die Bücher
Samuel, die Bücher Samuels, so genannt, weil sie zuerst die Geschichte dieses großen Propheten erzählen, aber unpassend, da Samuel weder der Verfasser, noch der Hauptinhalt ist. Die Trennung in zwei Bücher mit den Namen: 1. und 2. Buch der Königsherrschaften ist erst von der alten griech. und latein. Übersetzung eingeführt worden. Ihr Inhalt zerfällt in drei Hauptabschnitte: Samuel, 1 Sa. 1-12, Saul, 1 Sa. 13-31, David, 2 Sa. Das Buch nimmt den Faden der Geschichte auf, wo ihn das Richterbuch fallen ließ, in der Zeit der 40 jähr. Philisterherrschaft, und führt sie von hier in pragmatischem Zusammenhang weiter. Ihr Inhalt ist in kurzer Zusammenfassung: Geburt, Jugend und erste prophet. Berufung Samuels (Kap. 1-3); Kampf mit den Philistern, erst unglücklich, aber mit endlicher Erlösung durch Samuel (Kap. 4-7); Königswahl und Salbung Sauls, seine erste Waffentat und Samuels Abschiedsrede (Kap. 8 bis 12); Sauls und Jonathans Taten, Verwerfung Sauls wegen seines Ungehorsams (Kap. 13-15). David, von Samuel gesalbt, Sauls Harfenspieler, Zweikampf mit Goliath (Kap. 16. 17); der Konflikt zwischen Saul und David (Kap. 18-27); Untergang Sauls (Kap. 28-31). Das zweite Buch beginnt mit den Königsanfängen Davids, Trauerlied über Saul und Jonathan (Kap. 1); Salbung zu Hebron, Abners Widerstand, Unterwerfung u. Ermordung durch Joab; der Gegenkönig Isboseth ermordet und von David gerächt (Kap. 2-4); David wird nach und nach auch von den übrigen Stämmen außer Juda anerkannt, Jerusalem erobert und das Heiligtum auf dem Zion eingerichtet (Kap. 5. 6); die prophet. Verheißung des Bestandes der davidischen Dynastie (Kap. 7); Davids glückliche Kriege und seine Milde gegen Mephiboseth (Kap. 8-10); Davids Sündenfall während der Belagerung Rabbas, das schließlich erobert wird (Kap. 11. 12), das Unglück in seinem eigenen Hause, beginnend mit der Verführung Thamars, endigend mit dem Aufruhr und Tode Absaloms (Kap. 13-18); David nimmt wieder von der Macht Besitz, hält Abrechnung mit Freund u. Feind, dämpft die Empörung Sebas, schlägt die Philister (Kap. 19-21); sein Dankpsalm (Kap. 22 = Psalm 18); sein Testament und Verzeichnis seiner Helden (Kap. 23); sein Hochmutsfall und Bestrafung (Kap. 24). Den Tod Davids erzählt erst 1 Kö. 2, weil die in seinen letzten Zeiten angezettelten Intriguen, die Thronfolge betreffend, in die Regierungsgeschichte Salomos aufgenommen werden sollten; da die Sam.-Bücher jedenfalls nicht ein Werk mit den ganz anders angelegten Königsbüchern ursprünglich bildeten, ist vielleicht an ihrem Schluß eine Notiz über den Tod Davids bei der Vereinigung der beiden Werke weggefallen. Die Sam.-Bücher erzählen also die Geschichte Israels in der wichtigen Periode der Begründung des Königtums und zwar wie alle biblischen Geschichtsbücher vom relig.-pragmat. Standpunkte aus, der in allem äußern Geschehen das Walten u. Richten Gottes stark hervorhebt; ihr Gegenstand erheischte, daß die Geschichtsschreibung hier biograph. Charakter annimmt, aber die Biographie ist doch nur der Faden, an welchen die Volksgeschichte angereiht wird. Da der Zeitraum von der Geburt Samuels bis zum Tode Davids mehr als ein Jahrhundert umfaßt, muß der Verfasser schriftliche Quellen benützt haben. Ausdrücklich erwähnt als solche wird zwar nur „das Buch des Redlichen“, 2 Sa. 1,18 (vgl. Jos. 10,13), vermutlich eine Sammlung von Heldenliedern, aber auch die andern poetischen Stücke: Hannas Lobgesang 1 Sa. 2,1-10, der Päan der Weiber 18,7, die Totenklage Davids über Abner 2 Sa. 3,33. 34, der Psalm 2 Sa. 22, Davids Schwanengesang 23,1-7, sind wohl schriftlichen Quellen entnommen, sowie die offiziellen Listen der Schätze, Beamten und Helden Davids, 2 Sa. 8 und 23. Dem Kanzler oder Chronisten Davids, 2 Sa. 8,16, lag wohl ob, die offiziellen Dokumente auszufertigen und die wichtigsten Ereignisse in die Reichsannalen einzutragen, welche schon für die Zeit Davids bezeugt sind, 1 Chr. 27,24. Außerdem erwähnt 1 Chr. 29,29 eine Quelle, betitelt: Worte Samuels des Sehers, und Worte Nathans des Propheten und Worte Gads des Schauers, welche nach dieser Bezeichnung nicht unser Samuelisbuch gewesen sein kann, dagegen höchst wahrscheinlich von ihm verwendet wurde, etwa Aussprüche jener Männer mit der notwendigen geschichtlichen Einkleidung. Überdies beweisen manche Erscheinungen, namentlich in 1 Sa., zweifellos, daß der Verfasser verschiedenartige und nicht immer übereinstimmende Quellenberichte in sein Werk aufnahm; man vergleiche Davids Einführung bei Saul 1 Sa. 16 mit dem Auftritt 1 Sa. 17,1 bis 18,5; 1 Sa. 17,50. 51 mit 2 Sa. 21,19 und der Berichtigung 1 Chr. 20,5; 1 Sa. 10,10-12 mit 19,24 usw. Die gewissenhafte Wiedergabe verschiedener Überlieferungen verursacht so einige sachliche und chronolog. Schwierigkeiten, die aber entfernt nicht die Glaubwürdigkeit des Ganzen in Frage zu stellen vermögen. Es ist an sich wahrscheinlich, daß bald nach dem Ableben von Männern wie Samuel, Saul und David verschiedene Hände versuchten, ihre Lebensschicksale aufzuzeichnen; und was ihm von solchen Quellenschriften entgegenkam, hat der Verf.zu einem meisterhaften Gesamtbilde vereinigt, das an kindlicher Einfachheit und künstlerischer Anschaulichkeit der Erzählung, wie an tragischer Verknüpfung von Schuld und Unglück seinesgleichen sucht; es ist namentlich das Leben Davids die Blüte der israelit. Geschichtsschreibung, so reich an bestimmten Daten und Namen wie kein anderes bibl. Geschichtsbuch. Wenn wir mit Bezug auf die Quellen dieses Werkes uns mit Wahrscheinlichkeiten begnügen müssen, so läßt sich dagegen die Frage nach der Schlußredaktion zu seiner gegenwärtigen Gestalt bestimmter beantworten. Die derselben angehörige häufige Formel „bis auf diesen Tag“, 1 Sa. 5,5; 6,18; 30,25; 2 Sa. 4,3; 6,8; 18,18, ganz besonders 1 Sa. 27,6; „daher gehört Ziklag den Königen Judas bis auf diesen Tag“ führt in die ersten Jahrhunderte nach der Reichsteilung, in die Zeit, wo neben den „Königen Judas“ auch noch Könige Israels herrschten; und da unbefangen und ohne Mißbilligung von zahlreichen Opferstätten erzählt wird, so erscheint die deuteronom. Gesetzgebung nach dieser Seite hin noch nicht durchgeführt. Der unbekannte Verf. muß ein prophet. Mann in Juda gewesen sein.