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Moloch

Moloch, hebräisch stets mit Artikel ham-molek (nur 1 Kö 11,7 steht molek ohne Artikel), was aber, wie die Nebensorm Milkom nahelegt, wohl ursprünglich ham-melek „der König“ vokalisiert gewesen ist; denn im semitischen heißt malik und milk „König“ (letzteres aus milik und dies wieder durch Vokalangleichung aus malik) u. für malik steht im hebräischen lautgesetzlich melek (vgl. malkî mein König, malkam ihr König, rex eorum). Milkom scheint die speziell bei den Ammonitern übliche Form gewesen zu sein (vgl. 1 Kö. 11,3 und 5, dagegen 11,7 Molek, 23,10, ham-molek), während die Jer. 49,1. 3, Zeph. 1,5 und wahrscheinl. auch 2 Sa. 12,30 begegnende Nebenform malkam („ihr König“, s. oben) eine volksetymologische Umschreibung von Milkom (milk mit der sogen. Mimation, wie in südarabischen Eigennamen) darstellt. Auch Jes. 30,33 ist Moloch mit „dem Könige“ gemeint, wie die vorhergehende Feuerstätte (tophet-Luther: Grube) nahelegt; eine der charakteristischsten Seiten dieses Gottkönigs war es ja, daß ihm die Erst, geburt verbrannt wurde oder daß man sie wenigstens symbolisch für ihn durchs Feuer gehen ließ (3 Mo. 18,21; 20,2-5; Jer. 32,35 u. ö.), welch grausame Sitte dann von den umwohnenden Völkern, besonders den Ammonitern (s. oben), auch in Israel Eingang fand, wie solches z.B. ausdrückl. von den judäischen Königen Ahas und Manasse (und vgl. für Israel 2 Kö. 17,17 und Hes. 23,27) berichtet wird.

Die seltsame Vokalisation Molek statt Melek erklärt sich wohl am besten daraus, daß man den als heilig angesehenen Namen für gewöhnl. auszusprechen vermied, denn der „Engel des Herrn“ (mal’ak Jahve) war der im Feuer sich offenbarende Götterbote und Gottkönig im Alten Testament, sondern dafür den mehr populären Feuerdämon Boshet sprach und also die Vokale von Boshet (was zugleich Schande bedeutet) unter die Konsonanten von Melek setzte, ähnlich wie bei Jahve, wo ja die Schreibung Jehovah die Lesung Adonaj andeuten soll. Später ersetzte man dann auch Molek durch Baal (vgl. Jer. 19,5 mit 32,35), genau wie man in Personennamen den alten Boshet durch Baal (vgl. Esh-Boshet das heißt „Feuer ist Boshet“, wie statt Ischboshet 2 Sa. 2-4 zu lesen ist, mit späterem Esch-Baal 1 Chr. 8,33) ersetzt hat. Dieser Boschet ist als Baschtu und Baltu schon altbabylonisch als Beiname des Götterboten Nebo-Nusku bezeugt, und ebenso auch Malik, so im Personennamen Nabium-Malik (mit Gottesdeterminativ vor Malik!) das heißt Nebo ist Malik; und auch in südarabischen Personennamen begegnet ein Gott Malik des öfteren als Kompositionsglied, zum Beispiel in Jaqih-Malik u.Malik-waqaha (das heißt „es ist gehorsam Malik“). Für die Verbreitung dieses Namens des Götterboten ist bezeichnend, daß im äthiopischen amlâk (ein Majestätsplural von malik „König“) geradezu die Bedeutung „Gott“ bekommen hat, und auch die Deisizierung der semitischen Könige wird in Zusammenhang mit dem Kult des Gottes Malik stehen; vergl. ferner das nordsyrische Götterpaar Abram-Melek u. Anam-Melek (s. d. Artt. Adrammelech und Anammelech), die ebenfalls mit unserm Melek-Moloch zusammengesetzt sind und denen man ebenfalls die Söhne verbrannt hat, und den stierköpfigen Molochgott Minotaurus auf Kreta. Dagegen hat sich die Lesung des assyrischen Gottes ilu Ai (geschrieben ilu A-a) als Malik als Irrtum erwiesen. Ob das Sternpaar Sharru („König“, westsemitisch malik) und Nabiu (Nebo) im Schützen hergehört, ist noch fraglich, wenn gleich manches, so die erwähnten Zwillingsgötter Adrammelech u. Anammelech und die Identität des Gottes Nebo mit Malik dafür zu sprechen scheint.

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