Erleuchten
Erleuchten, Erleuchtung — im natürlichen Sinne: hellmachen, die Finsternis vertreiben, 2 Mo. 14,20; Luk. 11,36, auch übertragen auf die Erhellung und Erheiterung des verdunkelten, zagenden Herzens (Esra 9,8; Ps. 13,4).
Im geistlichen Leben bedarf der Mensch ganz besonders der Erleuchtung. Durch die Sünde ist er in einen Zustand der Finsternis und Verblendung geraten, der sein ganzes Wesen mit Verstand, Gemüt und Willen umfaßt und ihn unfähig macht zur Wahrheitserkenntnis und zum Leben aus Gott (Joh. 3,19; 2 Kor. 4,4; Eph. 4,18; 5,8; 1 Joh. 2,11). Wohl sind schwache Lichtstrahlen der Erkenntnis Gottes durch das Weltall ausgebreitet (Röm. 1,20) und geben im Gewissen einigen Schein zur Selbsterkenntnis (Röm. 2,14. 15). Aber wenn der Mensch aus der Finsternis herauskommen soll, so ist eine besondere Erleuchtung nötig, die Erkenntnis seiner selbst und Gottes, die Sünden- u. Heilserkenntnis (Ps. 19,9; Sir. 51,27; Apg. 26,18; Eph. 1,18; 3,9; 5,14). Diese Erleuchtung aber ist nicht ein Menschenwerk, denn was finster ist, kann nie von selber Licht werden, sondern ein Werk des Vaters (2 Kor. 4,6, vgl. Jak. 1,17), des Sohnes (Luk. 2,32; Joh. 1,9; 8,12), vornehmlich des h. Geistes (Eph. 1,17. 18). Wie Gott bei der Schöpfung durch sein Machtwort das Licht aus der Finsternis hat hervorleuchten lassen, so hat er in Jesu Christo nicht durch ein Wort nur, sondern tatsächlich sein Gotteslicht in die Finsternis der Menschenwelt hineingestellt und in die Menschenherzen hineinstrahlen lassen und läßt es noch immer durch die Predigt des Evangeliums bis an die Enden der Erden hinauswirken. Der h. Geist vermittelt nun die Erleuchtung in die Herzen derer, die sich erleuchten lassen, indem er sie wiedergebiert und erneuert zu dem Licht des göttlichen Ebenbildes. Mittel dazu ist das Wort Gottes (Ps. 19,9; 2 Petr. 1,19) und zwar das Neue Testament noch mehr als das Alte Testament., sofern das Gesetz ein tötendes, das Evangelium ein wiederbelebendes Licht (vgl. Luk. 1,77. 78) in das Sünderherz hineinfallen läßt (2 Kor. 3,6-9. 14. 18). Wer den erleuchtenden Wirkungen des Geistes Gottes fort und fort widerstrebt, von dem zieht sich derselbe zurück (vgl. Hi. 33,29. 30). Wer aber schon erleuchtet, mit ganzer Entscheidung durch die Wiedergeburt in das Reich des Lichtes versetzt war und — nicht etwa durch einzelne Sünden, sondern durch den gänzlichen Abfall von der göttlichen Wahrheit sich selbst wieder in die Finsternis gestürzt hat, bei dem ist eine zweite Buße unmöglich (Hbr. 6,4; 10,20. 32). (S. auch Verstockung.).