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Nazareth

Nazareth, Nazarener. Nazareth ist weder im Alten Testament erwähnt, noch von Josephus, welcher manche der benachbarten Dörfer anführt, war also jedenfalls ein kleines, politisch unbedeutendes Dorf des unteren Galiläa, abseits von den Verkehrswegen, in einem Talkessel rings von Hügeln eingeschlossen, an dessen steil ansteigender Bergwand es angebaut ist, die von der Weisheit Gottes erkorene, stille, verborgene Heimat Jesu bis zu seiner Taufe. Nach derselben scheint Jesus wiederholt in Nazareth, Nazarener aufgetreten zu sein, teils unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Judäa, Luk. 4,16ff., ehe er nach Kapernaum zog, teils auf einer späteren Wanderung durch Galiläa, Mk. 6,1 ff.; Mt. 13,54 ff. Er hatte in dem Orte Verwandte, da zwar seine Mutter und Brüder mit ihm nach Kapernaum zogen, Joh. 2,12, aber seine Schwestern wahrscheinlich verheiratet in Nazareth, Nazarener zurückblieben, Mk. 6,3. Aber gerade diese genaue Bekanntschaft der Leute von Nazareth, Nazarener mit ihm und seiner Familie wurde ihnen zum Glaubenshindernis; sie vermochten in dem, der ihnen so nahe stand, nicht den von Gott zu ihrem Herrn und König Gesalbten zu erkennen, und Jesu Strafwort über ihren Unglauben reizte sie bis zum Mordversuch. Nachdem das Dorf seit den Kreuzzügen Bischofssitz geworden ist, wuchs seine Bedeutung allmählich, zum Teil wegen der Verödung der Jesreelebene infolge der Einfälle der Araber, und jetzt ist es die größte Stadt des Distrikts mit einer Bevölkerung von über 3000 Seelen, auch mit einer evangel. Gemeinde u. einer hübschen evangel.Kirche. Ins alte Nazareth, Nazarener reicht vom jetzigen Städtchen kaum irgend etwas zurück als der einzige Brunnen desselben, auf den der ganze Ort von jeher angewiesen war (Tafel 18).

Nazarener er, der von Nazareth, hieß Jesus nach der Weise der Zeit, da man zur Unterscheidung gleichnamiger Personen die Herkunft derselben dem Namen beifügte. Diese Benennung gehört mit zu seiner Verborgenheit und Niedrigkeit; sie enthielt für den Juden ein Ärgernis. Das Christusamt und Herkunst aus Nazareth konnte er nicht zusammenbringen ohne einen kräftigen Glaubensgehorsam, der sich der Gottesherrlichkeit in Jesu ergab, vgl. Joh. 1,45 ff. Darum bezeichnet Matthäus den Namen Nazarener als der Weissagung der Propheten gemäß, Mt. 2,23. Der Entschluß der Eltern, aus Furcht vor Archelaus nicht in Judäa, sondern in Nazareth sich niederzulassen, gab Jesus jene Verborgenheit, die durch die Weissagung dem Kommenden zugeschrieben war. Matthäus wird dabei besonders an Jes. 11,1 denken, wo das hebr. Wort für Zweig (nezer) an den Namen Nazareth erinnert. Später hat jüdischer Spott für die Gemeinde den Namen „die Nazarener“ aufgebracht, Apg. 24,5. Damit war in den Augen der Juden die Torheit der Glaubenden hinlänglich gekennzeichnet, daß sie dem als dem Christus anhingen, der aus Nazareth kam.

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