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Erdbeben

1. Natürliche Erdbeben

Dass Erdbeben in Palästina und den umliegenden Ländern häufig waren (wie sie es jetzt noch sind), sieht man in der Bibel weniger an den vereinzelten Erzählungen von Erdbeben (Am 1,1; Sach 14,5), als an den vielfachen Schilderungen in prophetischen Reden und Psalmen, denen die Anschauung von Erdbeben zugrunde liegt. Am ausführlichsten ist Jes 24,18ff. (Grundtext): „die Grundfesten der Erde beben; die Erde kracht mit Krachen, die Erde birst mit Bersten; die Erde wankt mit Wanken. Die Erde wird taumeln wie ein Trunkener, und schwanken wie ein Hängebette“. Vergleiche dazu noch das Zittern der Berge und das Zerspringen der Felsen (Nah 1,5f.). Auch das plötzliche Ungestüm des Meers (Hi 26,12) und das Brausen der Wasserwogen (Lk 21,25) ist vielleicht als Folge eines Erdbeben gedacht (Sir 16,18, Meer und Erde beben).

2. Erdbeben und Gott

Die biblische Naturanschauung sieht im Erdbeben wie im Gewitter usw. eine Wirkung der göttlichen Kraft und Herrlichkeit (Hi 9,5f.). Gerade das Schwanken des Sichersten, des Erdbodens, und das Stürzen des Festesten, der Berge, bezeugt recht eindrücklich die Ohnmacht und Unbeständigkeit des Irdischen gegenüber der unbeweglichen Majestät Gottes. Daher wird, namentlich in dichterischen Schilderungen, das Erdbeben damit in Verbindung gebracht, dass Gott in seiner Majestät erscheinen will (Ri 5,4f.; 2Sam 22,8; Ps 68,9; 77,19; 114,7; jedoch ist vielleicht an manchen dieser Stellen das Beben der Erde nur als Folge mächtigen Donners gedacht). Als Zeugen des Nahens göttlicher Kräfte dienen auch die in 1Kön 19,11; Mt 28,2; Apg 4,31; 16,26 genannten Erdbeben.
Ferner wird das Erdbeben als eine Wirkung des göttlichen Zorns geschildert und mit den Gerichten Gottes in Verbindung gebracht. Dabei ist jedoch merkwürdigerweise weniger von den schrecklichen Folgen des Erdbeben die Rede (Sach 14,5; Offb 11,13), als vielmehr in dichterischer Weise dasselbe als ein Gericht über den Erdboden, die Berge usw. beschrieben; denn „ihre Missetat drückt sie“ (Jes 24,20; vgl. Ps 75,4; 104,32; Jes 5,25; 13,13; Jer 10,10; 50,34; Nah 1,5). Wie schon manche der bisherigen Stellen zeigen, gehören Erdbeben namentlich auch zu den Gerichten der Endzeit (Mt 24,7; Offb 6,12; 8,5; 11,19; 16,18).

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