaft Lykaonien führte, und ein „füdliches Phrygien“, das sich zum Taurus hin erstreckte. Apamea und die aus dem N. T. bekannten Städte Laodicea, Kolossä, Hierapolis lagen hier. Alle diese Gebiete zusammen hießen „Großphrygien“ im Unterschied von einem „Kleinphrygien“ oder „hellespontischen P“ am Hellespont und südlich vom Marmarameer. Der letztere Name wurde übrigens auf das nördliche Großphrygien ausgedehnt. Politisch war die Landschaft nicht lange selbständig. Dann wurde sie von den Lydiern unterworfen. Mit dem Untergang des lydischen Reiches (549) fiel sie an Persien, dann an Alexander d. Gr. Jn den für Kleinasien besonders wirren Zeiten nach Alexander wurden diese Gegenden nicht nur vollständig hellenisiert; seit 278 ließen sich Gallier in Kleinasien nieder und bekamen etwa um 235 das nordöstliche Phrygien, das eigentliche phrygische Stammland, das fortan Galatien hieß. In der röm. Zeit gab es ein Phrygien als politisches Gebiet nicht. Das westliche Phrygien mit Städten wie Apamea, Laodicea, Kolossä gehörte zur Provinz Asien, das „südliche“ zu Galatien. Das schließt aber nicht aus, daß der Name doch noch gebraucht wurde. So eben in der Apostelgeschichte 16,6, wo Paulus von Derbe und Lystra aus nach Phrygien, das heißt in das südliche Großphrygien kommt, um dann nach Galatien (eigentlich dem nordöstl. Großphrygien der alten Zeit) und dann nach Asien weiter zu ziehen. Daß er nicht umsonst hier war, beweist Apg. 18,23, beweist auch das Vorhandensein von Gemeinden in Kolossä, Laodicea (Kol. 4,13. 16; Off 3,14 ff.) und Hierapolis (Kol. 4,13).

Zur Übersicht