Böse
1) Personen
Böse heißt ein Mensch (oder Engel), der seinem inneren Wesen, seiner Willensrichtung nach nicht ist, wie er sein soll; und weil nach dem Gleichnis des Herrn ein fauler Baum faule Früchte trägt, so heißen auch die Gedanken, Worte und Werke, die aus dem bösen Wesen eines solchen Menschen hervorgehen, böse (Mt 12,33-35). In seiner Richtung gegen Gott heißt das Böse Sünde.
2) Anderes
Im täglichen Leben und so auch in der Bibel heißen viele Sachen böse, die keinen Willen und kein Gewissen haben; zum Beispiel böse Tiere (1Mo 37,33; 3Mo 26,6), böse Krankheiten (5Mo 28,59) und dergleichen. Diese Übertragung des Worts kommt daher, daß wir die Wirkungen dieser Dinge so empfinden, als ob sie den bösen Willen uns zu schaden hätten. Und so heißen denn weiter überhaupt schädliche, uns widrige Dinge böse (zum Beispiel böses Land (4Mo 13,19); böse Botschaft (Jer 4,15); böse Zeit (Am 5,13; Eph 5,16)).
Doch soll ein Christ immer mehr erkennen lernen, dass nach dem Willen Gottes ihm alle Dinge zum besten dienen (Röm 8,28), soll überhaupt sein Urteil über gut und böse nach dem allein richtigen und maßgebenden Urteil Gottes zu richten suchen; wie denn zum Beispiel Christus nie etwas anderes als Menschen und den Teufel mit ihren Taten bösen und dergleichen genannt hat (nur Mt 7,17 „arge Früchte“, in einer sehr durchsichtigen Gleichnisrede, die doch wieder auf Menschen sich bezieht).
Bosheit bezeichnet den bösen Willen, die böse Gesinnung, als die Quelle derjenigen nicht guten Handlungen, die durch Unvorsichtigkeit, Versuchung und dergleichen nicht zu erklären oder zu entschuldigen sind. Boshaftig bei Luther oft = böse, doch stärker als dieses. Namentlich heißt so, wer Freude daran hat, andern wehe zu tun (Ps 119,150).