Kedor-Laomer
Kedor-Laomer heißt 1 Mo. 14,1 u. 9 (s. zum richtigen Verständnis das oben S. 64 ausgeführte) der elamitische König, der mit Tideal. König von Goi, unter der Regierung des babylonischen Königs Ariok von Larsa und seines von 1948 an in Babel herrschenden Vasallen Amraph (das heißt Hammurapi) den 1 Mo. 14 geschilderten Feldzug gegen die Könige von Sodom und Gomorra führte. Der Name ist gut elamitisch, da sowohl das erste Element Kudur, Kutir mit folgendem Gottesnamen (Bedeutung etwa: Diener des …) in elamitischen Königsnamen inschriftlich nachgewiesen ist, als auch das zweite Element Lagamar ein wohlbekannter elamitischer Gottesname ist (s. den Art. Glam). Aber der Name Kudur-Lagamar als Ganzes ist trotzdem immer noch nicht inschriftlich aufgefunden, wenigstens nicht in einer alten gleichzeitigen Urkunde; nur in einem späteren Epos (s. oben S. 64) ist er als Ku-ku-ku-mal, das heißt Ku-dur-Dug-mal (Bar. Ku-ku-ku-ku-mal, das wäre Ku-dur-Duk-ku-mal) belegt. Die in einem Brief an Hammurapi von Pater Scheil gefunden geglaubte Schreibung hat sich als irrige Lesung erwiesen (Inuch-samar, nicht Kutur-nuchgamar steht im Original, und zwar nicht als Name eines Königs, sondern einer Privatperson), scheidet also definitiv aus. Aber aus der Luft gegriffen ist der Name (schon wegen seines Vorkommens im Epos) nicht; es muß damals einen König Kudur-Lagamar von Elam gegeben haben, der in irgend welchen Beziehungen, wohl als Oberherr, zu Ariok (Arad-Sin) von Larsa stand (s. den Art. Arjoch und dazu S. 64 f. dessen Vater Kudur-Mabug, welcher Fürst des osttigridischen Gebietes von Jamutbal war und einen elamitischen, ebenfalls mit Kudur beginnenden Namen trägt, ja sich sogar gelegentlich Herr des Berges des Westlands nennt). Näheren Aufschluß können allerdings nur weitere Ausgrabungen bringen. Die ganze Situation aber, nämlich daß ein babylonischer, bezw. elamitischer König damals einen Zug gegen einen Teil Palästinas unternimmt, liegt durchaus im Bereich der geschichtlichen Möglichkeit. Denn der durch die Tell-el-Amarna-Briefe (s. oben, S. 65) bezeugte Gebrauch der babylonischen Schrift und Sprache im diplomatischen Verkehr ganz Vorderasiens, vor allem aber Syriens und Palästinas, kann nur durch eine vorhergegangene, Jahrhunderte lang dauernde politische Oberhoheit Babyloniens über diese Gebiete befriedigend erklärt werden; da wir damit kaum bis Sargon von Agade (ca. 3000 v. Chr.) zurückgehen dürfen, so bleibt nur die Zeit etwa von 2200 bis auf Hammurapi für eine derartige tiefgehende Beeinflussung, von der auch noch das damals entstandene astrologische Werk der Babylonier mit seiner so oft darin begegnenden Nebeneinanderstellung der Könige von Ur, Akkad und dem Westland Zeugnis ablegt, übrig. In diese Zeit fallen aber auch mehrere elamitische Einfälle nach Babylonien (s. den Art. Elam und auch schon vorher S. 64 im Art. Babylonien), so daß es, zumal die elamitische Kultur nur ein Ableger der babylonischen war, ganz gut denkbar ist, daß solche Einfälle sich gelegentlich auch über die Grenzen Babyloniens hinaus bis nach Palästina, das ja als Domäne der babylon. Kultur galt, erstreckten. Auch die Wanderung Abrams und seiner Leute von Ur (über Haran) nach Kanaan ist nur unter der Voraussetzung denkbar, daß damals Palästina unter babyl. Oberhoheit stand.