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Erbauung

Erbauen, Erbauung im bildl. Sinn vereinzelt schon bei den Alten, im Alten Testament zum Beispiel Spr. 14,1, kommt im Neuen Testament 36 mal vor, weitaus am häufigsten bei Paulus. (Röm. 14,19; 15,2; 1 Kor. 14,3. 4. 5. 17. 26; 2 Kor. 10,8; 12,19; 13,10; Eph. 4,29; 1 Tim. 1,4 hat Luther „bessern, Besserung“ übersetzt.) Begründet ist dieser Sprachgebrauch des Neuen Testaments wohl am meisten in der Art, wie im Alten Testament der Bau der heiligen Stadt und des Tempels, namentlich bei den Propheten, zugleich „geistige Bedeutung“ gewinnt; im Neuen Testament ist auch dieses Wort, wie so viele des Alten Testaments „erfüllt“. Vgl. nachher die einzelnen Stellen.

Wer erbaut? Der oberste Bauherr ist Gott Apg. 20,32; 1 Kor. 3,9. Insofern heißt Christus der Grund, welcher gelegt ist, 1 Kor. 3,11; der Eckstein, Eph. 2,20. Aber er nennt auch sich selbst den Baumeister, weil ja der Vater alles durch ihn tut, Mt. 16,18. Ja auch allen Christen ist die Mitarbeit an dem von Gott in Christus begonnenen und fortwährend unter seiner Oberleitung und in seiner Kraft (Eph. 4,16) wachsenden Bau befohlen, nicht nur einem Paulus, der sich im Vergleich mit andern einen grundlegenden Baumeister nennt, 1 Kor. 3,10, oder den übrigen Aposteln und Propheten, Eph. 2,21, oder doch nur den geistbegabten Lehrern und Hirten, Eph. 4,11. 12 f.; 1 Kor. 14, sondern jeglicher stelle sich so, daß er seinem Nächsten gereiche zum Guten, zur Erbauen, Erbauung, Röm. 15,2; 14,19; 1 Th. 5,11.

Wer (was) wird erbaut? Die Gemeinde des Herrn im ganzen, Mt. 16,18; Eph. 2,21 f.; Apg. 9,31. Ferner die einzelne Gemeinde, s. zum Beispiel 1 Kor. 14; Eph. 2,22 ist die Einzelgemeinde wie eine Kapelle des großen Domes vorgestellt. Weil aber das „Reich Gottes“ aus selbständigen „Kindern Gottes“ besteht, so ist auch jeder einzelne, und wäre es der unscheinbarste Gläubige, für sich ein Gottesbau, ein Tempel des h. Geistes (vgl. 1 Kor. 6,19 f. und besonders Mt. 7,24), den es zu erbauen gilt. Daher ist 1 Kor. 14,4 vom „Sicherbauen“ des Einzelnen die Rede. Aber ebendort (vgl. auch V. 17) ist deutlich, daß des Apostels Blick, wenn er vom Erbauen, Erbauung redet, doch insbesondere auf die wechselseitige Arbeit aller an allen innerhalb der Gemeinde gerichtet ist. In ihr ist jeder Erbauende zugleich ein der Erbauen, Erbauung Bedürftiger; der Einzelne ein Stein, für den die andern und der selbst für die andern alle von Bedeutung ist, 1 Pe. 2,5 und Eph. 4,16, wo das Bild der Erbauen, Erbauung mit dem vom Wachstum des Leibes erklärt ist. Denn (s. o.) im „Reiche Gottes“ ist, was sonst nie völlig zusammenstimmt, Gemeinschaft und einzelner, „Individualismus“ und Sozialismus, wahrhaft eins, und zwar in jeder Hinsicht, weil in Gott.

Worin besteht aber diese Erbauung? Nicht in frommer Rührung, wie wir manchmal das Wort brauchen, wenn wir „erbauliche“ Predigten solche nennen, die das Gefühl besonders anregen. Das paßt nicht einmal auf 1 Kor. 14,4. Das Wort bedeutet vielmehr die Förderung des ganzen Christenstandes auf dem gelegten Grunde (s. o., wofür Jud. 20 gesagt wird „auf dem Glauben“), daher dem Grund entsprechend (man soll nicht Heu und Stoppeln drauf bauen, 1 Kor. 3,12), dem unvergleichlichen Ziel entgegen, das Eph. 4,12. 13 beschreibt. Auch das von Luther manchmal gebrauchte Wort „Besserung“ zeigt den ganzen nüchternen Ernst der „Erbauung“. Darauf weist ebenfalls Mt. 7,24. Hiermit ist zugleich ein Punkt der ersten Frage näher bestimmt. Dort war nach einigen Stellen auch das Grundlegen unter das „Erbauen“ befaßt, aber für gewöhnlich ist darunter das Weiterbauen verstanden, das zwischen erster Grundlegung und letzter Vollendung liegt.

Wodurch geschieht solche Erbauung? Durch das Wort, das nach oben und das an einander gerichtete, das Gebets- wie das Lehrwort; zunächst das öffentliche im Gottesdienst. Darüber gibt 1 Kor. 14 die wichtigsten Aufschlüsse, Grundlinien jeder gottesdienstlichen Erbauen, Erbauung auch unter ganz veränderten Verhältnissen. Aber Erbauen, Erbauung im Sinn der Schrift wird ebenso durch das Wort im täglichen Verkehr zustande gebracht oder gehindert. Eph. 4,29 (vom faulen Geschwätz) gilt allen, die erbauen und erbaut werden wollen. Zum erbauenden Wort muß selbstverständlich der Wandel kommen; und der Nächste hat daran desto mehr Gefallen, wenn wir nicht „Gefallen an uns selbst haben“, Röm. 15,1. 2, und wenn wir bedenken, daß zwar alles erlaubt ist, aber nicht alles erbaut, 1 Kor. 10,23, Eines aber immer und unter allen Umständen, die Liebe, 1 Kor. 8,1. Mithin ist „Erbauung“ etwas Ernsthaftes, Allmähliches, Werktägliches wie Sonntägliches, Gottes und unsre Sache, eine Angelegenheit aller zusammen und jedes Einzelnen. Vgl. Heiligung.

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