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Betrug

Betrug, betrügen heißt durch Lügen oder falsche Vorstellungen dem Nächsten einen Schaden zufügen und sich einen Vorteil zueignen; am häufigsten kommt das beim Handel vor, 3 Mo. 25,14; 5 Mo. 25,13-16, übrigens gilt Hoseas Wort: der Kaufmann — wörtlich: der Kanaaniter — betrügt gern (12,8), nicht dem Stand im allgemeinen, sondern will sagen, in Israel habe ein kanaanitischer Handels- u. Schachergeist Eingang gefunden (vgl. Am. 8,5). Betrug, betrügen kommt in allen Ständen vor als eine der vielen Zungensünden (Hi. 27,4; Spr. 24,28), von denen nur Christus ganz frei geblieben ist (1 Pe. 2,22; vgl. Jes. 53,9), obgleich ihn seine Feinde als einen Erzbetrüger hinstellen wollten (Mt. 27,64). Sein Vorbild ist auch in diesem Stück für uns maßgebend (1 Pe. 2,1; vgl. 21 f.), wie ja schon durch das Sprüchlein: Alles, was ihr wollet usw. (Mt. 7,12) alles betrügliche Handeln ausgeschlossen ist. Wer durch frühere Sünden dieser Art sich im Gewissen beschwert fühlt, dem gibt Zachäus einen nachahmenswerten Wink: „So ich jemand betrogen habe, das gebe ich vierfältig wieder“ (Luk. 19,8). Wenn nun aber überhaupt der Kluge sich davor hütet, durch Betrug, betrügen in Schaden zu kommen (Sir. 13,10) so soll ein Christ sich noch viel mehr in acht nehmen vor den Gefahren des Selbstbetrugs und des Betrugs der Sünde. So leicht b. der Mensch sich selbst mit eitlen Hoffnungen (Jer. 37,9; Sir. 34,1), selbst wenn sie nur auf Träume sich gründen (Sir. 34,7); ein Zeichen, daß es ihm an nüchternem Wahrheitssinn fehlt. Ferner ist der Hochmut eine Quelle des Selbstbetrugs, indem er die eigene Kraft und Weisheit viel höher schätzt, als sie in Wirklichkeit ist, und meint, sogar den Gerichten Gottes Trotz bieten zu können (Hi. 15,31; Jer. 49,16; Gal. 6,3; 1 Kor. 3,18). Daraus entspringt zuletzt der gefährlichste Selbst-Betrug, betrügen, da man glaubt, mit bloßem Hören des Worts vor Gott bestehen zu können (Jak. 1,22). Der Betrug, betrügen ist auch eine Hauptwaffe der Sünde zur Verführung der Menschen (Röm. 7,11; Hbr. 3,13), wie die Erzählung vom ersten Sündenfall schon zeigt. Die Schlange betrog Eva (1 Mo. 3,13), indem sie das Glück der Menschen im Paradies herabsetzte, die Bedeutung der Sünde und der göttlichen Drohung verkleinerte, dagegen von der Übertretung des Gebots wunderbare Erfolge u. Fortschritte verhieß (1 Mo. 3,1-6) und überhaupt den Glauben an Gottes Wort untergrub. Und doch war von allem, was die Schlange sagte, das Gegenteil wahr. So betrügt die Sünde noch immer den Menschen durch die Vorspiegelung, das Leben nach Gottes Wort sei trübselig und ohne alle Freude, und in ihrem Dienst allein sei wahres Glück zu finden. So betrügt der Reichtum (Mt. 13,22), so der Götzendienst den Menschen (Jer. 3,23); bei andern sind bestechende Reden und Gründe, die sich wie lauter Vernunft anhören, das Mittel, um sie von der Wahrheit abwendig zu machen (Kol. 2,4; vgl. Gal. 1,7), das Ende aber ist immer eine große Enttäuschung.

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