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Herodes Antipas

Herodes Antipas, im Neuen Testament stets „Herodes“ genannt (4-39 n. Chr.), der Landesfürst Jesu (Luk. 23,7), war ein echter Nachkomme Herodes des Gr., ehrgeizig, klug, prachtliebend, wenn ihm auch die Willenskraft seines Vaters nicht in gleichem Maß zu eigen war. Luk. 13,32 nennt ihn Jesus wegen seiner Schlauheit einen „Fuchs“ und Mk. 8,15 warnt er vor ihm als vor „Sauerteig“. Auch er suchte seinen Ruhm in großen Bauten. Zu Ehren des Kaisers Tiberius gründete er eine völlig neue Hauptstadt Galiläas, „Tiberias“, am Westufer des Sees Genezareth, der dann gleichfalls der See des Tiberius genannt wurde. Zu den Festzeiten scheint er häufig in Jerusalem anwesend gewesen zu sein (Luk. 23,7), und von dort aus mag er sich auch an der Klage gegen Pilatus wegen Anbringung der Weiheschilde beim Kaiser beteiligt haben. Was wir sonst von ihm wissen, fällt in die spätere Zeit, etwa in die letzten Jahre seiner Regierung. Er stand in dieser Zeit fast ganz unter der Gewalt einer Frau, welche ihn zu Taten hinriß, die er weder wollte, noch billigte. Dieselbe war Herodias (s. d.), in erster Ehe vermählt mit dem im Privatstand lebenden Sohn des Herodes Antipas d. Gr. und der zweiten Mariamme, Herodes (die Evangelisten nennen ihn, Mt. 14,1 und Mk. 16,17, wohl aus Verwechslung mit dem Vierfürsten von Ituräa, Philippus). Um diese zu heiraten, verstieß er seine erste Gemahlin, die Tochter des arabischen Königs Aretas. In die Zeit dieser Heirat oder bald darauf fällt das Auftreten Johannes des Täufers und Jesu, welche beide im Gebiet des Antipas ihre Wirksamkeit entfalteten, der Täufer in Veräa, Jesus in Galiläa. Zuerst kam er in Berührung mit dem Täufer. Wie die Evangelien berichten (Mt. 14,1 ff.; Mk. 6,17 ff.; Luk. 3,19 ff.) tadelte Johannes seine Ehe mit Herodias. Herodes Antipas ließ ihn deswegen (vielleicht auch, weil er durch ihn religiöse und politische Aufregung unter dem Volk fürchtete) wahrsch. auf Anstiften der Herodias in Machärus im Osten des Toten Meeres gefangen setzen und hinrichten (Mt. 14,10; Mk. 6,14 ff.). Bald darauf von den Taten Jesu hörend, wähnte er, von seinem Gewissen gepeinigt, daß der Täufer wieder auferstanden sei (Mt. 14,1 ff.). Er wünschte den Wundermann zu sehen (Luk. 9,9); bald aber suchte er ihn heimlich zu töten (Luk. 13,31). Sein erstes und letztes Zusammentreffen mit Jesus erzählt die Leidensgeschichtc (Luk. 23,7). Die Verbindung mit Herodias brachte dem Herodes Antipas wenig Segen. Sein früherer Schwiegervater Aretas besiegte das Heer des Herodes Antipas völlig. Herodes Antipas rief die Römer zu Hilfe. Schließlich brachte ihn der Ehrgeiz seiner Frau auch noch um Herrschaft und Freiheit. Sie bestimmte nämlich ihren Gemahl, nach dem Regierungsantritt des Kaisers Caligula nach Rom zu gehen und um den Königstitel nachzusuchen, den sein Neffe Herodes Agrippa erhalten hatte. Auf Agrippas Anklage aber, daß Herodes Antipas verdächtige Waffenvorräte in seinem Lande angesammelt habe, ward er vom Kaiser entsetzt und nach Lugdunum (Lyon) in Gallien (Frankreich) verwiesen, wohin die Herodias ihm folgte. Sein Gebiet erhielt der Kläger, Agrippa.

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