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Fromm

Fromm, Frömmigkeit ist ein eigentlich ganz dem alttestamentlichen Sprachschatz angehöriges Wort; denn an den wenigen Stellen, wo Luther es im Neuen Testament hat, steht im Grundtext entweder „gerecht“ oder ein anderes Wort mit ähnlicher Bedeutung. Nun ist allerdings auch im Alten Testament „fromm“ und „gerecht“ der Bedeutung nach kaum verschieden, wie denn beide Wörter oft miteinander abwechseln (zum Beispiel Ps. 33,1: Freuet euch des Herrn, ihr Gerechten, die Frommen sollen ihn schön preisen; Jes. 1,26: Alsdann wirst du eine Stadt der Gerechtigkeit und eine fromme Stadt heißen). Beide Ausdrücke besagen, daß ein Mensch ist, wie er sein soll, wie man ihn haben will; daß er das Maß ausfüllt, nach dem er gemessen wird, daß er von der Linie nicht abweicht, die ihm vorgezeichnet ist. Ein Unterschied läßt sich nur insoweit erkennen, als in das Wort f.(im Hebräischen wie in unserem jetzigen deutschen Sprachgebrauch) noch mehr als in das Wort gerecht das bestimmte Bewußtsein aufgenommen ist, daß ein Mensch ist, wie gerade Gott ihn haben will, daß er den göttlichen Maßstab ausfüllt. Vgl. zum Beispiel 1 Mo. 17,1: wandle vor mir und sei f.; Hes. 18,9: der nach meinen Rechten wandelt und meine Gebote hält — das ist ein frommer Mann u. dgl. Daher auch das so vielfach im Alten Testament bezeugte Vertrauen, daß auf dem Frommen Gottes Wohlgefallen ruhe Spr. 11,20, daß Gott seinen Weg ebne Spr. 15,19, sein Geschlecht segne Ps. 112,2 ff., daß Gott den Frommen kein Gutes mangeln lasse Ps. 84,12, und ihnen das Licht immer wieder aufgehen lasse Ps. 97,11. Man kann freilich an dem Wort „fromm“ auch den ganzen Zweifelskampf verfolgen, der auf dem Boden des Alten Testaments durchzukämpfen war, weil so manchmal die Erfahrung jenem Vertrauen zu widersprechen schien. Nicht bloß, daß die Frommen sich so oft als Zielscheibe für die Bosheit der Gottlosen fühlen (Ps. 11,2; 37,14; Spr. 29,10; Hab. 1,13), sondern daß es auch den Augenschein gewinnt, Gott bringe um „beide den Frommen und den Gottlosen“ (Hi. 9,22). „Wenn jemand schon f. ist, so gilt er doch nichts bei Gott“ (Hi. 34,9). Für solche Lebensrätsel hat ja auch das Neue Testament nur den festen Glauben zur Lösung, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen, Röm. 8,28. An einigen Stellen heißt auch Gott „fromm“, sofern wir Menschen an ihm nichts auszusetzen finden und er alle Erwartungen, die man zu ihm haben darf, erfüllt, Ps. 25,8; 92,15; 5 Mo. 32,4; Sa. 22,26.

Buch des Frommen, Jos. 10,13, s. d. Art. Buch.

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