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Bildhauerkunst

Bau- und Bildhauerkunst. Daß die Israeliten, wie in der Kunst überhaupt, so auch in der Baukunst nichts Hervorragendes leisteten, darf nicht befremden; sie lehnten sich an das von den Kanaanitern Überkommene, vgl. 5 Mo. 6,10 ff., u. andere fremde Vorbilder (hauptsächlich ägyptische) an. Die Privathäuser (s. Haus) wurden in der besseren Zeit, ehe Verschwendung und Verweichlichung einrissen, sehr einfach gebaut. Öffentliche Gebäude aber waren schon darum selten, weil nach dem Gesetz nur ein einziges Heiligtum bestehen durfte. Ehe eine Zeit der Ruhe eintrat, das heißt vor der Regierung Davids und Salomos, war überhaupt an größere Bauwerke nicht zu denken. Als nun aber die von David vorbereiteten Bauten durch Salomo zur Ausführung gelangten, war man auf die Hilfe der Phönikier angewiesen, und es ist wahrscheinlich, daß man sich auch dem phönikischen Baustil anschloß. Das sorgfältige Behauen der Quader, wie es noch jetzt an den Überresten der Tempelquadern wahrnehmbar ist, weist namentlich auf Phönikien hin. Außer dem Tempel (s. d. Art.) baute Salomo sich noch einen Palast (Haus vom Walde Libanon) auf dem Zion. Einfachheit scheint auch bei diesen großen Bauten leitender Grundsatz gewesen zu sein. Insbesondere war man nicht auf viele Verzierungen bedacht, und wo solche zur Anwendung kamen, wurden die Motive dem Pflanzenreich, nicht dem Tierreich entnommen. Daß man in der römischen Zeit, wo auch in Palästina Theater u. dergl. gebaut wurden, sich dabei dem griechisch-römischen Baustil anschloß, hinderte nicht, dem Tempel seinen ursprünglichen Charakter zu belassen.

Die Bildhauerkunst fand unter dem Volke, welches dem wahren Gott ohne Bildnis und Gleichnis dienen sollte, keinen fruchtbaren Boden. Nur in untergeordneter Weise kamen Dekorationen in Anwendung bei dem goldenen Leuchter im Tempel, bei Säulenkapitälen, bei der Verkleidung der Wände des Heiligtums. Außer Blumen, Früchten und Bäumen (Palmen) wurden dabei nur die Cherubim dargestellt. Die zwölf Rinder, welche das eherne Meer trugen, die zwölf Löwen, welche auf den Stufen des Thrones Salomos standen, waren einfach im Vergleich mit den bei Ägyptern und Assyrern üblichen Verbindungen von Menschen- und Tierleibern. Götzenbilder, welche teils massiv, teils aus Holz geschnitzt und mit Silber oder Gold überzogen waren, wurden schwerlich mit sonderlichem Aufwand von Kunst verfertigt. In späterer Zeit betrachteten die Juden jede bildliche Darstellung von Tieren oder Menschen als eine Gesetzesübertretung und nahmen daher zum Beispiel an dem Adler, welchen Herodes über einem Tempeltor hatte anbringen lassen, und an den Bildern der Kaiser auf den römischen Feldzeichen großen Anstoß. Vgl. Frondienst.

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