Elend
Elend. Die Urbedeutung dieses sinnvollen Worts ist das Weilen im Ausland, die Heimatlosigkeit. Diese Bedeutung kann man auch in manchen Stellen seines bibl. Gebrauchs noch durchklingen hören, zum Beispiel 1 Mo. 41,52; 2 Mo. 3,17; 2 Sa. 16,12; Jes. 58,7; Klagel. 1,3; Hbr. 11,38, ohne daß jedoch (mit Ausnahme der letzten Stelle) auch das im Grundtext stehende Wort diese bestimmtere Bedeutung hätte. Jn allgemeinerem Sinn bezeichnet Elend die Entbehrung dessen, was — in ähnlicher Weise wie die Heimat — zum wahren Leben und Wohlsein gehört. Es kann daher bestehen in Armut, Gefangenschaft, Krankheit, Bedrückung, Kummer irgend welcher Art (1 Sa. 1,11; Hi. 36,21; Ps. 9,14; 119,92; Jak. 5,1). Auch der Zustand der Sünde und Sündenschuld wird als Elend bezeichnet (Ps. 25,18; Röm. 7,24). Doch ist das Elend durchaus nicht immer verschuldete Strafe, sondern vielmehr Erziehungsmittel in der Hand Gottes, der sein Volk auserwählt machen will im Ofen des Elend (Jes. 48,10). Die Elenden sind in den Psalmen und bei den Propheten häufig die Frommen, welche, auf Erden mannigfach bedrückt, in Geduld an der Hoffnung auf Gottes Erlösung sesthalten (Ps. 10,17; 12,6; 22,27; 25,9; 37,11; 149,4; Jes. 61,1; 66,21). Auch im Neuen Testament gilt das Elend als Gottes väterliche Züchtigung (Hbr. 12,5 f.), als ein Stück des irdischen Christenberufs (1 Pe. 2,20 f.), welches ein Ende haben wird (2 Kor. 4,17), wenn der Christ aus dem Elend der Fremde (1 Pe. 2,11) zur wahren Heimat gelangt (2 Kor. 5,8).