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Los

Los.

1) Wie bei anderen Völkern des Altertums, so bediente man sich auch in Israel schon in sehr früher Zeit des Los, um eine möglichst unparteiische Verteilung von Sachen oder Zuteilung von Ämtern u. dgl. vorzunehmen und dadurch allem Streit vorzubeugen, Spr. 18,18. Kriegsbeute wird so durchs Los verteilt (Ob. 11 Jerusalem), Kriegsgefangene, Na. 3,10, das an einem Stück gewobene und darum nicht wohl zerteilbare Obergewand, Ps. 22,19; Mt. 27,35; Mk. 15,24; Luk. 23,34; Joh. 19,24. —

 2) Das Los wurde allgemein als göttliche Entscheidung betrachtet, Spr. 16,33. Bei den Heiden war allerlei Aberglauben damit verbunden; so bei Haman, Esth. 3,7, der durchs Los den glücklichen Monat und Tag für seinen Mordanschlag gegen die Juden zu finden sucht, weshalb dann der Tag der Befreiung der Juden Losfest, „Purim“, genannt wurde. In Israel gab Jahveh selbst die wichtigsten Entscheidungen durchs Los Das Land Kanaan wurde auf seinen Befehl verlost, das heißt durchs Los jedem Stamm die Gegend seines Wohnsitzes bestimmt, während sich die Größe des zugeteilten Landes nach der Kopfzahl des Stammes richtete, 4 Mo. 26,55 f.; 33,54; 34,13; 36,2 f.; Jos. 13,6; 14,2; 18,6. 8. 10; 19,51; 23,4; Ps. 105,11; Apg. 13,19. Selbst die von Hesekiel für die Vollendungszeit geweissagte Verteilung des h. Landes soll durchs Los geschehen, 45,1; 47,22. Auch das verloste Stammgebiet selbst wird Los genannt, Jos. 15,1; 17,14 u. 17; Ri. 1,3. Bildlich wird das von Gott zugeteilte Lebensschicksal als Los bezeichnet, Ps. 16,6; Jes. 34,17. —

 3) Die Berufung zu einem Amt geschieht durchs Los, damit die Person, auf welche es fällt, als eine von Gott selbst gewählte erscheine. So wird Saul zum König bestimmt, 1 Sa. 10,20 (wobei aber nicht deutlich ist, ob ein gewöhnl. Los oder das heilige „Licht und Recht“ des Hohenpriesters angewendet wurde), Matthias zum Apostel, Apg. 1,26. Da übrigens das Los hier zwar nach vorangegangenem Gebet, aber ohne bestimmten göttl. Befehl und vor der Austeilung des h. Geistes angewendet wurde, so sind manche Erklärer der Ansicht, es sei dies nicht nach dem Sinne Christi geschehen, der durch die Berufung Pauli später selbst die Zwölfzahl seiner Apostel ergänzte. Es ist überhaupt die Frage, ob nicht das Los eben nur auf der unvollkommenen Stufe der alttest. Offenbarung zulässig war, denn im ganzen N. T. ist sonst nirgends von der Anwendung des Los die Rede, vielmehr überall darauf hingewiesen, daß die Christen prüfen sollen, was der Wille Gottes sei. Röm. 12,2 u. a. St. —

4) Für gottesdienstliche Zwecke wurde das Los in der älteren Zeit nur zu der Bestimmung der zwei Böcke am großen Versöhnungstag (einer zum Sündopfer dem Herrn, der andere dem Asasel), 3 Mo. 16,8, gebraucht. Daß auch das „Licht und Recht“ des Hohenpriesters eine Art Los war, s. d. Art. Die Reihenfolge, in welcher die Priester, Sänger u. Türhüter am Heiligtum abwechseln sollten, durchs Los bestimmt, 1 Chr. 24,6 ff.31; 25,8 ff.; 26,13., vgl. Neh. 10,35; 11,1. —

 5) Endlich bediente man sich des Los, um ein richterl. Gottesurteil zu erhalten, um einen Schuldigen herauszufinden. So die heidnischen Schiffer, Jon. 1,7, Israeliten, Jos. 7,14; 1 Sa. 14,38 ff.; Hes. 24,6. —

 6) Gewöhnlich wurden zum Losen Steinchen (gorál, so hieß dann auch das Los selbst) von versch. Farbe oder Gestalt verwendet und diese in einem Gefäß oder in der durch die Gürtung entstehenden Busenfalte des Obergewands geschüttelt und herausgeworfen, Spr. 16,33. Aber auch mit Namen beschriebene Täfelchen wurden gebraucht, 3 Mo. 16,8; Apg. 1,26. Bei den Babyloniern wurde mit Pfeilen gelost, welche im Köcher geschüttelt und dann herausgezogen wurden. Hes. 21,26, oder vermittelst Stäben, Hos. 4,12, s. d. Art. Wahrsagen.

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