Nikolaiten
Nikolaiten, eine vom Evangelium abirrende Gruppe in den kleinasiatischen Gemeinden, über die Johannes, als er die Offenbarung empfing, das Urteil Jesu vernahm. Der Gemeinde von Ephesus rechnet es Jesus zum Lob an, daß sie die Werke der Nikolaiten haßt, 2,6, während die Gemeinde von Pergamon sie duldet, 2,15. Sie werden als innerlich gleichartig mit denen zusammengestellt, die ihr Kennzeichen in Bileam erhalten. Ähnliches geschah auch in Thyatira, 2,20; dort dient Isebel zur Darstellung dessen, was sie tun. Zwei Merkmale werden ihnen beigelegt. Sie traten als Propheten auf, sind im Besitz höherer Geisteskräfte und rühmen sich tiefer Erkenntnisse. Da sie aber nicht die reine, aus dem heiligen Geist entsprungene, sondern eine verführerische Prophetie vertraten, erfahren sie nicht göttliche, sondern satanische Einwirkung und haben so die Tiefen des Satans erkannt, 2,24. Von der Christenheit scheiden sie sich dadurch, daß sie Götzenopfer essen und huren. Sie heben also die Trennung vom Heidentum auf, fürchten die Berührung mit dem heidnischen Gottesdienst nicht, kommen der heidnischen Gewöhnung auch dadurch entgegen, daß sie den Gebrauch der Dirne gestatten, und benützen vielleicht die religiöse Aufregung direkt zur Erweckung sinnlicher Begehrungen. Diese Vorgänge gehören zu der weit verbreiteten und lange währenden Bewegung, von der die Briefe an Timotheus und Titus, die Briefe des Johannes, Judas und 2. Petri sprechen, und die wir mit dem Namen „Gnostiker“ bezeichnen. Unter der Einwirkung von religiösen Traditionen und Vereinen, die aus den orientalischen Religionen in die Judenschaft eingedrungen waren, entstand auch in der ersten Christenheit ein mächtiges, aber ungeheiligtes Verlangen, Gottes Geheimnisse, die innere Gestaltung des göttlichen Lebens, die himmlischen Geister, den Schöpfungsakt und das Wesen des Sohnes Gottes zu ergründen und sich damit die Kräfte der himmlischen Welt anzueignen. Der Widerstand gegen unsre sündlichen Begehrungen war damit aufgegeben. Dies kam grell durch die Vermengung der Religion mit der Pflege der erotischen Leidenschaften ans Licht. Der Name „Nikolaiten, Nikolaus“ ist nach seiner Herkunft nicht sicher zu deuten. Vielleicht rührt er von einem Lehrer dieser Richtung her, der Nikolaus hieß. Schon im zweiten Jahrhundert haben kirchliche Lehrer den Namen in Verbindung mit Nikolaus, dem Armenpfleger von Jerusalem, Apg. 6,5, gebracht.