Denkzettel
Denkzettel. Die Juden pflegen beim Gebet zwei Riemen, sogen. Teffilin, zu gebrauchen, von denen der eine über den Augen, der andere am linken Arm über dem Herzen befestigt wird (Abb. 91 u. 92). An jedem dieser Riemen ist eine lederne Kapsel befestigt. Die am Kopf angebrachte Kapsel enthält in ihren vier Abteilungen vier Pergamentstreifen, auf welchen die Gesetzesstellen 2 Mo. 13,3-10. 11-16; 5 Mo. 6,4-9; 11,13-21 stehen. Die am linken Arm befestigte Kapsel birgt nur einen Pergamentstreifen mit denselben Gesetzesstellen. Die Gebetsriemen werden beim An- und Ablegen geküßt. Diese Sitte, welche von der Überlieferung auf Mose zurückgeführt wird, ist erst in der Zeit nach der Gefangenschaft aufgekommen, und je äußerlicher die Gesetzeserfüllung wurde, desto mehr legte man Gewicht auf die genaue Anfertigung und den richtigen Gebrauch der Gebetsriemen. Wenn die Pharisäer (Mt. 23,5) ihre Denkzettel (bezw. deren Kapseln), welche zugleich als Amulette dienten, besonders breit machten, so entspricht dies ihrer auf den Schein berechneten Frömmigkeitsübung. Ganz ohne Grund berufen sich die Juden für diese ihre Sitte auf die Stellen 2 Mo. 13,9. 16; 5 Mo. 6,8; 11,18. Das Denkzettel zwischen den Augen ist dort nicht buchstäblich zu verstehen, sondern der bildliche Ausdruck ist daraus zu erklären, daß man im Altertum den Sklaven ein Malzeichen auf die Stirne zu brennen pflegte. Die Juden sollten sich als solche ansehen, welche gleichsam die Malzeichen Jahvehs an sich trugen. Eben aus jenen Malzeichen der Sklaven erklären sich auch die Stellen Gal. 6,17; Offb. 13,16 usf. Vgl. Quaste.
In der luth. Übersetzung von Mal. 3,16 steht Denkzettel für Gedenkbuch, bildliche Bezeichnung der Treue, mit welcher Gott der Seinen gedenkt.