Jerusalem - das himmlische
Jerusalem, das obere oder das himmlische. In einigen jüdischen Schriften aus der Zeit Christi (oder der Apostel) findet sich die Ansicht, daß in der messianischen Zeit ein neues Jerusalem, das obere oder das himmlische auf die Erde kommen werde, das bisher schon im Himmel aufbewahrt sei. An diese Ansicht lehnen sich auch einige Stellen des Neuen Testaments, aber in wesentlich vergeistigtem Sinn.
1) Das obere Jerusalem, das obere oder das himmlische heißt Gal. 4,26 der Himmel, die Mutter der neutestamentlichen Bundesglieder im Gegensatz zum irdischen Jerusalem, das obere oder das himmlische, der Mutter der alttestamentlichen Bundesglieder. Sie werden so genannt, teils weil die Stiftung der beiden Bündnisse von diesen Orten, von Jerusalem-Sinai und vom Himmel ausgegangen ist, teils weil der beiderseitige Geist sich an diesen Orten seine zutreffendste Ausprägung gegeben hat: dort der Geist der Knechtschaft, hier der Geist der Freiheit, vgl. Hbr. 12,18-22. —
2) In der Offb. 21 (vgl. 3,12) sieht Johannes die heilige Stadt, das neue Jerusalem, das obere oder das himmlische, von Gott aus dem Himmel herabfahren. Es ist dies die vollendete Gemeinde der Erlösten (die Braut des Lammes, V. 2 und 9) in ihrer herrlichen Heimstätte. Auffallend ist, dass dieses Jerusalem, das obere oder das himmlische auf die Erde herniederkommt: es könnte darnach scheinen, als wollte die Offenbarung den endgültigen und bleibenden Mittelpunkt der Herrlichkeitsoffenbarung Gottes vom Himmel auf die Erde verlegen. Allein es ist zu beachten, dass es heißt: ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der zugrunde liegende Gedanke ist offenbar der, dass in jener Vollendungszeit die Kluft zwischen Himmel und Erde überbrückt wird, kein Gegensatz mehr zwischen dem neuen Himmel und der neuen Erde besteht. Die Herrlichkeit von dem neuen Jerusalem, das obere oder das himmlische wird zwar mit irdischen Farben geschildert (Mauern von Edelstein, Gassen von Gold, Tore von Perlen u. dgl.), aber dies soll doch nur der Abglanz davon sein, dass es eine Hütte Gottes bei den Menschen darstellt (Vers 3). Die ganze Stadt ist gleichsam ein Allerheiligstes (Länge, Breite und Höhe der Stadt sind gleich, wie beim Allerheiligsten der Stiftshütte und des Tempels, V. 16), daher ist kein Tempel in ihr, sondern „der Herr ist ihr Tempel und das Lamm“ (Vers 22). Darum darf aber auch nichts Unheiliges sich mehr nahen, sondern die Bewohner entsprechen völlig dem heiligen Charakter der Stadt (Vers 8 u. 27).