Handwerk
Handwerk. Das Handwerk ist in Babylonien schon zur Zeit Hammurapis reich entwickelt, desgl. in Ägypten. Von beiden Seiten her stammen denn die Kultureinflüsse auf das alte Israel. Wenn dieses trotzdem nur langsam die Fertigkeiten der Nachbarn sich aneignete, so erklärt sich das zum guten Teil aus den Zeiten kriegerischer Unruhe (vgl. 1 Sa. 13,19 ff.), wie dem Vorwiegen von Viehzucht und Ackerbau bis auf die Zeit Salomos. Noch dieser König hat für seinen Tempelbau der fremden Meister gebraucht, die aber jedenfalls zugleich zu Lehrmeistern für die Einheimischen wurden und die nun beginnende Städtekultur einleiten halfen. Weit hat es Israel nie gebracht, weder in der Kunst noch im gewöhnlichen Handwerk Doch bedeutet es dem klassischen Altertum gegenüber, dem Handarbeit als des freien Mannes unwürdig erscheint, eine Gesundheit der Verhältnisse wenn der Talmud sagt: Wenn jemand seinen Sohn kein Handwerk lehrt, so ist’s, wie wenn er ihn Straßenräuberei lehrte. Insbesondere die Schriftgelehrten (vgl. Saulus) haben in der Regel ein Handwerk ausgeübt.
Aus 1 Chr. 2,55; 4,14, 21 ff.; Neh. 3,8 ergibt sich, daß die Gewerbe sich als Innungen darstellten, in der Regel wohl in der Familie sich forterbend, sie wohnten in bestimmten Orten oder Straßen (Jer. 37,21: Bäckergasse) zusammen, vgl. noch heute die Bauhandwerker von Bethlehem u. dgl.
Indem wir nun die hauptsächlichsten Handwerke, welche die Bibel nennt, aufzählen, bemerken wir zum voraus, daß einzelne nur zufällig unerwähnt bleiben, wie Färber (Mk. 9,3 steht im Grundtext Walker), Schneider und Schuhmacher. Eisen und Kupfer wurden vom Schmied seit den ältesten Zeiten verarbeitet (Jes. 44,12; 1 Kö. 7,14). Man verstand das Kupfer (s. Erz) zu Blech zu schlagen, zu gießen, zu polieren. Schlosser werden 2 Kö. 24,14; Jer. 24,1 im Grundtext genannt. Da sie samt den Schmieden von Nebukadnezar mit Jechonja in die Gefangenschaft abgeführt wurden, so werden hier auch die Waffenschmiede mit inbegriffen sein. Aber auch an Gold- und Silberarbeitern fehlte es nicht (Ri. 17,4; Jes. 40,19). Es wurden Geräte zu gottesdienstlichen Zwecken verfertigt (2 Mo. 37), aber auch Götzenbilder (Jes. 41,7). Die edlen Metalle wurden geläutert (Jes. 1,25 Schaum = Schlacken) und gegossen. Mit Goldblech überzog man Bildsäulen (Jes. 40,19), Steinschneider kommen 2 Mo. 28,11 vor. Die Steinmetzen (2 Kö. 12,13) hantierten mit Setzwage, Richtschnur und Bleilot. Maurer (1 Chr. 14,1) fehlten natürlich auch nicht, und Hes. 13,11 nennt auch Tüncher. Die Zimmerleute (2 Sa. 5,11), worunter auch die Tischler begrissen sind, gebrauchten Axt, Beil, Säge, Hobel, Zirkel, Rotstift u. dergl. Ziegler gab es nicht bloß in Ägypten (2 Mo. 5,7) und Mesopotamien (1 Mo. 11,3), sondern auch in Palästina, Jes. 9,10, vgl. 2 Sa. 12,31 (Ziegelöfen). Des Töpfers Arbeit beschreibt Jer. 18,3. Das Glasieren wird Sir. 38,34 genannt. Apg. 9,43 kommt ein Gerber vor. Dieses Gewerbe galt für unrein, wie das der Walker (Jes. 7,3; Mk. 9,3, wo Luther unrichtig Färber übersetzt hat). Sie reinigten die Kleider, neue und getragene, durch Einweichen, Schlagen und Stampfen, wobei sie vegetabilische Lauge (Mal. 3,2) und Mineralkali (Jer. 2,22; Luther beidemal Seife) anwandten. Das Weben war bei den Juden meist ein Geschäft der Frauen (Spr. 31,24). Besondere Arten sind die Buntweberei (2 Mo. 26,36) und die Zelttuchweberei. Die Zelttuchmacher (Apg. 18,3; Luther: Teppichmacher) verfertigten aus Ziegenhaaren einen filzartigen Stoff. Neuere verstehen unter dem von Paulus und Aquila betriebenen Handwerk das Zusammennähen der Tücher, Zeltschneiderei. Außerdem seien noch genannt: Bäcker (Hos. 7,4), Barbiere (Hes. 5,1: „Schermesser der Bartscherer“), Salbenbereiter (2 Mo. 30,25, s. Apotheker).